Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Zimmerspruch. Das neue Haus ist aufgericht't, Gedeckt, gemauert ist es nicht, Noch können Regen und Sonnenschein Von oben und überall herein: Drum rufen wir zum Meister der Welt, Er wolle von dem Himmelszelt Nur Heil und Segen gießen aus Hier über dieses offne Haus. Zuoberst woll' er gut Gedeihn In die Kornböden uns verleihn; In die Stube Fleiß und Frömmigkeit, In die Küche Maß und Reinlichkeit, In den Stall Gesundheit allermeist, In den Keller dem Wein einen guten Geist; Die Fenster und Pforten woll' er weihn, Daß nichts Unseligs komm' herein, Und daß aus dieser neuen Thür Bald fromme Kindlein springen für. Nun, Maurer, decket und mauret aus! Der Segen Gottes ist im Haus. Zimmerſpruch. Das neue Haus iſt aufgericht’t, Gedeckt, gemauert iſt es nicht, Noch können Regen und Sonnenſchein Von oben und überall herein: Drum rufen wir zum Meiſter der Welt, Er wolle von dem Himmelszelt Nur Heil und Segen gießen aus Hier über dieſes offne Haus. Zuoberſt woll’ er gut Gedeihn In die Kornböden uns verleihn; In die Stube Fleiß und Frömmigkeit, In die Küche Maß und Reinlichkeit, In den Stall Geſundheit allermeiſt, In den Keller dem Wein einen guten Geiſt; Die Fenſter und Pforten woll’ er weihn, Daß nichts Unſeligs komm’ herein, Und daß aus dieſer neuen Thür Bald fromme Kindlein ſpringen für. Nun, Maurer, decket und mauret aus! Der Segen Gottes iſt im Haus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0075" n="69"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Zimmerſpruch</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l>Das neue Haus iſt aufgericht’t,</l><lb/> <l>Gedeckt, gemauert iſt es nicht,</l><lb/> <l>Noch können Regen und Sonnenſchein</l><lb/> <l>Von oben und überall herein:</l><lb/> <l>Drum rufen wir zum Meiſter der Welt,</l><lb/> <l>Er wolle von dem Himmelszelt</l><lb/> <l>Nur Heil und Segen gießen aus</l><lb/> <l>Hier über dieſes offne Haus.</l><lb/> <l>Zuoberſt woll’ er gut Gedeihn</l><lb/> <l>In die Kornböden uns verleihn;</l><lb/> <l>In die Stube Fleiß und Frömmigkeit,</l><lb/> <l>In die Küche Maß und Reinlichkeit,</l><lb/> <l>In den Stall Geſundheit allermeiſt,</l><lb/> <l>In den Keller dem Wein einen guten Geiſt;</l><lb/> <l>Die Fenſter und Pforten woll’ er weihn,</l><lb/> <l>Daß nichts Unſeligs komm’ herein,</l><lb/> <l>Und daß aus dieſer neuen Thür</l><lb/> <l>Bald fromme Kindlein ſpringen für.</l><lb/> <l>Nun, Maurer, decket und mauret aus!</l><lb/> <l>Der Segen Gottes iſt im Haus.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [69/0075]
Zimmerſpruch.
Das neue Haus iſt aufgericht’t,
Gedeckt, gemauert iſt es nicht,
Noch können Regen und Sonnenſchein
Von oben und überall herein:
Drum rufen wir zum Meiſter der Welt,
Er wolle von dem Himmelszelt
Nur Heil und Segen gießen aus
Hier über dieſes offne Haus.
Zuoberſt woll’ er gut Gedeihn
In die Kornböden uns verleihn;
In die Stube Fleiß und Frömmigkeit,
In die Küche Maß und Reinlichkeit,
In den Stall Geſundheit allermeiſt,
In den Keller dem Wein einen guten Geiſt;
Die Fenſter und Pforten woll’ er weihn,
Daß nichts Unſeligs komm’ herein,
Und daß aus dieſer neuen Thür
Bald fromme Kindlein ſpringen für.
Nun, Maurer, decket und mauret aus!
Der Segen Gottes iſt im Haus.
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