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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

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Des Hirten Winterlied.

O Winter, schlimmer Winter!
Wie ist die Welt so klein!
Du drängst uns all in die Thäler,
In die engen Hütten hinein.
Und geh' ich auch vorüber
An meiner Liebsten Haus:
Kaum sieht sie mit dem Köpfchen
Zum kleinen Fenster heraus.
Und nehm' ich's Herz in die Hände,
Und geh' hinauf in's Haus:
Sie sitzt zwischen Vater und Mutter,
Schaut kaum zu den Aeuglein heraus.
O Sommer, schöner Sommer!
Wie wird die Welt so weit!
Je höher man steigt auf die Berge,
Je weiter sie sich verbreit't.
Und stehest du auf dem Felsen,
Traut Liebchen! ich rufe dir zu.
Die Halle sagen es weiter,
Doch Niemand hört es, als du.
Und halt' ich dich in den Armen
Auf freien Bergeshöhn:
Wir sehn in die weiten Lande,
Und werden doch nicht gesehn.

Des Hirten Winterlied.

O Winter, ſchlimmer Winter!
Wie iſt die Welt ſo klein!
Du drängſt uns all in die Thäler,
In die engen Hütten hinein.
Und geh’ ich auch vorüber
An meiner Liebſten Haus:
Kaum ſieht ſie mit dem Köpfchen
Zum kleinen Fenſter heraus.
Und nehm’ ich’s Herz in die Hände,
Und geh’ hinauf in’s Haus:
Sie ſitzt zwiſchen Vater und Mutter,
Schaut kaum zu den Aeuglein heraus.
O Sommer, ſchöner Sommer!
Wie wird die Welt ſo weit!
Je höher man ſteigt auf die Berge,
Je weiter ſie ſich verbreit’t.
Und ſteheſt du auf dem Felſen,
Traut Liebchen! ich rufe dir zu.
Die Halle ſagen es weiter,
Doch Niemand hört es, als du.
Und halt’ ich dich in den Armen
Auf freien Bergeshöhn:
Wir ſehn in die weiten Lande,
Und werden doch nicht geſehn.

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[52/0058] Des Hirten Winterlied. O Winter, ſchlimmer Winter! Wie iſt die Welt ſo klein! Du drängſt uns all in die Thäler, In die engen Hütten hinein. Und geh’ ich auch vorüber An meiner Liebſten Haus: Kaum ſieht ſie mit dem Köpfchen Zum kleinen Fenſter heraus. Und nehm’ ich’s Herz in die Hände, Und geh’ hinauf in’s Haus: Sie ſitzt zwiſchen Vater und Mutter, Schaut kaum zu den Aeuglein heraus. O Sommer, ſchöner Sommer! Wie wird die Welt ſo weit! Je höher man ſteigt auf die Berge, Je weiter ſie ſich verbreit’t. Und ſteheſt du auf dem Felſen, Traut Liebchen! ich rufe dir zu. Die Halle ſagen es weiter, Doch Niemand hört es, als du. Und halt’ ich dich in den Armen Auf freien Bergeshöhn: Wir ſehn in die weiten Lande, Und werden doch nicht geſehn.

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Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/58>, abgerufen am 22.12.2024.