Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Knaben Berglied.

Ich bin vom Berg der Hirtenknab,
Seh' auf die Schlösser all herab.
Die Sonne stralt am ersten hier,
Am längsten weilet sie bei mir.
Ich bin der Knab vom Berge!
Hier ist des Stromes Mutterhaus,
Ich trink' ihn frisch vom Stein heraus;
Er braust vom Fels in wildem Lauf,
Ich fang' ihn mit den Armen auf.
Ich bin der Knab vom Berge!
Der Berg, der ist mein Eigenthum,
Da ziehn die Stürme rings herum,
Und heulen sie von Nord und Süd,
So überschallt sie doch mein Lied:
Ich bin der Knab vom Berge!
Sind Blitz und Donner unter mir,
So steh' ich hoch im Blauen hier;
Ich kenne sie und rufe zu:
Laßt meines Vaters Haus in Ruh!
Ich bin der Knab vom Berge!
Uhlands Gedichte. 3
Des Knaben Berglied.

Ich bin vom Berg der Hirtenknab,
Seh’ auf die Schlöſſer all herab.
Die Sonne ſtralt am erſten hier,
Am längſten weilet ſie bei mir.
Ich bin der Knab vom Berge!
Hier iſt des Stromes Mutterhaus,
Ich trink’ ihn friſch vom Stein heraus;
Er brauſt vom Fels in wildem Lauf,
Ich fang’ ihn mit den Armen auf.
Ich bin der Knab vom Berge!
Der Berg, der iſt mein Eigenthum,
Da ziehn die Stürme rings herum,
Und heulen ſie von Nord und Süd,
So überſchallt ſie doch mein Lied:
Ich bin der Knab vom Berge!
Sind Blitz und Donner unter mir,
So ſteh’ ich hoch im Blauen hier;
Ich kenne ſie und rufe zu:
Laßt meines Vaters Haus in Ruh!
Ich bin der Knab vom Berge!
Uhlands Gedichte. 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0039" n="33"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Des Knaben Berglied</hi>.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ich bin vom Berg der Hirtenknab,</l><lb/>
              <l>Seh&#x2019; auf die Schlö&#x017F;&#x017F;er all herab.</l><lb/>
              <l>Die Sonne &#x017F;tralt am er&#x017F;ten hier,</l><lb/>
              <l>Am läng&#x017F;ten weilet &#x017F;ie bei mir.</l><lb/>
              <l>Ich bin der Knab vom Berge!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Hier i&#x017F;t des Stromes Mutterhaus,</l><lb/>
              <l>Ich trink&#x2019; ihn fri&#x017F;ch vom Stein heraus;</l><lb/>
              <l>Er brau&#x017F;t vom Fels in wildem Lauf,</l><lb/>
              <l>Ich fang&#x2019; ihn mit den Armen auf.</l><lb/>
              <l>Ich bin der Knab vom Berge!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Der Berg, der i&#x017F;t mein Eigenthum,</l><lb/>
              <l>Da ziehn die Stürme rings herum,</l><lb/>
              <l>Und heulen &#x017F;ie von Nord und Süd,</l><lb/>
              <l>So über&#x017F;challt &#x017F;ie doch mein Lied:</l><lb/>
              <l>Ich bin der Knab vom Berge!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Sind Blitz und Donner unter mir,</l><lb/>
              <l>So &#x017F;teh&#x2019; ich hoch im Blauen hier;</l><lb/>
              <l>Ich kenne &#x017F;ie und rufe zu:</l><lb/>
              <l>Laßt meines Vaters Haus in Ruh!</l><lb/>
              <l>Ich bin der Knab vom Berge!</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">Uhlands Gedichte. 3</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0039] Des Knaben Berglied. Ich bin vom Berg der Hirtenknab, Seh’ auf die Schlöſſer all herab. Die Sonne ſtralt am erſten hier, Am längſten weilet ſie bei mir. Ich bin der Knab vom Berge! Hier iſt des Stromes Mutterhaus, Ich trink’ ihn friſch vom Stein heraus; Er brauſt vom Fels in wildem Lauf, Ich fang’ ihn mit den Armen auf. Ich bin der Knab vom Berge! Der Berg, der iſt mein Eigenthum, Da ziehn die Stürme rings herum, Und heulen ſie von Nord und Süd, So überſchallt ſie doch mein Lied: Ich bin der Knab vom Berge! Sind Blitz und Donner unter mir, So ſteh’ ich hoch im Blauen hier; Ich kenne ſie und rufe zu: Laßt meines Vaters Haus in Ruh! Ich bin der Knab vom Berge! Uhlands Gedichte. 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/39
Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/39>, abgerufen am 22.12.2024.