Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Das Ruder schallt, das Segel schwillt, Die bunten Wimpel fliegen, Meerfrauen mit Gesang und Spiel Sich um die Kiele wiegen. Er spricht: "Das ist mein Königreich, Das frei und lustig streifet, Das um die träge Erde her Auf blauen Fluten schweifet." Da ziehen finstre Wolken auf Mit Sturm und mit Gewitter. Die Blitze zucken aus der Nacht, Die Maste springen in Splitter. Und Wogen stürzen auf das Schiff, So wilde, Bergen gleiche; Verschlungen ist der Königssohn Sammt seinem lust'gen Reiche. 3. Fischer. Versunken, wehe, Mast und Kiel! Der Schiffer Ruf verschollen! Doch sieh! wer schwimmet dort herbei, Um den die Wogen rollen? Das Ruder ſchallt, das Segel ſchwillt, Die bunten Wimpel fliegen, Meerfrauen mit Geſang und Spiel Sich um die Kiele wiegen. Er ſpricht: „Das iſt mein Königreich, Das frei und luſtig ſtreifet, Das um die träge Erde her Auf blauen Fluten ſchweifet.“ Da ziehen finſtre Wolken auf Mit Sturm und mit Gewitter. Die Blitze zucken aus der Nacht, Die Maſte ſpringen in Splitter. Und Wogen ſtürzen auf das Schiff, So wilde, Bergen gleiche; Verſchlungen iſt der Königsſohn Sammt ſeinem luſt’gen Reiche. 3. Fiſcher. Verſunken, wehe, Maſt und Kiel! Der Schiffer Ruf verſchollen! Doch ſieh! wer ſchwimmet dort herbei, Um den die Wogen rollen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0335" n="329"/> <lg n="2"> <l>Das Ruder ſchallt, das Segel ſchwillt,</l><lb/> <l>Die bunten Wimpel fliegen,</l><lb/> <l>Meerfrauen mit Geſang und Spiel</l><lb/> <l>Sich um die Kiele wiegen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Er ſpricht: „Das iſt mein Königreich,</l><lb/> <l>Das frei und luſtig ſtreifet,</l><lb/> <l>Das um die träge Erde her</l><lb/> <l>Auf blauen Fluten ſchweifet.“</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Da ziehen finſtre Wolken auf</l><lb/> <l>Mit Sturm und mit Gewitter.</l><lb/> <l>Die Blitze zucken aus der Nacht,</l><lb/> <l>Die Maſte ſpringen in Splitter.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und Wogen ſtürzen auf das Schiff,</l><lb/> <l>So wilde, Bergen gleiche;</l><lb/> <l>Verſchlungen iſt der Königsſohn</l><lb/> <l>Sammt ſeinem luſt’gen Reiche.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head>3.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Fiſcher</hi>.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Verſunken, wehe, Maſt und Kiel!</l><lb/> <l>Der Schiffer Ruf verſchollen!</l><lb/> <l>Doch ſieh! wer ſchwimmet dort herbei,</l><lb/> <l>Um den die Wogen rollen?</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [329/0335]
Das Ruder ſchallt, das Segel ſchwillt,
Die bunten Wimpel fliegen,
Meerfrauen mit Geſang und Spiel
Sich um die Kiele wiegen.
Er ſpricht: „Das iſt mein Königreich,
Das frei und luſtig ſtreifet,
Das um die träge Erde her
Auf blauen Fluten ſchweifet.“
Da ziehen finſtre Wolken auf
Mit Sturm und mit Gewitter.
Die Blitze zucken aus der Nacht,
Die Maſte ſpringen in Splitter.
Und Wogen ſtürzen auf das Schiff,
So wilde, Bergen gleiche;
Verſchlungen iſt der Königsſohn
Sammt ſeinem luſt’gen Reiche.
3.
Fiſcher.
Verſunken, wehe, Maſt und Kiel!
Der Schiffer Ruf verſchollen!
Doch ſieh! wer ſchwimmet dort herbei,
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