Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Die Jagd von Winchester. König Wilhelm hatt' ein' schweren Traum, Vom Lager sprang er auf, Wollt' jagen dort in Winchesters Wald, Rief seine Herrn zuhauf. Und als sie kamen vor den Wald, Da hält der König still, Gibt Jedem einen guten Pfeil, Wer jagen und birschen will. Der König kömmt zur hohen Eich', Da springt ein Hirsch vorbei, Der König spannt den Bogen schnell, Doch die Sehne reißt entzwei. Herr Titan besser treffen will, Herr Titan drückt wohl ab, Er schießt dem König mitten in's Herz Den Pfeil, den der ihm gab. Herr Titan fliehet durch den Wald, Flieht über Land und Meer, Er flieht wie ein gescheuchtes Wild, Findt nirgends Ruhe mehr. Die Jagd von Wincheſter. König Wilhelm hatt’ ein’ ſchweren Traum, Vom Lager ſprang er auf, Wollt’ jagen dort in Wincheſters Wald, Rief ſeine Herrn zuhauf. Und als ſie kamen vor den Wald, Da hält der König ſtill, Gibt Jedem einen guten Pfeil, Wer jagen und birſchen will. Der König kömmt zur hohen Eich’, Da ſpringt ein Hirſch vorbei, Der König ſpannt den Bogen ſchnell, Doch die Sehne reißt entzwei. Herr Titan beſſer treffen will, Herr Titan drückt wohl ab, Er ſchießt dem König mitten in’s Herz Den Pfeil, den der ihm gab. Herr Titan fliehet durch den Wald, Flieht über Land und Meer, Er flieht wie ein geſcheuchtes Wild, Findt nirgends Ruhe mehr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0273" n="267"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Die Jagd von Wincheſter</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>König Wilhelm hatt’ ein’ ſchweren Traum,</l><lb/> <l>Vom Lager ſprang er auf,</l><lb/> <l>Wollt’ jagen dort in Wincheſters Wald,</l><lb/> <l>Rief ſeine Herrn zuhauf.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und als ſie kamen vor den Wald,</l><lb/> <l>Da hält der König ſtill,</l><lb/> <l>Gibt Jedem einen guten Pfeil,</l><lb/> <l>Wer jagen und birſchen will.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der König kömmt zur hohen Eich’,</l><lb/> <l>Da ſpringt ein Hirſch vorbei,</l><lb/> <l>Der König ſpannt den Bogen ſchnell,</l><lb/> <l>Doch die Sehne reißt entzwei.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Herr Titan beſſer treffen will,</l><lb/> <l>Herr Titan drückt wohl ab,</l><lb/> <l>Er ſchießt dem König mitten in’s Herz</l><lb/> <l>Den Pfeil, den der ihm gab.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Herr Titan fliehet durch den Wald,</l><lb/> <l>Flieht über Land und Meer,</l><lb/> <l>Er flieht wie ein geſcheuchtes Wild,</l><lb/> <l>Findt nirgends Ruhe mehr.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [267/0273]
Die Jagd von Wincheſter.
König Wilhelm hatt’ ein’ ſchweren Traum,
Vom Lager ſprang er auf,
Wollt’ jagen dort in Wincheſters Wald,
Rief ſeine Herrn zuhauf.
Und als ſie kamen vor den Wald,
Da hält der König ſtill,
Gibt Jedem einen guten Pfeil,
Wer jagen und birſchen will.
Der König kömmt zur hohen Eich’,
Da ſpringt ein Hirſch vorbei,
Der König ſpannt den Bogen ſchnell,
Doch die Sehne reißt entzwei.
Herr Titan beſſer treffen will,
Herr Titan drückt wohl ab,
Er ſchießt dem König mitten in’s Herz
Den Pfeil, den der ihm gab.
Herr Titan fliehet durch den Wald,
Flieht über Land und Meer,
Er flieht wie ein geſcheuchtes Wild,
Findt nirgends Ruhe mehr.
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