Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Gesang der Jünglinge. Heilig ist die Jugendzeit! Treten wir in Tempelhallen, Wo in düstrer Einsamkeit Dumpf die Tritte widerschallen! Edler Geist des Ernstes soll Sich in Jünglingsseelen senken, Jede still und andachtsvoll Ihrer heil'gen Kraft gedenken. Gehn wir in's Gefild hervor, Das sich stolz dem Himmel zeiget, Der so feierlich empor Ueber'm Erdenfrühling steiget! Eine Welt von Fruchtbarkeit Wird aus dieser Blüthe brechen. Heilig ist die Frühlingszeit, Soll an Jünglingsseelen sprechen! Fasset die Pokale nur! Seht ihr nicht so purpurn blinken Blut der üppigen Natur? Laßt uns hohen Muthes trinken! Daß sich eine Feuerkraft Selig in der andern fühle. Heilig ist der Rebensaft, Ist des Jugendschwungs Gespiele. Geſang der Jünglinge. Heilig iſt die Jugendzeit! Treten wir in Tempelhallen, Wo in düſtrer Einſamkeit Dumpf die Tritte widerſchallen! Edler Geiſt des Ernſtes ſoll Sich in Jünglingsſeelen ſenken, Jede ſtill und andachtsvoll Ihrer heil’gen Kraft gedenken. Gehn wir in’s Gefild hervor, Das ſich ſtolz dem Himmel zeiget, Der ſo feierlich empor Ueber’m Erdenfrühling ſteiget! Eine Welt von Fruchtbarkeit Wird aus dieſer Blüthe brechen. Heilig iſt die Frühlingszeit, Soll an Jünglingsſeelen ſprechen! Faſſet die Pokale nur! Seht ihr nicht ſo purpurn blinken Blut der üppigen Natur? Laßt uns hohen Muthes trinken! Daß ſich eine Feuerkraft Selig in der andern fühle. Heilig iſt der Rebenſaft, Iſt des Jugendſchwungs Geſpiele. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0025" n="19"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Geſang der Jünglinge</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Heilig iſt die Jugendzeit!</l><lb/> <l>Treten wir in Tempelhallen,</l><lb/> <l>Wo in düſtrer Einſamkeit</l><lb/> <l>Dumpf die Tritte widerſchallen!</l><lb/> <l>Edler Geiſt des Ernſtes ſoll</l><lb/> <l>Sich in Jünglingsſeelen ſenken,</l><lb/> <l>Jede ſtill und andachtsvoll</l><lb/> <l>Ihrer heil’gen Kraft gedenken.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Gehn wir in’s Gefild hervor,</l><lb/> <l>Das ſich ſtolz dem Himmel zeiget,</l><lb/> <l>Der ſo feierlich empor</l><lb/> <l>Ueber’m Erdenfrühling ſteiget!</l><lb/> <l>Eine Welt von Fruchtbarkeit</l><lb/> <l>Wird aus dieſer Blüthe brechen.</l><lb/> <l>Heilig iſt die Frühlingszeit,</l><lb/> <l>Soll an Jünglingsſeelen ſprechen!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Faſſet die Pokale nur!</l><lb/> <l>Seht ihr nicht ſo purpurn blinken</l><lb/> <l>Blut der üppigen Natur?</l><lb/> <l>Laßt uns hohen Muthes trinken!</l><lb/> <l>Daß ſich eine Feuerkraft</l><lb/> <l>Selig in der andern fühle.</l><lb/> <l>Heilig iſt der Rebenſaft,</l><lb/> <l>Iſt des Jugendſchwungs Geſpiele.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0025]
Geſang der Jünglinge.
Heilig iſt die Jugendzeit!
Treten wir in Tempelhallen,
Wo in düſtrer Einſamkeit
Dumpf die Tritte widerſchallen!
Edler Geiſt des Ernſtes ſoll
Sich in Jünglingsſeelen ſenken,
Jede ſtill und andachtsvoll
Ihrer heil’gen Kraft gedenken.
Gehn wir in’s Gefild hervor,
Das ſich ſtolz dem Himmel zeiget,
Der ſo feierlich empor
Ueber’m Erdenfrühling ſteiget!
Eine Welt von Fruchtbarkeit
Wird aus dieſer Blüthe brechen.
Heilig iſt die Frühlingszeit,
Soll an Jünglingsſeelen ſprechen!
Faſſet die Pokale nur!
Seht ihr nicht ſo purpurn blinken
Blut der üppigen Natur?
Laßt uns hohen Muthes trinken!
Daß ſich eine Feuerkraft
Selig in der andern fühle.
Heilig iſt der Rebenſaft,
Iſt des Jugendſchwungs Geſpiele.
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