Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Der schwarze Ritter. Pfingsten war, das Fest der Freude, Das da feiern Wald und Haide. Hub der König an zu sprechen: "Auch aus den Hallen Der alten Hofburg allen Soll ein reicher Frühling brechen!" Trommeln und Trommeten schallen, Rothe Fahnen festlich wallen. Sah der König vom Balkone; In Lanzenspielen Die Ritter alle fielen Vor des Königs starkem Sohne. Aber vor des Kampfes Gitter Ritt zuletzt ein schwarzer Ritter. "Herr! wie ist Eur Nam' und Zeichen?" "Würd' ich es sagen, Ihr möchtet zittern und zagen, Bin ein Fürst von großen Reichen." Als er in die Bahn gezogen, Dunkel ward des Himmels Bogen Und das Schloß begann zu beben. Beim ersten Stoße Der Jüngling sank vom Rosse, Konnte kaum sich wieder heben. Der ſchwarze Ritter. Pfingſten war, das Feſt der Freude, Das da feiern Wald und Haide. Hub der König an zu ſprechen: „Auch aus den Hallen Der alten Hofburg allen Soll ein reicher Frühling brechen!“ Trommeln und Trommeten ſchallen, Rothe Fahnen feſtlich wallen. Sah der König vom Balkone; In Lanzenſpielen Die Ritter alle fielen Vor des Königs ſtarkem Sohne. Aber vor des Kampfes Gitter Ritt zuletzt ein ſchwarzer Ritter. „Herr! wie iſt Eur Nam’ und Zeichen?“ „Würd’ ich es ſagen, Ihr möchtet zittern und zagen, Bin ein Fürſt von großen Reichen.“ Als er in die Bahn gezogen, Dunkel ward des Himmels Bogen Und das Schloß begann zu beben. Beim erſten Stoße Der Jüngling ſank vom Roſſe, Konnte kaum ſich wieder heben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0191" n="185"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Der ſchwarze Ritter</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Pfingſten war, das Feſt der Freude,</l><lb/> <l>Das da feiern Wald und Haide.</l><lb/> <l>Hub der König an zu ſprechen:</l><lb/> <l>„Auch aus den Hallen</l><lb/> <l>Der alten Hofburg allen</l><lb/> <l>Soll ein reicher Frühling brechen!“</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Trommeln und Trommeten ſchallen,</l><lb/> <l>Rothe Fahnen feſtlich wallen.</l><lb/> <l>Sah der König vom Balkone;</l><lb/> <l>In Lanzenſpielen</l><lb/> <l>Die Ritter alle fielen</l><lb/> <l>Vor des Königs ſtarkem Sohne.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Aber vor des Kampfes Gitter</l><lb/> <l>Ritt zuletzt ein ſchwarzer Ritter.</l><lb/> <l>„Herr! wie iſt Eur Nam’ und Zeichen?“</l><lb/> <l>„Würd’ ich es ſagen,</l><lb/> <l>Ihr möchtet zittern und zagen,</l><lb/> <l>Bin ein Fürſt von großen Reichen.“</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Als er in die Bahn gezogen,</l><lb/> <l>Dunkel ward des Himmels Bogen</l><lb/> <l>Und das Schloß begann zu beben.</l><lb/> <l>Beim erſten Stoße</l><lb/> <l>Der Jüngling ſank vom Roſſe,</l><lb/> <l>Konnte kaum ſich wieder heben.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [185/0191]
Der ſchwarze Ritter.
Pfingſten war, das Feſt der Freude,
Das da feiern Wald und Haide.
Hub der König an zu ſprechen:
„Auch aus den Hallen
Der alten Hofburg allen
Soll ein reicher Frühling brechen!“
Trommeln und Trommeten ſchallen,
Rothe Fahnen feſtlich wallen.
Sah der König vom Balkone;
In Lanzenſpielen
Die Ritter alle fielen
Vor des Königs ſtarkem Sohne.
Aber vor des Kampfes Gitter
Ritt zuletzt ein ſchwarzer Ritter.
„Herr! wie iſt Eur Nam’ und Zeichen?“
„Würd’ ich es ſagen,
Ihr möchtet zittern und zagen,
Bin ein Fürſt von großen Reichen.“
Als er in die Bahn gezogen,
Dunkel ward des Himmels Bogen
Und das Schloß begann zu beben.
Beim erſten Stoße
Der Jüngling ſank vom Roſſe,
Konnte kaum ſich wieder heben.
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