Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Das Schloß am Meere. Hast du das Schloß gesehen, Das hohe Schloß am Meer? Golden und rosig wehen Die Wolken drüber her. Es möchte sich niederneigen In die spiegelklare Flut; Es möchte streben und steigen In der Abendwolken Glut. "Wohl hab' ich es gesehen, Das hohe Schloß am Meer, Und den Mond darüber stehen, Und Nebel weit umher." Der Wind und des Meeres Wallen Gaben sie frischen Klang? Vernahmst du aus hohen Hallen Saiten und Festgesang? "Die Winde, die Wogen alle Lagen in tiefer Ruh, Einem Klagelied aus der Halle Hört' ich mit Thränen zu." Das Schloß am Meere. Haſt du das Schloß geſehen, Das hohe Schloß am Meer? Golden und roſig wehen Die Wolken drüber her. Es möchte ſich niederneigen In die ſpiegelklare Flut; Es möchte ſtreben und ſteigen In der Abendwolken Glut. „Wohl hab’ ich es geſehen, Das hohe Schloß am Meer, Und den Mond darüber ſtehen, Und Nebel weit umher.“ Der Wind und des Meeres Wallen Gaben ſie friſchen Klang? Vernahmſt du aus hohen Hallen Saiten und Feſtgeſang? „Die Winde, die Wogen alle Lagen in tiefer Ruh, Einem Klagelied aus der Halle Hört’ ich mit Thränen zu.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0177" n="171"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Das Schloß am Meere</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Haſt du das Schloß geſehen,</l><lb/> <l>Das hohe Schloß am Meer?</l><lb/> <l>Golden und roſig wehen</l><lb/> <l>Die Wolken drüber her.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es möchte ſich niederneigen</l><lb/> <l>In die ſpiegelklare Flut;</l><lb/> <l>Es möchte ſtreben und ſteigen</l><lb/> <l>In der Abendwolken Glut.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>„Wohl hab’ ich es geſehen,</l><lb/> <l>Das hohe Schloß am Meer,</l><lb/> <l>Und den Mond darüber ſtehen,</l><lb/> <l>Und Nebel weit umher.“</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Der Wind und des Meeres Wallen</l><lb/> <l>Gaben ſie friſchen Klang?</l><lb/> <l>Vernahmſt du aus hohen Hallen</l><lb/> <l>Saiten und Feſtgeſang?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>„Die Winde, die Wogen alle</l><lb/> <l>Lagen in tiefer Ruh,</l><lb/> <l>Einem Klagelied aus der Halle</l><lb/> <l>Hört’ ich mit Thränen zu.“</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [171/0177]
Das Schloß am Meere.
Haſt du das Schloß geſehen,
Das hohe Schloß am Meer?
Golden und roſig wehen
Die Wolken drüber her.
Es möchte ſich niederneigen
In die ſpiegelklare Flut;
Es möchte ſtreben und ſteigen
In der Abendwolken Glut.
„Wohl hab’ ich es geſehen,
Das hohe Schloß am Meer,
Und den Mond darüber ſtehen,
Und Nebel weit umher.“
Der Wind und des Meeres Wallen
Gaben ſie friſchen Klang?
Vernahmſt du aus hohen Hallen
Saiten und Feſtgeſang?
„Die Winde, die Wogen alle
Lagen in tiefer Ruh,
Einem Klagelied aus der Halle
Hört’ ich mit Thränen zu.“
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Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/177>, abgerufen am 16.07.2024. |