Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

Bild:
<< vorherige Seite
Gretchens Freude.

Was soll doch dies Trommeten seyn?
Was deutet dies Geschrei?
Will treten an das Fensterlein,
Ich ahne, was es sey.
Da kehrt er ja, da kehrt er schon
Vom festlichen Turnei,
Der ritterliche Königssohn,
Mein Buhle wundertreu.
Wie steigt das Roß und schwebt daher!
Wie trutzlich sitzt der Mann!
Fürwahr! man dächt' es nimmermehr,
Wie sanft er spielen kann.
Wie schimmert so der Helm von Gold,
Des Ritterspieles Dank!
Ach! drunter glühn vor Allem hold
Die Augen, blau und blank.
Wohl starrt um ihn des Panzers Erz,
Der Rittermantel rauscht:
Doch drunter schlägt ein mildes Herz,
Das Lieb' um Liebe tauscht.
Gretchens Freude.

Was ſoll doch dies Trommeten ſeyn?
Was deutet dies Geſchrei?
Will treten an das Fenſterlein,
Ich ahne, was es ſey.
Da kehrt er ja, da kehrt er ſchon
Vom feſtlichen Turnei,
Der ritterliche Königsſohn,
Mein Buhle wundertreu.
Wie ſteigt das Roß und ſchwebt daher!
Wie trutzlich ſitzt der Mann!
Fürwahr! man dächt’ es nimmermehr,
Wie ſanft er ſpielen kann.
Wie ſchimmert ſo der Helm von Gold,
Des Ritterſpieles Dank!
Ach! drunter glühn vor Allem hold
Die Augen, blau und blank.
Wohl ſtarrt um ihn des Panzers Erz,
Der Rittermantel rauſcht:
Doch drunter ſchlägt ein mildes Herz,
Das Lieb’ um Liebe tauſcht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0175" n="169"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Gretchens Freude</hi>.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Was &#x017F;oll doch dies Trommeten &#x017F;eyn?</l><lb/>
              <l>Was deutet dies Ge&#x017F;chrei?</l><lb/>
              <l>Will treten an das Fen&#x017F;terlein,</l><lb/>
              <l>Ich ahne, was es &#x017F;ey.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Da kehrt er ja, da kehrt er &#x017F;chon</l><lb/>
              <l>Vom fe&#x017F;tlichen Turnei,</l><lb/>
              <l>Der ritterliche Königs&#x017F;ohn,</l><lb/>
              <l>Mein Buhle wundertreu.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Wie &#x017F;teigt das Roß und &#x017F;chwebt daher!</l><lb/>
              <l>Wie trutzlich &#x017F;itzt der Mann!</l><lb/>
              <l>Fürwahr! man dächt&#x2019; es nimmermehr,</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;anft er &#x017F;pielen kann.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Wie &#x017F;chimmert &#x017F;o der Helm von Gold,</l><lb/>
              <l>Des Ritter&#x017F;pieles Dank!</l><lb/>
              <l>Ach! drunter glühn vor Allem hold</l><lb/>
              <l>Die Augen, blau und blank.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Wohl &#x017F;tarrt um ihn des Panzers Erz,</l><lb/>
              <l>Der Rittermantel rau&#x017F;cht:</l><lb/>
              <l>Doch drunter &#x017F;chlägt ein mildes Herz,</l><lb/>
              <l>Das Lieb&#x2019; um Liebe tau&#x017F;cht.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0175] Gretchens Freude. Was ſoll doch dies Trommeten ſeyn? Was deutet dies Geſchrei? Will treten an das Fenſterlein, Ich ahne, was es ſey. Da kehrt er ja, da kehrt er ſchon Vom feſtlichen Turnei, Der ritterliche Königsſohn, Mein Buhle wundertreu. Wie ſteigt das Roß und ſchwebt daher! Wie trutzlich ſitzt der Mann! Fürwahr! man dächt’ es nimmermehr, Wie ſanft er ſpielen kann. Wie ſchimmert ſo der Helm von Gold, Des Ritterſpieles Dank! Ach! drunter glühn vor Allem hold Die Augen, blau und blank. Wohl ſtarrt um ihn des Panzers Erz, Der Rittermantel rauſcht: Doch drunter ſchlägt ein mildes Herz, Das Lieb’ um Liebe tauſcht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/175
Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/175>, abgerufen am 21.11.2024.