Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Die XXX. Anmerckung. (uu)
genheit nehmen kan, sich eine seinem Stan-
de und Vermögen, seiner Inclination und
Geschicklichkeit gemäße Charge daraus zu
erwählen. Doch ist bey dieser Wahl
grosse Vorsichtigkeit, die Untersuchung
sein selbst, derer Kräffte der Seelen, und
des Leibes, und anderer Umstände mehr,
höchst von nöthen, damit er sich nicht
vergehe, und heute ein Metier ergreiffe, wel-
ches er morgen wieder zu quittiren sich
entschlüssen muß.
Zu dieser
Wahl sol-
ten die El-
tern den
ersten
Grund le-
gen,
Den ersten Grund zu dieser Wahl sol-
ten die Eltern selbst schon in seiner Jugend,
und da er das 16. Jahr erreichet hatte, gele-
get haben. Denn wenn ein Knabe vom sie-
benden oder achten Jahre an, biß zum sechze-
henden Jahre, im Lesen, Schreiben, Rechnen,
im Christenthum und in der Latinität wohl
unterrichtet worden ist (welches alle Eltern
auch unter denen gemeinen Leuten und Bür-
gern billig bey allen ihren Söhnen, ehe sie sol-
che auf ein Handwerck thun, des unver-
gleichlichen Nutzens wegen, beobachten sol-
ten) also, daß er dasjenige gelernet hat,
was man von ihm, seinem Alter nach, prae-
tendi
ren kan; die Eltern auch aus seinem
bißherigen Bezeigen gar wohl, worzu er sich
am besten schickt, haben abnehmen können:
sich nach
derer Söh-
ne Inclina-
So müssen sie ihm alsdenn allerhand ver-
nünfftige Vorschläge thun, und sehen, zu
was, und ob er zu dem greiffen wird, worzu
Die XXX. Anmerckung. (uu)
genheit nehmen kan, ſich eine ſeinem Stan-
de und Vermoͤgen, ſeiner Inclination und
Geſchicklichkeit gemaͤße Charge daraus zu
erwaͤhlen. Doch iſt bey dieſer Wahl
groſſe Vorſichtigkeit, die Unterſuchung
ſein ſelbſt, derer Kraͤffte der Seelen, und
des Leibes, und anderer Umſtaͤnde mehr,
hoͤchſt von noͤthen, damit er ſich nicht
vergehe, und heute ein Metier ergreiffe, wel-
ches er morgen wieder zu quittiren ſich
entſchluͤſſen muß.
Zu dieſer
Wahl ſol-
ten die El-
tern den
erſten
Grund le-
gen,
Den erſten Grund zu dieſer Wahl ſol-
ten die Eltern ſelbſt ſchon in ſeiner Jugend,
und da er das 16. Jahr erreichet hatte, gele-
get haben. Denn wenn ein Knabe vom ſie-
benden oder achten Jahre an, biß zum ſechze-
henden Jahre, im Leſen, Schreiben, Rechnen,
im Chriſtenthum und in der Latinitaͤt wohl
unterrichtet worden iſt (welches alle Eltern
auch unter denen gemeinen Leuten und Buͤr-
gern billig bey allen ihren Soͤhnen, ehe ſie ſol-
che auf ein Handwerck thun, des unver-
gleichlichen Nutzens wegen, beobachten ſol-
ten) alſo, daß er dasjenige gelernet hat,
was man von ihm, ſeinem Alter nach, præ-
tendi
ren kan; die Eltern auch aus ſeinem
bißherigen Bezeigen gar wohl, worzu er ſich
am beſten ſchickt, haben abnehmen koͤnnen:
ſich nach
derer Soͤh-
ne Inclina-
So muͤſſen ſie ihm alsdenn allerhand ver-
nuͤnfftige Vorſchlaͤge thun, und ſehen, zu
was, und ob er zu dem greiffen wird, worzu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <note xml:id="nuu" prev="#zuu" place="end" n="(uu)"><pb facs="#f0240" n="218"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">XXX.</hi> Anmerckung. (<hi rendition="#aq">uu</hi>)</hi></fw><lb/>
genheit nehmen kan, &#x017F;ich eine &#x017F;einem Stan-<lb/>
de und Vermo&#x0364;gen, &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Inclination</hi> und<lb/>
Ge&#x017F;chicklichkeit gema&#x0364;ße <hi rendition="#aq">Charge</hi> daraus zu<lb/>
erwa&#x0364;hlen. Doch i&#x017F;t bey die&#x017F;er Wahl<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Vor&#x017F;ichtigkeit, die Unter&#x017F;uchung<lb/>
&#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;t, derer Kra&#x0364;ffte der Seelen, und<lb/>
des Leibes, und anderer Um&#x017F;ta&#x0364;nde mehr,<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;t von no&#x0364;then, damit er &#x017F;ich nicht<lb/>
vergehe, und heute ein <hi rendition="#aq">Metier</hi> ergreiffe, wel-<lb/>
ches er morgen wieder zu <hi rendition="#aq">quitti</hi>ren &#x017F;ich<lb/>
ent&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en muß.<lb/><note place="left">Zu die&#x017F;er<lb/>
Wahl &#x017F;ol-<lb/>
ten die El-<lb/>
tern den<lb/>
er&#x017F;ten<lb/>
Grund le-<lb/>
gen,</note>Den er&#x017F;ten Grund zu die&#x017F;er Wahl &#x017F;ol-<lb/>
ten die Eltern &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon in &#x017F;einer Jugend,<lb/>
und da er das 16. Jahr erreichet hatte, gele-<lb/>
get haben. Denn wenn ein Knabe vom &#x017F;ie-<lb/>
benden oder achten Jahre an, biß zum &#x017F;echze-<lb/>
henden Jahre, im Le&#x017F;en, Schreiben, Rechnen,<lb/>
im Chri&#x017F;tenthum und in der Latinita&#x0364;t wohl<lb/>
unterrichtet worden i&#x017F;t (welches alle Eltern<lb/>
auch unter denen gemeinen Leuten und Bu&#x0364;r-<lb/>
gern billig bey allen ihren So&#x0364;hnen, ehe &#x017F;ie &#x017F;ol-<lb/>
che auf ein Handwerck thun, des unver-<lb/>
gleichlichen Nutzens wegen, beobachten &#x017F;ol-<lb/>
ten) al&#x017F;o, daß er dasjenige gelernet hat,<lb/>
was man von ihm, &#x017F;einem Alter nach, <hi rendition="#aq">præ-<lb/>
tendi</hi>ren kan; die Eltern auch aus &#x017F;einem<lb/>
bißherigen Bezeigen gar wohl, worzu er &#x017F;ich<lb/>
am be&#x017F;ten &#x017F;chickt, haben abnehmen ko&#x0364;nnen:<lb/><note place="left">&#x017F;ich nach<lb/>
derer So&#x0364;h-<lb/>
ne <hi rendition="#aq">Inclina-</hi></note>So mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ihm alsdenn allerhand ver-<lb/>
nu&#x0364;nfftige Vor&#x017F;chla&#x0364;ge thun, und &#x017F;ehen, zu<lb/>
was, und ob er zu dem greiffen wird, worzu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0240] Die XXX. Anmerckung. (uu) ⁽uu⁾ genheit nehmen kan, ſich eine ſeinem Stan- de und Vermoͤgen, ſeiner Inclination und Geſchicklichkeit gemaͤße Charge daraus zu erwaͤhlen. Doch iſt bey dieſer Wahl groſſe Vorſichtigkeit, die Unterſuchung ſein ſelbſt, derer Kraͤffte der Seelen, und des Leibes, und anderer Umſtaͤnde mehr, hoͤchſt von noͤthen, damit er ſich nicht vergehe, und heute ein Metier ergreiffe, wel- ches er morgen wieder zu quittiren ſich entſchluͤſſen muß. Den erſten Grund zu dieſer Wahl ſol- ten die Eltern ſelbſt ſchon in ſeiner Jugend, und da er das 16. Jahr erreichet hatte, gele- get haben. Denn wenn ein Knabe vom ſie- benden oder achten Jahre an, biß zum ſechze- henden Jahre, im Leſen, Schreiben, Rechnen, im Chriſtenthum und in der Latinitaͤt wohl unterrichtet worden iſt (welches alle Eltern auch unter denen gemeinen Leuten und Buͤr- gern billig bey allen ihren Soͤhnen, ehe ſie ſol- che auf ein Handwerck thun, des unver- gleichlichen Nutzens wegen, beobachten ſol- ten) alſo, daß er dasjenige gelernet hat, was man von ihm, ſeinem Alter nach, præ- tendiren kan; die Eltern auch aus ſeinem bißherigen Bezeigen gar wohl, worzu er ſich am beſten ſchickt, haben abnehmen koͤnnen: So muͤſſen ſie ihm alsdenn allerhand ver- nuͤnfftige Vorſchlaͤge thun, und ſehen, zu was, und ob er zu dem greiffen wird, worzu ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/240
Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/240>, abgerufen am 26.04.2024.