Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Rha den. Sie sind gemeiniglich be-deckt, also, daß man des Win- ters und im Regen trocken dar- auf reuten könne, dabey aber doch auch mit einem schönen, offe- nen, ebenen, und mit Sand an- gefüllten Platz unter freyem Him- mel versehen, auf welchen bey gu- tem Wetter die Pferde zugeritten, getummelt, und die Scholaren im Reuten exerciret werden. Sonderlich hat man auf Acade- mien und an Höfen kostbare er- bauete Reut-Häuser, die mit Ge- mählden, Gängen, auch grossen Spiegeln versehen seyn, in wel- chen zugleich ein oder mehr Car- rieres zu finden, auf welchen man nach den Kopf und Ring rennen, Carrousel halten, und andere Rit- terliche Exercitia verrichten kan, worzu man viel Instrumenta der Equipage und Reutzeuge benöthi- get ist; denn iedes unter seinen Nahmen zu suchen und zu finden ist. Rhapsodi, Hiessen die, so des Homeri Ge- Rhythmica, Jst die Abmessung und ordent- Rib die zweyte aber le Mouvement.Die Jtaliener heissen das erste la Battuta den Tactschlag, und das zweyte zeigen sie gemeiniglich mit Beywörtlein: Affettuoso, con dis- crezione, col spirito &c. an. Rhythmopoeia, Jst die Zusammenfügung und Rhythmus, Jst in der Prosodie eine gewisse Ribatter, Fortrutschen oder nachsetzen, Ribattuta, Zurückschlagung, ist ein musi- Ribe-
[Spaltenumbruch] Rha den. Sie ſind gemeiniglich be-deckt, alſo, daß man des Win- ters und im Regen trocken dar- auf reuten koͤnne, dabey aber doch auch mit einem ſchoͤnen, offe- nen, ebenen, und mit Sand an- gefuͤllten Platz unter freyem Him- mel verſehen, auf welchen bey gu- tem Wetter die Pferde zugeritten, getummelt, und die Scholaren im Reuten exerciret werden. Sonderlich hat man auf Acade- mien und an Hoͤfen koſtbare er- bauete Reut-Haͤuſer, die mit Ge- maͤhlden, Gaͤngen, auch groſſen Spiegeln verſehen ſeyn, in wel- chen zugleich ein oder mehr Car- rieres zu finden, auf welchen man nach den Kopf und Ring rennen, Carrouſel halten, und andere Rit- terliche Exercitia verrichten kan, worzu man viel Inſtrumenta der Equipage und Reutzeuge benoͤthi- get iſt; denn iedes unter ſeinen Nahmen zu ſuchen und zu finden iſt. Rhapſodi, Hieſſen die, ſo des Homeri Ge- Rhythmica, Jſt die Abmeſſung und ordent- Rib die zweyte aber le Mouvement.Die Jtaliener heiſſen das erſte la Battuta den Tactſchlag, und das zweyte zeigen ſie gemeiniglich mit Beywoͤrtlein: Affettuoſo, con diſ- crezione, col ſpirito &c. an. Rhythmopoeïa, Jſt die Zuſammenfuͤgung und Rhythmus, Jſt in der Proſodie eine gewiſſe Ribatter, Fortrutſchen oder nachſetzen, Ribattuta, Zuruͤckſchlagung, iſt ein muſi- Ribe-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0993"/><cb n="1945"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Rha</hi></hi></fw><lb/> den. Sie ſind gemeiniglich be-<lb/> deckt, alſo, daß man des Win-<lb/> ters und im Regen trocken dar-<lb/> auf reuten koͤnne, dabey aber<lb/> doch auch mit einem ſchoͤnen, offe-<lb/> nen, ebenen, und mit Sand an-<lb/> gefuͤllten Platz unter freyem Him-<lb/> mel verſehen, auf welchen bey gu-<lb/> tem Wetter die Pferde zugeritten,<lb/> getummelt, und die Scholaren<lb/> im Reuten <hi rendition="#aq">exerci</hi>ret werden.<lb/> Sonderlich hat man auf Acade-<lb/> mien und an Hoͤfen koſtbare er-<lb/> bauete Reut-Haͤuſer, die mit Ge-<lb/> maͤhlden, Gaͤngen, auch groſſen<lb/> Spiegeln verſehen ſeyn, in wel-<lb/> chen zugleich ein oder mehr <hi rendition="#aq">Car-<lb/> rieres</hi> zu finden, auf welchen man<lb/> nach den Kopf und Ring rennen,<lb/><hi rendition="#aq">Carrouſel</hi> halten, und andere Rit-<lb/> terliche <hi rendition="#aq">Exercitia</hi> verrichten kan,<lb/> worzu man viel <hi rendition="#aq">Inſtrumenta</hi> der<lb/><hi rendition="#aq">Equipage</hi> und Reutzeuge benoͤthi-<lb/> get iſt; denn iedes unter ſeinen<lb/> Nahmen zu ſuchen und zu finden<lb/> iſt.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Rhapſodi,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Hieſſen die, ſo des <hi rendition="#aq">Homeri</hi> Ge-<lb/> dichte auf den Theatris recitirten,<lb/> und zwar deswegen, weil ſie ῥάβδους<lb/> oder Gerten dabey in der Hand<lb/> hielten. Wenn ſie die <hi rendition="#aq">Iliadem</hi> ge-<lb/> ſungen, ſollen ſie roth, und bey<lb/> der <hi rendition="#aq">Odyſſea</hi> blau gekleidet gewe-<lb/> ſen ſeyn.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Rhythmica,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Jſt die Abmeſſung und ordent-<lb/> liche Einrichtung der Zeit und<lb/> Bewegung in der melodiſchen<lb/> Wiſſenſchafft, wie langſam oder<lb/> geſchwind ſolche ſeyn ſoll, welche<lb/> wir insgemein den Taet nennen.<lb/> Die Ordnung dieſer Zeitmaaſſe<lb/> iſt zweyerley Art: die erſte Art<lb/> nennen die Frantzoſen <hi rendition="#aq">la Meſure,</hi><lb/><cb n="1946"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Rib</hi></hi></fw><lb/> die zweyte aber <hi rendition="#aq">le Mouvement.</hi><lb/> Die Jtaliener heiſſen das erſte <hi rendition="#aq">la<lb/> Battuta</hi> den Tactſchlag, und das<lb/> zweyte zeigen ſie gemeiniglich mit<lb/> Beywoͤrtlein: <hi rendition="#aq">Affettuoſo, con diſ-<lb/> crezione, col ſpirito &c.</hi> an.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Rhythmopoeïa,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Jſt die Zuſammenfuͤgung und<lb/> uͤbrige Einrichtung der Klang-<lb/> Fuͤſſe in der Muſic, welche die<lb/> Laͤnge und Kuͤrtze derſelben unter-<lb/> ſuchet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Rhythmus,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Jſt in der Proſodie eine gewiſſe<lb/> Abmeſſung oder Abzehlung in An-<lb/> ſehung derſelben Laͤnge und Kuͤrtze.<lb/> Jn der Muſic iſt es die Abmeſ-<lb/> ſung der Klaͤnge nach ihrer Laͤnge<lb/> und Kuͤrtze. Denn was in der<lb/> Dichtkunſt die Fuͤſſe, ſolches ſtel-<lb/> len die <hi rendition="#aq">Rhythmi</hi> in der Ton-Kunſt<lb/> vor, daher ſie Klang-Fuͤſſe genen-<lb/> net werden. Und derſelben hat<lb/> die Muſic weit mehrere, als die<lb/> Poeſie.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ribatter,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Fortrutſchen oder nachſetzen,<lb/> das iſt, wenn ein Pferd in Cour-<lb/> betten ſich vorn erhebt, alsbald<lb/> mit den hintern Fuͤſſen <hi rendition="#aq">ribatti</hi>ret<lb/> oder nachſetzet, und hinten nicht<lb/> zuruͤckbleibt, nachdem die vor-<lb/> dern Fuͤſſe haben die Erde beruͤh-<lb/> ret, durch vorgeſetzte und ordent-<lb/> liche Wiederholungen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ribattuta,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Zuruͤckſchlagung, iſt ein muſi-<lb/> caliſcher Zierath, welcher in einer<lb/> punctirten und bedaͤchtlich abge-<lb/> ſtoſſenen Umwechſelung zweener<lb/> neben einander liegenden Klaͤnge<lb/> beſtehet, dabey man immer auf<lb/> den unterſten und laͤngſten, als<lb/> einen Ruhe-Punct, wiederkehret<lb/> und Fuß faſſet.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ribe-</hi> </hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0993]
Rha
Rib
den. Sie ſind gemeiniglich be-
deckt, alſo, daß man des Win-
ters und im Regen trocken dar-
auf reuten koͤnne, dabey aber
doch auch mit einem ſchoͤnen, offe-
nen, ebenen, und mit Sand an-
gefuͤllten Platz unter freyem Him-
mel verſehen, auf welchen bey gu-
tem Wetter die Pferde zugeritten,
getummelt, und die Scholaren
im Reuten exerciret werden.
Sonderlich hat man auf Acade-
mien und an Hoͤfen koſtbare er-
bauete Reut-Haͤuſer, die mit Ge-
maͤhlden, Gaͤngen, auch groſſen
Spiegeln verſehen ſeyn, in wel-
chen zugleich ein oder mehr Car-
rieres zu finden, auf welchen man
nach den Kopf und Ring rennen,
Carrouſel halten, und andere Rit-
terliche Exercitia verrichten kan,
worzu man viel Inſtrumenta der
Equipage und Reutzeuge benoͤthi-
get iſt; denn iedes unter ſeinen
Nahmen zu ſuchen und zu finden
iſt.
Rhapſodi,
Hieſſen die, ſo des Homeri Ge-
dichte auf den Theatris recitirten,
und zwar deswegen, weil ſie ῥάβδους
oder Gerten dabey in der Hand
hielten. Wenn ſie die Iliadem ge-
ſungen, ſollen ſie roth, und bey
der Odyſſea blau gekleidet gewe-
ſen ſeyn.
Rhythmica,
Jſt die Abmeſſung und ordent-
liche Einrichtung der Zeit und
Bewegung in der melodiſchen
Wiſſenſchafft, wie langſam oder
geſchwind ſolche ſeyn ſoll, welche
wir insgemein den Taet nennen.
Die Ordnung dieſer Zeitmaaſſe
iſt zweyerley Art: die erſte Art
nennen die Frantzoſen la Meſure,
die zweyte aber le Mouvement.
Die Jtaliener heiſſen das erſte la
Battuta den Tactſchlag, und das
zweyte zeigen ſie gemeiniglich mit
Beywoͤrtlein: Affettuoſo, con diſ-
crezione, col ſpirito &c. an.
Rhythmopoeïa,
Jſt die Zuſammenfuͤgung und
uͤbrige Einrichtung der Klang-
Fuͤſſe in der Muſic, welche die
Laͤnge und Kuͤrtze derſelben unter-
ſuchet.
Rhythmus,
Jſt in der Proſodie eine gewiſſe
Abmeſſung oder Abzehlung in An-
ſehung derſelben Laͤnge und Kuͤrtze.
Jn der Muſic iſt es die Abmeſ-
ſung der Klaͤnge nach ihrer Laͤnge
und Kuͤrtze. Denn was in der
Dichtkunſt die Fuͤſſe, ſolches ſtel-
len die Rhythmi in der Ton-Kunſt
vor, daher ſie Klang-Fuͤſſe genen-
net werden. Und derſelben hat
die Muſic weit mehrere, als die
Poeſie.
Ribatter,
Fortrutſchen oder nachſetzen,
das iſt, wenn ein Pferd in Cour-
betten ſich vorn erhebt, alsbald
mit den hintern Fuͤſſen ribattiret
oder nachſetzet, und hinten nicht
zuruͤckbleibt, nachdem die vor-
dern Fuͤſſe haben die Erde beruͤh-
ret, durch vorgeſetzte und ordent-
liche Wiederholungen.
Ribattuta,
Zuruͤckſchlagung, iſt ein muſi-
caliſcher Zierath, welcher in einer
punctirten und bedaͤchtlich abge-
ſtoſſenen Umwechſelung zweener
neben einander liegenden Klaͤnge
beſtehet, dabey man immer auf
den unterſten und laͤngſten, als
einen Ruhe-Punct, wiederkehret
und Fuß faſſet.
Ribe-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |