Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Rel heben, und in eine gute Postur brin-gen, wenn es denselben zu nie- drig trägt; man muß ihme, (wann er mit dem Nasenbande in die Höhe gearbeitet ist) Stangen mit einem Uiberwurff geben, die es in der erhabenen Stellung erhalten. Religiöses Tantzen, Daß sowol Juden als Heyden Rel tzendienst allemal einen Tantz mit.Fast einem ieden ihrer Götter wa- ren besondere Täntze gewidmet. Die Priester des Martis hiessen Salii, Saliatores oder Saltatores. Die Corybantes und Cutetes führ- ten das heilige Tantzen zu Ehren der Göttin Rhea ein. Von den Syracusern schreibet Apulejus: Dem Gepränge der holdseligen Dianae folgten einige schöne Frau- en in weissen Kleidern, so die Er- de mit bunten Blumen, welche sie aus ihren Busen hervor zogen, bestreueten. Hernach kam eine grosse Anzahl Leute, die Fackeln und Wachs-Lichter trugen. Dar- auf hörte man eine sehr liebliche Music von Pfeiffen und Trom- peten. Diesem folgte eine ange- nehme Compagnie Chor-Knaben, alle weiß gekleidet, so allerhand Lieder sungen und zugleich tantze- ten. Es wurden aber derglei- chen Täntze meistens also gehal- ten: Sie fingen von der lincken Seite des Altars an, und tantze- ten nach der rechten Hand zu, wo- durch sie den Himmels-Lauf von Aufgang gegen Niedergang nach- machen wolten. Alsdenn kehrten sie wieder um, und tantzten von der rechten nach der lincken Hand zu, um den Lauf der Planeten anzudeuten. Von dergleichen Tän- tzen sollen die vornehmen Geistli- chen den Nahmen Praesules, als gleichsam Vortäntzer führen, weil sie, wie Scaliger meldet, Gott vor den übrigen Clericis mit Singen lobeten, und ihre Lieder mit Tan- tzen und Springen anfingen. Von den ersten Christen meldet die Kir- chen-Historie, daß die Christen zu Antiochia öfters Fest und Freuden-Tage angestellet, und da- bey
[Spaltenumbruch] Rel heben, und in eine gute Poſtur brin-gen, wenn es denſelben zu nie- drig traͤgt; man muß ihme, (wann er mit dem Naſenbande in die Hoͤhe gearbeitet iſt) Stangen mit einem Uiberwurff geben, die es in der erhabenen Stellung erhalten. Religioͤſes Tantzen, Daß ſowol Juden als Heyden Rel tzendienſt allemal einen Tantz mit.Faſt einem ieden ihrer Goͤtter wa- ren beſondere Taͤntze gewidmet. Die Prieſter des Martis hieſſen Salii, Saliatores oder Saltatores. Die Corybantes und Cutetes fuͤhr- ten das heilige Tantzen zu Ehren der Goͤttin Rhea ein. Von den Syracuſern ſchreibet Apulejus: Dem Gepraͤnge der holdſeligen Dianæ folgten einige ſchoͤne Frau- en in weiſſen Kleidern, ſo die Er- de mit bunten Blumen, welche ſie aus ihren Buſen hervor zogen, beſtreueten. Hernach kam eine groſſe Anzahl Leute, die Fackeln und Wachs-Lichter trugen. Dar- auf hoͤrte man eine ſehr liebliche Muſic von Pfeiffen und Trom- peten. Dieſem folgte eine ange- nehme Compagnie Chor-Knaben, alle weiß gekleidet, ſo allerhand Lieder ſungen und zugleich tantze- ten. Es wurden aber derglei- chen Taͤntze meiſtens alſo gehal- ten: Sie fingen von der lincken Seite des Altars an, und tantze- ten nach der rechten Hand zu, wo- durch ſie den Himmels-Lauf von Aufgang gegen Niedergang nach- machen wolten. Alsdenn kehrten ſie wieder um, und tantzten von der rechten nach der lincken Hand zu, um den Lauf der Planeten anzudeuten. Von dergleichen Taͤn- tzen ſollen die vornehmen Geiſtli- chen den Nahmen Præſules, als gleichſam Vortaͤntzer fuͤhren, weil ſie, wie Scaliger meldet, Gott vor den uͤbrigen Clericis mit Singen lobeten, und ihre Lieder mit Tan- tzen und Springen anfingen. Von den erſten Chriſten meldet die Kir- chen-Hiſtorie, daß die Chriſten zu Antiochia oͤfters Feſt und Freuden-Tage angeſtellet, und da- bey
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drig traͤgt; man muß ihme, (wann
er mit dem Naſenbande in die
Hoͤhe gearbeitet iſt) Stangen mit
einem Uiberwurff geben, die es in
der erhabenen Stellung erhalten.
Religioͤſes Tantzen,
Daß ſowol Juden als Heyden
bey ihrem Gottesdienſte ſich des
Tantzens bedienet, iſt eine bekann-
te Sache. Denn was die erſten
anlanget, ſo ſang z. E. Mirjam
mit dem ſaͤm̃tlichen Jſraelitiſchen
Frauenzimmer unter Paucken-
klang, am Reigen, oder tantzende,
dem HErrn einen Lobgeſang, daß
er Pharao mit ſeinem Heer im
rothen Meer erſaͤufft, und Jſrael
maͤchtig errettet hatte. David
tantzte freudig vor der Lade des
Bundes her. Dergleichen heili-
ge Taͤntze waren auch bey ihren
Neu-Monden, Lauber-Huͤtten-
und andern Feſten gewoͤhnlich,
da man mit Geſang, Trompeten,
allerhand Saiten-Spiel und Rei-
gen ſo lange anhielt, als das
Brand- und Danck-Opffer waͤhr-
te. Von den Heyden melden die
Scribenten, daß ſie bey ihren
Opfern und Aufzuͤgen getantzet.
Die Baals-Pfaffen hinckten um
den Altar herum, 1 Reg. 18, 26.
Auf der Jnſel Delos konte kein
Feſt gefeyret, kein Tempel-Ge-
praͤnge oder Einweihung gehal-
ten werden, es muſte dabey ge-
tantzt ſeyn. Ja Cœlius Rhodi-
ginus ſagt: Die Heyden konten
keinen Goͤtzendienſt verrichten,
dabey ſie nicht ihre Muſic, Spiel-
werck und Tantz gehabt haͤtten.
Orpheus und Mulæus verordne-
ten bey ihrem angeſtelleten Goͤ-
tzendienſt allemal einen Tantz mit.
Faſt einem ieden ihrer Goͤtter wa-
ren beſondere Taͤntze gewidmet.
Die Prieſter des Martis hieſſen
Salii, Saliatores oder Saltatores.
Die Corybantes und Cutetes fuͤhr-
ten das heilige Tantzen zu Ehren
der Goͤttin Rhea ein. Von den
Syracuſern ſchreibet Apulejus:
Dem Gepraͤnge der holdſeligen
Dianæ folgten einige ſchoͤne Frau-
en in weiſſen Kleidern, ſo die Er-
de mit bunten Blumen, welche
ſie aus ihren Buſen hervor zogen,
beſtreueten. Hernach kam eine
groſſe Anzahl Leute, die Fackeln
und Wachs-Lichter trugen. Dar-
auf hoͤrte man eine ſehr liebliche
Muſic von Pfeiffen und Trom-
peten. Dieſem folgte eine ange-
nehme Compagnie Chor-Knaben,
alle weiß gekleidet, ſo allerhand
Lieder ſungen und zugleich tantze-
ten. Es wurden aber derglei-
chen Taͤntze meiſtens alſo gehal-
ten: Sie fingen von der lincken
Seite des Altars an, und tantze-
ten nach der rechten Hand zu, wo-
durch ſie den Himmels-Lauf von
Aufgang gegen Niedergang nach-
machen wolten. Alsdenn kehrten
ſie wieder um, und tantzten von
der rechten nach der lincken Hand
zu, um den Lauf der Planeten
anzudeuten. Von dergleichen Taͤn-
tzen ſollen die vornehmen Geiſtli-
chen den Nahmen Præſules, als
gleichſam Vortaͤntzer fuͤhren, weil
ſie, wie Scaliger meldet, Gott vor
den uͤbrigen Clericis mit Singen
lobeten, und ihre Lieder mit Tan-
tzen und Springen anfingen. Von
den erſten Chriſten meldet die Kir-
chen-Hiſtorie, daß die Chriſten
zu Antiochia oͤfters Feſt und
Freuden-Tage angeſtellet, und da-
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