Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Bes Stollen vorgehen, sie müssen abernicht zu lang seyn, damit das Pferd mit den hintern Füssen nicht darein greiffe, auch nicht zu kurtz, daß es sich auf der Fersen nicht verbelle. Beym Beschlagen alter abgerichteter Pferde sind die Hüfe sowol aus-als inwendig durch Horn-Salben und Einschläge gut zu erhalten, damit sie nicht hart oder spißig werden, sondern fein gelind und zähe bleiben. Sonder- lich ist ihnen allemahl 2 Tage vor dem Beschlagen mit Baum-Oel und Honig in Grösse einer wel- schen Nuß und ein wenig Kühmist mit hänfenem Werg einzuschla- gen. Nach dem Beschlagen nimmt man Brantewein und ungelösch- ten Kalck, und schläget nicht öfter als zweymal damit ein, bis es wieder beschlagen wird. Das Beschlagen ist wenigstens in ein paar Monaten zu wiederholen. Vollhüfige Pferde müssen im ab- nehmenden, die aber, denen der Kern schwindet, im wachsenden Monden beschlagen werden. Jns- gemein beschlägt man die meisten Pferde im neuen Monde, damit ihnen der Kern wachse. Die Nä- gel müssen nicht zu schwach, auch nicht zu plumb, noch zu seichte seyn, weil diese leichtlich ausreis- sen; noch auch zu tieff eingeschla- gen werden, weil man damit ein Pferd leicht vernageln kan. Beschlagen, Sagen die Jäger von dem Hir- Beschlag-Zange, Braucht der Schmidt, wann Bes Beschluß der Klang Re- de, Peroratio, Muß in der Music vor allen an- Beschores machen, Heißt ein Gewinn, so beym Bestätigen, Heißt bey der Jägerey den ge- Bestätigungs-Jagen, Heißt, so einer mit einem Leit- Hunde
[Spaltenumbruch] Beſ Stollen vorgehen, ſie muͤſſen abernicht zu lang ſeyn, damit das Pferd mit den hintern Fuͤſſen nicht darein greiffe, auch nicht zu kurtz, daß es ſich auf der Ferſen nicht verbelle. Beym Beſchlagen alter abgerichteter Pferde ſind die Huͤfe ſowol aus-als inwendig durch Horn-Salben und Einſchlaͤge gut zu erhalten, damit ſie nicht hart oder ſpißig werden, ſondern fein gelind und zaͤhe bleiben. Sonder- lich iſt ihnen allemahl 2 Tage vor dem Beſchlagen mit Baum-Oel und Honig in Groͤſſe einer wel- ſchen Nuß und ein wenig Kuͤhmiſt mit haͤnfenem Werg einzuſchla- gen. Nach dem Beſchlagen nimmt man Brantewein und ungeloͤſch- ten Kalck, und ſchlaͤget nicht oͤfter als zweymal damit ein, bis es wieder beſchlagen wird. Das Beſchlagen iſt wenigſtens in ein paar Monaten zu wiederholen. Vollhuͤfige Pferde muͤſſen im ab- nehmenden, die aber, denen der Kern ſchwindet, im wachſenden Monden beſchlagen werden. Jns- gemein beſchlaͤgt man die meiſten Pferde im neuen Monde, damit ihnen der Kern wachſe. Die Naͤ- gel muͤſſen nicht zu ſchwach, auch nicht zu plumb, noch zu ſeichte ſeyn, weil dieſe leichtlich ausreiſ- ſen; noch auch zu tieff eingeſchla- gen werden, weil man damit ein Pferd leicht vernageln kan. Beſchlagen, Sagen die Jaͤger von dem Hir- Beſchlag-Zange, Braucht der Schmidt, wann Beſ Beſchluß der Klang Re- de, Peroratio, Muß in der Muſic vor allen an- Beſchores machen, Heißt ein Gewinn, ſo beym Beſtaͤtigen, Heißt bey der Jaͤgerey den ge- Beſtaͤtigungs-Jagen, Heißt, ſo einer mit einem Leit- Hunde
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Beſ
Beſ
Stollen vorgehen, ſie muͤſſen aber
nicht zu lang ſeyn, damit das
Pferd mit den hintern Fuͤſſen nicht
darein greiffe, auch nicht zu kurtz,
daß es ſich auf der Ferſen nicht
verbelle. Beym Beſchlagen alter
abgerichteter Pferde ſind die Huͤfe
ſowol aus-als inwendig durch
Horn-Salben und Einſchlaͤge gut
zu erhalten, damit ſie nicht hart
oder ſpißig werden, ſondern fein
gelind und zaͤhe bleiben. Sonder-
lich iſt ihnen allemahl 2 Tage vor
dem Beſchlagen mit Baum-Oel
und Honig in Groͤſſe einer wel-
ſchen Nuß und ein wenig Kuͤhmiſt
mit haͤnfenem Werg einzuſchla-
gen. Nach dem Beſchlagen nimmt
man Brantewein und ungeloͤſch-
ten Kalck, und ſchlaͤget nicht oͤfter
als zweymal damit ein, bis es
wieder beſchlagen wird. Das
Beſchlagen iſt wenigſtens in ein
paar Monaten zu wiederholen.
Vollhuͤfige Pferde muͤſſen im ab-
nehmenden, die aber, denen der
Kern ſchwindet, im wachſenden
Monden beſchlagen werden. Jns-
gemein beſchlaͤgt man die meiſten
Pferde im neuen Monde, damit
ihnen der Kern wachſe. Die Naͤ-
gel muͤſſen nicht zu ſchwach, auch
nicht zu plumb, noch zu ſeichte
ſeyn, weil dieſe leichtlich ausreiſ-
ſen; noch auch zu tieff eingeſchla-
gen werden, weil man damit ein
Pferd leicht vernageln kan.
Beſchlagen,
Sagen die Jaͤger von dem Hir-
ſche, wenn er in der Brunſt-Zeit
das Wild beſpringet.
Beſchlag-Zange,
Braucht der Schmidt, wann
er dem Pferde die Naͤgel wie-
der ausziehet, wann es etwan ver-
nagelt worden.
Beſchluß der Klang Re-
de, Peroratio,
Muß in der Muſic vor allen an-
dern Stuͤcken eine beſonders nach-
druͤckliche Bewegung verurſachen,
welche ſich nicht nur im Lauffe oder
Fortgange der Melodie befindet,
ſondern vornehmlich im Nachſpiele,
es ſey im Fundament, oder in einer
ſtaͤrckern Begleitung; man habe die-
ſes Ritornell vorher gehoͤret oder
nicht. Jn den Arien ſchlieſſet
man gewoͤhnlich mit den Gaͤngen
und Klaͤngen, darinnen man an-
gefangen hat. Man kan aber die
Zuhoͤrer offt hier artig uͤberraſchen,
und gantz unerwartete Veraͤnde-
rungen vorzuͤglich im Schluſſe der
Sing-Melodien, beylaͤuffig aber
in dem Nachſpiel, anbringen,
welche einen angenehmen Eindruck
hinterlaſſen, daraus gantz eigene
Gemuͤths Bewegungen entſtehen.
Und eben hierinne beſtehet die ei-
gentliche Natur des Beſchluſſes
einer Klang-Rede. Die Schluͤſ-
ſe ex abrupto, womit man ploͤtzlich
abbricht, geben hier auch dienliche
Mittel zur Gemuths-Bewegung
an die Hand.
Beſchores machen,
Heißt ein Gewinn, ſo beym
Pferd-Handel erlangt wird. Das
geſchicht meiſt von Unterhaͤndlern,
welche von Kaͤuffer und Verkaͤuf-
fer Beſchores nehmen, und offt
einen anfuͤhren helffen. V. Faire
Gain.
Beſtaͤtigen,
Heißt bey der Jaͤgerey den ge-
wiſſen Stand eines Hirſches im
Holtze vermittelſt eines Leit-Hun-
des erfinden.
Beſtaͤtigungs-Jagen,
Heißt, ſo einer mit einem Leit-
Hunde
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