Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Rei Reiger mit seinem gantzen Leibe,und schwebet oder wieget mit aus- gespannten Flügeln, als mit ei- nem Seegel, in freyer Luft, sei- nen Feind desto verwahrter zu empfangen, so ihm aber gleich- wol meistentheils mißräth, daß er überwunden wird, und mit dem Falcken zugleich herunter fällt. Ein solchergestalt gefangener Rei- ger wird gemeiniglich mit einem blechernen Ring, worauf der Herrschafft Nahmen und Jahr- Zahl gestochen, wieder los gelas- sen, so daß es vielmals geschie- het, daß ein solcher Reiger über viel Jahre hernach wieder gefan- gen wird, der ein oder mehr der- gleichen blecherne Ringe an den Füssen hat. Reim-Gebände, Metrum, ist die ordentliche Ver- Reiner, Rennthiere, Eine Art Lappländischer Hir- Reisen, Proficisci, Voyager, Das Reisen ist eine Besichti- Rei werden, der nicht solte fremdeLänder besucht, oder die Seinigen darzu angehalten haben, wenn es anders dessen Umstände zugelas- sen: Wem es nicht erlaubt ist, kostbare weite Reisen zu thun, der kan wol auf seiner Studir- Stube sich ebenmäßig aus guten Büchern und dem Umgange mit erfahrnen Leuten bekannt machen, was ein anderer durch das gefähr- liche mühsame Reisen in etlichen Jahren thun möchte. Zudeme so floriren in Deutschland alle Ade- liche Exercitia, freye Künste und Studia auf Ritter-Academien und Universitäten. Auch werden hin und wieder wohlbestellte Regie- rungen gefunden, daraus er gnug- sam lernen kan, wie ein Regiment wohl und klüglich zu führen sey, wobey er die grossen Kosten er- sparen kan, so daran gewendet werden müssen, und doch der Nutz manchmal schlecht, auch offtmals an stat des Nutzens grosser Scha- de bey vielen erfolget. Denn was lernen manche in Jtalien und Franckreich, als daß sie derselben Uippigkeit sich zugleich theilhafftig machen? Sie nehmen gar leicht derselben Venerische Woll ust auch an sich, und lernen die Intriguen und Practiquen in Regierung und bey Höfen (die der alten Deut- schen Redlichkeit gantz zuwider sind) wie sie sollen neue Beschwer- den und Auflagen einführen, und der Unterthanen Privilegien un- terdrucken. Ja viele lassen es da- bey bewenden, wenn sie eine selt- same Facon einer Art von Klei- dung und etliche lächerliche Cere- monien aus fremden Ländern brin- gen; Da dann die alte deutsche aufrichtige Sitten verderbet, und dargegen viel Laster eingeschoben werden
[Spaltenumbruch] Rei Reiger mit ſeinem gantzen Leibe,und ſchwebet oder wieget mit aus- geſpannten Fluͤgeln, als mit ei- nem Seegel, in freyer Luft, ſei- nen Feind deſto verwahrter zu empfangen, ſo ihm aber gleich- wol meiſtentheils mißraͤth, daß er uͤberwunden wird, und mit dem Falcken zugleich herunter faͤllt. Ein ſolchergeſtalt gefangener Rei- ger wird gemeiniglich mit einem blechernen Ring, worauf der Herrſchafft Nahmen und Jahr- Zahl geſtochen, wieder los gelaſ- ſen, ſo daß es vielmals geſchie- het, daß ein ſolcher Reiger uͤber viel Jahre hernach wieder gefan- gen wird, der ein oder mehr der- gleichen blecherne Ringe an den Fuͤſſen hat. Reim-Gebaͤnde, Metrum, iſt die ordentliche Ver- Reiner, Rennthiere, Eine Art Lapplaͤndiſcher Hir- Reiſen, Proficiſci, Voyager, Das Reiſen iſt eine Beſichti- Rei werden, der nicht ſolte fremdeLaͤnder beſucht, oder die Seinigen darzu angehalten haben, wenn es anders deſſen Umſtaͤnde zugelaſ- ſen: Wem es nicht erlaubt iſt, koſtbare weite Reiſen zu thun, der kan wol auf ſeiner Studir- Stube ſich ebenmaͤßig aus guten Buͤchern und dem Umgange mit erfahrnen Leuten bekannt machen, was ein anderer durch das gefaͤhr- liche muͤhſame Reiſen in etlichen Jahren thun moͤchte. Zudeme ſo floriren in Deutſchland alle Ade- liche Exercitia, freye Kuͤnſte und Studia auf Ritter-Academien und Univerſitaͤten. Auch werden hin und wieder wohlbeſtellte Regie- rungen gefunden, daraus er gnug- ſam lernen kan, wie ein Regiment wohl und kluͤglich zu fuͤhren ſey, wobey er die groſſen Koſten er- ſparen kan, ſo daran gewendet werden muͤſſen, und doch der Nutz manchmal ſchlecht, auch offtmals an ſtat des Nutzens groſſer Scha- de bey vielen erfolget. Denn was lernen manche in Jtalien und Franckreich, als daß ſie derſelben Uippigkeit ſich zugleich theilhafftig machen? Sie nehmen gar leicht derſelben Veneriſche Woll uſt auch an ſich, und lernen die Intriguen und Practiquen in Regierung und bey Hoͤfen (die der alten Deut- ſchen Redlichkeit gantz zuwider ſind) wie ſie ſollen neue Beſchwer- den und Auflagen einfuͤhren, und der Unterthanen Privilegien un- terdrucken. Ja viele laſſen es da- bey bewenden, wenn ſie eine ſelt- ſame Façon einer Art von Klei- dung und etliche laͤcherliche Cere- monien aus fremden Laͤndern brin- gen; Da dann die alte deutſche aufrichtige Sitten verderbet, und dargegen viel Laſter eingeſchoben werden
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Rei
Rei
Reiger mit ſeinem gantzen Leibe,
und ſchwebet oder wieget mit aus-
geſpannten Fluͤgeln, als mit ei-
nem Seegel, in freyer Luft, ſei-
nen Feind deſto verwahrter zu
empfangen, ſo ihm aber gleich-
wol meiſtentheils mißraͤth, daß er
uͤberwunden wird, und mit dem
Falcken zugleich herunter faͤllt.
Ein ſolchergeſtalt gefangener Rei-
ger wird gemeiniglich mit einem
blechernen Ring, worauf der
Herrſchafft Nahmen und Jahr-
Zahl geſtochen, wieder los gelaſ-
ſen, ſo daß es vielmals geſchie-
het, daß ein ſolcher Reiger uͤber
viel Jahre hernach wieder gefan-
gen wird, der ein oder mehr der-
gleichen blecherne Ringe an den
Fuͤſſen hat.
Reim-Gebaͤnde,
Metrum, iſt die ordentliche Ver-
knuͤpſtung verſchiedener, auch wol
einzelner Sylben-Fuͤſſe, mittelſt
welcher ſie in gewiſſe Schrancken
eingeſchloſſen und abgemeſſen
werden.
Reiner, Rennthiere,
Eine Art Lapplaͤndiſcher Hir-
ſchen, welche als Pferde in Schlit-
ten geſpannet, und auf Reiſen
ſtarck gebraucht werden. Ein
mehrers ſehe man davon im Na-
tur-Lexico.
Reiſen, Proficiſci, Voyager,
Das Reiſen iſt eine Beſichti-
gung fremder Laͤnder, derer Na-
tionen, Sitten und Gebraͤuchen,
welche Reiſen, wenn ſie kluͤglich
angeſtellet werden, ſehr nuͤtzlich
und fuͤrtraͤglich ſind, um Weis-
heit zu erlangen, und den Ver-
ſtand zu ſchaͤrfen, da dann nicht
leicht ein Cavalier wird gefunden
werden, der nicht ſolte fremde
Laͤnder beſucht, oder die Seinigen
darzu angehalten haben, wenn es
anders deſſen Umſtaͤnde zugelaſ-
ſen: Wem es nicht erlaubt iſt,
koſtbare weite Reiſen zu thun,
der kan wol auf ſeiner Studir-
Stube ſich ebenmaͤßig aus guten
Buͤchern und dem Umgange mit
erfahrnen Leuten bekannt machen,
was ein anderer durch das gefaͤhr-
liche muͤhſame Reiſen in etlichen
Jahren thun moͤchte. Zudeme ſo
floriren in Deutſchland alle Ade-
liche Exercitia, freye Kuͤnſte und
Studia auf Ritter-Academien und
Univerſitaͤten. Auch werden hin
und wieder wohlbeſtellte Regie-
rungen gefunden, daraus er gnug-
ſam lernen kan, wie ein Regiment
wohl und kluͤglich zu fuͤhren ſey,
wobey er die groſſen Koſten er-
ſparen kan, ſo daran gewendet
werden muͤſſen, und doch der Nutz
manchmal ſchlecht, auch offtmals
an ſtat des Nutzens groſſer Scha-
de bey vielen erfolget. Denn was
lernen manche in Jtalien und
Franckreich, als daß ſie derſelben
Uippigkeit ſich zugleich theilhafftig
machen? Sie nehmen gar leicht
derſelben Veneriſche Woll uſt auch
an ſich, und lernen die Intriguen
und Practiquen in Regierung und
bey Hoͤfen (die der alten Deut-
ſchen Redlichkeit gantz zuwider
ſind) wie ſie ſollen neue Beſchwer-
den und Auflagen einfuͤhren, und
der Unterthanen Privilegien un-
terdrucken. Ja viele laſſen es da-
bey bewenden, wenn ſie eine ſelt-
ſame Façon einer Art von Klei-
dung und etliche laͤcherliche Cere-
monien aus fremden Laͤndern brin-
gen; Da dann die alte deutſche
aufrichtige Sitten verderbet, und
dargegen viel Laſter eingeſchoben
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