Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Rei die Reichs-Fürsten in geistlicheund weltliche eingetheilet. Sie empfangen ihr Lehn immediate von dem Kayser. Reichs-Glied, Membrum Imperii, Unter diesem und einem Reichs- Reichs-Graf, Comes Im- perii, Jst eigentlich derjenige, welcher Reichs-Pannier oder Fahne, Vexillum Imperii, Jst das vornehmste Zeichen des Rei dem zweyköpffigten Reichs-Adler,welcher zu Kriegs-Zeiten in den Fahnen und Estandarten geführet wird. Als dem Hause Hannover An. 1693 die neunte Chur-Stelle conferiret wurde, und demselben gleichfalls ein gewisses Ertz-Amt solte beygeleget werden, so refle- ctirte man sonderlich auf die Reichs-Fahne, daß ihm solche als Ertz-Panner solte übergeben werden. Chur-Sachsen wolte sich zwar opponiren, allein es wurde dargethan, daß dieses demselben nicht praejudicirte, indem Chur- Braunschweig solche hohe Würde als ein Hof-Amt führen, und bey Crönungen und andern So- lennitäten dem Kayser die Reichs- Fahne vortragen wolle, dahinge- gen Chur-Sachsen das Recht, dieselbe, wenn er zu Felde gehet, vorzutragen, ungekränckt verblei- ben solle. Es ist aber diese Reichs- Fahne von der Sturm-Fahne wohl zu unterscheiden, als welche das Hertzogliche Haus Würtem- berg führet, und nur einen ein- fachen Adler hat, auch sich all- mählig gegen das Ende zuspitzet, da hingegen das allgemeine Reichs-Pannier eine viereckigte Figur haben soll. Reichs-Ritterschaft, Orde Imperii equestris, Wird in die Rheinische, Schwä- Boden-
[Spaltenumbruch] Rei die Reichs-Fuͤrſten in geiſtlicheund weltliche eingetheilet. Sie empfangen ihr Lehn immediate von dem Kayſer. Reichs-Glied, Membrum Imperii, Unter dieſem und einem Reichs- Reichs-Graf, Comes Im- perii, Jſt eigentlich derjenige, welcher Reichs-Pannier oder Fahne, Vexillum Imperii, Jſt das vornehmſte Zeichen des Rei dem zweykoͤpffigten Reichs-Adler,welcher zu Kriegs-Zeiten in den Fahnen und Eſtandarten gefuͤhret wird. Als dem Hauſe Hannover An. 1693 die neunte Chur-Stelle conferiret wurde, und demſelben gleichfalls ein gewiſſes Ertz-Amt ſolte beygeleget werden, ſo refle- ctirte man ſonderlich auf die Reichs-Fahne, daß ihm ſolche als Ertz-Panner ſolte uͤbergeben werden. Chur-Sachſen wolte ſich zwar opponiren, allein es wurde dargethan, daß dieſes demſelben nicht præjudicirte, indem Chur- Braunſchweig ſolche hohe Wuͤrde als ein Hof-Amt fuͤhren, und bey Croͤnungen und andern So- lennitaͤten dem Kayſer die Reichs- Fahne vortragen wolle, dahinge- gen Chur-Sachſen das Recht, dieſelbe, wenn er zu Felde gehet, vorzutragen, ungekraͤnckt verblei- ben ſolle. Es iſt aber dieſe Reichs- Fahne von der Sturm-Fahne wohl zu unterſcheiden, als welche das Hertzogliche Haus Wuͤrtem- berg fuͤhret, und nur einen ein- fachen Adler hat, auch ſich all- maͤhlig gegen das Ende zuſpitzet, da hingegen das allgemeine Reichs-Pannier eine viereckigte Figur haben ſoll. Reichs-Ritterſchaft, Orde Imperii equeſtris, Wird in die Rheiniſche, Schwaͤ- Boden-
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Rei
Rei
die Reichs-Fuͤrſten in geiſtliche
und weltliche eingetheilet. Sie
empfangen ihr Lehn immediate
von dem Kayſer.
Reichs-Glied, Membrum
Imperii,
Unter dieſem und einem Reichs-
Stand iſt ein Unterſchied, indem
die Jtalieniſchen Fuͤrſten von
Mantua und Modena ꝛc. inglei-
chen die freye unmittelbare Reichs-
Ritterſchaft zwar Reichs-Glieder
ſeynd, aber keine Reichs-Staͤnde,
weil ſie weder Sitz noch Stimme
auf den Reichs-Taͤgen haben.
Reichs-Graf, Comes Im-
perii,
Jſt eigentlich derjenige, welcher
mit einer unmittelbaren Reichs-
Grafſchaft oder mit einem Reichs-
After-Lehn belehnt iſt, und Sitz
und Stimme auf den Reichs-Taͤ-
gen hat. Sie werden in die
Schwaͤbiſche, Wetterauiſche,
Fraͤnckiſche und Weſtphaͤliſche
Banck eingetheilet. Sie empfan-
gen ihre Lehn nicht immediate von
dem Kayſer, ſondern in dem
Reichs-Hof-Rathe. Sonſten
fuͤhren auch den Titel Reichs-
Grafen diejenigen, welche zwar
den Graͤflichen Character vom
Kayſer, aber keine unmittelbare
Reichs-Guͤter, auch nicht Sitz
und Stimme auf Reichs-Taͤgen,
ſondern nur ihre Guͤter und Herr-
ſchafften unter einem Stand im
Roͤm. Reiche, als unter Fuͤrſten,
Churfuͤrſten ꝛc. als Lehns-Vaſal-
len haben.
Reichs-Pannier oder Fahne,
Vexillum Imperii,
Jſt das vornehmſte Zeichen des
Roͤm. Reichs, und beſtehet in
dem zweykoͤpffigten Reichs-Adler,
welcher zu Kriegs-Zeiten in den
Fahnen und Eſtandarten gefuͤhret
wird. Als dem Hauſe Hannover
An. 1693 die neunte Chur-Stelle
conferiret wurde, und demſelben
gleichfalls ein gewiſſes Ertz-Amt
ſolte beygeleget werden, ſo refle-
ctirte man ſonderlich auf die
Reichs-Fahne, daß ihm ſolche
als Ertz-Panner ſolte uͤbergeben
werden. Chur-Sachſen wolte ſich
zwar opponiren, allein es wurde
dargethan, daß dieſes demſelben
nicht præjudicirte, indem Chur-
Braunſchweig ſolche hohe Wuͤrde
als ein Hof-Amt fuͤhren, und
bey Croͤnungen und andern So-
lennitaͤten dem Kayſer die Reichs-
Fahne vortragen wolle, dahinge-
gen Chur-Sachſen das Recht,
dieſelbe, wenn er zu Felde gehet,
vorzutragen, ungekraͤnckt verblei-
ben ſolle. Es iſt aber dieſe Reichs-
Fahne von der Sturm-Fahne
wohl zu unterſcheiden, als welche
das Hertzogliche Haus Wuͤrtem-
berg fuͤhret, und nur einen ein-
fachen Adler hat, auch ſich all-
maͤhlig gegen das Ende zuſpitzet,
da hingegen das allgemeine
Reichs-Pannier eine viereckigte
Figur haben ſoll.
Reichs-Ritterſchaft, Orde
Imperii equeſtris,
Wird in die Rheiniſche, Schwaͤ-
biſche und Fraͤnckiſche eingethei-
let, die Rheiniſche beſtehet aus 3
Landſchaffts-Orden, welche ſind
1) Gau und Wasgau, 2) Wette-
rau, Weſterwald, Rhingau, 3)
Nieder-Rhein-Strom, Hunds-
ruͤck, Eberswald. Die Schwaͤ-
biſche theilet ſich in 5 Qvartiere
oder Cantons: als 1) Hoͤgau,
Boden-
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