gen lässet, wodurch man inner- halb wenig Tagen über etliche hun- dert Meilen Zeitung haben kan.
Pignatelli,
Ein vornehmes Marckgräfli- ches Geschlecht in dem Neapoli- tanischen, daraus die Hertzoge von Monteleone herstammen, welche durchgehends Liebhaber der Reit-Kunst gewesen, und beson- dere Reit-Stangen inventiret ha- ben, so noch Pignatellische Stan- gen genennet und von den Fran- tzosen sehr starck geführet werden.
Pilarii,
Waren Gauckler und Taschen- Spieler, welche auf dem Theatro allerhand seltsame Possen, die unberichtete Zuschauer für Wun- der oder Zauberwercke halten mu- sten, zu machen pflegten.
Pileata major,
Grob-Gedackt, ist eine 16- oder 8 füßige Orgel-Stimme, welche oben zugedeckt ist, und gleichsam einen Hut träget, wovon eben die Benennung rühret: Pileata maxima ist der Untersatz oder Sub- Bass. Pileata minor aber, Klein- Gedackt, eine dergleichen vierfüs- sige Orgel-Stimme.
Pilentum,
War eine Art von Wagen mit 4 Rädern, oben bedeckt, auf den Seiten aber frey. Er ward mehr vom Frauenzimmer und zum Staat gebraucht, und deswegen mit allerhand Farben angestri- chen. Die Vestalischen Jung- frauen pflegten auf selbigen aus- zufahren, und das Frauenzim- mer, wenn es einem Triumph oder eine Procession mit ansehen wol- [Spaltenumbruch]
Pil
te, man spannete gemeiniglich grosse Maulthiere vor.
Pilier,
Heisset ein ieder Pfeiler und sonderlich derjenige, welcher mit- ten auf die Reit-Plätze oder Reit- Häuser gesetzet wird, einen Mit- tel-Punct anzuzeigen, um den man die Volta machen kan. Er taugt auch die boshaftigen stutzi- gen Pferde daran zu zwingen, und desto leichter abzurichten. Es lehret die Praxis, daß man an dem Pilier kan Wildfänge, Renn- thiere, auch so gar Hirsche zahm und thätig machen, alle stetige, bäumende, schlagende und beissen- de Pferde damit zwingen, wel- che nichts am Kopfe leiden, und sich weder putzen noch satteln las- sen wollen, so nicht auf- noch absitzen, auch weder Schenckel noch Sporen vertragen wollen, die keine Waffen als Degen, Pistol, Fahne, Trommel, noch Schuß leiden wollen etc. kan man alles an dem Pilier angewöhnen und hingegen auch den boshaftigen Pferden die Laster abgewöhnen. Man legt dem Pferde eine starcke Zug-Halfter an, welche durch beyde Backen-Riemen zwey eiser- ne Ringe hat, durch einen dieser Ringe ziehet man einen Strang, läst solchen nur einmal um den Pilier herum gehen, hernach ste- cket man ihn auf der andern Sei- te durch die Nase, damit man in grosser Widersetzung des Pfer- des gleich könne nachlassen, und ziehet mit dem Strang des Pfer- des Kopf allmählig an die Seu- le, und caressirt es wohl, daß es solchen Zwang nur gewohnet. Alsdenn kan man ihme an dem Pilier nach und nach alle Bos-
hei-
[Spaltenumbruch]
Pig
gen laͤſſet, wodurch man inner- halb wenig Tagen uͤber etliche hun- dert Meilen Zeitung haben kan.
Pignatelli,
Ein vornehmes Marckgraͤfli- ches Geſchlecht in dem Neapoli- taniſchen, daraus die Hertzoge von Monteleone herſtammen, welche durchgehends Liebhaber der Reit-Kunſt geweſen, und beſon- dere Reit-Stangen inventiret ha- ben, ſo noch Pignatelliſche Stan- gen genennet und von den Fran- tzoſen ſehr ſtarck gefuͤhret werden.
Pilarii,
Waren Gauckler und Taſchen- Spieler, welche auf dem Theatro allerhand ſeltſame Poſſen, die unberichtete Zuſchauer fuͤr Wun- der oder Zauberwercke halten mu- ſten, zu machen pflegten.
Pileata major,
Grob-Gedackt, iſt eine 16- oder 8 fuͤßige Orgel-Stimme, welche oben zugedeckt iſt, und gleichſam einen Hut traͤget, wovon eben die Benennung ruͤhret: Pileata maxima iſt der Unterſatz oder Sub- Baſs. Pileata minor aber, Klein- Gedackt, eine dergleichen vierfuͤſ- ſige Orgel-Stimme.
Pilentum,
War eine Art von Wagen mit 4 Raͤdern, oben bedeckt, auf den Seiten aber frey. Er ward mehr vom Frauenzimmer und zum Staat gebraucht, und deswegen mit allerhand Farben angeſtri- chen. Die Veſtaliſchen Jung- frauen pflegten auf ſelbigen aus- zufahren, und das Frauenzim- mer, wenn es einem Triumph oder eine Proceſſion mit anſehen wol- [Spaltenumbruch]
Pil
te, man ſpannete gemeiniglich groſſe Maulthiere vor.
Pilier,
Heiſſet ein ieder Pfeiler und ſonderlich derjenige, welcher mit- ten auf die Reit-Plaͤtze oder Reit- Haͤuſer geſetzet wird, einen Mit- tel-Punct anzuzeigen, um den man die Volta machen kan. Er taugt auch die boshaftigen ſtutzi- gen Pferde daran zu zwingen, und deſto leichter abzurichten. Es lehret die Praxis, daß man an dem Pilier kan Wildfaͤnge, Renn- thiere, auch ſo gar Hirſche zahm und thaͤtig machen, alle ſtetige, baͤumende, ſchlagende und beiſſen- de Pferde damit zwingen, wel- che nichts am Kopfe leiden, und ſich weder putzen noch ſatteln laſ- ſen wollen, ſo nicht auf- noch abſitzen, auch weder Schenckel noch Sporen vertragen wollen, die keine Waffen als Degen, Piſtol, Fahne, Trommel, noch Schuß leiden wollen ꝛc. kan man alles an dem Pilier angewoͤhnen und hingegen auch den boshaftigen Pferden die Laſter abgewoͤhnen. Man legt dem Pferde eine ſtarcke Zug-Halfter an, welche durch beyde Backen-Riemen zwey eiſer- ne Ringe hat, durch einen dieſer Ringe ziehet man einen Strang, laͤſt ſolchen nur einmal um den Pilier herum gehen, hernach ſte- cket man ihn auf der andern Sei- te durch die Naſe, damit man in groſſer Widerſetzung des Pfer- des gleich koͤnne nachlaſſen, und ziehet mit dem Strang des Pfer- des Kopf allmaͤhlig an die Seu- le, und careſſirt es wohl, daß es ſolchen Zwang nur gewohnet. Alsdenn kan man ihme an dem Pilier nach und nach alle Bos-
hei-
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[0912]
Pig
Pil
gen laͤſſet, wodurch man inner-
halb wenig Tagen uͤber etliche hun-
dert Meilen Zeitung haben kan.
Pignatelli,
Ein vornehmes Marckgraͤfli-
ches Geſchlecht in dem Neapoli-
taniſchen, daraus die Hertzoge
von Monteleone herſtammen,
welche durchgehends Liebhaber der
Reit-Kunſt geweſen, und beſon-
dere Reit-Stangen inventiret ha-
ben, ſo noch Pignatelliſche Stan-
gen genennet und von den Fran-
tzoſen ſehr ſtarck gefuͤhret werden.
Pilarii,
Waren Gauckler und Taſchen-
Spieler, welche auf dem Theatro
allerhand ſeltſame Poſſen, die
unberichtete Zuſchauer fuͤr Wun-
der oder Zauberwercke halten mu-
ſten, zu machen pflegten.
Pileata major,
Grob-Gedackt, iſt eine 16- oder
8 fuͤßige Orgel-Stimme, welche
oben zugedeckt iſt, und gleichſam
einen Hut traͤget, wovon eben
die Benennung ruͤhret: Pileata
maxima iſt der Unterſatz oder Sub-
Baſs. Pileata minor aber, Klein-
Gedackt, eine dergleichen vierfuͤſ-
ſige Orgel-Stimme.
Pilentum,
War eine Art von Wagen mit
4 Raͤdern, oben bedeckt, auf den
Seiten aber frey. Er ward mehr
vom Frauenzimmer und zum
Staat gebraucht, und deswegen
mit allerhand Farben angeſtri-
chen. Die Veſtaliſchen Jung-
frauen pflegten auf ſelbigen aus-
zufahren, und das Frauenzim-
mer, wenn es einem Triumph oder
eine Proceſſion mit anſehen wol-
te, man ſpannete gemeiniglich
groſſe Maulthiere vor.
Pilier,
Heiſſet ein ieder Pfeiler und
ſonderlich derjenige, welcher mit-
ten auf die Reit-Plaͤtze oder Reit-
Haͤuſer geſetzet wird, einen Mit-
tel-Punct anzuzeigen, um den
man die Volta machen kan. Er
taugt auch die boshaftigen ſtutzi-
gen Pferde daran zu zwingen,
und deſto leichter abzurichten. Es
lehret die Praxis, daß man an dem
Pilier kan Wildfaͤnge, Renn-
thiere, auch ſo gar Hirſche zahm
und thaͤtig machen, alle ſtetige,
baͤumende, ſchlagende und beiſſen-
de Pferde damit zwingen, wel-
che nichts am Kopfe leiden, und
ſich weder putzen noch ſatteln laſ-
ſen wollen, ſo nicht auf- noch
abſitzen, auch weder Schenckel noch
Sporen vertragen wollen, die
keine Waffen als Degen, Piſtol,
Fahne, Trommel, noch Schuß
leiden wollen ꝛc. kan man alles
an dem Pilier angewoͤhnen und
hingegen auch den boshaftigen
Pferden die Laſter abgewoͤhnen.
Man legt dem Pferde eine ſtarcke
Zug-Halfter an, welche durch
beyde Backen-Riemen zwey eiſer-
ne Ringe hat, durch einen dieſer
Ringe ziehet man einen Strang,
laͤſt ſolchen nur einmal um den
Pilier herum gehen, hernach ſte-
cket man ihn auf der andern Sei-
te durch die Naſe, damit man
in groſſer Widerſetzung des Pfer-
des gleich koͤnne nachlaſſen, und
ziehet mit dem Strang des Pfer-
des Kopf allmaͤhlig an die Seu-
le, und careſſirt es wohl, daß es
ſolchen Zwang nur gewohnet.
Alsdenn kan man ihme an dem
Pilier nach und nach alle Bos-
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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/912>, abgerufen am 21.11.2024.
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