Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Phy ist nicht das Schwinden, so aneinem Glied sich zuträgt, sondern diß ist eine innerliche Kranckheit, welche von zerrissener Lunge ent- springt, aus einem harten Sprung, Fall, Schlag, Lungen-Geschwür, oder von dem Eyter, so lange auf der Lunge gelegen, und dahero ein starcker Husten entstanden, wovon die Lunge zerrissen wor- den; dahero dann ihre natürliche Feuchtigkeiten von Tag zu Tag verzehret, und die Pferde endlich gantz mager werden, bis sie gar dahin fallen und sterben. Ein Remedium ist im 2 Theil der Pferd- Anatomie pag. 482 befindlich. Physica, Jst die Wissenschafft der natür- Phy und unbeständigen Vermischungeiniger Elementen gezeuget wer- den, dergleichen die Meteora sind. Nun kommt die Erde selbst in Consideration, und in derselben anfangs die schlechten wie auch edlen Steine, und folglich die Mineralien und Metallen von allerhand Sorten, als Schwefel, Qvecksilber, Spieß-Glas, Gold, Silber, Zinn, Kupffer, Bley etc. mit einem Wort, das so genannte Mineralische Reich. Nach den leblosen Sachen stellet die Physic ferner die lebenden oder beseelten vor, und hier zeigen sich zuerst die Erdgewächse, als da sind Kräu- ter, Blumen, Stauden, Bäume u. d. gl. Solche haben ein Leben, welches Anima Vegetativa ge- nennet wird, krafft dessen sie aus der Erden wachsen, sich nähren, zunehmen und fortgepflantzet wer- den. Hierinnen bestehet das Ve- getabilische Reich. Alsdenn tre- ten die Thiere hervor, so nicht al- lein ein Leben haben, sondern auch mit der Bewegung von einem Or- te zum andern, und der Empfind- lichkeit begabet sind, und in flie- gende, schwimmende, gehende und kriechende sich theilen lassen. End- lich kommen auch deren innerliche und äusserliche Sinnen in Be- trachtung, samt andern Eigen- schafften, als da sind das Wachen, der Schlaf, die Träume, der Hun- ger, Durst und sonst was einiedes besonders an sich hat. Dieses al- les gehöret zu dem Animalischen Reiche, als worzu auch die Men- schen selber, dem Leibe nach billig zu rechnen sind. Diese Wissen- schafft lehret den grossen Schöpf- fer aller Dinge aus seinen Wer- cken erkennen, und ist ein kräffti- ges Mittel wider Aberglauben und
[Spaltenumbruch] Phy iſt nicht das Schwinden, ſo aneinem Glied ſich zutraͤgt, ſondern diß iſt eine innerliche Kranckheit, welche von zerriſſener Lunge ent- ſpringt, aus einem harten Sprung, Fall, Schlag, Lungen-Geſchwuͤr, oder von dem Eyter, ſo lange auf der Lunge gelegen, und dahero ein ſtarcker Huſten entſtanden, wovon die Lunge zerriſſen wor- den; dahero dann ihre natuͤrliche Feuchtigkeiten von Tag zu Tag verzehret, und die Pferde endlich gantz mager werden, bis ſie gar dahin fallen und ſterben. Ein Remedium iſt im 2 Theil der Pferd- Anatomie pag. 482 befindlich. Phyſica, Jſt die Wiſſenſchafft der natuͤr- Phy und unbeſtaͤndigen Vermiſchungeiniger Elementen gezeuget wer- den, dergleichen die Meteora ſind. Nun kommt die Erde ſelbſt in Conſideration, und in derſelben anfangs die ſchlechten wie auch edlen Steine, und folglich die Mineralien und Metallen von allerhand Sorten, als Schwefel, Qveckſilber, Spieß-Glas, Gold, Silber, Zinn, Kupffer, Bley ꝛc. mit einem Wort, das ſo genannte Mineraliſche Reich. Nach den lebloſen Sachen ſtellet die Phyſic ferner die lebenden oder beſeelten vor, und hier zeigen ſich zuerſt die Erdgewaͤchſe, als da ſind Kraͤu- ter, Blumen, Stauden, Baͤume u. d. gl. Solche haben ein Leben, welches Anima Vegetativa ge- nennet wird, krafft deſſen ſie aus der Erden wachſen, ſich naͤhren, zunehmen und fortgepflantzet wer- den. Hierinnen beſtehet das Ve- getabiliſche Reich. Alsdenn tre- ten die Thiere hervor, ſo nicht al- lein ein Leben haben, ſondern auch mit der Bewegung von einem Or- te zum andern, und der Empfind- lichkeit begabet ſind, und in flie- gende, ſchwimmende, gehende und kriechende ſich theilen laſſen. End- lich kommen auch deren innerliche und aͤuſſerliche Sinnen in Be- trachtung, ſamt andern Eigen- ſchafften, als da ſind das Wachen, der Schlaf, die Traͤume, der Hun- ger, Durſt und ſonſt was einiedes beſonders an ſich hat. Dieſes al- les gehoͤret zu dem Animaliſchen Reiche, als worzu auch die Men- ſchen ſelber, dem Leibe nach billig zu rechnen ſind. Dieſe Wiſſen- ſchafft lehret den groſſen Schoͤpf- fer aller Dinge aus ſeinen Wer- cken erkennen, und iſt ein kraͤffti- ges Mittel wider Aberglauben und
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Phy
Phy
iſt nicht das Schwinden, ſo an
einem Glied ſich zutraͤgt, ſondern
diß iſt eine innerliche Kranckheit,
welche von zerriſſener Lunge ent-
ſpringt, aus einem harten Sprung,
Fall, Schlag, Lungen-Geſchwuͤr,
oder von dem Eyter, ſo lange auf
der Lunge gelegen, und dahero
ein ſtarcker Huſten entſtanden,
wovon die Lunge zerriſſen wor-
den; dahero dann ihre natuͤrliche
Feuchtigkeiten von Tag zu Tag
verzehret, und die Pferde endlich
gantz mager werden, bis ſie gar
dahin fallen und ſterben. Ein
Remedium iſt im 2 Theil der Pferd-
Anatomie pag. 482 befindlich.
Phyſica,
Jſt die Wiſſenſchafft der natuͤr-
lichen Dinge, ſo wir durch Huͤlffe
unſerer fuͤnff Sinnen betrachten
koͤnnen; als alle natuͤrliche Coͤr-
per ihren Weſen, Urſachen und
Eigenſchafften nach, daraus die
Welt beſtehet, und die ſowol auf
der Erden und im Meer, als auch
an dem Himmel befindlich ſind,
ſo fern ſie nemlich eine gewiſſe an-
gebohrne Natur, das iſt, eine
Diſpoſition und Krafft etwas zu
vollbringen und ſich zu bewegen,
oder zu erleiden, und zu ruhen
in ſich haben. Daraus erlernet
man, wie der ſchoͤne Himmel, wie
die Sonne, Mond, ſamt andern
Planeten, wie auch die Fix-Ster-
nen und Cometen beſchaffen, in-
gleichen wie die Finſterniſſen ent-
ſtehen. Von dem Himmel kommt
die Phyſic auf die Erde, und be-
trachtet erſtlich die vier Elemente,
als Corpora ſimplicia, darauf ge-
het ſie fort zu den Corporibus
Compoſitis, unter welchen einige
imperfecta mixta genennet wer-
den, welche aus einer geringen
und unbeſtaͤndigen Vermiſchung
einiger Elementen gezeuget wer-
den, dergleichen die Meteora ſind.
Nun kommt die Erde ſelbſt in
Conſideration, und in derſelben
anfangs die ſchlechten wie auch
edlen Steine, und folglich die
Mineralien und Metallen von
allerhand Sorten, als Schwefel,
Qveckſilber, Spieß-Glas, Gold,
Silber, Zinn, Kupffer, Bley ꝛc.
mit einem Wort, das ſo genannte
Mineraliſche Reich. Nach den
lebloſen Sachen ſtellet die Phyſic
ferner die lebenden oder beſeelten
vor, und hier zeigen ſich zuerſt die
Erdgewaͤchſe, als da ſind Kraͤu-
ter, Blumen, Stauden, Baͤume
u. d. gl. Solche haben ein Leben,
welches Anima Vegetativa ge-
nennet wird, krafft deſſen ſie aus
der Erden wachſen, ſich naͤhren,
zunehmen und fortgepflantzet wer-
den. Hierinnen beſtehet das Ve-
getabiliſche Reich. Alsdenn tre-
ten die Thiere hervor, ſo nicht al-
lein ein Leben haben, ſondern auch
mit der Bewegung von einem Or-
te zum andern, und der Empfind-
lichkeit begabet ſind, und in flie-
gende, ſchwimmende, gehende und
kriechende ſich theilen laſſen. End-
lich kommen auch deren innerliche
und aͤuſſerliche Sinnen in Be-
trachtung, ſamt andern Eigen-
ſchafften, als da ſind das Wachen,
der Schlaf, die Traͤume, der Hun-
ger, Durſt und ſonſt was einiedes
beſonders an ſich hat. Dieſes al-
les gehoͤret zu dem Animaliſchen
Reiche, als worzu auch die Men-
ſchen ſelber, dem Leibe nach billig
zu rechnen ſind. Dieſe Wiſſen-
ſchafft lehret den groſſen Schoͤpf-
fer aller Dinge aus ſeinen Wer-
cken erkennen, und iſt ein kraͤffti-
ges Mittel wider Aberglauben
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