Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Pav Tantz, da die Täntzer mit sonder-baren Tritten und Setzen der Füsse einer vor dem andern ein Rad machen, fast wie die Pfauen, wenn sie sich brüsten, woher er auch den Nahmen bekommen. Er ist für gar ehrbar gehalten worden, und sind Cavaliers in Oberrock und Degen, Obrigkeitli- che Personen in ihren Ehren-Klei- dern, Fürsten in ihren Mänteln und Damen mit ihren Schleppen daran gegangen. Man nennet ihn den grossen Tantz, und ließ gemeiniglich eine Gaillarde darauf folgen, die Melodie dieses Tan- tzes war ordentlich in egalen lang- samen Tacte gesetzet. Paucken, Tympana, Tym- bales, Sind alte Jnstrumente, so bey Pav Stück recht zu tractiren, und mußiederzeit vor der Final-Cadenz einen guten langen Würbel for- miren, und hernach, wenn die Trompeter alle schon aufgehöret, erst den letzten und starcken Streich auf der C-Paucke führen. Will man ein Echo darauf tractiren, so schlage man nahe um den Rand Circkel-weise fein sachte, doch ge- schwind herum, darauf alsdenn wieder stracks mit starcken Würbeln in die Mitte u. mit langsamen star- cken Streichen stets aufs G, doch muß der Schlägel in der lincken Hand fort für fort behende auf dem C fortgehen; und solches kömmt recht Heroisch heraus, sonderlich wann es zum Final kommt. Pavillon, Das weite Theil unten an einer Paume, Jst ein gewisses Maaß, so da Paupiere, Heist Augenlied, und ist dieje- noch J i i 2
[Spaltenumbruch] Pav Tantz, da die Taͤntzer mit ſonder-baren Tritten und Setzen der Fuͤſſe einer vor dem andern ein Rad machen, faſt wie die Pfauen, wenn ſie ſich bruͤſten, woher er auch den Nahmen bekommen. Er iſt fuͤr gar ehrbar gehalten worden, und ſind Cavaliers in Oberrock und Degen, Obrigkeitli- che Perſonen in ihren Ehren-Klei- dern, Fuͤrſten in ihren Maͤnteln und Damen mit ihren Schleppen daran gegangen. Man nennet ihn den groſſen Tantz, und ließ gemeiniglich eine Gaillarde darauf folgen, die Melodie dieſes Tan- tzes war ordentlich in egalen lang- ſamen Tacte geſetzet. Paucken, Tympana, Tym- bales, Sind alte Jnſtrumente, ſo bey Pav Stuͤck recht zu tractiren, und mußiederzeit vor der Final-Cadenz einen guten langen Wuͤrbel for- miren, und hernach, wenn die Trompeter alle ſchon aufgehoͤret, erſt den letzten und ſtarcken Streich auf der C-Paucke fuͤhren. Will man ein Echo darauf tractiren, ſo ſchlage man nahe um den Rand Circkel-weiſe fein ſachte, doch ge- ſchwind herum, darauf alsdenn wieder ſtracks mit ſtaꝛcken Wuͤrbeln in die Mitte u. mit langſamen ſtar- cken Streichen ſtets aufs G, doch muß der Schlaͤgel in der lincken Hand fort fuͤr fort behende auf dem C fortgehen; und ſolches koͤmmt recht Heroiſch heraus, ſonderlich wann es zum Final kommt. Pavillon, Das weite Theil unten an einer Paume, Jſt ein gewiſſes Maaß, ſo da Paupiere, Heiſt Augenlied, und iſt dieje- noch J i i 2
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Pav
Pav
Tantz, da die Taͤntzer mit ſonder-
baren Tritten und Setzen der Fuͤſſe
einer vor dem andern ein Rad
machen, faſt wie die Pfauen,
wenn ſie ſich bruͤſten, woher er
auch den Nahmen bekommen.
Er iſt fuͤr gar ehrbar gehalten
worden, und ſind Cavaliers in
Oberrock und Degen, Obrigkeitli-
che Perſonen in ihren Ehren-Klei-
dern, Fuͤrſten in ihren Maͤnteln
und Damen mit ihren Schleppen
daran gegangen. Man nennet
ihn den groſſen Tantz, und ließ
gemeiniglich eine Gaillarde darauf
folgen, die Melodie dieſes Tan-
tzes war ordentlich in egalen lang-
ſamen Tacte geſetzet.
Paucken, Tympana, Tym-
bales,
Sind alte Jnſtrumente, ſo bey
den Ebraͤern ſchon braͤuchlich wa-
ren und geſchlagen worden, ſo-
wol bey dem Gottesdienſt als
andern Freuden-Bezeigungen.
Z. E. Mirjam nahm eine Paucke
in ihre Hand, und alle Weiber
folgten ihr nach mit Paucken und
Reigen, Exod. 15, 20. it. 1 Sam.
10, 5. Was deren Beſchaffenheit
anlangt, ſo ſoll ein Pauck-Keſſel
vor dem andern um etwas kleiner
ſeyn, derſelben Uiberzug in Fellen
ſoll nur halb ausgegerbet werden,
damit ſie aber heller klingen, ſoll
man ſie, wenn ſie trucken ſeyn, mit
Brantewein und Knoblauch
ſchmieren, und in der Sonnen
wieder abtrucknen, und die klei-
neſte Paucke ins C, und die groͤb-
ſte ins G ſtimmen. Der Paucker
muß gar gelencke, ſchlenckernde
Haͤnde haben, denn ſolches erfo-
dern die Wuͤrbel zu machen. Er
muß auch Wiſſenſchafft von der
Muſic haben, ein vorgelegtes
Stuͤck recht zu tractiren, und muß
iederzeit vor der Final-Cadenz
einen guten langen Wuͤrbel for-
miren, und hernach, wenn die
Trompeter alle ſchon aufgehoͤret,
erſt den letzten und ſtarcken Streich
auf der C-Paucke fuͤhren. Will
man ein Echo darauf tractiren,
ſo ſchlage man nahe um den Rand
Circkel-weiſe fein ſachte, doch ge-
ſchwind herum, darauf alsdenn
wieder ſtracks mit ſtaꝛcken Wuͤrbeln
in die Mitte u. mit langſamen ſtar-
cken Streichen ſtets aufs G, doch
muß der Schlaͤgel in der lincken
Hand fort fuͤr fort behende auf
dem C fortgehen; und ſolches
koͤmmt recht Heroiſch heraus,
ſonderlich wann es zum Final
kommt.
Pavillon,
Das weite Theil unten an einer
Trompete.
Paume,
Jſt ein gewiſſes Maaß, ſo da
dienet die Hoͤhe eines Pferdes zu
meſſen, und wird mit der Hoͤhe
einer geſchloſſenen geballten Fauſt
verglichen. Die Luͤcker-Lande ha-
ben dieſes Pferd-Maaß am erſten
gebraucht, und hernach dieſe Ex-
preſſion andern communiciret.
Z. E. Ein kleines Nord-Paͤch-
lein ſoll nicht uͤber 10 bis 12 Faͤu-
ſte hoch ſeyn, und ein Klepper
ſoll wenigſtens 13 bis 14 Faͤuſte
haben. Ein Schul- oder Solda-
ten-Pferd ſoll 15 bis 16, und ein
Caroſſier oder Kutſch-Pferd 18,
19 bis 20 qveer Faͤuſte hoch ſeyn.
Paupiere,
Heiſt Augenlied, und iſt dieje-
nige Haut, damit das Auge (ſo
das Pferd ſchlaͤfft) bedeckt wird;
dieſe Paupieres ſollen nicht fett,
noch
J i i 2
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