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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Pas
ihnen schwerlich abzugewöhnen:
Der Pastine aber liegt dem Foh-
len an allen Orten gleich auf den
Rücken, und weil keine Steig-
bügel dran sind, lernet ein Scho-
lar fest sitzen, die Knie zusammen
schliessen, und sich der Stärcke
des Rückens zu gebrauchen: über
diß ist nicht so grosse Gefahr we-
gen des Fallens zu besorgen, als
wie in einem tieffen Sattel, und
wann gleich ein Wildfang sich
wältzet, wie sie gerne anfänglich
thun, kan sich der Reuter leichter
helffen.

Pastorale, Drama Pastori-
tium,

Ein Schäfer-Spiel, ist eine
Piece fürs Theatrum, worinne
von Leibes-Händeln und Jntri-
gven der Schäfer singend und
klingend gehandelt wird. Es ist
entweder tragique oder comique,
und findet sein Kennzeichen, nach
welchem sich alle Arten und Theile
desselben, insonderheit aber die
Melodien richten müssen, nicht
in Frolocken und Jauchzen, nicht
in prächtigen Aufzügen, sondern
in einer unschuldigen, bescheide-
nen Liebe, in einer ungeschminck-
ten, angebohrnen, doch angeneh-
men Einfalt. Ein Pastoral mit
gutem Beyfall in die Music zu
bringen, muß man sich überhaupt
solcher Melodien befleißigen, die
eine gewisse Unschuld und Gut-
hertzigkeit ausdrücken, und muß
der Componist dabey so viel Ver-
liebtes selbst empfinden, als wenn
er die Haupt-Person im Spiele
vorstellete. Die Heroischen
Schäfer-Spiele, wo Könige und
Printzen unter verstellter Tracht,
ingleichen Götter und Luft-Wa-
gen eingeführet werden, erfodern
[Spaltenumbruch]

Pat
eine erhabnere Schreib-Art in den
dahin gehörigen Vorträgen und
Umständen; aber der Haupt-
Punct muß doch über alle andere
hervorragen. Zwar haben die
Schäfer-Spiele ihre Lustbarkeit
eben sowol als andere; sie sind
aber einfältiger, kindischer und
dem Land-Leben gemäß: Sie ha-
ben auch Aufzüge und Spiele,
aber sie sind nicht prächtig, son-
dern nur artig. Diesen Eigen-
schaften müssen die Melodien, so
viel möglich, ähnlich seyn.

Pastorita,

Wird in der Orgel zu Sendo-
mir in Polen dasjenige Orgel-
Register, welches sonst Nachthorn
heisset, genennet.

Pate,

Das Unterste an einer Pfeiffe
oder Schallmey; Pate de Haut-
bois, de Flaute. Pate
wird auch
eine Noten-Linien-Feder oder
Rastral genennet.

Pate,

Heist in der Wappen-Kunst
eine Figur, welche über das gan-
tze Wappen gehet, z. E. ein Creutz.

Patelle d' un homme,

Nennen die Chirurgi den Aff-
ter- oder Mast-Darm, welchen
ein Reuter im Sitzen zu Pferde
soll wohl einziehen, absonderlich
im Anschliessen und Schenckel-
strecken, so wird er desto fester
und daurhafter im Reiten seyn,
auch niemalen von keinem Zwang
incommodirt werden.

Patente,

Nennen die Jäger das weibli-
che Glied an einem Stück Wild.
s. Feigblatt.

Pati-
Ritter-Lexic. J i i

[Spaltenumbruch]

Pas
ihnen ſchwerlich abzugewoͤhnen:
Der Paſtine aber liegt dem Foh-
len an allen Orten gleich auf den
Ruͤcken, und weil keine Steig-
buͤgel dran ſind, lernet ein Scho-
lar feſt ſitzen, die Knie zuſammen
ſchlieſſen, und ſich der Staͤrcke
des Ruͤckens zu gebrauchen: uͤber
diß iſt nicht ſo groſſe Gefahr we-
gen des Fallens zu beſorgen, als
wie in einem tieffen Sattel, und
wann gleich ein Wildfang ſich
waͤltzet, wie ſie gerne anfaͤnglich
thun, kan ſich der Reuter leichter
helffen.

Paſtorale, Drama Paſtori-
tium,

Ein Schaͤfer-Spiel, iſt eine
Piece fuͤrs Theatrum, worinne
von Leibes-Haͤndeln und Jntri-
gven der Schaͤfer ſingend und
klingend gehandelt wird. Es iſt
entweder tragique oder comique,
und findet ſein Kennzeichen, nach
welchem ſich alle Arten und Theile
deſſelben, inſonderheit aber die
Melodien richten muͤſſen, nicht
in Frolocken und Jauchzen, nicht
in praͤchtigen Aufzuͤgen, ſondern
in einer unſchuldigen, beſcheide-
nen Liebe, in einer ungeſchminck-
ten, angebohrnen, doch angeneh-
men Einfalt. Ein Paſtoral mit
gutem Beyfall in die Muſic zu
bringen, muß man ſich uͤberhaupt
ſolcher Melodien befleißigen, die
eine gewiſſe Unſchuld und Gut-
hertzigkeit ausdruͤcken, und muß
der Componiſt dabey ſo viel Ver-
liebtes ſelbſt empfinden, als wenn
er die Haupt-Perſon im Spiele
vorſtellete. Die Heroiſchen
Schaͤfer-Spiele, wo Koͤnige und
Printzen unter verſtellter Tracht,
ingleichen Goͤtter und Luft-Wa-
gen eingefuͤhret werden, erfodern
[Spaltenumbruch]

Pat
eine erhabnere Schreib-Art in den
dahin gehoͤrigen Vortraͤgen und
Umſtaͤnden; aber der Haupt-
Punct muß doch uͤber alle andere
hervorragen. Zwar haben die
Schaͤfer-Spiele ihre Luſtbarkeit
eben ſowol als andere; ſie ſind
aber einfaͤltiger, kindiſcher und
dem Land-Leben gemaͤß: Sie ha-
ben auch Aufzuͤge und Spiele,
aber ſie ſind nicht praͤchtig, ſon-
dern nur artig. Dieſen Eigen-
ſchaften muͤſſen die Melodien, ſo
viel moͤglich, aͤhnlich ſeyn.

Paſtorita,

Wird in der Orgel zu Sendo-
mir in Polen dasjenige Orgel-
Regiſter, welches ſonſt Nachthorn
heiſſet, genennet.

Pate,

Das Unterſte an einer Pfeiffe
oder Schallmey; Pate de Haut-
bois, de Flûte. Pate
wird auch
eine Noten-Linien-Feder oder
Raſtral genennet.

Paté,

Heiſt in der Wappen-Kunſt
eine Figur, welche uͤber das gan-
tze Wappen gehet, z. E. ein Creutz.

Patelle d’ un homme,

Nennen die Chirurgi den Aff-
ter- oder Maſt-Darm, welchen
ein Reuter im Sitzen zu Pferde
ſoll wohl einziehen, abſonderlich
im Anſchlieſſen und Schenckel-
ſtrecken, ſo wird er deſto feſter
und daurhafter im Reiten ſeyn,
auch niemalen von keinem Zwang
incommodirt werden.

Patente,

Nennen die Jaͤger das weibli-
che Glied an einem Stuͤck Wild.
ſ. Feigblatt.

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Ritter-Lexic. J i i
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[0885] Pas Pat ihnen ſchwerlich abzugewoͤhnen: Der Paſtine aber liegt dem Foh- len an allen Orten gleich auf den Ruͤcken, und weil keine Steig- buͤgel dran ſind, lernet ein Scho- lar feſt ſitzen, die Knie zuſammen ſchlieſſen, und ſich der Staͤrcke des Ruͤckens zu gebrauchen: uͤber diß iſt nicht ſo groſſe Gefahr we- gen des Fallens zu beſorgen, als wie in einem tieffen Sattel, und wann gleich ein Wildfang ſich waͤltzet, wie ſie gerne anfaͤnglich thun, kan ſich der Reuter leichter helffen. Paſtorale, Drama Paſtori- tium, Ein Schaͤfer-Spiel, iſt eine Piece fuͤrs Theatrum, worinne von Leibes-Haͤndeln und Jntri- gven der Schaͤfer ſingend und klingend gehandelt wird. Es iſt entweder tragique oder comique, und findet ſein Kennzeichen, nach welchem ſich alle Arten und Theile deſſelben, inſonderheit aber die Melodien richten muͤſſen, nicht in Frolocken und Jauchzen, nicht in praͤchtigen Aufzuͤgen, ſondern in einer unſchuldigen, beſcheide- nen Liebe, in einer ungeſchminck- ten, angebohrnen, doch angeneh- men Einfalt. Ein Paſtoral mit gutem Beyfall in die Muſic zu bringen, muß man ſich uͤberhaupt ſolcher Melodien befleißigen, die eine gewiſſe Unſchuld und Gut- hertzigkeit ausdruͤcken, und muß der Componiſt dabey ſo viel Ver- liebtes ſelbſt empfinden, als wenn er die Haupt-Perſon im Spiele vorſtellete. Die Heroiſchen Schaͤfer-Spiele, wo Koͤnige und Printzen unter verſtellter Tracht, ingleichen Goͤtter und Luft-Wa- gen eingefuͤhret werden, erfodern eine erhabnere Schreib-Art in den dahin gehoͤrigen Vortraͤgen und Umſtaͤnden; aber der Haupt- Punct muß doch uͤber alle andere hervorragen. Zwar haben die Schaͤfer-Spiele ihre Luſtbarkeit eben ſowol als andere; ſie ſind aber einfaͤltiger, kindiſcher und dem Land-Leben gemaͤß: Sie ha- ben auch Aufzuͤge und Spiele, aber ſie ſind nicht praͤchtig, ſon- dern nur artig. Dieſen Eigen- ſchaften muͤſſen die Melodien, ſo viel moͤglich, aͤhnlich ſeyn. Paſtorita, Wird in der Orgel zu Sendo- mir in Polen dasjenige Orgel- Regiſter, welches ſonſt Nachthorn heiſſet, genennet. Pate, Das Unterſte an einer Pfeiffe oder Schallmey; Pate de Haut- bois, de Flûte. Pate wird auch eine Noten-Linien-Feder oder Raſtral genennet. Paté, Heiſt in der Wappen-Kunſt eine Figur, welche uͤber das gan- tze Wappen gehet, z. E. ein Creutz. Patelle d’ un homme, Nennen die Chirurgi den Aff- ter- oder Maſt-Darm, welchen ein Reuter im Sitzen zu Pferde ſoll wohl einziehen, abſonderlich im Anſchlieſſen und Schenckel- ſtrecken, ſo wird er deſto feſter und daurhafter im Reiten ſeyn, auch niemalen von keinem Zwang incommodirt werden. Patente, Nennen die Jaͤger das weibli- che Glied an einem Stuͤck Wild. ſ. Feigblatt. Pati- Ritter-Lexic. J i i

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/885>, abgerufen am 21.12.2024.