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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Orgasinus,

Eine Aufwallung oder schnelle
Forttreibung, ist eine starcke Be-
wegung des Geblüts oder Saa-
mens, mit einer Anreitzung sol-
chen auszuführen. Es widerfäh-
ret jährlich den Thieren, wenn sie
in die Brunst treten, die Pferde
roßig und die Hunde läuffig wer-
den, die Katzen rammeln wol-
len. Eigentlich aber heisset es
eine Aufwallung der flüßigen
Theile des menschlichen Leibes,
welches sonderlich bey anfangen-
den Fiebern observiret wird.

Orgel,

Bey denselben ist zu betrach-
ten 1) die Wind-Lade und deren
Probe. Die Wind-Lade bestehet
aus drey Stücken: der Unter-
Lade oder dem Wind-Behältnisse;
den Registern und den sogenann-
ten Stöcken, darauf das Pfeif-
fenwerck stehet. Die Wind-Lade
selbst ist ein Rahm von Eichen-
holtz bis vier Qver-Finger hoch,
durch Schenckel in so viele Zellen
oder Cancellen getheilet, als das
Griffbret Tasten oder Claves ha-
ben soll. Diese Cancellen werden
alle mit einander fest über die
Helffte am untern Theile fest ver-
spündet; was denn offen bleibet,
unter dasselbe wird der Windka-
sten gelegt. Jn dem Windkasten
sind die Haupt-Ventile oder
Windklappen, welche den übrigen
offen gebliebenen Untertheil der
Cancellen vollends bedecken. Und
also wird dieser Rahm zu einer
förmlichen Windlade, auf welche
vor diesem ein sogenanntes Fun-
dament-Bret geleget ward, an-
ietzo aber eine mit Leder wohlge-
fütterte Spündung der Cancel-
len angebracht wird; worauf denn
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weiter die Register samt ihren
Dämmen, die durch die gantze
Lade gehen, und ungefehr einen
halben Zoll dick sind, gerichtet
werden. Diese Register lassen
sich hin und her ziehen oder schleif-
fen, und es werden durch diesel-
ben Löcher gebohret bis in die Can-
cellen hinein. Wenn man nun
die Register anziehet, so passen
die Löcher auf einander; ziehet
man sie aber ab, so erfolgt das
Gegentheil, und kan kein Wind
durchkommen. Die Dämme sind
feststehende Eichen-Höltzer, so zwi-
schen den Registern befindlich,
und weiter nichts thun, als daß
sie dieselben unterscheiden. Auf
die Register aber werden die Stö-
cke, welche bey andern auch Blä-
cher oder Klötze heissen, mit
Schrauben befestiget, durch wel-
che der Wind bald gerade, bald
seitswerts, bald schräge, nach-
dem es die Lage zuläßt, den Pfeif-
fen zugeführet wird. Diese Stö-
cke, ungefehr anderthalb Zoll
starck, müssen so dichte unten und
inwendig gefüttert seyn, daß nicht
das geringste vom Winde hindurch
noch von einem Clave zum andern
kommen kan. Uiber solche Stö-
cke oder Canäle (welche bisweilen
auch von Metall verfertiget wer-
den, und sich durch Schrauben
bald fester, bald loser auf der
Windlade machen lassen, nach-
dem es erfodert wird) lieget end-
lich das Pfeiffenbret, darinnen
die Pfeiffen aufrecht stecken und
ihre Festigkeit haben, wiewol die
grossen Pfeiffen auch eben zu meh-
rerer Befestigung angehänget wer-
den müssen. Dieser Pfeiffen un-
tere Oeffnung muß wiederum ge-
rade auf die Löcher der Register
gerichtet seyn, und das ist die ge-

meine
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Orgaſinus,

Eine Aufwallung oder ſchnelle
Forttreibung, iſt eine ſtarcke Be-
wegung des Gebluͤts oder Saa-
mens, mit einer Anreitzung ſol-
chen auszufuͤhren. Es widerfaͤh-
ret jaͤhrlich den Thieren, wenn ſie
in die Brunſt treten, die Pferde
roßig und die Hunde laͤuffig wer-
den, die Katzen rammeln wol-
len. Eigentlich aber heiſſet es
eine Aufwallung der fluͤßigen
Theile des menſchlichen Leibes,
welches ſonderlich bey anfangen-
den Fiebern obſerviret wird.

Orgel,

Bey denſelben iſt zu betrach-
ten 1) die Wind-Lade und deren
Probe. Die Wind-Lade beſtehet
aus drey Stuͤcken: der Unter-
Lade oder dem Wind-Behaͤltniſſe;
den Regiſtern und den ſogenann-
ten Stoͤcken, darauf das Pfeif-
fenwerck ſtehet. Die Wind-Lade
ſelbſt iſt ein Rahm von Eichen-
holtz bis vier Qver-Finger hoch,
durch Schenckel in ſo viele Zellen
oder Cancellen getheilet, als das
Griffbret Taſten oder Claves ha-
ben ſoll. Dieſe Cancellen werden
alle mit einander feſt uͤber die
Helffte am untern Theile feſt ver-
ſpuͤndet; was denn offen bleibet,
unter daſſelbe wird der Windka-
ſten gelegt. Jn dem Windkaſten
ſind die Haupt-Ventile oder
Windklappen, welche den uͤbrigen
offen gebliebenen Untertheil der
Cancellen vollends bedecken. Und
alſo wird dieſer Rahm zu einer
foͤrmlichen Windlade, auf welche
vor dieſem ein ſogenanntes Fun-
dament-Bret geleget ward, an-
ietzo aber eine mit Leder wohlge-
fuͤtterte Spuͤndung der Cancel-
len angebracht wird; worauf denn
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weiter die Regiſter ſamt ihren
Daͤmmen, die durch die gantze
Lade gehen, und ungefehr einen
halben Zoll dick ſind, gerichtet
werden. Dieſe Regiſter laſſen
ſich hin und her ziehen oder ſchleif-
fen, und es werden durch dieſel-
ben Loͤcher gebohret bis in die Can-
cellen hinein. Wenn man nun
die Regiſter anziehet, ſo paſſen
die Loͤcher auf einander; ziehet
man ſie aber ab, ſo erfolgt das
Gegentheil, und kan kein Wind
durchkommen. Die Daͤmme ſind
feſtſtehende Eichen-Hoͤltzer, ſo zwi-
ſchen den Regiſtern befindlich,
und weiter nichts thun, als daß
ſie dieſelben unterſcheiden. Auf
die Regiſter aber werden die Stoͤ-
cke, welche bey andern auch Blaͤ-
cher oder Kloͤtze heiſſen, mit
Schrauben befeſtiget, durch wel-
che der Wind bald gerade, bald
ſeitswerts, bald ſchraͤge, nach-
dem es die Lage zulaͤßt, den Pfeif-
fen zugefuͤhret wird. Dieſe Stoͤ-
cke, ungefehr anderthalb Zoll
ſtarck, muͤſſen ſo dichte unten und
inwendig gefuͤttert ſeyn, daß nicht
das geringſte vom Winde hindurch
noch von einem Clave zum andern
kommen kan. Uiber ſolche Stoͤ-
cke oder Canaͤle (welche bisweilen
auch von Metall verfertiget wer-
den, und ſich durch Schrauben
bald feſter, bald loſer auf der
Windlade machen laſſen, nach-
dem es erfodert wird) lieget end-
lich das Pfeiffenbret, darinnen
die Pfeiffen aufrecht ſtecken und
ihre Feſtigkeit haben, wiewol die
groſſen Pfeiffen auch eben zu meh-
rerer Befeſtigung angehaͤnget wer-
den muͤſſen. Dieſer Pfeiffen un-
tere Oeffnung muß wiederum ge-
rade auf die Loͤcher der Regiſter
gerichtet ſeyn, und das iſt die ge-

meine
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[0851] Org Org Orgaſinus, Eine Aufwallung oder ſchnelle Forttreibung, iſt eine ſtarcke Be- wegung des Gebluͤts oder Saa- mens, mit einer Anreitzung ſol- chen auszufuͤhren. Es widerfaͤh- ret jaͤhrlich den Thieren, wenn ſie in die Brunſt treten, die Pferde roßig und die Hunde laͤuffig wer- den, die Katzen rammeln wol- len. Eigentlich aber heiſſet es eine Aufwallung der fluͤßigen Theile des menſchlichen Leibes, welches ſonderlich bey anfangen- den Fiebern obſerviret wird. Orgel, Bey denſelben iſt zu betrach- ten 1) die Wind-Lade und deren Probe. Die Wind-Lade beſtehet aus drey Stuͤcken: der Unter- Lade oder dem Wind-Behaͤltniſſe; den Regiſtern und den ſogenann- ten Stoͤcken, darauf das Pfeif- fenwerck ſtehet. Die Wind-Lade ſelbſt iſt ein Rahm von Eichen- holtz bis vier Qver-Finger hoch, durch Schenckel in ſo viele Zellen oder Cancellen getheilet, als das Griffbret Taſten oder Claves ha- ben ſoll. Dieſe Cancellen werden alle mit einander feſt uͤber die Helffte am untern Theile feſt ver- ſpuͤndet; was denn offen bleibet, unter daſſelbe wird der Windka- ſten gelegt. Jn dem Windkaſten ſind die Haupt-Ventile oder Windklappen, welche den uͤbrigen offen gebliebenen Untertheil der Cancellen vollends bedecken. Und alſo wird dieſer Rahm zu einer foͤrmlichen Windlade, auf welche vor dieſem ein ſogenanntes Fun- dament-Bret geleget ward, an- ietzo aber eine mit Leder wohlge- fuͤtterte Spuͤndung der Cancel- len angebracht wird; worauf denn weiter die Regiſter ſamt ihren Daͤmmen, die durch die gantze Lade gehen, und ungefehr einen halben Zoll dick ſind, gerichtet werden. Dieſe Regiſter laſſen ſich hin und her ziehen oder ſchleif- fen, und es werden durch dieſel- ben Loͤcher gebohret bis in die Can- cellen hinein. Wenn man nun die Regiſter anziehet, ſo paſſen die Loͤcher auf einander; ziehet man ſie aber ab, ſo erfolgt das Gegentheil, und kan kein Wind durchkommen. Die Daͤmme ſind feſtſtehende Eichen-Hoͤltzer, ſo zwi- ſchen den Regiſtern befindlich, und weiter nichts thun, als daß ſie dieſelben unterſcheiden. Auf die Regiſter aber werden die Stoͤ- cke, welche bey andern auch Blaͤ- cher oder Kloͤtze heiſſen, mit Schrauben befeſtiget, durch wel- che der Wind bald gerade, bald ſeitswerts, bald ſchraͤge, nach- dem es die Lage zulaͤßt, den Pfeif- fen zugefuͤhret wird. Dieſe Stoͤ- cke, ungefehr anderthalb Zoll ſtarck, muͤſſen ſo dichte unten und inwendig gefuͤttert ſeyn, daß nicht das geringſte vom Winde hindurch noch von einem Clave zum andern kommen kan. Uiber ſolche Stoͤ- cke oder Canaͤle (welche bisweilen auch von Metall verfertiget wer- den, und ſich durch Schrauben bald feſter, bald loſer auf der Windlade machen laſſen, nach- dem es erfodert wird) lieget end- lich das Pfeiffenbret, darinnen die Pfeiffen aufrecht ſtecken und ihre Feſtigkeit haben, wiewol die groſſen Pfeiffen auch eben zu meh- rerer Befeſtigung angehaͤnget wer- den muͤſſen. Dieſer Pfeiffen un- tere Oeffnung muß wiederum ge- rade auf die Loͤcher der Regiſter gerichtet ſeyn, und das iſt die ge- meine

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/851>, abgerufen am 21.11.2024.