Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Opt mathematische Wissenschafft, wel-che von allen sichtbaren Dingen handelt, so ferne sie sichtbar sind, oder von dem Sehen, und demje- nigen, was zu dem Sehen gehö- ret, und dabey vorkommt. Sie hat 3 Theile: 1) die Optic, da nemlich dieses Wort in engerm Verstand genommen wird, zu welchen man auch die Perspectiv- Kunst rechnet, 2) die Catoptric, 3) die Dioptric. Optica, Jm engern Verstand, oder der Orange, Oranien, Haupt-Stadt im Fürstenthum Ora ses souveraine Fürstenthum ge-hörte den Printzen von Oranien, von welchen es an das Haus Chal- lon, und nach deren Abgang an die Deutschen Grafen von Nas- sau Ottonischer Linie gelanget, un- ter denen verschiedene grosse Kriegs-Helden und Stathalter der Vereinigten Niederlande ge- wesen, die aber mit dem grossen Könige von Groß-Britannien William III abgestorben sind, nach dessen Ableben die Erb-Folge zwi- schen dem Königlich-Preußischen und dem Nassau-Dietzischen Hause streitig war, da sich jenes auf ein Testament Henrici Fride- rici, Printzens von Oranien und Stathalters, dessen Tochter Loui- se Henriette an den Churfürsten von Brandenburg Fridericum Wilhelmum Magnum vermäh- let war; dieses aber auf das Te- stament obgedachten Königs Wil- helmi III gründete, bis 1732 durch einen Partage-Tractat zwischen dem Könige in Preussen Frideri- co Wilhelmo und dem Printzen von Oranien, Wilhelmo Carolo Henrico Frisone, Erb-Stathal- tern in Frießland und Fürsten zu Nassau-Dietz, der gantze Streit gehoben worden. Jnzwischen hatte der König in Franckreich das Fürstenthum Oranien einge- zogen, und die Protestirenden aus dem Lande gejaget, und in dem Frieden zu Utrecht hatte der Kö- nig in Preussen das gantze Für- stenthum an Franckreich überlas- sen, iedoch mit Vorbehalt des Titels, da es dem Gouverne- ment Dauphine einverleibet, und 1732 dem Hause Conty geschencket worden. Uibrigens führet dieses Fürstenthum zwey über einander stehende blaue Jagd-Hörner im gül-
[Spaltenumbruch] Opt mathematiſche Wiſſenſchafft, wel-che von allen ſichtbaren Dingen handelt, ſo ferne ſie ſichtbar ſind, oder von dem Sehen, und demje- nigen, was zu dem Sehen gehoͤ- ret, und dabey vorkommt. Sie hat 3 Theile: 1) die Optic, da nemlich dieſes Wort in engerm Verſtand genommen wird, zu welchen man auch die Perſpectiv- Kunſt rechnet, 2) die Catoptric, 3) die Dioptric. Optica, Jm engern Verſtand, oder der Orange, Oranien, Haupt-Stadt im Fuͤrſtenthum Ora ſes ſouveraine Fuͤrſtenthum ge-hoͤrte den Printzen von Oranien, von welchen es an das Haus Chal- lon, und nach deren Abgang an die Deutſchen Grafen von Naſ- ſau Ottoniſcher Linie gelanget, un- ter denen verſchiedene groſſe Kriegs-Helden und Stathalter der Vereinigten Niederlande ge- weſen, die aber mit dem groſſen Koͤnige von Groß-Britannien William III abgeſtorben ſind, nach deſſen Ableben die Erb-Folge zwi- ſchen dem Koͤniglich-Preußiſchen und dem Naſſau-Dietziſchen Hauſe ſtreitig war, da ſich jenes auf ein Teſtament Henrici Fride- rici, Printzens von Oranien und Stathalters, deſſen Tochter Loui- ſe Henriette an den Churfuͤrſten von Brandenburg Fridericum Wilhelmum Magnum vermaͤh- let war; dieſes aber auf das Te- ſtament obgedachten Koͤnigs Wil- helmi III gruͤndete, bis 1732 durch einen Partage-Tractat zwiſchen dem Koͤnige in Preuſſen Frideri- co Wilhelmo und dem Printzen von Oranien, Wilhelmo Carolo Henrico Friſone, Erb-Stathal- tern in Frießland und Fuͤrſten zu Naſſau-Dietz, der gantze Streit gehoben worden. Jnzwiſchen hatte der Koͤnig in Franckreich das Fuͤrſtenthum Oranien einge- zogen, und die Proteſtirenden aus dem Lande gejaget, und in dem Frieden zu Utrecht hatte der Koͤ- nig in Preuſſen das gantze Fuͤr- ſtenthum an Franckreich uͤberlaſ- ſen, iedoch mit Vorbehalt des Titels, da es dem Gouverne- ment Dauphiné einverleibet, und 1732 dem Hauſe Conty geſchencket worden. Uibrigens fuͤhret dieſes Fuͤrſtenthum zwey uͤber einander ſtehende blaue Jagd-Hoͤrner im guͤl-
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Opt
Ora
mathematiſche Wiſſenſchafft, wel-
che von allen ſichtbaren Dingen
handelt, ſo ferne ſie ſichtbar ſind,
oder von dem Sehen, und demje-
nigen, was zu dem Sehen gehoͤ-
ret, und dabey vorkommt. Sie
hat 3 Theile: 1) die Optic, da
nemlich dieſes Wort in engerm
Verſtand genommen wird, zu
welchen man auch die Perſpectiv-
Kunſt rechnet, 2) die Catoptric,
3) die Dioptric.
Optica,
Jm engern Verſtand, oder der
erſte Theil der Geſicht-Kunde, iſt
eine Wiſſenſchaft, welche von al-
len ſichtbaren Dingen handelt, ſo
fern ſie durch radios directos oder
gerade Strahlen (die von ihnen
gerades Weges ohne vorhergehen-
des Zuruͤckprallen oder Brechen
in das Aug geworffen werden)
ſichtbar ſind. Oder, welche von
demjenigen Sehen, das durch ge-
rade Strahlen geſchiehet, und von
allen darzu gehoͤrigen und dabey
vorkommenden Dingen handelt.
Orange, Oranien,
Haupt-Stadt im Fuͤrſtenthum
dieſes Nahmens, liegt am kleinen
Fluß Aigues, nicht weit von der
Rhone, und hat eine Univerſitaͤt,
welche 1365 geſtifftet, wie auch
ein Bißthum, unter den Ertz-Bi-
ſchoff zu Arles gehoͤrig. Das be-
feſtigte Schloß, welches auf ei-
nem Berge liegt, hat der Koͤnig
in Franckreich 1660 ſchleiffen, auch
An. 1682 die Stadt-Mauren nie-
derreiſſen laſſen, und An. 1719 iſt
allhier denen Reformirten die letz-
te und einige Kirche, ſo ſie noch
bishero in Franckreich gehabt, ab-
genommen, und denen ſo genann-
ten Patribus von der Chriſtlichen
Lehre eingeraͤumet worden. Die-
ſes ſouveraine Fuͤrſtenthum ge-
hoͤrte den Printzen von Oranien,
von welchen es an das Haus Chal-
lon, und nach deren Abgang an
die Deutſchen Grafen von Naſ-
ſau Ottoniſcher Linie gelanget, un-
ter denen verſchiedene groſſe
Kriegs-Helden und Stathalter
der Vereinigten Niederlande ge-
weſen, die aber mit dem groſſen
Koͤnige von Groß-Britannien
William III abgeſtorben ſind, nach
deſſen Ableben die Erb-Folge zwi-
ſchen dem Koͤniglich-Preußiſchen
und dem Naſſau-Dietziſchen
Hauſe ſtreitig war, da ſich jenes
auf ein Teſtament Henrici Fride-
rici, Printzens von Oranien und
Stathalters, deſſen Tochter Loui-
ſe Henriette an den Churfuͤrſten
von Brandenburg Fridericum
Wilhelmum Magnum vermaͤh-
let war; dieſes aber auf das Te-
ſtament obgedachten Koͤnigs Wil-
helmi III gruͤndete, bis 1732 durch
einen Partage-Tractat zwiſchen
dem Koͤnige in Preuſſen Frideri-
co Wilhelmo und dem Printzen
von Oranien, Wilhelmo Carolo
Henrico Friſone, Erb-Stathal-
tern in Frießland und Fuͤrſten zu
Naſſau-Dietz, der gantze Streit
gehoben worden. Jnzwiſchen
hatte der Koͤnig in Franckreich
das Fuͤrſtenthum Oranien einge-
zogen, und die Proteſtirenden aus
dem Lande gejaget, und in dem
Frieden zu Utrecht hatte der Koͤ-
nig in Preuſſen das gantze Fuͤr-
ſtenthum an Franckreich uͤberlaſ-
ſen, iedoch mit Vorbehalt des
Titels, da es dem Gouverne-
ment Dauphiné einverleibet, und
1732 dem Hauſe Conty geſchencket
worden. Uibrigens fuͤhret dieſes
Fuͤrſtenthum zwey uͤber einander
ſtehende blaue Jagd-Hoͤrner im
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Zitationshilfe: | Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/846>, abgerufen am 22.07.2024. |