Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Oly Die Graffchafft Oldenburg istwie ein Pferde-Paradies, daß das gantze Land eine Stuterey zu heis- sen. Die Grafschaft gehöret, seit dem der letzte Graf Anton Gün- ther (welcher ein Reitbuch ge- schrieben) 1667 gestorben, dem Kö- nige in Dännemarck, ausser die Herrschafft Jevern, welche dem Fürstl. Hause Anhalt-Zerbst, und den Hafen Neustadt, welcher dem Hertzoge von Hollstein-Gottorp zustehet. Olympische Spiele, Haben ihren Nahmen von der Omb Caestu und Ringen bestunde, sodaß die Kämpffer durch beyde zu- gleich, ie nachdeme es sich für sie schickte, einander Abbruch thun durfften; wiewol noch eine ande- re Art von Pancratio bekannt, so man Volutatorium nannte, da sie sich auf dem Boden herum wel- tzeten und einander auf alle Weise zu würgen, zu drücken, die Glie- der zu verrencken, oder sonst die gröste Schmertzen am Leib zu ver- ursachen pflegten, bis der eine sich überwunden bekannte. 5) Fuh- ren sie mit Wagen, wie die Rö- mer im Circo. Diejenigen, die sich in allen 5 Exercitiis sehen lies- sen, wurden Pentathli genennet. Hierzu waren gewisse Richter be- stellet, welche sowol die Untüch- tigen abweisen, als auch den Sie- gern das Kleinod zusprechen mu- sten. Dieses bestund nun meh- rentheils in einem Krantz von ei- nem Oel-Zweig, oder in einer auf- gerichteten Ehren-Seule, und daß sie von vielem Volck mit grosser Ehrbezeigung nach Hause beglei- tet wurden. Mehr Unkosten spendirten die Griechen nicht dar- auf, hatten aber doch den Vor- theil dabey, daß sie tapffere Leute bekamen, welche für ihr Vater- land iederzeit wohl stritten. Man hielt dergleichen auch zu Athen, Smyrna, Alexandria, Nicäa, in Macedonien, auch nachmals an vielen andern Orten. Ombrageux, cheval om- brageux, Jst ein scheues, schüchternes es F f f 4
[Spaltenumbruch] Oly Die Graffchafft Oldenburg iſtwie ein Pferde-Paradies, daß das gantze Land eine Stuterey zu heiſ- ſen. Die Grafſchaft gehoͤret, ſeit dem der letzte Graf Anton Guͤn- ther (welcher ein Reitbuch ge- ſchrieben) 1667 geſtorben, dem Koͤ- nige in Daͤnnemarck, auſſer die Herrſchafft Jevern, welche dem Fuͤrſtl. Hauſe Anhalt-Zerbſt, und den Hafen Neuſtadt, welcher dem Hertzoge von Hollſtein-Gottorp zuſtehet. Olympiſche Spiele, Haben ihren Nahmen von der Omb Cæſtu und Ringen beſtunde, ſodaß die Kaͤmpffer durch beyde zu- gleich, ie nachdeme es ſich fuͤr ſie ſchickte, einander Abbruch thun durfften; wiewol noch eine ande- re Art von Pancratio bekannt, ſo man Volutatorium nannte, da ſie ſich auf dem Boden herum wel- tzeten und einander auf alle Weiſe zu wuͤrgen, zu druͤcken, die Glie- der zu verrencken, oder ſonſt die groͤſte Schmertzen am Leib zu ver- urſachen pflegten, bis der eine ſich uͤberwunden bekannte. 5) Fuh- ren ſie mit Wagen, wie die Roͤ- mer im Circo. Diejenigen, die ſich in allen 5 Exercitiis ſehen lieſ- ſen, wurden Pentathli genennet. Hierzu waren gewiſſe Richter be- ſtellet, welche ſowol die Untuͤch- tigen abweiſen, als auch den Sie- gern das Kleinod zuſprechen mu- ſten. Dieſes beſtund nun meh- rentheils in einem Krantz von ei- nem Oel-Zweig, oder in einer auf- gerichteten Ehren-Seule, und daß ſie von vielem Volck mit groſſer Ehrbezeigung nach Hauſe beglei- tet wurden. Mehr Unkoſten ſpendirten die Griechen nicht dar- auf, hatten aber doch den Vor- theil dabey, daß ſie tapffere Leute bekamen, welche fuͤr ihr Vater- land iederzeit wohl ſtritten. Man hielt dergleichen auch zu Athen, Smyrna, Alexandria, Nicaͤa, in Macedonien, auch nachmals an vielen andern Orten. Ombrageux, cheval om- brageux, Jſt ein ſcheues, ſchuͤchternes es F f f 4
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Oly
Omb
Die Graffchafft Oldenburg iſt
wie ein Pferde-Paradies, daß das
gantze Land eine Stuterey zu heiſ-
ſen. Die Grafſchaft gehoͤret, ſeit
dem der letzte Graf Anton Guͤn-
ther (welcher ein Reitbuch ge-
ſchrieben) 1667 geſtorben, dem Koͤ-
nige in Daͤnnemarck, auſſer die
Herrſchafft Jevern, welche dem
Fuͤrſtl. Hauſe Anhalt-Zerbſt, und
den Hafen Neuſtadt, welcher dem
Hertzoge von Hollſtein-Gottorp
zuſtehet.
Olympiſche Spiele,
Haben ihren Nahmen von der
Stadt Olympia: deren Spiele
aber waren fuͤnfferley, 1) das
Wettlauffen, da ſie nach einem
gewiſſen Ziel lieffen, und ein
Kleinod erhielten; der Ort, wo
ſolches geſchahe, hieß Stadium:
2) das Ringen, wie im Circo, der
Ort hieß Palæſtra: 3) Diſcus war
ein runder Teller von Stein oder
Ertzt, und ziemlich groß, den ſie
in die Hoͤhe warffen, dergeſtalt,
daß er nahe bey ihnen wieder auf
den Boden fiele, daraus man ſe-
hen konte, wer die meiſte Staͤr-
cke in den Armen habe: 4) Cæ-
ſtus, oder auch Pugilatus, waren
lederne Riemen, an deren Enden
bleyerne Kugeln angemacht, ſol-
che ſchnalleten ſie ſich an die Haͤn-
de feſt an, und ſchmiſſen einan-
der damit weidlich auf den Pu-
ckel oder ins Geſicht; da beſtund
nun die Ehre darinnen, daß man
ſehen ſolte, wer am meiſten an
ſeinem Leibe ausſtehen koͤnte,
oder den andern durch die Staͤr-
cke und Heftigkeit ſeiner Streiche
auf den Boden ſchmiſſe, und um
Gnade zu bitten zwunge. Uiber
diß war auch das Pancratium in
Uibung, welches zugleich aus dem
Cæſtu und Ringen beſtunde, ſo
daß die Kaͤmpffer durch beyde zu-
gleich, ie nachdeme es ſich fuͤr
ſie ſchickte, einander Abbruch thun
durfften; wiewol noch eine ande-
re Art von Pancratio bekannt, ſo
man Volutatorium nannte, da ſie
ſich auf dem Boden herum wel-
tzeten und einander auf alle Weiſe
zu wuͤrgen, zu druͤcken, die Glie-
der zu verrencken, oder ſonſt die
groͤſte Schmertzen am Leib zu ver-
urſachen pflegten, bis der eine
ſich uͤberwunden bekannte. 5) Fuh-
ren ſie mit Wagen, wie die Roͤ-
mer im Circo. Diejenigen, die
ſich in allen 5 Exercitiis ſehen lieſ-
ſen, wurden Pentathli genennet.
Hierzu waren gewiſſe Richter be-
ſtellet, welche ſowol die Untuͤch-
tigen abweiſen, als auch den Sie-
gern das Kleinod zuſprechen mu-
ſten. Dieſes beſtund nun meh-
rentheils in einem Krantz von ei-
nem Oel-Zweig, oder in einer auf-
gerichteten Ehren-Seule, und daß
ſie von vielem Volck mit groſſer
Ehrbezeigung nach Hauſe beglei-
tet wurden. Mehr Unkoſten
ſpendirten die Griechen nicht dar-
auf, hatten aber doch den Vor-
theil dabey, daß ſie tapffere Leute
bekamen, welche fuͤr ihr Vater-
land iederzeit wohl ſtritten. Man
hielt dergleichen auch zu Athen,
Smyrna, Alexandria, Nicaͤa, in
Macedonien, auch nachmals an
vielen andern Orten.
Ombrageux, cheval om-
brageux,
Jſt ein ſcheues, ſchuͤchternes
Pferd, welches ein Object oder
Gegenſatz fuͤrchtet, ſo ihm auſſer-
ordentlich in das Geſichte kommt,
welches es ſtutzig oder, ſtillſtehend
macht, in Unordnung ſetzet, daß
es
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