Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch]
Nat Nations diverses des chevaux, Die verschiedenen Landes-Arten 2) Von den Niederländischen Nat wenig Gersten-Mehl vermischet,zu trincken geben soll. Die Bre- mischen sind zwar groß, und dem Ansehen nach starck, in der That aber gantz weich, matt und platt- hüfig, und weil sie meistens in grossen Morästen erhalten und geweidet werden, dauren sie an andern und härtern Orten nicht lange. 3) Die Hollsteinischen sind nicht 4) Die Schwedischen, Pommeri- 5) Die Böhmischen sind zwar Mäh-
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Nat Nations diverſes des chevaux, Die verſchiedenen Landes-Arten 2) Von den Niederlaͤndiſchen Nat wenig Gerſten-Mehl vermiſchet,zu trincken geben ſoll. Die Bre- miſchen ſind zwar groß, und dem Anſehen nach ſtarck, in der That aber gantz weich, matt und platt- huͤfig, und weil ſie meiſtens in groſſen Moraͤſten erhalten und geweidet werden, dauren ſie an andern und haͤrtern Orten nicht lange. 3) Die Hollſteiniſchen ſind nicht 4) Die Schwediſchen, Pom̃eri- 5) Die Boͤhmiſchen ſind zwar Maͤh-
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Nat
Nat
Nations diverſes des chevaux,
Die verſchiedenen Landes-Arten
der Pferde ſind folgende: 1) von
den Deutſchen ſind zum Fahren
und Ziehen mehr, als zum Reiten
beqvem, doch finden ſich hin und
wieder gute Schul- und Solda-
ten-Pferde; wegen ihrer Gedult,
arbeitſamen Natur und treflichen
Dauerhafftigkeit haͤlt man ſie fuͤr
ſehr gut, und koͤnnen durch Un-
terweiſung die beſten Pferde dar-
aus werden. Mehrentheils aber
findet ſich bey unſern Deutſchen
Pferden der Mangel, daß ſie all-
zujung und zart zur Arbeit ange-
ſtrengt, u. entweder eingeſpannet,
oder zum Reiten gebraucht wer-
den; daher ſie nicht einmal zu ih-
rer rechten Staͤrcke gelangen koͤn-
nen, ſondern vor der Zeit in ih-
rem beſten Anwachs von Kraͤften
kommen, und bereits in einem
ſolchen Alter zu Grunde gerichtet
ſind, da ſie bey andern Voͤlckern
in ihren beſten Wuͤrden ſtehen.
2) Von den Niederlaͤndiſchen
werden fuͤr die beſten gehalten die
Hollaͤndiſchen, Gelderiſchen und
Bremiſchen, abſonderlich werden
die Frießlaͤndiſchen wegen ihrer
ſchoͤnen Groͤſſe in die Caroſſen und
fuͤr die Cuiraßierer ſtarck aufge-
ſucht, weil ſie auch haͤrterer Na-
tur als die benachbarten ſeyn ſol-
len, welche man zwar fuͤr ſchoͤne,
aber weiche Pferde haͤlt. Das
aͤrgſte iſt, daß, wenn ſie anfangs
unſere harte friſche Waſſer trin-
cken, ſolches ihnen gerne in die
Fuͤſſe ſchlaͤget, daß ſie davon fluͤſ-
ſig werden, Raͤpfen, Maucken
und Loͤcher an den Schenckeln
und Feſſeln bekommen; daher
man ihnen anfaͤnglich geraume
Zeit laulichtes Waſſer, mit ein
wenig Gerſten-Mehl vermiſchet,
zu trincken geben ſoll. Die Bre-
miſchen ſind zwar groß, und dem
Anſehen nach ſtarck, in der That
aber gantz weich, matt und platt-
huͤfig, und weil ſie meiſtens in
groſſen Moraͤſten erhalten und
geweidet werden, dauren ſie an
andern und haͤrtern Orten nicht
lange.
3) Die Hollſteiniſchen ſind nicht
ſo groß, aber edler, ſtarck, von
harten Knochen und geſunder
Art. Die Daͤniſchen fallen kleiner,
aber noch edler, und ſind zu al-
len ritterlichen Gebrauch dienlich,
ſind aber mit dem duͤrren Blut-
ſpat ſehr behafftet, ſo gemeinig-
lich erblich.
4) Die Schwediſchen, Pom̃eri-
ſchen und Juͤtlaͤndiſchen ſind mit-
telmaͤßiger Groͤſſe, unterſetzt,
auch auf alle Tage und zu anhal-
tender Arbeit gut genug. Die
Oldenburgiſchen aber unter allen
bisher genenneten die treflichſten.
5) Die Boͤhmiſchen ſind zwar
groß, haben aber dabey den
Mangel, daß ſie leicht am Ge-
ſichte Noth leiden, daher nicht
viel Wercks von ihnen gemacht
wird, auſſer was man in den Ge-
ſtuͤten einiger groſſen Herren fin-
det. Die Maͤhriſchen ſind nicht
ſo rauh behaͤngt, als die Boͤhmi-
ſchen, bekommen nicht ſo leicht
fluͤßige Schenckel, und lauffen
weniger Gefahr blind zu werden;
wiewol auch dieſes vielleicht den
Boͤhmiſchen Pferden ſchaͤdlich,
und zum Verderb ihrer Augen
befoͤrderlich iſt, daß man ihnen
gar zu fruͤhzeitig hartes Futter,
Haber und Gerſte vorgiebt, da
ihnen doch das Heu viel zutraͤg-
licher und anſtaͤndiger waͤre. Die
Maͤh-
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