Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Mus Strenge, Unmenschlichkeit undFrechheit führen. Von dem End- zwecke der Music noch etwas zu gedencken, so ist solcher zuförderst die Ehre Gottes, das Vergnügen und Bewegung der Zuhörer. Uibrigens ist sie ein annehmlicher Theil der Gelehrsamkeit und eine der Theologi am nechsten treten- de Wissenschafft. Mustheil, Hof-Speise, Heissen diejenigen Eß-Waaren, Mut sen, Mahn, Rübe-Saat, auchbetagte Korn-Pächte und Getrei- dig-Zinsen, welches letztere zwar von einigen noch in Zweiffel ge- zogen werden will; Endlich gehö- ret noch dazu, was sonst zur Haus- haltung und Hof-Speise vorhan- den an Butter, Graupen, Grütze, Käse, Qvarck, Saltz etc. Doch darff sich die Adeliche Wittwe die- ser Hof-Speise nicht vor sich al- lein anmassen, sondern sie muß selbige von denen Erben fodern und erwarten, auch solches Mus- theil binnen Jahr und Tag fodern, angesehen bey Unterlassung dessen dergleichen Foderung nach Sach- sen-Rechte verjähret wird. Mutatio, War 1) in der Solmisation die Mutter Gottes, Ritter der, Ein gewisser und also genann- tiget C c c 5
[Spaltenumbruch] Muſ Strenge, Unmenſchlichkeit undFrechheit fuͤhren. Von dem End- zwecke der Muſic noch etwas zu gedencken, ſo iſt ſolcher zufoͤrderſt die Ehre Gottes, das Vergnuͤgen und Bewegung der Zuhoͤrer. Uibrigens iſt ſie ein annehmlicher Theil der Gelehrſamkeit und eine der Theologi am nechſten treten- de Wiſſenſchafft. Mustheil, Hof-Speiſe, Heiſſen diejenigen Eß-Waaren, Mut ſen, Mahn, Ruͤbe-Saat, auchbetagte Korn-Paͤchte und Getrei- dig-Zinſen, welches letztere zwar von einigen noch in Zweiffel ge- zogen werden will; Endlich gehoͤ- ret noch dazu, was ſonſt zur Haus- haltung und Hof-Speiſe vorhan- den an Butter, Graupen, Gruͤtze, Kaͤſe, Qvarck, Saltz ꝛc. Doch darff ſich die Adeliche Wittwe die- ſer Hof-Speiſe nicht vor ſich al- lein anmaſſen, ſondern ſie muß ſelbige von denen Erben fodern und erwarten, auch ſolches Mus- theil binnen Jahr und Tag fodern, angeſehen bey Unterlaſſung deſſen dergleichen Foderung nach Sach- ſen-Rechte verjaͤhret wird. Mutatio, War 1) in der Solmiſation die Mutter Gottes, Ritter der, Ein gewiſſer und alſo genann- tiget C c c 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0797"/><cb n="1553"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Muſ</hi></hi></fw><lb/> Strenge, Unmenſchlichkeit und<lb/> Frechheit fuͤhren. Von dem End-<lb/> zwecke der Muſic noch etwas zu<lb/> gedencken, ſo iſt ſolcher zufoͤrderſt<lb/> die Ehre Gottes, das Vergnuͤgen<lb/> und Bewegung der Zuhoͤrer.<lb/> Uibrigens iſt ſie ein annehmlicher<lb/> Theil der Gelehrſamkeit und eine<lb/> der Theologi am nechſten treten-<lb/> de Wiſſenſchafft.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Mustheil, Hof-Speiſe,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſen diejenigen Eß-Waaren,<lb/> ſo eine Adeliche Wittwe nach ih-<lb/> res Mannes Tode, nach dem<lb/> dreyßigſten Tag von ſeinen Guͤ-<lb/> tern zur Helffte mit ſich nimmt.<lb/> Hierzu gehoͤret allerley Getraͤncke,<lb/> an Wein, Meet, Bier, Cofent ꝛc.<lb/> ſo bey Lebzeiten des Mannes in<lb/> den Keller gebracht worden. Al-<lb/> les Fleiſch-Werck, als Maſt-<lb/> Schweine, ſo zum wenigſten bin-<lb/> nen dem dreyßigſten geſchlachtet<lb/> worden, ingleichen ander Fleiſch,<lb/> geraͤuchert, geſaltzen oder ungeſal-<lb/> tzen, als Schincken, Speck-Sei-<lb/> ten, Schmaltz, Wuͤrſte und der-<lb/> gleichen. Alle Fiſche, ſo fuͤr die<lb/> Haushaltung in Kaſten, Reuſſen,<lb/> Haͤltern oder Tonnen ſtehen, als<lb/> Karpffen, Hechte, Heringe und<lb/> dergleichen, ſie moͤgen ſeyn geſal-<lb/> tzen oder ungeſaltzen, die Fiſche<lb/> in denen Teichen davon ausge-<lb/> ſchloſſen; allerhand Getreidig an<lb/> Korn, Weitzen, Hirſen, gemaltzte<lb/> Gerſte, und zwar das Getreidig<lb/> gedroſchen, oder in Panſen; nicht<lb/> weniger Flachs, Hanff, Lein, da-<lb/> fern er nach des Mannes Tode<lb/> annoch auf dem Felde ſtehet:<lb/> Denn wenn er gehauen oder ge-<lb/> ſchnitten, ob er gleich noch nicht<lb/> geroͤſtet oder gehechelt, ſo gehoͤret<lb/> er zur Gerade: Ferner wird darzu<lb/> gerechnet Linſen, Bohnen, Erb-<lb/><cb n="1554"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Mut</hi></hi></fw><lb/> ſen, Mahn, Ruͤbe-Saat, auch<lb/> betagte Korn-Paͤchte und Getrei-<lb/> dig-Zinſen, welches letztere zwar<lb/> von einigen noch in Zweiffel ge-<lb/> zogen werden will; Endlich gehoͤ-<lb/> ret noch dazu, was ſonſt zur Haus-<lb/> haltung und Hof-Speiſe vorhan-<lb/> den an Butter, Graupen, Gruͤtze,<lb/> Kaͤſe, Qvarck, Saltz ꝛc. Doch<lb/> darff ſich die Adeliche Wittwe die-<lb/> ſer Hof-Speiſe nicht vor ſich al-<lb/> lein anmaſſen, ſondern ſie muß<lb/> ſelbige von denen Erben fodern<lb/> und erwarten, auch ſolches Mus-<lb/> theil binnen Jahr und Tag fodern,<lb/> angeſehen bey Unterlaſſung deſſen<lb/> dergleichen Foderung nach Sach-<lb/> ſen-Rechte verjaͤhret wird.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Mutatio,</hi> </hi> </head><lb/> <p>War 1) in der <hi rendition="#aq">Solmiſation</hi> die<lb/> Verwechſelung der Sylben, da<lb/> z. E. in dem <hi rendition="#aq">Clave G</hi> bald <hi rendition="#aq">ut,</hi><lb/> bald <hi rendition="#aq">re,</hi> bald <hi rendition="#aq">ſol</hi> geſungen werden<lb/> muſte. 2) Bedeutet es eines der<lb/><hi rendition="#aq">Accidentium,</hi> welche in Ordnung<lb/> der Klaͤnge, die einen Geſang<lb/> oder Melodie ausmachen, vor-<lb/> kommen. Ein ſolches <hi rendition="#aq">Accidens</hi><lb/> geſchiehet auf viererley Weiſe: 1)<lb/> durch Veraͤnderung des <hi rendition="#aq">Generis;<lb/> 2) per ſyſtema,</hi> da man, um ei-<lb/> nige Text-Worte auszudrucken,<lb/> einen Geſang aus einem ſehr hohen<lb/> Klange in einen tieffen abſteigen<lb/> laͤſſet; 3) <hi rendition="#aq">per modum ſive to-<lb/> num,</hi> da man aus einer Sing-Art<lb/> in eine andere gehet, und 4) <hi rendition="#aq">per<lb/> melopœiam,</hi> wenn man die Ma-<lb/> nieren aͤndert.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Mutter Gottes, Ritter der,</hi> </head><lb/> <p>Ein gewiſſer und alſo genann-<lb/> ter Ritter-Orden, welcher Anno<lb/> 1233 geſtifftet, und Anno 1262<lb/> von dem Pabſt <hi rendition="#aq">Urbano IV</hi> unter<lb/> des Heil. <hi rendition="#aq">Dominici</hi> Regeln beſtaͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C c c 5</fw><fw place="bottom" type="catch">tiget</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0797]
Muſ
Mut
Strenge, Unmenſchlichkeit und
Frechheit fuͤhren. Von dem End-
zwecke der Muſic noch etwas zu
gedencken, ſo iſt ſolcher zufoͤrderſt
die Ehre Gottes, das Vergnuͤgen
und Bewegung der Zuhoͤrer.
Uibrigens iſt ſie ein annehmlicher
Theil der Gelehrſamkeit und eine
der Theologi am nechſten treten-
de Wiſſenſchafft.
Mustheil, Hof-Speiſe,
Heiſſen diejenigen Eß-Waaren,
ſo eine Adeliche Wittwe nach ih-
res Mannes Tode, nach dem
dreyßigſten Tag von ſeinen Guͤ-
tern zur Helffte mit ſich nimmt.
Hierzu gehoͤret allerley Getraͤncke,
an Wein, Meet, Bier, Cofent ꝛc.
ſo bey Lebzeiten des Mannes in
den Keller gebracht worden. Al-
les Fleiſch-Werck, als Maſt-
Schweine, ſo zum wenigſten bin-
nen dem dreyßigſten geſchlachtet
worden, ingleichen ander Fleiſch,
geraͤuchert, geſaltzen oder ungeſal-
tzen, als Schincken, Speck-Sei-
ten, Schmaltz, Wuͤrſte und der-
gleichen. Alle Fiſche, ſo fuͤr die
Haushaltung in Kaſten, Reuſſen,
Haͤltern oder Tonnen ſtehen, als
Karpffen, Hechte, Heringe und
dergleichen, ſie moͤgen ſeyn geſal-
tzen oder ungeſaltzen, die Fiſche
in denen Teichen davon ausge-
ſchloſſen; allerhand Getreidig an
Korn, Weitzen, Hirſen, gemaltzte
Gerſte, und zwar das Getreidig
gedroſchen, oder in Panſen; nicht
weniger Flachs, Hanff, Lein, da-
fern er nach des Mannes Tode
annoch auf dem Felde ſtehet:
Denn wenn er gehauen oder ge-
ſchnitten, ob er gleich noch nicht
geroͤſtet oder gehechelt, ſo gehoͤret
er zur Gerade: Ferner wird darzu
gerechnet Linſen, Bohnen, Erb-
ſen, Mahn, Ruͤbe-Saat, auch
betagte Korn-Paͤchte und Getrei-
dig-Zinſen, welches letztere zwar
von einigen noch in Zweiffel ge-
zogen werden will; Endlich gehoͤ-
ret noch dazu, was ſonſt zur Haus-
haltung und Hof-Speiſe vorhan-
den an Butter, Graupen, Gruͤtze,
Kaͤſe, Qvarck, Saltz ꝛc. Doch
darff ſich die Adeliche Wittwe die-
ſer Hof-Speiſe nicht vor ſich al-
lein anmaſſen, ſondern ſie muß
ſelbige von denen Erben fodern
und erwarten, auch ſolches Mus-
theil binnen Jahr und Tag fodern,
angeſehen bey Unterlaſſung deſſen
dergleichen Foderung nach Sach-
ſen-Rechte verjaͤhret wird.
Mutatio,
War 1) in der Solmiſation die
Verwechſelung der Sylben, da
z. E. in dem Clave G bald ut,
bald re, bald ſol geſungen werden
muſte. 2) Bedeutet es eines der
Accidentium, welche in Ordnung
der Klaͤnge, die einen Geſang
oder Melodie ausmachen, vor-
kommen. Ein ſolches Accidens
geſchiehet auf viererley Weiſe: 1)
durch Veraͤnderung des Generis;
2) per ſyſtema, da man, um ei-
nige Text-Worte auszudrucken,
einen Geſang aus einem ſehr hohen
Klange in einen tieffen abſteigen
laͤſſet; 3) per modum ſive to-
num, da man aus einer Sing-Art
in eine andere gehet, und 4) per
melopœiam, wenn man die Ma-
nieren aͤndert.
Mutter Gottes, Ritter der,
Ein gewiſſer und alſo genann-
ter Ritter-Orden, welcher Anno
1233 geſtifftet, und Anno 1262
von dem Pabſt Urbano IV unter
des Heil. Dominici Regeln beſtaͤ-
tiget
C c c 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |