Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Müh ret den schwartzen einköpffigtenReichs-Adler im güldenen Felde in ihrem Wappen. Mühlhausen, Jm Sundgau, 3 Meilen von München, Hauptstadt des Hertzogthums Mün suiter-Schatz, eine grosse SummeGeldes werth, von gantz güldenen und silbernen Trühlein, eingefasten Crucifixen, Monstrantzen, Leuch- tern, Behältern der Reliqvien, vielen Geschirren und Gefässen mit schönen Steinen versetzt, schö- ne Tapezereyen, köstlichen Meß- Gewandten, und bey demselben eine schöne Capelle, unter wel- chen ein Gewölbe zu ihren Be- gräbnissen, die Kirche hat von aus- sen 2 Haupt-Thore, eine schöne Facciata, oben auf ist Christus mit dem Apffel, unter ihm stehet Otto, Hertzog in Bayern, und unter diesem auch noch andere Hertzoge und Kayser, alle in weis- sen Marmorstein gehauen, in Le- bens Grösse. Unter den 6 letzten ist Hertzog Willhelm, welcher ei- ne Kirche in der Hand hat, zu un- terst zwischen diesen 2 Thoren ist der Ertz-Engel Michael mit dem Drachen, sehr schön und groß, wie auch das Chur-Bayerische Wap- pen von Metall gegossen, das Collegium, so daran ist, hat ei- ne überaus grosse Weite, also daß der Grösse halben wol ein Kö- nig darinne Hof halten könte; hat verschiedene grosse Höfe und Gär- ten, grosse und kleine Zimmer in ziemlicher Anzahl, auch schöne Speise-Stuben und Refectoria, Schulen, Säle und Tafeln, und 800 Creutz-Fenster. Jn der Fran- ciscaner-Kirche wird ein schönes Uhrwerck gesehen, so den Engli- schen Gruß schlägt, darzu ein En- gel posaunet. Das Churfürstl. Schloß, so ein rechter Pallast, ist auch wohl zu besichtigen, hat im Eingehen einen langen per- spectivischen Hof, durch welchen man in einen grossen runden Hof siehet, darinnen ein grosser Röhr-
[Spaltenumbruch] Muͤh ret den ſchwartzen einkoͤpffigtenReichs-Adler im guͤldenen Felde in ihrem Wappen. Muͤhlhauſen, Jm Sundgau, 3 Meilen von Muͤnchen, Hauptſtadt des Hertzogthums Muͤn ſuiter-Schatz, eine groſſe SummeGeldes werth, von gantz guͤldenen und ſilbernen Truͤhlein, eingefaſten Crucifixen, Monſtrantzen, Leuch- tern, Behaͤltern der Reliqvien, vielen Geſchirren und Gefaͤſſen mit ſchoͤnen Steinen verſetzt, ſchoͤ- ne Tapezereyen, koͤſtlichen Meß- Gewandten, und bey demſelben eine ſchoͤne Capelle, unter wel- chen ein Gewoͤlbe zu ihren Be- graͤbniſſen, die Kirche hat von auſ- ſen 2 Haupt-Thore, eine ſchoͤne Facciata, oben auf iſt Chriſtus mit dem Apffel, unter ihm ſtehet Otto, Hertzog in Bayern, und unter dieſem auch noch andere Hertzoge und Kayſer, alle in weiſ- ſen Marmorſtein gehauen, in Le- bens Groͤſſe. Unter den 6 letzten iſt Hertzog Willhelm, welcher ei- ne Kirche in der Hand hat, zu un- terſt zwiſchen dieſen 2 Thoren iſt der Ertz-Engel Michael mit dem Drachen, ſehr ſchoͤn und groß, wie auch das Chur-Bayeriſche Wap- pen von Metall gegoſſen, das Collegium, ſo daran iſt, hat ei- ne uͤberaus groſſe Weite, alſo daß der Groͤſſe halben wol ein Koͤ- nig darinne Hof halten koͤnte; hat verſchiedene groſſe Hoͤfe und Gaͤr- ten, groſſe und kleine Zimmer in ziemlicher Anzahl, auch ſchoͤne Speiſe-Stuben und Refectoria, Schulen, Saͤle und Tafeln, und 800 Creutz-Fenſter. Jn der Fran- ciſcaner-Kirche wird ein ſchoͤnes Uhrwerck geſehen, ſo den Engli- ſchen Gruß ſchlaͤgt, darzu ein En- gel poſaunet. Das Churfuͤrſtl. Schloß, ſo ein rechter Pallaſt, iſt auch wohl zu beſichtigen, hat im Eingehen einen langen per- ſpectiviſchen Hof, durch welchen man in einen groſſen runden Hof ſiehet, darinnen ein groſſer Roͤhr-
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Muͤh
Muͤn
ret den ſchwartzen einkoͤpffigten
Reichs-Adler im guͤldenen Felde
in ihrem Wappen.
Muͤhlhauſen,
Jm Sundgau, 3 Meilen von
Baſel, war ehemals eine freye
Reichs-Stadt, ſtehet aber mit
den Reformirten Cantons in der
Schweitz ſeit 1533 im Bunde, und
iſt einer von den zugewandten
Oertern. Jhr Wappen iſt ein
rothes Muͤhlrad im ſilbernen
Felde.
Muͤnchen,
Hauptſtadt des Hertzogthums
Bayern, und die Churfuͤrſtl. Re-
ſidentz, am Fluß Jſer gelegen,
an Schoͤnheit und Pracht nicht
viel in der Welt gefunden wer-
den. Die Haͤuſer ſind groß, ſchoͤn
und praͤchtig erbauet; die Haupt-
Kirche zu unſerer Frauen iſt ein
ſchoͤnes und groſſes Gebaͤu, mit
einer ſchoͤnen Cantzel und 2 hohen
gleichen Thuͤrmen gezieret. Die
Orgel hat von Bux-Baum ge-
drehete Pfeiffen, in einer ziemli-
chen Groͤſſe. S. Benno liegt all-
hier im Chor begraben. Die Je-
ſuiter-Kirche iſt auf Jtalieniſche
Manier ſehr ſchoͤn und praͤchtig
erbauet, da inſonderheit wohl zu
betrachten ſind die ſchoͤnen Ge-
maͤhlde und Altaͤre, von dem
groſſen Chor hanget eine ſilberne
Oel-Lampe, ſo 50 Marck Silber
wiegt, vorn unter dem Chor ſind
der Hertzoge von Bayern Be-
graͤbniſſe. Jn dem Chor ſtehet
ein metallener Engel, ſo mit bey-
den Haͤnden das Weih-Waſſer
haͤlt. Jn der Kirchen ſind 2 Or-
geln neben einander: Das Pfla-
ſter iſt von ſchoͤnem Marmor.
Hinter dem Chor liegt der Je-
ſuiter-Schatz, eine groſſe Summe
Geldes werth, von gantz guͤldenen
und ſilbernen Truͤhlein, eingefaſten
Crucifixen, Monſtrantzen, Leuch-
tern, Behaͤltern der Reliqvien,
vielen Geſchirren und Gefaͤſſen
mit ſchoͤnen Steinen verſetzt, ſchoͤ-
ne Tapezereyen, koͤſtlichen Meß-
Gewandten, und bey demſelben
eine ſchoͤne Capelle, unter wel-
chen ein Gewoͤlbe zu ihren Be-
graͤbniſſen, die Kirche hat von auſ-
ſen 2 Haupt-Thore, eine ſchoͤne
Facciata, oben auf iſt Chriſtus
mit dem Apffel, unter ihm ſtehet
Otto, Hertzog in Bayern, und
unter dieſem auch noch andere
Hertzoge und Kayſer, alle in weiſ-
ſen Marmorſtein gehauen, in Le-
bens Groͤſſe. Unter den 6 letzten
iſt Hertzog Willhelm, welcher ei-
ne Kirche in der Hand hat, zu un-
terſt zwiſchen dieſen 2 Thoren iſt
der Ertz-Engel Michael mit dem
Drachen, ſehr ſchoͤn und groß, wie
auch das Chur-Bayeriſche Wap-
pen von Metall gegoſſen, das
Collegium, ſo daran iſt, hat ei-
ne uͤberaus groſſe Weite, alſo daß
der Groͤſſe halben wol ein Koͤ-
nig darinne Hof halten koͤnte; hat
verſchiedene groſſe Hoͤfe und Gaͤr-
ten, groſſe und kleine Zimmer in
ziemlicher Anzahl, auch ſchoͤne
Speiſe-Stuben und Refectoria,
Schulen, Saͤle und Tafeln, und
800 Creutz-Fenſter. Jn der Fran-
ciſcaner-Kirche wird ein ſchoͤnes
Uhrwerck geſehen, ſo den Engli-
ſchen Gruß ſchlaͤgt, darzu ein En-
gel poſaunet. Das Churfuͤrſtl.
Schloß, ſo ein rechter Pallaſt, iſt
auch wohl zu beſichtigen, hat
im Eingehen einen langen per-
ſpectiviſchen Hof, durch welchen
man in einen groſſen runden
Hof ſiehet, darinnen ein groſſer
Roͤhr-
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