Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Mna sind mancherley, nach Art und Ge-legenheit der Wercke und Kirchen. Eine Art wird genennet die gros- se Mixtur, war vor Alters oft bis 20, 30 und 40 Pfeiffen starck, darunter die grösten von 8 Fuß waren. Jetzt sind sie 10, 12, bis 20 Pfeiffen starck auf einem Chor, die grosse Pfeiffe im untersten Clave hat 4 Fuß Ton. Bey ei- nigen heist diese Mixtur auch gra- phicalis. Zehen Pfeiffen pro cho- ro macht zusammen auf den Cla- vibus 864 Stück. 2) Die ande- re Art beisset nur bloßhin Mix- tur: Weil dieselbe im Mittel, und nicht zu groß, noch zu klein, mit Pfeiffen besetzet ist. Und ist eben die, welche ietzund in die aequal- principal, auch wol in die grossen Principal-Wercke von 4, 5, 6, 7, 8 und 9 Pfeiffen oder Choren ge- macht wird: Darinnen die grö- ste Pfeiffe gemeiniglich von 2 oder 1 Fuß Ton ist. 3) Die kleine Mixtur, Niederländisch Scharp genannt; ist von 3 Pfeiffen dispo- niret, und wird öffters repetirt. Wird bisweilen in grossen Wer- cken in die Brust, oder vor seine rechte Mixtur gesetzt. Etliche nehmen gar kleine subtile Pfeif- lein darzu, die gröste 3 Zoll lang, und deren 3 oder 4 in unisono, und ein Octävlein und kleine Qvint, und gehen von einer Octav zur an- dern. Mnaanim, War bey den Juden ein aus ei- Mod höltzerne oder eherne Küglein an-gereihet waren. Wenn man auf die Kette oder Saite schlug, so stiessen die Küglein an einander und an die Tafel, und machten einen starcken Schall, so weit ge- höret wurde. Modena, Jst eine schöne Volckreiche schwar- B b b 2
[Spaltenumbruch] Mna ſind mancherley, nach Art und Ge-legenheit der Wercke und Kirchen. Eine Art wird genennet die groſ- ſe Mixtur, war vor Alters oft bis 20, 30 und 40 Pfeiffen ſtarck, darunter die groͤſten von 8 Fuß waren. Jetzt ſind ſie 10, 12, bis 20 Pfeiffen ſtarck auf einem Chor, die groſſe Pfeiffe im unterſten Clave hat 4 Fuß Ton. Bey ei- nigen heiſt dieſe Mixtur auch gra- phicalis. Zehen Pfeiffen pro cho- ro macht zuſammen auf den Cla- vibus 864 Stuͤck. 2) Die ande- re Art beiſſet nur bloßhin Mix- tur: Weil dieſelbe im Mittel, und nicht zu groß, noch zu klein, mit Pfeiffen beſetzet iſt. Und iſt eben die, welche ietzund in die æqual- principal, auch wol in die groſſen Principal-Wercke von 4, 5, 6, 7, 8 und 9 Pfeiffen oder Choren ge- macht wird: Darinnen die groͤ- ſte Pfeiffe gemeiniglich von 2 oder 1 Fuß Ton iſt. 3) Die kleine Mixtur, Niederlaͤndiſch Scharp genannt; iſt von 3 Pfeiffen diſpo- niret, und wird oͤffters repetirt. Wird bisweilen in groſſen Wer- cken in die Bruſt, oder vor ſeine rechte Mixtur geſetzt. Etliche nehmen gar kleine ſubtile Pfeif- lein darzu, die groͤſte 3 Zoll lang, und deren 3 oder 4 in uniſono, und ein Octaͤvlein und kleine Qvint, und gehen von einer Octav zur an- dern. Mnaanim, War bey den Juden ein aus ei- Mod hoͤltzerne oder eherne Kuͤglein an-gereihet waren. Wenn man auf die Kette oder Saite ſchlug, ſo ſtieſſen die Kuͤglein an einander und an die Tafel, und machten einen ſtarcken Schall, ſo weit ge- hoͤret wurde. Modena, Jſt eine ſchoͤne Volckreiche ſchwar- B b b 2
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Mna
Mod
ſind mancherley, nach Art und Ge-
legenheit der Wercke und Kirchen.
Eine Art wird genennet die groſ-
ſe Mixtur, war vor Alters oft bis
20, 30 und 40 Pfeiffen ſtarck,
darunter die groͤſten von 8 Fuß
waren. Jetzt ſind ſie 10, 12, bis
20 Pfeiffen ſtarck auf einem Chor,
die groſſe Pfeiffe im unterſten
Clave hat 4 Fuß Ton. Bey ei-
nigen heiſt dieſe Mixtur auch gra-
phicalis. Zehen Pfeiffen pro cho-
ro macht zuſammen auf den Cla-
vibus 864 Stuͤck. 2) Die ande-
re Art beiſſet nur bloßhin Mix-
tur: Weil dieſelbe im Mittel, und
nicht zu groß, noch zu klein, mit
Pfeiffen beſetzet iſt. Und iſt eben
die, welche ietzund in die æqual-
principal, auch wol in die groſſen
Principal-Wercke von 4, 5, 6, 7,
8 und 9 Pfeiffen oder Choren ge-
macht wird: Darinnen die groͤ-
ſte Pfeiffe gemeiniglich von 2 oder
1 Fuß Ton iſt. 3) Die kleine
Mixtur, Niederlaͤndiſch Scharp
genannt; iſt von 3 Pfeiffen diſpo-
niret, und wird oͤffters repetirt.
Wird bisweilen in groſſen Wer-
cken in die Bruſt, oder vor ſeine
rechte Mixtur geſetzt. Etliche
nehmen gar kleine ſubtile Pfeif-
lein darzu, die groͤſte 3 Zoll lang,
und deren 3 oder 4 in uniſono, und
ein Octaͤvlein und kleine Qvint,
und gehen von einer Octav zur an-
dern.
Mnaanim,
War bey den Juden ein aus ei-
ner viereckigten hoͤltzernen Tafel
zubereitetes muſicaliſches Jnſtru-
ment, oben mit einer Handha-
be, daran man es hielte. Uiber
der Tafel war eine eiſerne Kette
oder eine von Hanff gemachte
Saite ausgeſpannet, an welche
hoͤltzerne oder eherne Kuͤglein an-
gereihet waren. Wenn man auf
die Kette oder Saite ſchlug, ſo
ſtieſſen die Kuͤglein an einander
und an die Tafel, und machten
einen ſtarcken Schall, ſo weit ge-
hoͤret wurde.
Modena,
Jſt eine ſchoͤne Volckreiche
Stadt in der Lombardie auf einer
Ebene gelegen, hat einen praͤchti-
gen Hof, dann der Hertzog viel
Vaſallen hat, kan auch eine gute
Anzahl Soldaten aufbringen,
dabey iſt ſie wohl befeſtiget, und
hat tieffe Waſſer-Graͤben, nebſt
einer feſten Citadelle von 5 Ecken,
ingleichen eine Univerſitaͤt und
Biſchoff unter dem Ertz-Biſchoff-
thum Bologna gehoͤrig. Nahe
an der Stadt-Mauer liegt der
Poſten S. Gataldo, davon man
die gantze Stadt beſchieſſen kan;
die Dom-Kirche iſt wegen ihres
Alters, dabey auch etliche Be-
graͤbniſſe von Antiquitaͤten und
die ſchoͤne Spatzier-Gaͤnge, wohl
zu ſehen. Es wird auch ſehr ſchoͤn
Brot allhier gebacken, dergleichen
nirgends zu finden. Von derſel-
ben fuͤhren die Hertzoge von Mo-
dena aus dem Hauſe Eſté ihren
Nahmen, von welchen das Zei-
tungs-Lexicon nachzuſehen. Der
Hertzog von Modena hat die Laͤn-
ge durch in ſeinem Wappen einen
rothen Pfal, darauf in einem
blauen Mittel-Schilde ein ſilber-
ner und mit Gold gecroͤnter Ad-
ler, als das Geſchlechts-Wappen
der Familie von Eſté; daruͤber
ein paar creutzweis liegende
Schluͤſſel mit der Paͤbſtlichen
Krone, wegen Ferrara, welches
allein der regierende Hertzog fuͤh-
ret; hernach einen doppelten
ſchwar-
B b b 2
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