Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Mad und groben Materien fast immergebrauchte. Es ist aber ein Ma- drigal bey den Jtalienern ein kur- tzes Gedicht, darinne sie, ohne einige gewisse Reim-Masse et- was scharfsinnig fassen, und ge- meiniglich dem Leser ferner nach- zudencken geben. Es hat, wo nicht mehr, 11 bis 15, auch wol we- niger Zeilen, die bald kurtz, bald lang gerathen, allemal uneben find, damit eine derselben keinen Reim bekomme, und der Vor- trag mehr einer ungebundenen Rede, als einem Gedichte ähnlich sehe. Jhre Erfindung wird ums Jahr 1400 gesetzt. Jn vorigen Zeiten wurden sie mit vie- len Stimmen, fast wie die Mo- teten, concertirend gesetzt, und in den ehemaligen Oratorien der Jtaliener kam keine Madrigali- sche Schreibart vor, bey itzigen Zeiten aber meldet sie sich allent- halben häuffig. Madrigaletto, Ein kurtzes Madrrigal, Ma- Madrigal-Styl, s. Kirchen- Styl. Mähne, Heissen die langen Haare, wel- Mäh seyn, weil grobe Haare ein glei-ches Temperament anzeigen, da hingegen starcke, krause und spi- tzige Haare an Kleppern und ar- beitsamen Rossen wohl paßiren mögen, weil sie eine Anzeigung ihrer starcken und dauerhafften Natur sind. Etliche Pferde ha- ben in der Mähne Jüdgens-Zöp- fe, (Schrättel-Zöpffe oder Pül- verts-Zoten) dergleichen sonder- lich bey denen Pohlnischen und Ungarischen gefunden werden; denen soll man rohes, frisches oder dürres Jgels-Fleisch zu fressen ge- ben, und die Haare mit Jgels- Fette schmieren. Die Stall- Knechte müssen angewiesen wer- den, allezeit, ehe sie anfangen, die Mähnen derer ihnen zur War- tung anbefohlenen Pferde auszu- kämmen, vorhero die verwirrten Haare mit den Fingern aus ein- ander zu richten, hernach die Mäh- nen im Kämmen von einer Sei- ten auf die andere zu werffen, das Kämmen selbsten aber mit einem trockenen Kamm zu verrichten: denn obwol einige in den Gedan- cken stehen, daß, wenn der Kamm vorhero genetzt würde, die Haa- re desto hefftiger wachsen müsten; so irren doch dieselben hierinnen gar sehr, weil das Wasser nicht nur die Haare hart und unge- schlacht macht, sondern es legt sich auch der Staub nur desto fe- ster in die Haare. Die Engel- länder pflegen ihren Pferden die Mähnen zu scheren und die Schweiffe abzustutzen, welches ih- nen iedoch andere Nationen nicht nachmachen wollen. Mähre, Ein Celtisches oder altes deut- daher
[Spaltenumbruch] Mad und groben Materien faſt immergebrauchte. Es iſt aber ein Ma- drigal bey den Jtalienern ein kur- tzes Gedicht, darinne ſie, ohne einige gewiſſe Reim-Maſſe et- was ſcharfſinnig faſſen, und ge- meiniglich dem Leſer ferner nach- zudencken geben. Es hat, wo nicht mehr, 11 bis 15, auch wol we- niger Zeilen, die bald kurtz, bald lang gerathen, allemal uneben find, damit eine derſelben keinen Reim bekomme, und der Vor- trag mehr einer ungebundenen Rede, als einem Gedichte aͤhnlich ſehe. Jhre Erfindung wird ums Jahr 1400 geſetzt. Jn vorigen Zeiten wurden ſie mit vie- len Stimmen, faſt wie die Mo- teten, concertirend geſetzt, und in den ehemaligen Oratorien der Jtaliener kam keine Madrigali- ſche Schreibart vor, bey itzigen Zeiten aber meldet ſie ſich allent- halben haͤuffig. Madrigaletto, Ein kurtzes Madrrigal, Ma- Madrigal-Styl, ſ. Kirchen- Styl. Maͤhne, Heiſſen die langen Haare, wel- Maͤh ſeyn, weil grobe Haare ein glei-ches Temperament anzeigen, da hingegen ſtarcke, krauſe und ſpi- tzige Haare an Kleppern und ar- beitſamen Roſſen wohl paßiren moͤgen, weil ſie eine Anzeigung ihrer ſtarcken und dauerhafften Natur ſind. Etliche Pferde ha- ben in der Maͤhne Juͤdgens-Zoͤp- fe, (Schraͤttel-Zoͤpffe oder Puͤl- verts-Zoten) dergleichen ſonder- lich bey denen Pohlniſchen und Ungariſchen gefunden werden; denen ſoll man rohes, friſches oder duͤrres Jgels-Fleiſch zu freſſen ge- ben, und die Haare mit Jgels- Fette ſchmieren. Die Stall- Knechte muͤſſen angewieſen wer- den, allezeit, ehe ſie anfangen, die Maͤhnen derer ihnen zur War- tung anbefohlenen Pferde auszu- kaͤmmen, vorhero die verwirrten Haare mit den Fingern aus ein- ander zu richten, hernach die Maͤh- nen im Kaͤmmen von einer Sei- ten auf die andere zu werffen, das Kaͤmmen ſelbſten aber mit einem trockenen Kamm zu verrichten: denn obwol einige in den Gedan- cken ſtehen, daß, wenn der Kamm vorhero genetzt wuͤrde, die Haa- re deſto hefftiger wachſen muͤſten; ſo irren doch dieſelben hierinnen gar ſehr, weil das Waſſer nicht nur die Haare hart und unge- ſchlacht macht, ſondern es legt ſich auch der Staub nur deſto fe- ſter in die Haare. Die Engel- laͤnder pflegen ihren Pferden die Maͤhnen zu ſcheren und die Schweiffe abzuſtutzen, welches ih- nen iedoch andere Nationen nicht nachmachen wollen. Maͤhre, Ein Celtiſches oder altes deut- daher
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Mad
Maͤh
und groben Materien faſt immer
gebrauchte. Es iſt aber ein Ma-
drigal bey den Jtalienern ein kur-
tzes Gedicht, darinne ſie, ohne
einige gewiſſe Reim-Maſſe et-
was ſcharfſinnig faſſen, und ge-
meiniglich dem Leſer ferner nach-
zudencken geben. Es hat, wo
nicht mehr, 11 bis 15, auch wol we-
niger Zeilen, die bald kurtz, bald
lang gerathen, allemal uneben
find, damit eine derſelben keinen
Reim bekomme, und der Vor-
trag mehr einer ungebundenen
Rede, als einem Gedichte aͤhnlich
ſehe. Jhre Erfindung wird ums
Jahr 1400 geſetzt. Jn vorigen
Zeiten wurden ſie mit vie-
len Stimmen, faſt wie die Mo-
teten, concertirend geſetzt, und in
den ehemaligen Oratorien der
Jtaliener kam keine Madrigali-
ſche Schreibart vor, bey itzigen
Zeiten aber meldet ſie ſich allent-
halben haͤuffig.
Madrigaletto,
Ein kurtzes Madrrigal, Ma-
drigalone, ein langes Madri-
gal.
Madrigal-Styl, ſ. Kirchen-
Styl.
Maͤhne,
Heiſſen die langen Haare, wel-
che oben auf dem Hals eines Pfer-
des ſitzen, und demſelben zur Zier-
de dienen. Die Maͤhne an einem
Pferde ſoll weder zu dicke noch
zu duͤnne, auch nicht zu kurtz ſeyn;
wenn ſie bis auf das Schulter-
blat reichet, ſo iſt ſie lang genug,
iſt ſie aber laͤnger, ſo iſt es deſto
ſchoͤner. An edlen und koſtba-
ren Haupt-Pferden ſollen die Haa-
re an der Maͤhne nicht hart und
kraus, ſondern lang und zart
ſeyn, weil grobe Haare ein glei-
ches Temperament anzeigen, da
hingegen ſtarcke, krauſe und ſpi-
tzige Haare an Kleppern und ar-
beitſamen Roſſen wohl paßiren
moͤgen, weil ſie eine Anzeigung
ihrer ſtarcken und dauerhafften
Natur ſind. Etliche Pferde ha-
ben in der Maͤhne Juͤdgens-Zoͤp-
fe, (Schraͤttel-Zoͤpffe oder Puͤl-
verts-Zoten) dergleichen ſonder-
lich bey denen Pohlniſchen und
Ungariſchen gefunden werden;
denen ſoll man rohes, friſches oder
duͤrres Jgels-Fleiſch zu freſſen ge-
ben, und die Haare mit Jgels-
Fette ſchmieren. Die Stall-
Knechte muͤſſen angewieſen wer-
den, allezeit, ehe ſie anfangen, die
Maͤhnen derer ihnen zur War-
tung anbefohlenen Pferde auszu-
kaͤmmen, vorhero die verwirrten
Haare mit den Fingern aus ein-
ander zu richten, hernach die Maͤh-
nen im Kaͤmmen von einer Sei-
ten auf die andere zu werffen, das
Kaͤmmen ſelbſten aber mit einem
trockenen Kamm zu verrichten:
denn obwol einige in den Gedan-
cken ſtehen, daß, wenn der Kamm
vorhero genetzt wuͤrde, die Haa-
re deſto hefftiger wachſen muͤſten;
ſo irren doch dieſelben hierinnen
gar ſehr, weil das Waſſer nicht
nur die Haare hart und unge-
ſchlacht macht, ſondern es legt
ſich auch der Staub nur deſto fe-
ſter in die Haare. Die Engel-
laͤnder pflegen ihren Pferden die
Maͤhnen zu ſcheren und die
Schweiffe abzuſtutzen, welches ih-
nen iedoch andere Nationen nicht
nachmachen wollen.
Maͤhre,
Ein Celtiſches oder altes deut-
ſches Wort, bedeutet eine Stute,
daher
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