Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Löw sehr klein, und kommen blindauf die Welt, er hat deren nicht offt, auch beläufft sich die Anzahl derselben anfangs auf fünff, und zuletzt, wenn er aufhört zu jun- gen, beschleust er mit einem; sol- che brauchen zwey Monat, ehe sie gehen lernen. An dem Schwan- tze kan man sehen, was er im Sinne führet, denn er ist erzür- net, so schlägt er mit dem Schwantz auf die Erde, wenn er aber gu- ten Muths und besänfftiget ist, so schlägt er damit seinen eigenen Rücken. Wenn er nicht erzür- net worden, thut er den Men- schen so leicht keinen Schaden, sondern lässet sich von selbigen gantz zahm machen, den Thieren aber ist er gewohnt sehr hinterli- stig nachzustellen; sobald er nun einen Raub erhalten, saugt er zu- vörderst das Blut aus selbigem, kommt ihm indessen ein anderer vor, spielet er diesem eben so mit, und gehet alsdenn erst wieder zum ersten Raub, um selbigen zu ver- zehren. Die Losung des Löwens, welche er aller zwey oder drey Ta- ge giebt, ist wegen seiner hitzigen Natur gantz trocken und stinckend, dergleichen auch sein Athem und Urin, bey welchem letzten, wenn er solchen lauffen lässet, er das hintere Bein, wie ein Hund, auf- hebet. Sein Fleisch wird wegen der so gar hitzigen Natur und gro- ben Substantz nicht verspeiset: Das Blut soll wegen seiner Hitze den Diamant auflösen. Das Fett dienet wider den Gifft, die harten Geschwüre zeitig zu machen, und was damit bestrichen worden, da- vor sollen alle Thiere, sonder- lich aber die Wölffe und Schlan- gen fliehen. Löw Löwenstein, Grafschafft in Schwaben an wegen
[Spaltenumbruch] Loͤw ſehr klein, und kommen blindauf die Welt, er hat deren nicht offt, auch belaͤufft ſich die Anzahl derſelben anfangs auf fuͤnff, und zuletzt, wenn er aufhoͤrt zu jun- gen, beſchleuſt er mit einem; ſol- che brauchen zwey Monat, ehe ſie gehen lernen. An dem Schwan- tze kan man ſehen, was er im Sinne fuͤhret, denn er iſt erzuͤr- net, ſo ſchlaͤgt er mit dem Schwantz auf die Erde, wenn er aber gu- ten Muths und beſaͤnfftiget iſt, ſo ſchlaͤgt er damit ſeinen eigenen Ruͤcken. Wenn er nicht erzuͤr- net worden, thut er den Men- ſchen ſo leicht keinen Schaden, ſondern laͤſſet ſich von ſelbigen gantz zahm machen, den Thieren aber iſt er gewohnt ſehr hinterli- ſtig nachzuſtellen; ſobald er nun einen Raub erhalten, ſaugt er zu- voͤrderſt das Blut aus ſelbigem, kommt ihm indeſſen ein anderer vor, ſpielet er dieſem eben ſo mit, und gehet alsdenn erſt wieder zum erſten Raub, um ſelbigen zu ver- zehren. Die Loſung des Loͤwens, welche er aller zwey oder drey Ta- ge giebt, iſt wegen ſeiner hitzigen Natur gantz trocken und ſtinckend, dergleichen auch ſein Athem und Urin, bey welchem letzten, wenn er ſolchen lauffen laͤſſet, er das hintere Bein, wie ein Hund, auf- hebet. Sein Fleiſch wird wegen der ſo gar hitzigen Natur und gro- ben Subſtantz nicht verſpeiſet: Das Blut ſoll wegen ſeiner Hitze den Diamant aufloͤſen. Das Fett dienet wider den Gifft, die harten Geſchwuͤre zeitig zu machen, und was damit beſtrichen worden, da- vor ſollen alle Thiere, ſonder- lich aber die Woͤlffe und Schlan- gen fliehen. Loͤw Loͤwenſtein, Grafſchafft in Schwaben an wegen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0706"/><cb n="1371"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Loͤw</hi></hi></fw><lb/> ſehr klein, und kommen blind<lb/> auf die Welt, er hat deren nicht<lb/> offt, auch belaͤufft ſich die Anzahl<lb/> derſelben anfangs auf fuͤnff, und<lb/> zuletzt, wenn er aufhoͤrt zu jun-<lb/> gen, beſchleuſt er mit einem; ſol-<lb/> che brauchen zwey Monat, ehe ſie<lb/> gehen lernen. An dem Schwan-<lb/> tze kan man ſehen, was er im<lb/> Sinne fuͤhret, denn er iſt erzuͤr-<lb/> net, ſo ſchlaͤgt er mit dem Schwantz<lb/> auf die Erde, wenn er aber gu-<lb/> ten Muths und beſaͤnfftiget iſt,<lb/> ſo ſchlaͤgt er damit ſeinen eigenen<lb/> Ruͤcken. Wenn er nicht erzuͤr-<lb/> net worden, thut er den Men-<lb/> ſchen ſo leicht keinen Schaden,<lb/> ſondern laͤſſet ſich von ſelbigen<lb/> gantz zahm machen, den Thieren<lb/> aber iſt er gewohnt ſehr hinterli-<lb/> ſtig nachzuſtellen; ſobald er nun<lb/> einen Raub erhalten, ſaugt er zu-<lb/> voͤrderſt das Blut aus ſelbigem,<lb/> kommt ihm indeſſen ein anderer<lb/> vor, ſpielet er dieſem eben ſo mit,<lb/> und gehet alsdenn erſt wieder zum<lb/> erſten Raub, um ſelbigen zu ver-<lb/> zehren. Die Loſung des Loͤwens,<lb/> welche er aller zwey oder drey Ta-<lb/> ge giebt, iſt wegen ſeiner hitzigen<lb/> Natur gantz trocken und ſtinckend,<lb/> dergleichen auch ſein Athem und<lb/> Urin, bey welchem letzten, wenn<lb/> er ſolchen lauffen laͤſſet, er das<lb/> hintere Bein, wie ein Hund, auf-<lb/> hebet. Sein Fleiſch wird wegen<lb/> der ſo gar hitzigen Natur und gro-<lb/> ben Subſtantz nicht verſpeiſet:<lb/> Das Blut ſoll wegen ſeiner Hitze<lb/> den Diamant aufloͤſen. Das Fett<lb/> dienet wider den Gifft, die harten<lb/> Geſchwuͤre zeitig zu machen, und<lb/> was damit beſtrichen worden, da-<lb/> vor ſollen alle Thiere, ſonder-<lb/> lich aber die Woͤlffe und Schlan-<lb/> gen fliehen.</p><lb/> <cb n="1372"/> </div> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Loͤw</hi> </hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Loͤwenſtein,</hi> </head><lb/> <p>Grafſchafft in Schwaben an<lb/> den Fraͤnckiſchen Grentzen am<lb/> Neckar, den Grafen von Loͤwen-<lb/> ſtein und Wertheim zugehoͤrig.<lb/> Dieſe Grafen theilen ſich in die<lb/> Virneburgiſche oder Lutheriſche<lb/> und Catholiſche oder Rocheforti-<lb/> ſche Linie. Kayſer <hi rendition="#aq">Joſephus</hi> hat<lb/> den 3 April 1711 den Grafen <hi rendition="#aq">Max.</hi><lb/> Carln von Loͤwenſtein-Wertheim<lb/> Kayſerlichen wircklichen Geheim-<lb/> den Rath und damaligen <hi rendition="#aq">Admi-<lb/> niſtratorem</hi> in Bayern, in den<lb/> Reichs-Fuͤrſten-Stand erhoben,<lb/> welche hohe <hi rendition="#aq">Dignit</hi>aͤt Kayſer Carl<lb/> der <hi rendition="#aq">VI confirmi</hi>ret, und auf die<lb/> gantze Fuͤrſtliche <hi rendition="#aq">Deſcendenz</hi> bey-<lb/> derley Geſchlechts <hi rendition="#aq">extendi</hi>ret.<lb/> Die Haupt-Stadt Loͤwenſtein<lb/> nebſt dem Schloſſe liegt 1 Meile<lb/> von Heilbrunn, und iſt daſelbſt<lb/> ein Geſundbrunn, waͤchſt auch<lb/> ſehr guter Wein daherum. Die-<lb/> ſe Grafen von Loͤwenſtein und<lb/> Wertheim fuͤhren einen rothen ge-<lb/> croͤnten Loͤwen auf drey Felſen-<lb/> Spitzen ſtehend, als das Loͤwen-<lb/> ſteiniſche Stamm-Wappen; einen<lb/> rothen Adler im Silber wegen der<lb/> Grafſchafft Montaigu; einen hal-<lb/> ben ſchwartzen Adler im Gold, we-<lb/> gen der Grafſchaft Wertheim; eine<lb/> guͤldene Spange oder Schnalle in<lb/> Silber, wegen Rochefort; einen<lb/> Mittel-Schild von 21 weiß und<lb/> blauen Wecken, wegen des Baye-<lb/> riſchen Herkommens; drey guͤl-<lb/> dene Roſen im blauen Felde we-<lb/> gen der Grafſchafft Wertheim;<lb/> zwey rothe Balcken in Silber we-<lb/> gen der Herrſchafft Breuberg;<lb/> ſieben rothe Rauten in Gold, we-<lb/> gen der Grafſchafft Virneburg;<lb/> und endlich einen ſilbernen und<lb/> gecroͤnten Loͤwen im rothen Felde<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wegen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0706]
Loͤw
Loͤw
ſehr klein, und kommen blind
auf die Welt, er hat deren nicht
offt, auch belaͤufft ſich die Anzahl
derſelben anfangs auf fuͤnff, und
zuletzt, wenn er aufhoͤrt zu jun-
gen, beſchleuſt er mit einem; ſol-
che brauchen zwey Monat, ehe ſie
gehen lernen. An dem Schwan-
tze kan man ſehen, was er im
Sinne fuͤhret, denn er iſt erzuͤr-
net, ſo ſchlaͤgt er mit dem Schwantz
auf die Erde, wenn er aber gu-
ten Muths und beſaͤnfftiget iſt,
ſo ſchlaͤgt er damit ſeinen eigenen
Ruͤcken. Wenn er nicht erzuͤr-
net worden, thut er den Men-
ſchen ſo leicht keinen Schaden,
ſondern laͤſſet ſich von ſelbigen
gantz zahm machen, den Thieren
aber iſt er gewohnt ſehr hinterli-
ſtig nachzuſtellen; ſobald er nun
einen Raub erhalten, ſaugt er zu-
voͤrderſt das Blut aus ſelbigem,
kommt ihm indeſſen ein anderer
vor, ſpielet er dieſem eben ſo mit,
und gehet alsdenn erſt wieder zum
erſten Raub, um ſelbigen zu ver-
zehren. Die Loſung des Loͤwens,
welche er aller zwey oder drey Ta-
ge giebt, iſt wegen ſeiner hitzigen
Natur gantz trocken und ſtinckend,
dergleichen auch ſein Athem und
Urin, bey welchem letzten, wenn
er ſolchen lauffen laͤſſet, er das
hintere Bein, wie ein Hund, auf-
hebet. Sein Fleiſch wird wegen
der ſo gar hitzigen Natur und gro-
ben Subſtantz nicht verſpeiſet:
Das Blut ſoll wegen ſeiner Hitze
den Diamant aufloͤſen. Das Fett
dienet wider den Gifft, die harten
Geſchwuͤre zeitig zu machen, und
was damit beſtrichen worden, da-
vor ſollen alle Thiere, ſonder-
lich aber die Woͤlffe und Schlan-
gen fliehen.
Loͤwenſtein,
Grafſchafft in Schwaben an
den Fraͤnckiſchen Grentzen am
Neckar, den Grafen von Loͤwen-
ſtein und Wertheim zugehoͤrig.
Dieſe Grafen theilen ſich in die
Virneburgiſche oder Lutheriſche
und Catholiſche oder Rocheforti-
ſche Linie. Kayſer Joſephus hat
den 3 April 1711 den Grafen Max.
Carln von Loͤwenſtein-Wertheim
Kayſerlichen wircklichen Geheim-
den Rath und damaligen Admi-
niſtratorem in Bayern, in den
Reichs-Fuͤrſten-Stand erhoben,
welche hohe Dignitaͤt Kayſer Carl
der VI confirmiret, und auf die
gantze Fuͤrſtliche Deſcendenz bey-
derley Geſchlechts extendiret.
Die Haupt-Stadt Loͤwenſtein
nebſt dem Schloſſe liegt 1 Meile
von Heilbrunn, und iſt daſelbſt
ein Geſundbrunn, waͤchſt auch
ſehr guter Wein daherum. Die-
ſe Grafen von Loͤwenſtein und
Wertheim fuͤhren einen rothen ge-
croͤnten Loͤwen auf drey Felſen-
Spitzen ſtehend, als das Loͤwen-
ſteiniſche Stamm-Wappen; einen
rothen Adler im Silber wegen der
Grafſchafft Montaigu; einen hal-
ben ſchwartzen Adler im Gold, we-
gen der Grafſchaft Wertheim; eine
guͤldene Spange oder Schnalle in
Silber, wegen Rochefort; einen
Mittel-Schild von 21 weiß und
blauen Wecken, wegen des Baye-
riſchen Herkommens; drey guͤl-
dene Roſen im blauen Felde we-
gen der Grafſchafft Wertheim;
zwey rothe Balcken in Silber we-
gen der Herrſchafft Breuberg;
ſieben rothe Rauten in Gold, we-
gen der Grafſchafft Virneburg;
und endlich einen ſilbernen und
gecroͤnten Loͤwen im rothen Felde
wegen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |