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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Hir
sich ziemlich herum, springen denn
unter das Wild hinein, um sie von
einander zu trennen, welches denn
schwerlich angehen will, so es aber
gelinget, gehet einer hier mit ei-
nem Trupp, der andere mit etli-
chem Wild dort hinaus. Jn sol-
cher Zeit werden, wo Gehege sind,
die Heiden und Wälder verboten,
und darff niemand, wie sonsten,
hinein fahren, Streuling oder
Holtz holen, oder auch darinne
hüten oder mit Hunden hinein
kommen: Massen hierdurch das
Wildpret in seiner Brunst gestö-
ret würde. Es sollen auch die
Fleischer-Knechte mit ihren Käl-
bern und Hunden, die einen star-
cken continuirlichen Laut von sich
geben, und am meisten schädlich
sind, mit Fleiß von solchem Wal-
de abgehalten werden, und das
um so vielmehr, wenn etwan die
Herrschafft zugegen, und ein
Brunst-Schiessen gehalten wird.
Solche währet gemeiniglich drey
bis vier Wochen, binnen welcher
Zeit die Herrschafft auf einem an
solchen Wald nahgelegenen Amt-
Jagd- oder Lust-Haus sich aufhält.
Wenn nun der Forstmeister selbi-
gen Refiers durch seine unterge-
bene Förster Erkundigung einge-
zogen, wo und wie solche Hirsche
in der Brunst stehen, und ob sol-
che Hirsche zeitlich oder spät antre-
ten; so reitet der Forstmeister nach
gegebenem Bericht mit der Herr-
schafft gegen Abend und vor Ta-
ges, nebst dem Pürschmeister und
Leib-Schützen an gemeldten Platz,
steiget ab, und so der Forstmei-
ster der Herrschafft die Wechsel
und Gelegenheiten gezeiget hat,
und sie sich angestellet oder ander-
werts Hirsche schreyen hören, so
führet der Pürschmeister die Herr-
[Spaltenumbruch]
Hir
schafft an, durch Beschleichen,
Kriechen oder andere Vortheile;
ist der Hirsch zu weit, muß er
denselben mit Knicken eines klei-
nen Stöckgen, als ob ein anderer
käme, näher locken, und so ein
Hirsch der Herrschafft recht zum
Schuß stünde, solchen schiessen
lassen: Welcher hierauf zum Zei-
chen, daß er von der Herrschafft
gepürscht worden, gehöriger mas-
sen auf dem Pürsch-Wagen gele-
get, und nach Hofe geschickt wird.
Zuweilen wird der Pürschmeister,
wenn die Herrschafft einen Hirsch
von sonderbarer Grösse und vie-
len Enden gepürschet, von dersel-
ben beschencket, das abgeschlagene
Gehörn aber auf einen höltzernen
Hirsch-Kopff zum Angedencken
angemachet, und die behörige
Nachrichten beygefüget.

Hirsch-Brunst, Fungus Cer-
vinus,

Wächst häuffig in den Wäldern,
wo sich die Hirsche am meisten auf-
halten, läst sich aber nicht gar
wohl finden, wenn ihn die Hirsche
nicht selber anzeigen; sintemal
man wahrgenommen, daß der
Hirsch mit seinen 2 vordern Füssen
scharret und kratzet, und damit
gleichsam den Ort bemercket, wo
solche zu finden seyn, welches
dann also auch eintrifft, daß sie
hauffen-weis daselbst gefunden,
aufgesammlet und getrocknet wer-
den.

Hirsch-Creutz, Hirsch-Bein,

Jst nichts anders, als eine na-
türliche Zusammentretung der
Puls-Adern am Grunde des Her-
tzens eines Hirschen, woraus mit
der Zeit ein fast Creutzförmiges
Beinlein wird, welches in der

Artzney

[Spaltenumbruch]

Hir
ſich ziemlich herum, ſpringen denn
unter das Wild hinein, um ſie von
einander zu trennen, welches denn
ſchwerlich angehen will, ſo es aber
gelinget, gehet einer hier mit ei-
nem Trupp, der andere mit etli-
chem Wild dort hinaus. Jn ſol-
cher Zeit werden, wo Gehege ſind,
die Heiden und Waͤlder verboten,
und darff niemand, wie ſonſten,
hinein fahren, Streuling oder
Holtz holen, oder auch darinne
huͤten oder mit Hunden hinein
kommen: Maſſen hierdurch das
Wildpret in ſeiner Brunſt geſtoͤ-
ret wuͤrde. Es ſollen auch die
Fleiſcher-Knechte mit ihren Kaͤl-
bern und Hunden, die einen ſtar-
cken continuirlichen Laut von ſich
geben, und am meiſten ſchaͤdlich
ſind, mit Fleiß von ſolchem Wal-
de abgehalten werden, und das
um ſo vielmehr, wenn etwan die
Herrſchafft zugegen, und ein
Brunſt-Schieſſen gehalten wird.
Solche waͤhret gemeiniglich drey
bis vier Wochen, binnen welcher
Zeit die Herrſchafft auf einem an
ſolchen Wald nahgelegenen Amt-
Jagd- oder Luſt-Haus ſich aufhaͤlt.
Wenn nun der Forſtmeiſter ſelbi-
gen Refiers durch ſeine unterge-
bene Foͤrſter Erkundigung einge-
zogen, wo und wie ſolche Hirſche
in der Brunſt ſtehen, und ob ſol-
che Hirſche zeitlich oder ſpaͤt antre-
ten; ſo reitet der Forſtmeiſter nach
gegebenem Bericht mit der Herr-
ſchafft gegen Abend und vor Ta-
ges, nebſt dem Puͤrſchmeiſter und
Leib-Schuͤtzen an gemeldten Platz,
ſteiget ab, und ſo der Forſtmei-
ſter der Herrſchafft die Wechſel
und Gelegenheiten gezeiget hat,
und ſie ſich angeſtellet oder ander-
werts Hirſche ſchreyen hoͤren, ſo
fuͤhret der Puͤrſchmeiſter die Herr-
[Spaltenumbruch]
Hir
ſchafft an, durch Beſchleichen,
Kriechen oder andere Vortheile;
iſt der Hirſch zu weit, muß er
denſelben mit Knicken eines klei-
nen Stoͤckgen, als ob ein anderer
kaͤme, naͤher locken, und ſo ein
Hirſch der Herrſchafft recht zum
Schuß ſtuͤnde, ſolchen ſchieſſen
laſſen: Welcher hierauf zum Zei-
chen, daß er von der Herrſchafft
gepuͤrſcht worden, gehoͤriger maſ-
ſen auf dem Puͤrſch-Wagen gele-
get, und nach Hofe geſchickt wird.
Zuweilen wird der Puͤrſchmeiſter,
wenn die Herrſchafft einen Hirſch
von ſonderbarer Groͤſſe und vie-
len Enden gepuͤrſchet, von derſel-
ben beſchencket, das abgeſchlagene
Gehoͤrn aber auf einen hoͤltzernen
Hirſch-Kopff zum Angedencken
angemachet, und die behoͤrige
Nachrichten beygefuͤget.

Hirſch-Brunſt, Fungus Cer-
vinus,

Waͤchſt haͤuffig in den Waͤldern,
wo ſich die Hirſche am meiſten auf-
halten, laͤſt ſich aber nicht gar
wohl finden, wenn ihn die Hirſche
nicht ſelber anzeigen; ſintemal
man wahrgenommen, daß der
Hirſch mit ſeinen 2 vordern Fuͤſſen
ſcharret und kratzet, und damit
gleichſam den Ort bemercket, wo
ſolche zu finden ſeyn, welches
dann alſo auch eintrifft, daß ſie
hauffen-weis daſelbſt gefunden,
aufgeſammlet und getrocknet wer-
den.

Hirſch-Creutz, Hirſch-Bein,

Jſt nichts anders, als eine na-
tuͤrliche Zuſammentretung der
Puls-Adern am Grunde des Her-
tzens eines Hirſchen, woraus mit
der Zeit ein faſt Creutzfoͤrmiges
Beinlein wird, welches in der

Artzney
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[0559] Hir Hir ſich ziemlich herum, ſpringen denn unter das Wild hinein, um ſie von einander zu trennen, welches denn ſchwerlich angehen will, ſo es aber gelinget, gehet einer hier mit ei- nem Trupp, der andere mit etli- chem Wild dort hinaus. Jn ſol- cher Zeit werden, wo Gehege ſind, die Heiden und Waͤlder verboten, und darff niemand, wie ſonſten, hinein fahren, Streuling oder Holtz holen, oder auch darinne huͤten oder mit Hunden hinein kommen: Maſſen hierdurch das Wildpret in ſeiner Brunſt geſtoͤ- ret wuͤrde. Es ſollen auch die Fleiſcher-Knechte mit ihren Kaͤl- bern und Hunden, die einen ſtar- cken continuirlichen Laut von ſich geben, und am meiſten ſchaͤdlich ſind, mit Fleiß von ſolchem Wal- de abgehalten werden, und das um ſo vielmehr, wenn etwan die Herrſchafft zugegen, und ein Brunſt-Schieſſen gehalten wird. Solche waͤhret gemeiniglich drey bis vier Wochen, binnen welcher Zeit die Herrſchafft auf einem an ſolchen Wald nahgelegenen Amt- Jagd- oder Luſt-Haus ſich aufhaͤlt. Wenn nun der Forſtmeiſter ſelbi- gen Refiers durch ſeine unterge- bene Foͤrſter Erkundigung einge- zogen, wo und wie ſolche Hirſche in der Brunſt ſtehen, und ob ſol- che Hirſche zeitlich oder ſpaͤt antre- ten; ſo reitet der Forſtmeiſter nach gegebenem Bericht mit der Herr- ſchafft gegen Abend und vor Ta- ges, nebſt dem Puͤrſchmeiſter und Leib-Schuͤtzen an gemeldten Platz, ſteiget ab, und ſo der Forſtmei- ſter der Herrſchafft die Wechſel und Gelegenheiten gezeiget hat, und ſie ſich angeſtellet oder ander- werts Hirſche ſchreyen hoͤren, ſo fuͤhret der Puͤrſchmeiſter die Herr- ſchafft an, durch Beſchleichen, Kriechen oder andere Vortheile; iſt der Hirſch zu weit, muß er denſelben mit Knicken eines klei- nen Stoͤckgen, als ob ein anderer kaͤme, naͤher locken, und ſo ein Hirſch der Herrſchafft recht zum Schuß ſtuͤnde, ſolchen ſchieſſen laſſen: Welcher hierauf zum Zei- chen, daß er von der Herrſchafft gepuͤrſcht worden, gehoͤriger maſ- ſen auf dem Puͤrſch-Wagen gele- get, und nach Hofe geſchickt wird. Zuweilen wird der Puͤrſchmeiſter, wenn die Herrſchafft einen Hirſch von ſonderbarer Groͤſſe und vie- len Enden gepuͤrſchet, von derſel- ben beſchencket, das abgeſchlagene Gehoͤrn aber auf einen hoͤltzernen Hirſch-Kopff zum Angedencken angemachet, und die behoͤrige Nachrichten beygefuͤget. Hirſch-Brunſt, Fungus Cer- vinus, Waͤchſt haͤuffig in den Waͤldern, wo ſich die Hirſche am meiſten auf- halten, laͤſt ſich aber nicht gar wohl finden, wenn ihn die Hirſche nicht ſelber anzeigen; ſintemal man wahrgenommen, daß der Hirſch mit ſeinen 2 vordern Fuͤſſen ſcharret und kratzet, und damit gleichſam den Ort bemercket, wo ſolche zu finden ſeyn, welches dann alſo auch eintrifft, daß ſie hauffen-weis daſelbſt gefunden, aufgeſammlet und getrocknet wer- den. Hirſch-Creutz, Hirſch-Bein, Jſt nichts anders, als eine na- tuͤrliche Zuſammentretung der Puls-Adern am Grunde des Her- tzens eines Hirſchen, woraus mit der Zeit ein faſt Creutzfoͤrmiges Beinlein wird, welches in der Artzney

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/559>, abgerufen am 21.11.2024.