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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Gei
fen, und leidet in der Kalben-Zeit
an diesem Orte Schaden, so wäch-
set ihm zwar das Gehörne, doch
aber allezeit schwürig, und wird
niemals reiff: Hat er hingegen
sein reiffes Gehörne auf dem Kopf,
und wird an gemeldten Orte be-
schädiget, so bleibet ihme das Ge-
hörne beständig auf dem Kopffe,
und wiefft es niemals ab; wird
er aber durch einen Schuß da-
selbst verletzet, so wird er gantz
ausser der Zeit werffen, verecken
und schlagen, nachdem die Zeit
ist, bis die Wunde wieder heil
wird, und diese nennet man Küm-
merer. Uibrigens giebt es unter-
schiedene Gehörne, welche nach
ihrer äusserlichen Gestalt Cron-
Gehörn, flache Hand-Gabel-Ge-
hörn, Kluppicht-Gehörn, und
Widersinns-Gehörn genennet wer-
den, und unter ihren Anfangs-
Buchstaben erklärt zu finden sind.
Von diesen Gehörnen allein ist
das Dam-Hirsch Gehörne unter-
schieden, welches keine runde Stan-
gen, sondern breite und platte
Schauffeln und Enden hat. Die
Hörner eines Reh-Bocks, wer-
den allein Gehörne, nicht aber Ge-
weih genennet. Sonst ist der son-
derbare Nutzen des Hirsch-Horns
in der Medicin bekannt.

Geigen,

Sind unterschiedlicher Arten,
als Bochetgen oder Sack-Geig-
lein, davon einige wie ein Messer
formiret, und nur drey, andere
vier Saiten haben, und sehr be-
qvem in den Schub-Sack geste-
cket werden können. Einfache
oder Bretleins-Geigen für die
Lehrlinge, Qvart-Geiglein, wel-
che kleiner sind als die Violinen,
[Spaltenumbruch]

Gei
und weit höher als selbige gespan-
net werden können. Gemeine
Violinen und Discant-Geigen,
Violen, oder so genannte Alt- und
Tenor-Geigen. Hieher gehöret
die Viola d' Amour, welche ihrer
Lieblichkeit wegen solchen Nah-
men führet, und aus sechs von
meßingenem Drat gemachten Sai-
ten bestehet. Die Viola di gam-
ba,
welche, weil man sie mit den
Beinen zwischen den Waden fas-
set, und nicht wie die andern klei-
nen Geigen an die Brust oder den
Hals setzet, also benennet wird.
Kleine Bassetgen und grosse voll-
kommene Baßgeigen. Es verfer-
tigen auch die Geigenmacher ne-
ben den ordentlichen Lauten Man-
dors, Angeliquen, Theorben,
Ci-
thern und Cithringen, welche letz-
tere nicht nach Art der Lauten an
dem Boden gewölbt, sondern platt
und eben, mit stählernen und mes-
singenen Saiten bezogen, und
vornen, wo man mit der Hand
zu spielen pfleget, um einen wohl-
klingenden Trillo zu machen, et-
was offen sind. Sie machen auch
einfache und gedoppelte Harffen,
samt einer kleinen Art derselben,
welche man auf einen Tisch stel-
len, und nach Belieben darauf
spielen kan. Kurtz zu sagen, sie
verfertigen allerley Saiten-Syiel,
welche mit dem Bogen gestrichen,
oder aber mit den Fingern ge-
schnellet und angeschlagen werden.
Alle diese musicalischen Jnstru-
mente wissen sie mit sehr gutem
Vortheil. zu machen, daß sie einen
guten Resonantz, und lieblichen
Klang von sich geben; sehr schön
mit Firniß zu überziehen, auch
öffters mit fremdem Holtz und
Elffenbein sehr künstlich und zier-
lich ein zulegen.

Gei-
Ritter-Lexicon. F f

[Spaltenumbruch]

Gei
fen, und leidet in der Kalben-Zeit
an dieſem Orte Schaden, ſo waͤch-
ſet ihm zwar das Gehoͤrne, doch
aber allezeit ſchwuͤrig, und wird
niemals reiff: Hat er hingegen
ſein reiffes Gehoͤrne auf dem Kopf,
und wird an gemeldten Orte be-
ſchaͤdiget, ſo bleibet ihme das Ge-
hoͤrne beſtaͤndig auf dem Kopffe,
und wiefft es niemals ab; wird
er aber durch einen Schuß da-
ſelbſt verletzet, ſo wird er gantz
auſſer der Zeit werffen, verecken
und ſchlagen, nachdem die Zeit
iſt, bis die Wunde wieder heil
wird, und dieſe nennet man Kuͤm-
merer. Uibrigens giebt es unter-
ſchiedene Gehoͤrne, welche nach
ihrer aͤuſſerlichen Geſtalt Cron-
Gehoͤrn, flache Hand-Gabel-Ge-
hoͤrn, Kluppicht-Gehoͤrn, und
Widerſinns-Gehoͤrn genennet wer-
den, und unter ihren Anfangs-
Buchſtaben erklaͤrt zu finden ſind.
Von dieſen Gehoͤrnen allein iſt
das Dam-Hirſch Gehoͤrne unter-
ſchieden, welches keine runde Stan-
gen, ſondern breite und platte
Schauffeln und Enden hat. Die
Hoͤrner eines Reh-Bocks, wer-
den allein Gehoͤrne, nicht aber Ge-
weih genennet. Sonſt iſt der ſon-
derbare Nutzen des Hirſch-Horns
in der Medicin bekannt.

Geigen,

Sind unterſchiedlicher Arten,
als Bochetgen oder Sack-Geig-
lein, davon einige wie ein Meſſer
formiret, und nur drey, andere
vier Saiten haben, und ſehr be-
qvem in den Schub-Sack geſte-
cket werden koͤnnen. Einfache
oder Bretleins-Geigen fuͤr die
Lehrlinge, Qvart-Geiglein, wel-
che kleiner ſind als die Violinen,
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Gei
und weit hoͤher als ſelbige geſpan-
net werden koͤnnen. Gemeine
Violinen und Diſcant-Geigen,
Violen, oder ſo genannte Alt- und
Tenor-Geigen. Hieher gehoͤret
die Viola d’ Amour, welche ihrer
Lieblichkeit wegen ſolchen Nah-
men fuͤhret, und aus ſechs von
meßingenem Drat gemachten Sai-
ten beſtehet. Die Viola di gam-
ba,
welche, weil man ſie mit den
Beinen zwiſchen den Waden faſ-
ſet, und nicht wie die andern klei-
nen Geigen an die Bruſt oder den
Hals ſetzet, alſo benennet wird.
Kleine Baſſetgen und groſſe voll-
kommene Baßgeigen. Es verfer-
tigen auch die Geigenmacher ne-
ben den ordentlichen Lauten Man-
dors, Angeliquen, Theorben,
Ci-
thern und Cithringen, welche letz-
tere nicht nach Art der Lauten an
dem Boden gewoͤlbt, ſondern platt
und eben, mit ſtaͤhlernen und meſ-
ſingenen Saiten bezogen, und
vornen, wo man mit der Hand
zu ſpielen pfleget, um einen wohl-
klingenden Trillo zu machen, et-
was offen ſind. Sie machen auch
einfache und gedoppelte Harffen,
ſamt einer kleinen Art derſelben,
welche man auf einen Tiſch ſtel-
len, und nach Belieben darauf
ſpielen kan. Kurtz zu ſagen, ſie
verfertigen allerley Saiten-Syiel,
welche mit dem Bogen geſtrichen,
oder aber mit den Fingern ge-
ſchnellet und angeſchlagen werden.
Alle dieſe muſicaliſchen Jnſtru-
mente wiſſen ſie mit ſehr gutem
Vortheil. zu machen, daß ſie einen
guten Reſonantz, und lieblichen
Klang von ſich geben; ſehr ſchoͤn
mit Firniß zu uͤberziehen, auch
oͤffters mit fremdem Holtz und
Elffenbein ſehr kuͤnſtlich und zier-
lich ein zulegen.

Gei-
Ritter-Lexicon. F f
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[0469] Gei Gei fen, und leidet in der Kalben-Zeit an dieſem Orte Schaden, ſo waͤch- ſet ihm zwar das Gehoͤrne, doch aber allezeit ſchwuͤrig, und wird niemals reiff: Hat er hingegen ſein reiffes Gehoͤrne auf dem Kopf, und wird an gemeldten Orte be- ſchaͤdiget, ſo bleibet ihme das Ge- hoͤrne beſtaͤndig auf dem Kopffe, und wiefft es niemals ab; wird er aber durch einen Schuß da- ſelbſt verletzet, ſo wird er gantz auſſer der Zeit werffen, verecken und ſchlagen, nachdem die Zeit iſt, bis die Wunde wieder heil wird, und dieſe nennet man Kuͤm- merer. Uibrigens giebt es unter- ſchiedene Gehoͤrne, welche nach ihrer aͤuſſerlichen Geſtalt Cron- Gehoͤrn, flache Hand-Gabel-Ge- hoͤrn, Kluppicht-Gehoͤrn, und Widerſinns-Gehoͤrn genennet wer- den, und unter ihren Anfangs- Buchſtaben erklaͤrt zu finden ſind. Von dieſen Gehoͤrnen allein iſt das Dam-Hirſch Gehoͤrne unter- ſchieden, welches keine runde Stan- gen, ſondern breite und platte Schauffeln und Enden hat. Die Hoͤrner eines Reh-Bocks, wer- den allein Gehoͤrne, nicht aber Ge- weih genennet. Sonſt iſt der ſon- derbare Nutzen des Hirſch-Horns in der Medicin bekannt. Geigen, Sind unterſchiedlicher Arten, als Bochetgen oder Sack-Geig- lein, davon einige wie ein Meſſer formiret, und nur drey, andere vier Saiten haben, und ſehr be- qvem in den Schub-Sack geſte- cket werden koͤnnen. Einfache oder Bretleins-Geigen fuͤr die Lehrlinge, Qvart-Geiglein, wel- che kleiner ſind als die Violinen, und weit hoͤher als ſelbige geſpan- net werden koͤnnen. Gemeine Violinen und Diſcant-Geigen, Violen, oder ſo genannte Alt- und Tenor-Geigen. Hieher gehoͤret die Viola d’ Amour, welche ihrer Lieblichkeit wegen ſolchen Nah- men fuͤhret, und aus ſechs von meßingenem Drat gemachten Sai- ten beſtehet. Die Viola di gam- ba, welche, weil man ſie mit den Beinen zwiſchen den Waden faſ- ſet, und nicht wie die andern klei- nen Geigen an die Bruſt oder den Hals ſetzet, alſo benennet wird. Kleine Baſſetgen und groſſe voll- kommene Baßgeigen. Es verfer- tigen auch die Geigenmacher ne- ben den ordentlichen Lauten Man- dors, Angeliquen, Theorben, Ci- thern und Cithringen, welche letz- tere nicht nach Art der Lauten an dem Boden gewoͤlbt, ſondern platt und eben, mit ſtaͤhlernen und meſ- ſingenen Saiten bezogen, und vornen, wo man mit der Hand zu ſpielen pfleget, um einen wohl- klingenden Trillo zu machen, et- was offen ſind. Sie machen auch einfache und gedoppelte Harffen, ſamt einer kleinen Art derſelben, welche man auf einen Tiſch ſtel- len, und nach Belieben darauf ſpielen kan. Kurtz zu ſagen, ſie verfertigen allerley Saiten-Syiel, welche mit dem Bogen geſtrichen, oder aber mit den Fingern ge- ſchnellet und angeſchlagen werden. Alle dieſe muſicaliſchen Jnſtru- mente wiſſen ſie mit ſehr gutem Vortheil. zu machen, daß ſie einen guten Reſonantz, und lieblichen Klang von ſich geben; ſehr ſchoͤn mit Firniß zu uͤberziehen, auch oͤffters mit fremdem Holtz und Elffenbein ſehr kuͤnſtlich und zier- lich ein zulegen. Gei- Ritter-Lexicon. F f

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/469>, abgerufen am 21.11.2024.