Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Gar Vorsehung gethan haben, daß nir-gendwo einiges Wasser stehen blei- ben könne, sondern reine ablauf- fen müsse. Noch andere haben ihre Garennen mit einem guten, tüchtigen und dauerhafften Zaun, von breiten eichenen und dichte zu- sammen gesetzten unten gebrann- ten, oben aber zugespitzten eiche- nen Zaun-Pfälen eingefangen, damit die Caninichen nicht heraus, noch die Raub-Thiere so leicht- lich hinein kommen können. Jn- nerhalb des Platzes kan man, ausser dem schon vorhandenen Busch-Holtz, noch Hasel-Stau- den, wilde Birn- und Pflaum- Bäume, Mehlbeer-Stauden oder Weißdorn, Brombeer-Sträucher und Wachholder-Büscher, (welche letztere die Caninichen vor allen andern lieben) Schlehen- oder Schwartzdorn, und dergleichen setzen; zwischen dieselben aber al- lerhand Küchen- und andere gute Kräuter pflantzen, auch etwas Erbsen und Linsen- bey anwachsen- der Menge der Caninichen aber auch Gerste und Haber darein säen, damit sie eine wohl anstän- dige Weide bekommen mögen, und ihr Fleisch davon desto wohl- schmeckender werde. Wenn nun die Garenne oder der Caninichen- Garten also angerichtet ist, soll man darinnen hin und wieder ver- schiedene kleine Hütten von Bre- tern in die Erde einsetzen, auch et- liche Schlupff-Gänge von einem in das andere machen, (damit die Caninichen anfänglich gleich einen Auffenthalt haben) nachgehends aber eine gewisse Anzahl trächti- ger Caninichen hinein setzen, wel- che sich in kurtzer Zeit sehr vermehren werden, indem die zahmen Caninichen alle vier [Spaltenumbruch] Gar Wochen, die wilden aber nur desJahres drey bis viermal setzen. Die jungen Caninichen, so von alten zahmen gefallen, werden folglich in dieser Garenne auch leichte wild. Nur ist zu mercken, daß man in den ersten zwey Jahren nicht darinne jagen, und im drit- ten Jahr noch wenig davon her- aus fangen, auch allezeit die Weiblein mehr als die Männlein verschonen müsse, wenn man die- selbige zur Verspeisung bey Mahl- zeiten wegfangen will. Man muß auch der Caninichen Schlupf- Löcher und Gebäude, wenn man sie mit Stroh, Heu, Moos oder andern dergleichen Dingen unge- fehr zugestopfft antrifft, nicht auf- machen; denn es ist solches ein Anzeichen, daß junge sich darin- nen befinden, welche die Mutter oder das Weiblein, wenn sie Spei- se vor dieselben zu holen ausgehet, durch Zustopffung des Baues verwahret, daß sie von dem Männlein nicht gefunden, und mit einander aufgefressen werden: Wenn aber die Caninichen so groß und starck worden, daß sie ihre Weide selbsten suchen können, als- denn machet das Weiblein das Loch wieder auf, damit sie, wenn sie wollen, heraus kommen mö- gen. Garn, Heisset man die, ihrem unter- die
[Spaltenumbruch] Gar Vorſehung gethan haben, daß nir-gendwo einiges Waſſer ſtehen blei- ben koͤnne, ſondern reine ablauf- fen muͤſſe. Noch andere haben ihre Garennen mit einem guten, tuͤchtigen und dauerhafften Zaun, von breiten eichenen und dichte zu- ſammen geſetzten unten gebrann- ten, oben aber zugeſpitzten eiche- nen Zaun-Pfaͤlen eingefangen, damit die Caninichen nicht heraus, noch die Raub-Thiere ſo leicht- lich hinein kommen koͤnnen. Jn- nerhalb des Platzes kan man, auſſer dem ſchon vorhandenen Buſch-Holtz, noch Haſel-Stau- den, wilde Birn- und Pflaum- Baͤume, Mehlbeer-Stauden oder Weißdorn, Brombeer-Straͤucher und Wachholder-Buͤſcher, (welche letztere die Caninichen vor allen andern lieben) Schlehen- oder Schwartzdorn, und dergleichen ſetzen; zwiſchen dieſelben aber al- lerhand Kuͤchen- und andere gute Kraͤuter pflantzen, auch etwas Erbſen und Linſen- bey anwachſen- der Menge der Caninichen aber auch Gerſte und Haber darein ſaͤen, damit ſie eine wohl anſtaͤn- dige Weide bekommen moͤgen, und ihr Fleiſch davon deſto wohl- ſchmeckender werde. Wenn nun die Garenne oder der Caninichen- Garten alſo angerichtet iſt, ſoll man darinnen hin und wieder ver- ſchiedene kleine Huͤtten von Bre- tern in die Erde einſetzen, auch et- liche Schlupff-Gaͤnge von einem in das andere machen, (damit die Caninichen anfaͤnglich gleich einen Auffenthalt haben) nachgehends aber eine gewiſſe Anzahl traͤchti- ger Caninichen hinein ſetzen, wel- che ſich in kurtzer Zeit ſehr vermehren werden, indem die zahmen Caninichen alle vier [Spaltenumbruch] Gar Wochen, die wilden aber nur desJahres drey bis viermal ſetzen. Die jungen Caninichen, ſo von alten zahmen gefallen, werden folglich in dieſer Garenne auch leichte wild. Nur iſt zu mercken, daß man in den erſten zwey Jahren nicht darinne jagen, und im drit- ten Jahr noch wenig davon her- aus fangen, auch allezeit die Weiblein mehr als die Maͤnnlein verſchonen muͤſſe, wenn man die- ſelbige zur Verſpeiſung bey Mahl- zeiten wegfangen will. Man muß auch der Caninichen Schlupf- Loͤcher und Gebaͤude, wenn man ſie mit Stroh, Heu, Moos oder andern dergleichen Dingen unge- fehr zugeſtopfft antrifft, nicht auf- machen; denn es iſt ſolches ein Anzeichen, daß junge ſich darin- nen befinden, welche die Mutter oder das Weiblein, wenn ſie Spei- ſe vor dieſelben zu holen ausgehet, durch Zuſtopffung des Baues verwahret, daß ſie von dem Maͤnnlein nicht gefunden, und mit einander aufgefreſſen werden: Wenn aber die Caninichen ſo groß und ſtarck worden, daß ſie ihre Weide ſelbſten ſuchen koͤnnen, als- denn machet das Weiblein das Loch wieder auf, damit ſie, wenn ſie wollen, heraus kommen moͤ- gen. Garn, Heiſſet man die, ihrem unter- die
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Gar
Gar
Vorſehung gethan haben, daß nir-
gendwo einiges Waſſer ſtehen blei-
ben koͤnne, ſondern reine ablauf-
fen muͤſſe. Noch andere haben
ihre Garennen mit einem guten,
tuͤchtigen und dauerhafften Zaun,
von breiten eichenen und dichte zu-
ſammen geſetzten unten gebrann-
ten, oben aber zugeſpitzten eiche-
nen Zaun-Pfaͤlen eingefangen,
damit die Caninichen nicht heraus,
noch die Raub-Thiere ſo leicht-
lich hinein kommen koͤnnen. Jn-
nerhalb des Platzes kan man,
auſſer dem ſchon vorhandenen
Buſch-Holtz, noch Haſel-Stau-
den, wilde Birn- und Pflaum-
Baͤume, Mehlbeer-Stauden oder
Weißdorn, Brombeer-Straͤucher
und Wachholder-Buͤſcher, (welche
letztere die Caninichen vor allen
andern lieben) Schlehen- oder
Schwartzdorn, und dergleichen
ſetzen; zwiſchen dieſelben aber al-
lerhand Kuͤchen- und andere gute
Kraͤuter pflantzen, auch etwas
Erbſen und Linſen- bey anwachſen-
der Menge der Caninichen aber
auch Gerſte und Haber darein
ſaͤen, damit ſie eine wohl anſtaͤn-
dige Weide bekommen moͤgen,
und ihr Fleiſch davon deſto wohl-
ſchmeckender werde. Wenn nun
die Garenne oder der Caninichen-
Garten alſo angerichtet iſt, ſoll
man darinnen hin und wieder ver-
ſchiedene kleine Huͤtten von Bre-
tern in die Erde einſetzen, auch et-
liche Schlupff-Gaͤnge von einem in
das andere machen, (damit die
Caninichen anfaͤnglich gleich einen
Auffenthalt haben) nachgehends
aber eine gewiſſe Anzahl traͤchti-
ger Caninichen hinein ſetzen, wel-
che ſich in kurtzer Zeit ſehr
vermehren werden, indem
die zahmen Caninichen alle vier
Wochen, die wilden aber nur des
Jahres drey bis viermal ſetzen.
Die jungen Caninichen, ſo von
alten zahmen gefallen, werden
folglich in dieſer Garenne auch
leichte wild. Nur iſt zu mercken,
daß man in den erſten zwey Jahren
nicht darinne jagen, und im drit-
ten Jahr noch wenig davon her-
aus fangen, auch allezeit die
Weiblein mehr als die Maͤnnlein
verſchonen muͤſſe, wenn man die-
ſelbige zur Verſpeiſung bey Mahl-
zeiten wegfangen will. Man
muß auch der Caninichen Schlupf-
Loͤcher und Gebaͤude, wenn man
ſie mit Stroh, Heu, Moos oder
andern dergleichen Dingen unge-
fehr zugeſtopfft antrifft, nicht auf-
machen; denn es iſt ſolches ein
Anzeichen, daß junge ſich darin-
nen befinden, welche die Mutter
oder das Weiblein, wenn ſie Spei-
ſe vor dieſelben zu holen ausgehet,
durch Zuſtopffung des Baues
verwahret, daß ſie von dem
Maͤnnlein nicht gefunden, und mit
einander aufgefreſſen werden:
Wenn aber die Caninichen ſo groß
und ſtarck worden, daß ſie ihre
Weide ſelbſten ſuchen koͤnnen, als-
denn machet das Weiblein das
Loch wieder auf, damit ſie, wenn
ſie wollen, heraus kommen moͤ-
gen.
Garn,
Heiſſet man die, ihrem unter-
ſchiedenen Gebrauch nach, von
ſtarcken oder duͤnnen Bindfaden
geſtrickte Netze, ſo man zur Jagd,
Fiſch- und Vogelfang gebraucht.
Bey der Jagd des hohen Wildes
bedienet man ſich der Garne, um
ſowol das Wild darinne zu fan-
gen, als auch abſonderlich der Tuͤ-
cher zu ſchonen. Dergleichen ſind
die
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