Die Stein-Galle ist in dem Huff inwendig ein Blut- oder braunro- thes Fleckgen, welches bis aufs Leben hinein gehet. Dieses muß erstlich von Grund heraus ge- schnitten werden, daß das Leben heraus gehe, hernach lässet man drey oder vier Tropffen Scheide- Wasser darauf tropffen, so ist in dreyen Tagen das Mahl hinweg, wenn denn die Krappen-Mähler verschwunden, denn brennet man Zucker-Candi darauf, und schlä- get ihme Wachs mit Terpentin darüber, damit kein Wasser darzu kommen kan, so wird es bald wie- der verwachsen, das Pferd aber wohl gehen können. Oder man lasse erstlich dem Gaul diese Gal- len aufs dünneste, daß der Schweiß darnach gehet, auswir- cken, hernach nehme man Terpen- tin drey Loth, gelb Wachs und gelben Schwefel zwey Loth, weis- sen Weirauch drey Loth, solches gepülvert, das Wachs und den Terpentin aber zerlassen, und das Pulver darein gethan, und eine Salbe daraus gemacht, solche muß man im Frühling und auf den Herbst im abnehmenden Monden auf den Schaden oder der Gallen mit einem warmen Eisen in den Huff zergehen lassen, so wird es gar hart, und die Stein-Galle da- durch vertrieben seyn. Oder wenn dem Pferd vorher dünne ausgewirckt worden, so giesse man heisses Lein-Oel in den Huf; oder brenne drey oder viermal Alaun darauf. Wenn einem Roß die Stein-Galle über der Crone auf- bricht, so nimmt man vor zwey Groschen Pfeffer, Sauerteig und Drachen-Blut, iedes für einen Groschen, gestossene Silber-Glet- te für einen Groschen, Kalck un- [Spaltenumbruch]
Gal
gefehr zwey Loth, drey Eyer, mi- schet es durch einander, und bin- det es also zur Salben gemacht, auf die Crone. Wo aber das Le- ben ausgetreten ist, soll man ge- brannt Kupffer-Wasser darauf werffen, und die Salbe darüber binden, so bekommt das Pferd wieder ein gutes Horn. Dieser Gallen kommen etliche von Natur, etliche vom Dampff oder Feuch- tigkeit des Stalls, oder wenn man die Pferde hart reitet, und sehr erhitzet, da man sie bald in das Wasser gehen lässet, und mit nas- sen Füssen, unabgestrichen in den Stall stellet, und nicht, wie sich gebühret, wartet, insonderheit ent- stehet auch die Stein-Galle von langem Stillestehen, da das Horn sich brennet.
Galop,
Kommt vom griechischen Wort Kalpazein her, und heißt ein Pferd zum Aufsprung zwingen, durch welches verstanden wird das Hae- siren, oder Haasen-Lauff, und ist recht der mitlere Gang zwischen dem Trot und der Carriere; ge- schiehet mit gelinder und lieblicher Ansprengung, und fast zu gleicher Erhebung der vordern und hintern Füsse, iedoch daß allezeit der in- wendige vordere Schenckel voraus gehet, und gleichsam denen andern die Bahn bricht, und wenn die vordern Schenckel noch in der Lufft seynd, hebet es auch die hin- tern Füsse fast beyde zugleich auf, und ist der schönste, nützlichste, com- modeste, und zu den Ritterspie- len allergebräuchlichste Lauff, wel- cher von denen Griechen schon be- liebt, gelobt, approbirt und daher Pede genennt worden. Sind fünf- ferley Sorten, als 1) ein Engli-
scher
[Spaltenumbruch]
Gal
Die Stein-Galle iſt in dem Huff inwendig ein Blut- oder braunro- thes Fleckgen, welches bis aufs Leben hinein gehet. Dieſes muß erſtlich von Grund heraus ge- ſchnitten werden, daß das Leben heraus gehe, hernach laͤſſet man drey oder vier Tropffen Scheide- Waſſer darauf tropffen, ſo iſt in dreyen Tagen das Mahl hinweg, wenn denn die Krappen-Maͤhler verſchwunden, denn brennet man Zucker-Candi darauf, und ſchlaͤ- get ihme Wachs mit Terpentin daruͤber, damit kein Waſſer darzu kommen kan, ſo wird es bald wie- der verwachſen, das Pferd aber wohl gehen koͤnnen. Oder man laſſe erſtlich dem Gaul dieſe Gal- len aufs duͤnneſte, daß der Schweiß darnach gehet, auswir- cken, hernach nehme man Terpen- tin drey Loth, gelb Wachs und gelben Schwefel zwey Loth, weiſ- ſen Weirauch drey Loth, ſolches gepuͤlvert, das Wachs und den Terpentin aber zerlaſſen, und das Pulver darein gethan, und eine Salbe daraus gemacht, ſolche muß man im Fruͤhling und auf den Herbſt im abnehmenden Monden auf den Schaden oder der Gallen mit einem warmen Eiſen in den Huff zergehen laſſen, ſo wird es gar hart, und die Stein-Galle da- durch vertrieben ſeyn. Oder wenn dem Pferd vorher duͤnne ausgewirckt worden, ſo gieſſe man heiſſes Lein-Oel in den Huf; oder brenne drey oder viermal Alaun darauf. Wenn einem Roß die Stein-Galle uͤber der Crone auf- bricht, ſo nimmt man vor zwey Groſchen Pfeffer, Sauerteig und Drachen-Blut, iedes fuͤr einen Groſchen, geſtoſſene Silber-Glet- te fuͤr einen Groſchen, Kalck un- [Spaltenumbruch]
Gal
gefehr zwey Loth, drey Eyer, mi- ſchet es durch einander, und bin- det es alſo zur Salben gemacht, auf die Crone. Wo aber das Le- ben ausgetreten iſt, ſoll man ge- brannt Kupffer-Waſſer darauf werffen, und die Salbe daruͤber binden, ſo bekommt das Pferd wieder ein gutes Horn. Dieſer Gallen kommen etliche von Natur, etliche vom Dampff oder Feuch- tigkeit des Stalls, oder wenn man die Pferde hart reitet, und ſehr erhitzet, da man ſie bald in das Waſſer gehen laͤſſet, und mit naſ- ſen Fuͤſſen, unabgeſtrichen in den Stall ſtellet, und nicht, wie ſich gebuͤhret, wartet, inſonderheit ent- ſtehet auch die Stein-Galle von langem Stilleſtehen, da das Horn ſich brennet.
Galop,
Kommt vom griechiſchen Wort Καλπάζειν her, und heißt ein Pferd zum Aufſprung zwingen, durch welches verſtanden wird das Hae- ſiren, oder Haaſen-Lauff, und iſt recht der mitlere Gang zwiſchen dem Trot und der Carriere; ge- ſchiehet mit gelinder und lieblicher Anſprengung, und faſt zu gleicher Erhebung der vordern und hintern Fuͤſſe, iedoch daß allezeit der in- wendige vordere Schenckel voraus gehet, und gleichſam denen andern die Bahn bricht, und wenn die vordern Schenckel noch in der Lufft ſeynd, hebet es auch die hin- tern Fuͤſſe faſt beyde zugleich auf, und iſt der ſchoͤnſte, nuͤtzlichſte, com- modeſte, und zu den Ritterſpie- len allergebraͤuchlichſte Lauff, wel- cher von denen Griechen ſchon be- liebt, gelobt, approbirt und daher Πέδη genennt worden. Sind fuͤnf- ferley Sorten, als 1) ein Engli-
ſcher
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[0456]
Gal
Gal
Die Stein-Galle iſt in dem Huff
inwendig ein Blut- oder braunro-
thes Fleckgen, welches bis aufs
Leben hinein gehet. Dieſes muß
erſtlich von Grund heraus ge-
ſchnitten werden, daß das Leben
heraus gehe, hernach laͤſſet man
drey oder vier Tropffen Scheide-
Waſſer darauf tropffen, ſo iſt in
dreyen Tagen das Mahl hinweg,
wenn denn die Krappen-Maͤhler
verſchwunden, denn brennet man
Zucker-Candi darauf, und ſchlaͤ-
get ihme Wachs mit Terpentin
daruͤber, damit kein Waſſer darzu
kommen kan, ſo wird es bald wie-
der verwachſen, das Pferd aber
wohl gehen koͤnnen. Oder man
laſſe erſtlich dem Gaul dieſe Gal-
len aufs duͤnneſte, daß der
Schweiß darnach gehet, auswir-
cken, hernach nehme man Terpen-
tin drey Loth, gelb Wachs und
gelben Schwefel zwey Loth, weiſ-
ſen Weirauch drey Loth, ſolches
gepuͤlvert, das Wachs und den
Terpentin aber zerlaſſen, und das
Pulver darein gethan, und eine
Salbe daraus gemacht, ſolche
muß man im Fruͤhling und auf den
Herbſt im abnehmenden Monden
auf den Schaden oder der Gallen
mit einem warmen Eiſen in den
Huff zergehen laſſen, ſo wird es
gar hart, und die Stein-Galle da-
durch vertrieben ſeyn. Oder
wenn dem Pferd vorher duͤnne
ausgewirckt worden, ſo gieſſe man
heiſſes Lein-Oel in den Huf; oder
brenne drey oder viermal Alaun
darauf. Wenn einem Roß die
Stein-Galle uͤber der Crone auf-
bricht, ſo nimmt man vor zwey
Groſchen Pfeffer, Sauerteig und
Drachen-Blut, iedes fuͤr einen
Groſchen, geſtoſſene Silber-Glet-
te fuͤr einen Groſchen, Kalck un-
gefehr zwey Loth, drey Eyer, mi-
ſchet es durch einander, und bin-
det es alſo zur Salben gemacht,
auf die Crone. Wo aber das Le-
ben ausgetreten iſt, ſoll man ge-
brannt Kupffer-Waſſer darauf
werffen, und die Salbe daruͤber
binden, ſo bekommt das Pferd
wieder ein gutes Horn. Dieſer
Gallen kommen etliche von Natur,
etliche vom Dampff oder Feuch-
tigkeit des Stalls, oder wenn man
die Pferde hart reitet, und ſehr
erhitzet, da man ſie bald in das
Waſſer gehen laͤſſet, und mit naſ-
ſen Fuͤſſen, unabgeſtrichen in den
Stall ſtellet, und nicht, wie ſich
gebuͤhret, wartet, inſonderheit ent-
ſtehet auch die Stein-Galle von
langem Stilleſtehen, da das Horn
ſich brennet.
Galop,
Kommt vom griechiſchen Wort
Καλπάζειν her, und heißt ein Pferd
zum Aufſprung zwingen, durch
welches verſtanden wird das Hae-
ſiren, oder Haaſen-Lauff, und iſt
recht der mitlere Gang zwiſchen
dem Trot und der Carriere; ge-
ſchiehet mit gelinder und lieblicher
Anſprengung, und faſt zu gleicher
Erhebung der vordern und hintern
Fuͤſſe, iedoch daß allezeit der in-
wendige vordere Schenckel voraus
gehet, und gleichſam denen andern
die Bahn bricht, und wenn die
vordern Schenckel noch in der
Lufft ſeynd, hebet es auch die hin-
tern Fuͤſſe faſt beyde zugleich auf,
und iſt der ſchoͤnſte, nuͤtzlichſte, com-
modeſte, und zu den Ritterſpie-
len allergebraͤuchlichſte Lauff, wel-
cher von denen Griechen ſchon be-
liebt, gelobt, approbirt und daher
Πέδη genennt worden. Sind fuͤnf-
ferley Sorten, als 1) ein Engli-
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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/456>, abgerufen am 22.07.2024.
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