Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Fö Holtz hat, auch wegen des vielenHartzes, dem Wetter, Nässe und Fäulung widerstehet, folglich hier- zu fast höher als die Tanne zu schätzen. Wer gerne ein Stücke Landes mit dergleichen Gehöltze besäen will, nimmt erstlich die Frucht, nemlich die Zapffen oder Aepffel, wie man sie einiger Or- ten nennet, vom Mittel des Fe- bruarii bis zu Anfang des Mer- tzens, von den Bäumen ab, legt solche hernach auf geflochtene Hür- den, und dürret dieselbe in einem Backofen, doch nicht allzustarck, damit der Saamen nicht zu tro- cken werde, welcher aus obbe- schriebener Frucht oder Zapffen, wenn sie nach Nothdurfft gedor- ret, mit Stecken ausgeschlagen oder ausgedroschen wird. Der Acker, oder die zur Saat bestim- te Gegend soll seichte mit einem Pflug umgerissen, und die Fur- chen ziemlich weit von einander gemacht; der Saamen aber, wo- von alle Bälglein zuvor wol mit den Händen abzureiben, ehe er ein- geworffen wird, mit noch halb so viel Sand vermenget, und auf das dünneste eingesäet werden, welches annoch vor Winters ge- schehen muß, damit er die Winter- Feuchte an sich ziehe, und also zum Aufkeimen und Aufgehen de- sto geschickter gemacht werde. Jst auf dem also besäeten Platz kein Heiden-Kraut zu vorhero gestan- den, so kan man den Saamen unteregen, woferne aber welches darauf befindlich gewesen, densel- ben nur mit einem ziemlichen Bu- sche durch die Acker-Pferde unter- bringen lassen. Ja, wenn er auch gleich nicht sonderlich unter die Erde kommt, so wächst er doch, wenn er einmal aufgegangen, in [Spaltenumbruch] Fö drey oder vier Jahren so hoch,daß sich der gröste Sand-Hase schon darunter aufhalten kan. Foenum Graecum, Bockshorn, Wird im Mertzen in Garten ge- Förster, Jst ein Forst-Bedienter, welcher Laub- C c 4
[Spaltenumbruch] Foͤ Holtz hat, auch wegen des vielenHartzes, dem Wetter, Naͤſſe und Faͤulung widerſtehet, folglich hier- zu faſt hoͤher als die Tanne zu ſchaͤtzen. Wer gerne ein Stuͤcke Landes mit dergleichen Gehoͤltze beſaͤen will, nimmt erſtlich die Frucht, nemlich die Zapffen oder Aepffel, wie man ſie einiger Or- ten nennet, vom Mittel des Fe- bruarii bis zu Anfang des Mer- tzens, von den Baͤumen ab, legt ſolche hernach auf geflochtene Huͤr- den, und duͤrret dieſelbe in einem Backofen, doch nicht allzuſtarck, damit der Saamen nicht zu tro- cken werde, welcher aus obbe- ſchriebener Frucht oder Zapffen, wenn ſie nach Nothdurfft gedor- ret, mit Stecken ausgeſchlagen oder ausgedroſchen wird. Der Acker, oder die zur Saat beſtim- te Gegend ſoll ſeichte mit einem Pflug umgeriſſen, und die Fur- chen ziemlich weit von einander gemacht; der Saamen aber, wo- von alle Baͤlglein zuvor wol mit den Haͤnden abzureiben, ehe er ein- geworffen wird, mit noch halb ſo viel Sand vermenget, und auf das duͤnneſte eingeſaͤet werden, welches annoch vor Winters ge- ſchehen muß, damit er die Winter- Feuchte an ſich ziehe, und alſo zum Aufkeimen und Aufgehen de- ſto geſchickter gemacht werde. Jſt auf dem alſo beſaͤeten Platz kein Heiden-Kraut zu vorhero geſtan- den, ſo kan man den Saamen unteregen, woferne aber welches darauf befindlich geweſen, denſel- ben nur mit einem ziemlichen Bu- ſche durch die Acker-Pferde unter- bringen laſſen. Ja, wenn er auch gleich nicht ſonderlich unter die Erde kommt, ſo waͤchſt er doch, wenn er einmal aufgegangen, in [Spaltenumbruch] Foͤ drey oder vier Jahren ſo hoch,daß ſich der groͤſte Sand-Haſe ſchon darunter aufhalten kan. Foenum Græcum, Bockshorn, Wird im Mertzen in Garten ge- Foͤrſter, Jſt ein Forſt-Bedienter, welcher Laub- C c 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0427"/><cb n="813"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Foͤ</hi></hi></fw><lb/> Holtz hat, auch wegen des vielen<lb/> Hartzes, dem Wetter, Naͤſſe und<lb/> Faͤulung widerſtehet, folglich hier-<lb/> zu faſt hoͤher als die Tanne zu<lb/> ſchaͤtzen. Wer gerne ein Stuͤcke<lb/> Landes mit dergleichen Gehoͤltze<lb/> beſaͤen will, nimmt erſtlich die<lb/> Frucht, nemlich die Zapffen oder<lb/> Aepffel, wie man ſie einiger Or-<lb/> ten nennet, vom Mittel des Fe-<lb/> bruarii bis zu Anfang des Mer-<lb/> tzens, von den Baͤumen ab, legt<lb/> ſolche hernach auf geflochtene Huͤr-<lb/> den, und duͤrret dieſelbe in einem<lb/> Backofen, doch nicht allzuſtarck,<lb/> damit der Saamen nicht zu tro-<lb/> cken werde, welcher aus obbe-<lb/> ſchriebener Frucht oder Zapffen,<lb/> wenn ſie nach Nothdurfft gedor-<lb/> ret, mit Stecken ausgeſchlagen<lb/> oder ausgedroſchen wird. Der<lb/> Acker, oder die zur Saat beſtim-<lb/> te Gegend ſoll ſeichte mit einem<lb/> Pflug umgeriſſen, und die Fur-<lb/> chen ziemlich weit von einander<lb/> gemacht; der Saamen aber, wo-<lb/> von alle Baͤlglein zuvor wol mit<lb/> den Haͤnden abzureiben, ehe er ein-<lb/> geworffen wird, mit noch halb ſo<lb/> viel Sand vermenget, und auf<lb/> das duͤnneſte eingeſaͤet werden,<lb/> welches annoch vor Winters ge-<lb/> ſchehen muß, damit er die Winter-<lb/> Feuchte an ſich ziehe, und alſo<lb/> zum Aufkeimen und Aufgehen de-<lb/> ſto geſchickter gemacht werde. Jſt<lb/> auf dem alſo beſaͤeten Platz kein<lb/> Heiden-Kraut zu vorhero geſtan-<lb/> den, ſo kan man den Saamen<lb/> unteregen, woferne aber welches<lb/> darauf befindlich geweſen, denſel-<lb/> ben nur mit einem ziemlichen Bu-<lb/> ſche durch die Acker-Pferde unter-<lb/> bringen laſſen. Ja, wenn er<lb/> auch gleich nicht ſonderlich unter<lb/> die Erde kommt, ſo waͤchſt er doch,<lb/> wenn er einmal aufgegangen, in<lb/><cb n="814"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Foͤ</hi></hi></fw><lb/> drey oder vier Jahren ſo hoch,<lb/> daß ſich der groͤſte Sand-Haſe<lb/> ſchon darunter aufhalten kan.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Foenum Græcum,</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Bockshorn,</hi> </head><lb/> <p>Wird im Mertzen in Garten ge-<lb/> ſaͤet, der Saamen lindert die<lb/> Schmertzen, dienet fuͤr das Haar<lb/> ausfallen, Schuppen, flieſſenden<lb/> Grind des Haupts und Sommer-<lb/> Flecken, er dienet auch den Pfer-<lb/> den fuͤr die Truͤſe, und machet ſol-<lb/> che gangbar, wann er unter das<lb/> Futter gegeben wird.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Foͤrſter,</hi> </head><lb/> <p>Jſt ein Forſt-Bedienter, welcher<lb/> uͤber ein Holtz-reich verwachſenes<lb/> Revier, als ein treuer Haushal-<lb/> ter zu des Holtzes Aufnehmen,<lb/> Wart- und Pflegung von ſeiner<lb/> Herrſchafft geſetzet, und dieſerwe-<lb/> gen mit einer beſondern Pflicht,<lb/> treu zu ſeyn verbunden iſt. Vor<lb/> ſeine Perſon ſoll er vor allen Din-<lb/> gen Holtz-gerecht ſeyn: Nemlich<lb/> daß er den Grund des Erdreichs<lb/> recht und wohl verſtehe, was in<lb/> dieſem fetten oder jenem magern<lb/> Boden der darein fallende zeitige<lb/> Baum-Saame und deſſen inner-<lb/> liche Materie vor eine weſentliche<lb/> keimende Krafft und Feuchtigkeit<lb/> zum Anfluge und kuͤnfftigem ver-<lb/> hoffenden Wiederwachs vermuth-<lb/> lich haben moͤge, damit er nicht<lb/> bey Anordnung der Schlaͤge und<lb/> jungen Gehauige ſolches wider die<lb/> Natur, oder wo wenig oder gar<lb/> nichts von Wiederwachſe zu hoffen,<lb/> ohne Verſtand anordne. Er muß<lb/> ferner die Natur und Eigenſchafft<lb/> aller Baͤume von dem Saamen,<lb/> Keimung, Auflug, Wiederwachs,<lb/> von deren Jugend bis ins Alter<lb/> genau judiciren, den Unterſchied<lb/> alles Holtzes, nemlich ſowol des<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C c 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Laub-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0427]
Foͤ
Foͤ
Holtz hat, auch wegen des vielen
Hartzes, dem Wetter, Naͤſſe und
Faͤulung widerſtehet, folglich hier-
zu faſt hoͤher als die Tanne zu
ſchaͤtzen. Wer gerne ein Stuͤcke
Landes mit dergleichen Gehoͤltze
beſaͤen will, nimmt erſtlich die
Frucht, nemlich die Zapffen oder
Aepffel, wie man ſie einiger Or-
ten nennet, vom Mittel des Fe-
bruarii bis zu Anfang des Mer-
tzens, von den Baͤumen ab, legt
ſolche hernach auf geflochtene Huͤr-
den, und duͤrret dieſelbe in einem
Backofen, doch nicht allzuſtarck,
damit der Saamen nicht zu tro-
cken werde, welcher aus obbe-
ſchriebener Frucht oder Zapffen,
wenn ſie nach Nothdurfft gedor-
ret, mit Stecken ausgeſchlagen
oder ausgedroſchen wird. Der
Acker, oder die zur Saat beſtim-
te Gegend ſoll ſeichte mit einem
Pflug umgeriſſen, und die Fur-
chen ziemlich weit von einander
gemacht; der Saamen aber, wo-
von alle Baͤlglein zuvor wol mit
den Haͤnden abzureiben, ehe er ein-
geworffen wird, mit noch halb ſo
viel Sand vermenget, und auf
das duͤnneſte eingeſaͤet werden,
welches annoch vor Winters ge-
ſchehen muß, damit er die Winter-
Feuchte an ſich ziehe, und alſo
zum Aufkeimen und Aufgehen de-
ſto geſchickter gemacht werde. Jſt
auf dem alſo beſaͤeten Platz kein
Heiden-Kraut zu vorhero geſtan-
den, ſo kan man den Saamen
unteregen, woferne aber welches
darauf befindlich geweſen, denſel-
ben nur mit einem ziemlichen Bu-
ſche durch die Acker-Pferde unter-
bringen laſſen. Ja, wenn er
auch gleich nicht ſonderlich unter
die Erde kommt, ſo waͤchſt er doch,
wenn er einmal aufgegangen, in
drey oder vier Jahren ſo hoch,
daß ſich der groͤſte Sand-Haſe
ſchon darunter aufhalten kan.
Foenum Græcum, Bockshorn,
Wird im Mertzen in Garten ge-
ſaͤet, der Saamen lindert die
Schmertzen, dienet fuͤr das Haar
ausfallen, Schuppen, flieſſenden
Grind des Haupts und Sommer-
Flecken, er dienet auch den Pfer-
den fuͤr die Truͤſe, und machet ſol-
che gangbar, wann er unter das
Futter gegeben wird.
Foͤrſter,
Jſt ein Forſt-Bedienter, welcher
uͤber ein Holtz-reich verwachſenes
Revier, als ein treuer Haushal-
ter zu des Holtzes Aufnehmen,
Wart- und Pflegung von ſeiner
Herrſchafft geſetzet, und dieſerwe-
gen mit einer beſondern Pflicht,
treu zu ſeyn verbunden iſt. Vor
ſeine Perſon ſoll er vor allen Din-
gen Holtz-gerecht ſeyn: Nemlich
daß er den Grund des Erdreichs
recht und wohl verſtehe, was in
dieſem fetten oder jenem magern
Boden der darein fallende zeitige
Baum-Saame und deſſen inner-
liche Materie vor eine weſentliche
keimende Krafft und Feuchtigkeit
zum Anfluge und kuͤnfftigem ver-
hoffenden Wiederwachs vermuth-
lich haben moͤge, damit er nicht
bey Anordnung der Schlaͤge und
jungen Gehauige ſolches wider die
Natur, oder wo wenig oder gar
nichts von Wiederwachſe zu hoffen,
ohne Verſtand anordne. Er muß
ferner die Natur und Eigenſchafft
aller Baͤume von dem Saamen,
Keimung, Auflug, Wiederwachs,
von deren Jugend bis ins Alter
genau judiciren, den Unterſchied
alles Holtzes, nemlich ſowol des
Laub-
C c 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |