Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch]
Fis Fischer-Falcken, Jn Jndien sehen an Farbe und Fisch-Otter, Ein schädliches Raub-Thier, Fis im Sande gehet, hat er die Artan sich, daß er die Spur, wie der Fuchs, mit seinem langen Schwan- tze wieder zustreichet. Jhr Fleisch oder Wildpret ist zähe und unge- sund, wird aber gleich dem Bi- ber von den Carthäusern genossen, als denen sonst ihren Ordens-Re- geln nach kein anderes Fleisch zu essen erlaubt ist. Der Balg giebt schöne Muffe, so macht man auch aus demselben Strümpffe, welche denen Podagrischen in ihren Schmertzen grosse Linderung ver- schaffen; der aufgelegte Balg aber ist gut für den Schlag, Schwin- del und Haupt-Schmertzen, und aus den Haaren lassen sich feine Hüte verfertigen, welche vor weit besser, als die Castor-Hüte, ge- halten werden. Das Fett soll gut seyn, die verletzten Glieder zu schmieren, die Geilen aber wider das böse Wesen, doch nicht so kräfftig als die Biber-Geilen; so soll auch die im Backofen gedörrte Leber gepülvert, und eingenom- men, die rothe Ruhr vertreiben. Die Fisch-Ottern thun grossen Schaden in Teichen und andern Fisch-Wassern, an Karpffen, Hechten, Forellen und andern Fischen, und ist das ärgste, daß sie nur die schönsten und besten Fi- sche angreiffen und heraus fangen, und mehr todt beissen, als sie fres- sen können, und dieses thun sie meistentheils des Nachts. Vor allen aber fressen sie die Krebse gerne, und zwar mit Scheeren und Schaalen und allem, was da- ran ist, welches die Losung aus- weißt, so dieselbe gerne auf die in denen Krebs-Bächen befindliche Steine zu legen pflegen. Sie wohnen in hohlen Ufern, Werdern und alten hohlen Stöcken von Erlen B b 4
[Spaltenumbruch]
Fiſ Fiſcher-Falcken, Jn Jndien ſehen an Farbe und Fiſch-Otter, Ein ſchaͤdliches Raub-Thier, Fiſ im Sande gehet, hat er die Artan ſich, daß er die Spur, wie der Fuchs, mit ſeinem langen Schwan- tze wieder zuſtreichet. Jhr Fleiſch oder Wildpret iſt zaͤhe und unge- ſund, wird aber gleich dem Bi- ber von den Carthaͤuſern genoſſen, als denen ſonſt ihren Ordens-Re- geln nach kein anderes Fleiſch zu eſſen erlaubt iſt. Der Balg giebt ſchoͤne Muffe, ſo macht man auch aus demſelben Struͤmpffe, welche denen Podagriſchen in ihren Schmertzen groſſe Linderung ver- ſchaffen; der aufgelegte Balg aber iſt gut fuͤr den Schlag, Schwin- del und Haupt-Schmertzen, und aus den Haaren laſſen ſich feine Huͤte verfertigen, welche vor weit beſſer, als die Caſtor-Huͤte, ge- halten werden. Das Fett ſoll gut ſeyn, die verletzten Glieder zu ſchmieren, die Geilen aber wider das boͤſe Weſen, doch nicht ſo kraͤfftig als die Biber-Geilen; ſo ſoll auch die im Backofen gedoͤrrte Leber gepuͤlvert, und eingenom- men, die rothe Ruhr vertreiben. Die Fiſch-Ottern thun groſſen Schaden in Teichen und andern Fiſch-Waſſern, an Karpffen, Hechten, Forellen und andern Fiſchen, und iſt das aͤrgſte, daß ſie nur die ſchoͤnſten und beſten Fi- ſche angreiffen und heraus fangen, und mehr todt beiſſen, als ſie freſ- ſen koͤnnen, und dieſes thun ſie meiſtentheils des Nachts. Vor allen aber freſſen ſie die Krebſe gerne, und zwar mit Scheeren und Schaalen und allem, was da- ran iſt, welches die Loſung aus- weißt, ſo dieſelbe gerne auf die in denen Krebs-Baͤchen befindliche Steine zu legen pflegen. Sie wohnen in hohlen Ufern, Werdern und alten hohlen Stoͤcken von Erlen B b 4
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Fiſ
Fiſ
Fiſcher-Falcken,
Jn Jndien ſehen an Farbe und
Geſtalt den kleinen Europaͤiſchen
Falcken aͤhnlich, haben auch der-
gleichen Schnaͤbel und Waffen.
Sie ſetzen ſich auf die Baͤume, ſo
an Graͤben, Fluͤſſen und am Ufer
der See ſtehen, und daruͤber han-
gen, ſo bald ſie nun ein Fiſchlein
nicht weit davon erblicken, fliegen
ſie hart am Waſſer hin, faſſen es
mit ihren Klauen, und ſchwingen
ſich ſo fort in die Lufft; ohne daß
ſie die Fluͤgel im Waſſer benetzen,
und verzehren alsdenn das Fiſch-
lein Stuͤckweiſe.
Fiſch-Otter,
Ein ſchaͤdliches Raub-Thier,
welches auf der Erde ſowol, als
im Waſſer ſich aufhaͤlt. Seine
Laͤnge erſtreckt ſich vom Kopff bis
zum Ende ſeines Schwantzes
manchmal bey nahe auf drey El-
len, auch drunter, ie nachdem er
alt iſt. Er hat einen dunckelbrau-
nen Balg von kurtzen, glatten
und glaͤntzenden Haaren, welcher
Sommer und Winter gut bleibet,
und ſich nicht, wie andere Thiere,
verhaͤret. Er hat kurtze Schenckel,
mit denen er nicht wohl lauffen
kan, einen langen Schwantz und
kleine Ohren, wie ein Biber, mit
welchen ihn viele Autores, wiewol
gantz ungereimter Weiſe, confun-
diren. Seine Klauen ſind faſt
den Klauen des Dachſes gleich
geſtaltet, ohne daß die Ballen in
ſeiner Faͤhrte nicht ſo vollkommen,
als beym Dachſe zu ſehen, auch
zwiſchen den Klauen gleich den
Gaͤnſen, mit einer zum Schwim-
men dienenden Haut bewachſen
ſind; ſeine Tritte aber ſetzt er
meiſtens zwey und zwey zuſam-
men, wie ein Marder. Wenn er
im Sande gehet, hat er die Art
an ſich, daß er die Spur, wie der
Fuchs, mit ſeinem langen Schwan-
tze wieder zuſtreichet. Jhr Fleiſch
oder Wildpret iſt zaͤhe und unge-
ſund, wird aber gleich dem Bi-
ber von den Carthaͤuſern genoſſen,
als denen ſonſt ihren Ordens-Re-
geln nach kein anderes Fleiſch zu
eſſen erlaubt iſt. Der Balg giebt
ſchoͤne Muffe, ſo macht man auch
aus demſelben Struͤmpffe, welche
denen Podagriſchen in ihren
Schmertzen groſſe Linderung ver-
ſchaffen; der aufgelegte Balg aber
iſt gut fuͤr den Schlag, Schwin-
del und Haupt-Schmertzen, und
aus den Haaren laſſen ſich feine
Huͤte verfertigen, welche vor weit
beſſer, als die Caſtor-Huͤte, ge-
halten werden. Das Fett ſoll
gut ſeyn, die verletzten Glieder zu
ſchmieren, die Geilen aber wider
das boͤſe Weſen, doch nicht ſo
kraͤfftig als die Biber-Geilen; ſo
ſoll auch die im Backofen gedoͤrrte
Leber gepuͤlvert, und eingenom-
men, die rothe Ruhr vertreiben.
Die Fiſch-Ottern thun groſſen
Schaden in Teichen und andern
Fiſch-Waſſern, an Karpffen,
Hechten, Forellen und andern
Fiſchen, und iſt das aͤrgſte, daß
ſie nur die ſchoͤnſten und beſten Fi-
ſche angreiffen und heraus fangen,
und mehr todt beiſſen, als ſie freſ-
ſen koͤnnen, und dieſes thun ſie
meiſtentheils des Nachts. Vor
allen aber freſſen ſie die Krebſe
gerne, und zwar mit Scheeren
und Schaalen und allem, was da-
ran iſt, welches die Loſung aus-
weißt, ſo dieſelbe gerne auf die in
denen Krebs-Baͤchen befindliche
Steine zu legen pflegen. Sie
wohnen in hohlen Ufern, Werdern
und alten hohlen Stoͤcken von
Erlen
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