Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Fia Larvem um den Holtzhauffen lustigherum tantzen. Das Weib des verstorbenen Pfaffen führet dabey eine traurige Klage. Und dieses geschiehet um die Mitternacht. Nach verflossenen 15 Tagen berufft das Weib, welche sich aufs kost- barste geputzet hat, ihre und ihres verstorbenen Mannes gesamte Freundschafft an den Ort, wo der Mann verbrannt worden, zum Todten-Mahl zusammen. Da wird eine Grube, wie ein Zieh- brunnen gegraben, mit wohlrie- chendem Holtze angefüllet, mit Blumen bestreuet, und denn mit einem seidenen Tuche zugedeckt, daß man sie nicht siehet. Nach geendigter Mahlzeit stehen etliche Musicanten um die Grube her- um, und spielen der Wittwe den letzten Todten-Reihen. Denn da kömmt das armselige Weib mit vollen Freuden zur Gruben herzu getantzet, wickelt sich in das seide- ne Tuch und stürtzet sich selbsten in die feurige Glut. Welche Weiber sich dessen wegern, werden für Ehr-vergessene Metzen gehal- ten, und müssen sich zu den aller- unehrlichsten Wercken gebrauchen lassen. Von einem andern Feu- er-Täntze sehe man unten Schwe- dische Feuer-Täntze. Fiacre, Also nennet man die gemeinen Fianter, Heißt zürchen, wenn ein Pferd Fic den Kot von sich läst; wenn essolches aber nicht kan verrichten, verursachet es demselben grosse Qvaal, dahero nimmt man nur ein paar Zwiebeln und etwas Hü- ner-Kot, vermengt es mit Küh- milch, und giebt dem Pferde sol- ches ein. Fic, Heissen die Frantzosen eine Ficher, les chevaux qui fichent en la terre, Pferde so an der Erde bekleben. Fichte, Jst ein Wald-Baum, welcher fer,
[Spaltenumbruch] Fia Larvem um den Holtzhauffen luſtigherum tantzen. Das Weib des verſtorbenen Pfaffen fuͤhret dabey eine traurige Klage. Und dieſes geſchiehet um die Mitternacht. Nach verfloſſenen 15 Tagen berufft das Weib, welche ſich aufs koſt- barſte geputzet hat, ihre und ihres verſtorbenen Mannes geſamte Freundſchafft an den Ort, wo der Mann verbrannt worden, zum Todten-Mahl zuſammen. Da wird eine Grube, wie ein Zieh- brunnen gegraben, mit wohlrie- chendem Holtze angefuͤllet, mit Blumen beſtreuet, und denn mit einem ſeidenen Tuche zugedeckt, daß man ſie nicht ſiehet. Nach geendigter Mahlzeit ſtehen etliche Muſicanten um die Grube her- um, und ſpielen der Wittwe den letzten Todten-Reihen. Denn da koͤmmt das armſelige Weib mit vollen Freuden zur Gruben herzu getantzet, wickelt ſich in das ſeide- ne Tuch und ſtuͤrtzet ſich ſelbſten in die feurige Glut. Welche Weiber ſich deſſen wegern, werden fuͤr Ehr-vergeſſene Metzen gehal- ten, und muͤſſen ſich zu den aller- unehrlichſten Wercken gebrauchen laſſen. Von einem andern Feu- er-Taͤntze ſehe man unten Schwe- diſche Feuer-Taͤntze. Fiacre, Alſo nennet man die gemeinen Fianter, Heißt zuͤrchen, wenn ein Pferd Fic den Kot von ſich laͤſt; wenn esſolches aber nicht kan verrichten, verurſachet es demſelben groſſe Qvaal, dahero nimmt man nur ein paar Zwiebeln und etwas Huͤ- ner-Kot, vermengt es mit Kuͤh- milch, und giebt dem Pferde ſol- ches ein. Fic, Heiſſen die Frantzoſen eine Ficher, les chevaux qui fichent en la terre, Pferde ſo an der Erde bekleben. Fichte, Jſt ein Wald-Baum, welcher fer,
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Fia
Fic
Larvem um den Holtzhauffen luſtig
herum tantzen. Das Weib des
verſtorbenen Pfaffen fuͤhret dabey
eine traurige Klage. Und dieſes
geſchiehet um die Mitternacht.
Nach verfloſſenen 15 Tagen berufft
das Weib, welche ſich aufs koſt-
barſte geputzet hat, ihre und ihres
verſtorbenen Mannes geſamte
Freundſchafft an den Ort, wo der
Mann verbrannt worden, zum
Todten-Mahl zuſammen. Da
wird eine Grube, wie ein Zieh-
brunnen gegraben, mit wohlrie-
chendem Holtze angefuͤllet, mit
Blumen beſtreuet, und denn mit
einem ſeidenen Tuche zugedeckt,
daß man ſie nicht ſiehet. Nach
geendigter Mahlzeit ſtehen etliche
Muſicanten um die Grube her-
um, und ſpielen der Wittwe den
letzten Todten-Reihen. Denn da
koͤmmt das armſelige Weib mit
vollen Freuden zur Gruben herzu
getantzet, wickelt ſich in das ſeide-
ne Tuch und ſtuͤrtzet ſich ſelbſten
in die feurige Glut. Welche
Weiber ſich deſſen wegern, werden
fuͤr Ehr-vergeſſene Metzen gehal-
ten, und muͤſſen ſich zu den aller-
unehrlichſten Wercken gebrauchen
laſſen. Von einem andern Feu-
er-Taͤntze ſehe man unten Schwe-
diſche Feuer-Taͤntze.
Fiacre,
Alſo nennet man die gemeinen
Kutſchen, ſo man ſtets in Paris
auf den Gaſſen parat findet, daß
man ſie miethen und darauf in der
Stadt herum fahren kan. Die
Benennung kommt von dem hei-
ligen Fiacre her, welcher in Paris
an eines Kutſchers Haus ange-
mahlet war.
Fianter,
Heißt zuͤrchen, wenn ein Pferd
den Kot von ſich laͤſt; wenn es
ſolches aber nicht kan verrichten,
verurſachet es demſelben groſſe
Qvaal, dahero nimmt man nur
ein paar Zwiebeln und etwas Huͤ-
ner-Kot, vermengt es mit Kuͤh-
milch, und giebt dem Pferde ſol-
ches ein.
Fic,
Heiſſen die Frantzoſen eine
Wartze an den Pferden, welche
zwiſchen den Beinen, und manch-
mal auch am gantzen Leib ſich er-
eignet. Sie iſt ſehr uͤbel zu hei-
len, und giebt viel ſtinckende Ma-
terie von ſich.
Ficher, les chevaux qui fichent
en la terre,
Pferde ſo an der Erde bekleben.
Das iſt, wenn ſie mit dem hintern
Theil an der Erden ſtecken, als
wenn ſie gleichſam angehefftet waͤ-
ren, und kommt daher, wenn ſich
der Hals zu viel ruͤckwerts in die
Hoͤhe ſencket, ſo viel ziehet der
hintere Theil, und deſſen Sennen
denſelben an ſich, und ſetzet ſich
das hintere Theil mit voͤlligem Ge-
wicht nieder, daß ſolche Pferde,
(abſonderlich welche hohe Hirſch-
Haͤlſe haben) nicht einmahl mit
beyden hintern Fuͤſſen ſtreichen
koͤnnen, vielweniger vermoͤgen
uͤber einem Schlagbaum zu ſprin-
gen, daß ſie nicht ſtecken bleiben,
und beyde hintere Schenckel zu-
ruͤck laſſen muͤſſen.
Fichte,
Jſt ein Wald-Baum, welcher
unter das ſogenannte ſchwartze
und weiche Tangel-Holtz gehoͤret,
und aus dem Saamen in die Hoͤ-
he waͤchſet. Er treibet einen ge-
radern, laͤngern und hoͤhern
Stamm, als die Tanne und Kie-
fer,
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