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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Fas
Fasan oder Phasan, Fasianus,
Faisan,

Jst einer von denen schönsten
und wohlgestaltesten Vögeln, so
seiner Leibes-Grösse und Gestalt
nach einem Capaun gleich kommt,
und mit unter das hohe Feder-
Wildpret gehöret. Er hat einen
dicken erhabenen und Horn-farbi-
gen Schnabel, einen schönen
Aschenfarbnen Kopf, und zwischen
den Ohren und dem Schnabel ei-
nen Scharlachfarbnen mit schwar-
tzen Pünctlein versetzten Fleck; der
gantze Hals zeiget eine ungemein
schöne mit blau vermengte grüne,
und wo der Hals die Brust berüh-
ret, eine aus schwartz, gelb und
grün gemischte Farbe, durch wel-
che ein schwartzer Strich hinläufft.
Der Rücken und die Flügel sind
fast über und über Rost-Farb,
auf fahlroth ziehend. Die Brust
ist dem Halse an Farben gleich,
aber etwas dunckeler; und der
Schwantz fast zwey Fuß lang, in
sechzehen braun-schwartzen, grauen,
und an den Seiten Rost-farbigen
steiffen Federn bestehend, davon
die mittleren, nach Art der Elster-
Schwäntze, die längsten sind.
Die Füsse sind glatt und graulicht.
Die Fasan-Henne ist nicht so schön
als der Hahn, sondern von Farben
fast wie eine Wachtel, am Kopff
und Hals bräunlicht, an der Brust
aber mit graulichen, röthlichen
Federn vermischet, hat braune
Flügel, und auch einen langen
Schwantz, doch nicht so groß als
der Hahn. Es giebt auch weisse
Fasanen, welche wegen ihrer Ra-
rität sehr hoch gehalten werden;
Die Hüner davon sind gantz weiß,
die Hanen aber haben um den
Hals etwas gespiegeltes, doch ei-
[Spaltenumbruch]

Fas
ner vor den andern mehr oder
weniger. Die Fasanen verschlu-
cken alle ihr Geäse, und halten
sich auf denen Wiesen, Brüchen,
Auen und Feld-Sträuchern von
Weiden, auch in altem Grase, um
sich darin zu verbergen, gerne auf,
wo sie die Weitzen-Felder, Anger,
Kohl-Gärten und Weinberge, item
Wacholder-Sträucher und Bram-
beere, ingleichen Ameis-Hauffen
nahe zu ihrer Nahrung haben.
Sie lauffen viel schneller und hur-
tiger, als die gemeinen Hüner,
werden auch nicht leicht aufste-
hen, sie werden denn mit Gewalt
jähling aufgetrieben, oder wenn
das Gras feuchte ist, und sie aus
ihrem Lager gerne weiter in einen
andern Stand wollten. Die Ha-
bichte, Hüner-Geyer und andere
Raub-Vögel, desgleichen die Füch-
se, Marder und wilde Katzen, Jl-
tisse und Wiesel, thun ihnen gros-
sen Schaden; so stellen auch die
Krähen und Elstern ihren Eyern
sehr nach, und sauffen sie aus. Sie
sitzen zu Nacht, vor Furcht der
Raub-Thiere gerne auf denen
Bäumen, verrichten aber ihre
Brut an der Erden. Sie sollen,
wenn sie sich zu verbergen geden-
cken, den Schnabel nur verste-
cken; ingleichen wenn sie ihrer im
Wasser ansichtig werden, sollen
sie ihre schönen Farben so sehr be-
trachten, daß sie ihrer selbst dar-
bey gantz vergessen, so, daß sie in
beyden Fällen leichte zu schiessen
seyn. Zur guten Zucht und Ver-
mehrung dieser angenehmen Vö-
gel, unterhält man sie in besondern
Fasan-Gärten, und erwehlet dar-
zu lieber junge, als alte Fasanen.
Auf einen Hahn werden höchstens
vier Hennen gerechnet. Sie he-
cken im Mertzen und April, und

bringen
Ritter-Lexic. A a
[Spaltenumbruch]
Faſ
Faſan oder Phaſan, Faſianus,
Faiſan,

Jſt einer von denen ſchoͤnſten
und wohlgeſtalteſten Voͤgeln, ſo
ſeiner Leibes-Groͤſſe und Geſtalt
nach einem Capaun gleich kommt,
und mit unter das hohe Feder-
Wildpret gehoͤret. Er hat einen
dicken erhabenen und Horn-farbi-
gen Schnabel, einen ſchoͤnen
Aſchenfarbnen Kopf, und zwiſchen
den Ohren und dem Schnabel ei-
nen Scharlachfarbnen mit ſchwar-
tzen Puͤnctlein verſetzten Fleck; der
gantze Hals zeiget eine ungemein
ſchoͤne mit blau vermengte gruͤne,
und wo der Hals die Bruſt beruͤh-
ret, eine aus ſchwartz, gelb und
gruͤn gemiſchte Farbe, durch wel-
che ein ſchwartzer Strich hinlaͤufft.
Der Ruͤcken und die Fluͤgel ſind
faſt uͤber und uͤber Roſt-Farb,
auf fahlroth ziehend. Die Bruſt
iſt dem Halſe an Farben gleich,
aber etwas dunckeler; und der
Schwantz faſt zwey Fuß lang, in
ſechzehen braun-ſchwartzen, grauen,
und an den Seiten Roſt-farbigen
ſteiffen Federn beſtehend, davon
die mittleren, nach Art der Elſter-
Schwaͤntze, die laͤngſten ſind.
Die Fuͤſſe ſind glatt und graulicht.
Die Faſan-Henne iſt nicht ſo ſchoͤn
als der Hahn, ſondern von Farben
faſt wie eine Wachtel, am Kopff
und Hals braͤunlicht, an der Bruſt
aber mit graulichen, roͤthlichen
Federn vermiſchet, hat braune
Fluͤgel, und auch einen langen
Schwantz, doch nicht ſo groß als
der Hahn. Es giebt auch weiſſe
Faſanen, welche wegen ihrer Ra-
ritaͤt ſehr hoch gehalten werden;
Die Huͤner davon ſind gantz weiß,
die Hanen aber haben um den
Hals etwas geſpiegeltes, doch ei-
[Spaltenumbruch]

Faſ
ner vor den andern mehr oder
weniger. Die Faſanen verſchlu-
cken alle ihr Geaͤſe, und halten
ſich auf denen Wieſen, Bruͤchen,
Auen und Feld-Straͤuchern von
Weiden, auch in altem Graſe, um
ſich darin zu verbergen, gerne auf,
wo ſie die Weitzen-Felder, Anger,
Kohl-Gaͤrten und Weinberge, item
Wacholder-Straͤucher und Bram-
beere, ingleichen Ameis-Hauffen
nahe zu ihrer Nahrung haben.
Sie lauffen viel ſchneller und hur-
tiger, als die gemeinen Huͤner,
werden auch nicht leicht aufſte-
hen, ſie werden denn mit Gewalt
jaͤhling aufgetrieben, oder wenn
das Gras feuchte iſt, und ſie aus
ihrem Lager gerne weiter in einen
andern Stand wollten. Die Ha-
bichte, Huͤner-Geyer und andere
Raub-Voͤgel, desgleichen die Fuͤch-
ſe, Marder und wilde Katzen, Jl-
tiſſe und Wieſel, thun ihnen groſ-
ſen Schaden; ſo ſtellen auch die
Kraͤhen und Elſtern ihren Eyern
ſehr nach, und ſauffen ſie aus. Sie
ſitzen zu Nacht, vor Furcht der
Raub-Thiere gerne auf denen
Baͤumen, verrichten aber ihre
Brut an der Erden. Sie ſollen,
wenn ſie ſich zu verbergen geden-
cken, den Schnabel nur verſte-
cken; ingleichen wenn ſie ihrer im
Waſſer anſichtig werden, ſollen
ſie ihre ſchoͤnen Farben ſo ſehr be-
trachten, daß ſie ihrer ſelbſt dar-
bey gantz vergeſſen, ſo, daß ſie in
beyden Faͤllen leichte zu ſchieſſen
ſeyn. Zur guten Zucht und Ver-
mehrung dieſer angenehmen Voͤ-
gel, unterhaͤlt man ſie in beſondern
Faſan-Gaͤrten, und erwehlet dar-
zu lieber junge, als alte Faſanen.
Auf einen Hahn werden hoͤchſtens
vier Hennen gerechnet. Sie he-
cken im Mertzen und April, und

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Ritter-Lexic. A a
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[0389] Faſ Faſ Faſan oder Phaſan, Faſianus, Faiſan, Jſt einer von denen ſchoͤnſten und wohlgeſtalteſten Voͤgeln, ſo ſeiner Leibes-Groͤſſe und Geſtalt nach einem Capaun gleich kommt, und mit unter das hohe Feder- Wildpret gehoͤret. Er hat einen dicken erhabenen und Horn-farbi- gen Schnabel, einen ſchoͤnen Aſchenfarbnen Kopf, und zwiſchen den Ohren und dem Schnabel ei- nen Scharlachfarbnen mit ſchwar- tzen Puͤnctlein verſetzten Fleck; der gantze Hals zeiget eine ungemein ſchoͤne mit blau vermengte gruͤne, und wo der Hals die Bruſt beruͤh- ret, eine aus ſchwartz, gelb und gruͤn gemiſchte Farbe, durch wel- che ein ſchwartzer Strich hinlaͤufft. Der Ruͤcken und die Fluͤgel ſind faſt uͤber und uͤber Roſt-Farb, auf fahlroth ziehend. Die Bruſt iſt dem Halſe an Farben gleich, aber etwas dunckeler; und der Schwantz faſt zwey Fuß lang, in ſechzehen braun-ſchwartzen, grauen, und an den Seiten Roſt-farbigen ſteiffen Federn beſtehend, davon die mittleren, nach Art der Elſter- Schwaͤntze, die laͤngſten ſind. Die Fuͤſſe ſind glatt und graulicht. Die Faſan-Henne iſt nicht ſo ſchoͤn als der Hahn, ſondern von Farben faſt wie eine Wachtel, am Kopff und Hals braͤunlicht, an der Bruſt aber mit graulichen, roͤthlichen Federn vermiſchet, hat braune Fluͤgel, und auch einen langen Schwantz, doch nicht ſo groß als der Hahn. Es giebt auch weiſſe Faſanen, welche wegen ihrer Ra- ritaͤt ſehr hoch gehalten werden; Die Huͤner davon ſind gantz weiß, die Hanen aber haben um den Hals etwas geſpiegeltes, doch ei- ner vor den andern mehr oder weniger. Die Faſanen verſchlu- cken alle ihr Geaͤſe, und halten ſich auf denen Wieſen, Bruͤchen, Auen und Feld-Straͤuchern von Weiden, auch in altem Graſe, um ſich darin zu verbergen, gerne auf, wo ſie die Weitzen-Felder, Anger, Kohl-Gaͤrten und Weinberge, item Wacholder-Straͤucher und Bram- beere, ingleichen Ameis-Hauffen nahe zu ihrer Nahrung haben. Sie lauffen viel ſchneller und hur- tiger, als die gemeinen Huͤner, werden auch nicht leicht aufſte- hen, ſie werden denn mit Gewalt jaͤhling aufgetrieben, oder wenn das Gras feuchte iſt, und ſie aus ihrem Lager gerne weiter in einen andern Stand wollten. Die Ha- bichte, Huͤner-Geyer und andere Raub-Voͤgel, desgleichen die Fuͤch- ſe, Marder und wilde Katzen, Jl- tiſſe und Wieſel, thun ihnen groſ- ſen Schaden; ſo ſtellen auch die Kraͤhen und Elſtern ihren Eyern ſehr nach, und ſauffen ſie aus. Sie ſitzen zu Nacht, vor Furcht der Raub-Thiere gerne auf denen Baͤumen, verrichten aber ihre Brut an der Erden. Sie ſollen, wenn ſie ſich zu verbergen geden- cken, den Schnabel nur verſte- cken; ingleichen wenn ſie ihrer im Waſſer anſichtig werden, ſollen ſie ihre ſchoͤnen Farben ſo ſehr be- trachten, daß ſie ihrer ſelbſt dar- bey gantz vergeſſen, ſo, daß ſie in beyden Faͤllen leichte zu ſchieſſen ſeyn. Zur guten Zucht und Ver- mehrung dieſer angenehmen Voͤ- gel, unterhaͤlt man ſie in beſondern Faſan-Gaͤrten, und erwehlet dar- zu lieber junge, als alte Faſanen. Auf einen Hahn werden hoͤchſtens vier Hennen gerechnet. Sie he- cken im Mertzen und April, und bringen Ritter-Lexic. A a

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/389>, abgerufen am 21.11.2024.