Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Ali wird schier bey ieder Nation ver-ändert. z. E. Jn Deutschland füt- tert man gemeiniglich nebst dem Heu, auch Haber, Gersten oder Rocken. Jn Jtalien essen die Pferde Speltz. Jn Spanien, (sonderlich in Valentia) Johan- nis-Brot. Jn Engelland grob gebacken Brot; in den äussersten Mitternachts-Ländern, müssen die Pferde gedörrete Fische mit den Menschen essen. Jn Türckey wer- den die vornehmsten Pferde mit Zirbel-Nüssen, Mandeln, Wein- beeren, Feigen und Datteln gespei- set, und zum Uiberfluß mit Saf- fran, Balsam, Zimmet und andern köstlichen Materien gewürtzet, so aber den Pfer[de]n mehr schädlich als nützlich ist, und nur um Prachts willen, oder aus Creatur-Liebe geschicht. Alitura, Jst die Lebhafftigkeit eines gesun- Allegerir, Alleger un cheval, Heist ein Pferd erleichtern, oder All Allegre, allegrement, allegro, belebt, freudig, lustig, hurtig und muthig Wird nicht allein in der Music Allegresse d' un cheval, Freudigkeit eines Pferds ist, Allemande, Allemanda, Siehet, wenn sie ein Tantz seyn Allen-
[Spaltenumbruch] Ali wird ſchier bey ieder Nation ver-aͤndert. z. E. Jn Deutſchland fuͤt- tert man gemeiniglich nebſt dem Heu, auch Haber, Gerſten oder Rocken. Jn Jtalien eſſen die Pferde Speltz. Jn Spanien, (ſonderlich in Valentia) Johan- nis-Brot. Jn Engelland grob gebacken Brot; in den aͤuſſerſten Mitternachts-Laͤndern, muͤſſen die Pferde gedoͤrrete Fiſche mit den Menſchen eſſen. Jn Tuͤrckey wer- den die vornehmſten Pferde mit Zirbel-Nuͤſſen, Mandeln, Wein- beeren, Feigen und Datteln geſpei- ſet, und zum Uiberfluß mit Saf- fran, Balſam, Zimmet und andern koͤſtlichen Materien gewuͤrtzet, ſo aber den Pfer[de]n mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich iſt, und nur um Prachts willen, oder aus Creatur-Liebe geſchicht. Alitura, Jſt die Lebhafftigkeit eines geſun- Allegerir, Alleger un cheval, Heiſt ein Pferd erleichtern, oder All Allegre, allegrement, allegro, belebt, freudig, luſtig, hurtig und muthig Wird nicht allein in der Muſic Allegreſſe d’ un cheval, Freudigkeit eines Pferds iſt, Allemande, Allemanda, Siehet, wenn ſie ein Tantz ſeyn Allen-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0038"/><cb n="35"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Ali</hi></hi></fw><lb/> wird ſchier bey ieder <hi rendition="#aq">Nation</hi> ver-<lb/> aͤndert. z. E. Jn Deutſchland fuͤt-<lb/> tert man gemeiniglich nebſt dem<lb/> Heu, auch Haber, Gerſten oder<lb/> Rocken. Jn Jtalien eſſen die<lb/> Pferde Speltz. Jn Spanien,<lb/> (ſonderlich in Valentia) Johan-<lb/> nis-Brot. Jn Engelland grob<lb/> gebacken Brot; in den aͤuſſerſten<lb/> Mitternachts-Laͤndern, muͤſſen die<lb/> Pferde gedoͤrrete Fiſche mit den<lb/> Menſchen eſſen. Jn Tuͤrckey wer-<lb/> den die vornehmſten Pferde mit<lb/> Zirbel-Nuͤſſen, Mandeln, Wein-<lb/> beeren, Feigen und Datteln geſpei-<lb/> ſet, und zum Uiberfluß mit Saf-<lb/> fran, Balſam, Zimmet und andern<lb/> koͤſtlichen Materien gewuͤrtzet, ſo<lb/> aber den Pfer<supplied>de</supplied>n mehr ſchaͤdlich<lb/> als nuͤtzlich iſt, und nur um Prachts<lb/> willen, oder aus Creatur-Liebe<lb/> geſchicht.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Alitura,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Jſt die Lebhafftigkeit eines geſun-<lb/> den Leibes, in welchen vermittelſt<lb/> des taͤglich neuen Nahrungs-Saff-<lb/> tes, wenn ſolcher zubereitet, oder<lb/> gaͤhrend in die zu ernehrende Thei-<lb/> le gehet, das Gebluͤt und die geiſt-<lb/> reichende Subſtantz ſtets zu ihrem<lb/> Lauff und Bewegung erneuert<lb/> wird.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Allegerir, Alleger un cheval,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Heiſt ein Pferd erleichtern, oder<lb/> freyer und leichter machen, ſo<lb/> wohl von vorn an der Bruſt, als<lb/> hinten an der Groppa: z. E. Das<lb/> Pferd iſt zu ſchwer von Schultern,<lb/> und gleichſam an die Erde geheff-<lb/> tet, daß man Muͤhe haben wird,<lb/> es zu erleichtern, ſo bediene man<lb/> ſich eines Naſebandes, und bringe<lb/> es <hi rendition="#aq">(ſous <supplied>l</supplied>ui)</hi> unter ſich mit den<lb/> hintern Schenckeln, und ſetze es<lb/> auf die <hi rendition="#aq">Demihanche. v. Enſemble.</hi></p><lb/> <cb n="36"/> </div> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">All</hi> </hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Allegre, allegrement, allegro,</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">belebt, freudig, luſtig,<lb/> hurtig und muthig</hi> </head><lb/> <p>Wird nicht allein in der Muſic<lb/> gebraucht, ſondern auch auf der<lb/><hi rendition="#aq">Manege,</hi> wann ein Pferd tantzet,<lb/> und im <hi rendition="#aq">Redop</hi> ſich geſchwind her-<lb/> um tummelt, zuweilen drein<lb/> ſtreicht, und in <hi rendition="#aq">Courbetten</hi> hurtig<lb/> und muthig avancirt, und die<lb/><hi rendition="#aq">Croupaden</hi> freudig beſchlieſt ꝛc.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Allegreſſe d’ un cheval,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Freudigkeit eines Pferds iſt,<lb/> welches ſich aus Luſt luͤfftig im<lb/> Springen erzeiget. Dieſes Pferd<lb/> ſoll nicht darum geſtrafft werden,<lb/> ob gleich ſolche <hi rendition="#aq">Allegreſſe</hi> in der<lb/> Abrichtung nicht <hi rendition="#aq">à propos</hi> kommt,<lb/> es waͤre dann, daß es ſich aus Bos-<lb/> heit damit defendiren wolte, und<lb/> auch alsdenn ſoll die Beſtraffung<lb/> doch mit Beſcheidenheit geſchehen,<lb/> damit man ihm dadurch ſolche<lb/><hi rendition="#aq">Diſpoſition</hi> nicht benehme, und in<lb/> der Erforderung nicht mehr erhal-<lb/> ten moͤge.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Allemande, Allemanda,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Siehet, wenn ſie ein Tantz ſeyn<lb/> ſoll, einem <hi rendition="#aq">Rigaudon</hi> viel aͤhnli-<lb/> cher, als einer <hi rendition="#aq">Allemande.</hi> Jn<lb/> der Muſic aber iſt <hi rendition="#aq">Allemanda</hi> eine<lb/> aufrichtige deutſche Erfindung,<lb/> und gehet vor der <hi rendition="#aq">Courante,</hi> wie<lb/> dieſe vor der <hi rendition="#aq">Sarabanda</hi> und <hi rendition="#aq">Gique</hi><lb/> her; welche Melodien-Folge eine<lb/> Svite genannt wird. Sie iſt ei-<lb/> ne gebrochene ernſthaffte und wohl-<lb/> ausgearbeitete Harmonie, welche<lb/> das Bild eines zufriedenen und<lb/> vergnuͤgten Gemuͤths traͤget, ſo in<lb/> guter Ordnung und Ruhe ſcher-<lb/> tzet. Sie wird nicht geſungen,<lb/> und kommen die Jtalieniſchen Vio-<lb/> liniſten der deutſchen Art viel naͤ-<lb/> her, als die Frantzoſen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Allen-</hi> </hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0038]
Ali
All
wird ſchier bey ieder Nation ver-
aͤndert. z. E. Jn Deutſchland fuͤt-
tert man gemeiniglich nebſt dem
Heu, auch Haber, Gerſten oder
Rocken. Jn Jtalien eſſen die
Pferde Speltz. Jn Spanien,
(ſonderlich in Valentia) Johan-
nis-Brot. Jn Engelland grob
gebacken Brot; in den aͤuſſerſten
Mitternachts-Laͤndern, muͤſſen die
Pferde gedoͤrrete Fiſche mit den
Menſchen eſſen. Jn Tuͤrckey wer-
den die vornehmſten Pferde mit
Zirbel-Nuͤſſen, Mandeln, Wein-
beeren, Feigen und Datteln geſpei-
ſet, und zum Uiberfluß mit Saf-
fran, Balſam, Zimmet und andern
koͤſtlichen Materien gewuͤrtzet, ſo
aber den Pferden mehr ſchaͤdlich
als nuͤtzlich iſt, und nur um Prachts
willen, oder aus Creatur-Liebe
geſchicht.
Alitura,
Jſt die Lebhafftigkeit eines geſun-
den Leibes, in welchen vermittelſt
des taͤglich neuen Nahrungs-Saff-
tes, wenn ſolcher zubereitet, oder
gaͤhrend in die zu ernehrende Thei-
le gehet, das Gebluͤt und die geiſt-
reichende Subſtantz ſtets zu ihrem
Lauff und Bewegung erneuert
wird.
Allegerir, Alleger un cheval,
Heiſt ein Pferd erleichtern, oder
freyer und leichter machen, ſo
wohl von vorn an der Bruſt, als
hinten an der Groppa: z. E. Das
Pferd iſt zu ſchwer von Schultern,
und gleichſam an die Erde geheff-
tet, daß man Muͤhe haben wird,
es zu erleichtern, ſo bediene man
ſich eines Naſebandes, und bringe
es (ſous lui) unter ſich mit den
hintern Schenckeln, und ſetze es
auf die Demihanche. v. Enſemble.
Allegre, allegrement, allegro,
belebt, freudig, luſtig,
hurtig und muthig
Wird nicht allein in der Muſic
gebraucht, ſondern auch auf der
Manege, wann ein Pferd tantzet,
und im Redop ſich geſchwind her-
um tummelt, zuweilen drein
ſtreicht, und in Courbetten hurtig
und muthig avancirt, und die
Croupaden freudig beſchlieſt ꝛc.
Allegreſſe d’ un cheval,
Freudigkeit eines Pferds iſt,
welches ſich aus Luſt luͤfftig im
Springen erzeiget. Dieſes Pferd
ſoll nicht darum geſtrafft werden,
ob gleich ſolche Allegreſſe in der
Abrichtung nicht à propos kommt,
es waͤre dann, daß es ſich aus Bos-
heit damit defendiren wolte, und
auch alsdenn ſoll die Beſtraffung
doch mit Beſcheidenheit geſchehen,
damit man ihm dadurch ſolche
Diſpoſition nicht benehme, und in
der Erforderung nicht mehr erhal-
ten moͤge.
Allemande, Allemanda,
Siehet, wenn ſie ein Tantz ſeyn
ſoll, einem Rigaudon viel aͤhnli-
cher, als einer Allemande. Jn
der Muſic aber iſt Allemanda eine
aufrichtige deutſche Erfindung,
und gehet vor der Courante, wie
dieſe vor der Sarabanda und Gique
her; welche Melodien-Folge eine
Svite genannt wird. Sie iſt ei-
ne gebrochene ernſthaffte und wohl-
ausgearbeitete Harmonie, welche
das Bild eines zufriedenen und
vergnuͤgten Gemuͤths traͤget, ſo in
guter Ordnung und Ruhe ſcher-
tzet. Sie wird nicht geſungen,
und kommen die Jtalieniſchen Vio-
liniſten der deutſchen Art viel naͤ-
her, als die Frantzoſen.
Allen-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |