Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Esc über der Kirchen-Thür stehen 6Marmorsteinerne Bilder mit gül- denen Cronen und Scepter; in der Kirche sind 8 Orgeln. Das Pult, darauf das Gesang-Buch liegt, ist von Meßing, und soll 14 Centner wiegen. Jm Thurn han- gen 19 Glocken, so musicaliter zu- sammen stimmen. Sie geben ei- nen so lieblichen Klang von sich, als ob 8 Chöre in einander stim- meten. Der hohe Altar ist ein aus dermassen schönes Stückwerck, von Jaspis und Marmorstein, und mit sehr künstlichen und köst- lichen Tafeln gezieret. Jn der Sacristey siehet man den aller- kostbarsten Kirchen-Ornat, so schier in Europa zu finden seyn mag. Das Brust-Gewand wird auf 50000 geschätzet. Das Königliche Begräbniß wird einem aus den 7 Wunderwercken der Welt vergli- chen. Die Materialien sind von Alabaster und andern kostbaren Steinen. Diß Begräbniß hält im Umkreis 113 Schuhe, in der Breite 36, und in der Höhe 78. Es sind in 6 unterschiedenen Plä- tzen 24 Gräber von schwartzem Marmor, um darein so viel Cör- per zu legen. An einem andern Ort stehet ein Creutz von Löthigen Gold, in welches die schönsten Perlen versetzet, darunter 4 so groß sind, als eine Muscat-Nuß. Mehr wird ein Buch gesehen, mit Gold beschlagen, so auf 4000 Du- caten geschätzt wird. Jtem geist- liche Lieder, so bey der Leich-Be- gängniß Kaysers Caroli V ge- braucht worden, sie werden auf 50000 Cronen geschätzt. Und diß ist das Gebäu vor den König und seine Leute. Das andere ist vor die Münche, so auch künstlich er- bauet, deren an der Zahl 120 sind, [Spaltenumbruch] Esp u. haben ein Einkommen von 30000Cronen. Jn der Biblothec liegen über 18000 herrliche Bücher etc. Esel, Ein bekandtes vierfüßiges Esels-Huf, Heisset man an einem Pferde, Eshanche, cheval eshanche, Jst ein Pferd, welches sich so Espace, Spatium, Jn der Music ist der Zwischen- l' Esprit du cheval, Verstand des Pferdes, ist die natür-
[Spaltenumbruch] Eſc uͤber der Kirchen-Thuͤr ſtehen 6Marmorſteinerne Bilder mit guͤl- denen Cronen und Scepter; in der Kirche ſind 8 Orgeln. Das Pult, darauf das Geſang-Buch liegt, iſt von Meßing, und ſoll 14 Centner wiegen. Jm Thurn han- gen 19 Glocken, ſo muſicaliter zu- ſammen ſtimmen. Sie geben ei- nen ſo lieblichen Klang von ſich, als ob 8 Choͤre in einander ſtim- meten. Der hohe Altar iſt ein aus dermaſſen ſchoͤnes Stuͤckwerck, von Jaſpis und Marmorſtein, und mit ſehr kuͤnſtlichen und koͤſt- lichen Tafeln gezieret. Jn der Sacriſtey ſiehet man den aller- koſtbarſten Kirchen-Ornat, ſo ſchier in Europa zu finden ſeyn mag. Das Bruſt-Gewand wird auf 50000 geſchaͤtzet. Das Koͤnigliche Begraͤbniß wird einem aus den 7 Wunderwercken der Welt vergli- chen. Die Materialien ſind von Alabaſter und andern koſtbaren Steinen. Diß Begraͤbniß haͤlt im Umkreis 113 Schuhe, in der Breite 36, und in der Hoͤhe 78. Es ſind in 6 unterſchiedenen Plaͤ- tzen 24 Graͤber von ſchwartzem Marmor, um darein ſo viel Coͤr- per zu legen. An einem andern Ort ſtehet ein Creutz von Loͤthigen Gold, in welches die ſchoͤnſten Perlen verſetzet, darunter 4 ſo groß ſind, als eine Muſcat-Nuß. Mehr wird ein Buch geſehen, mit Gold beſchlagen, ſo auf 4000 Du- caten geſchaͤtzt wird. Jtem geiſt- liche Lieder, ſo bey der Leich-Be- gaͤngniß Kayſers Caroli V ge- braucht worden, ſie werden auf 50000 Cronen geſchaͤtzt. Und diß iſt das Gebaͤu vor den Koͤnig und ſeine Leute. Das andere iſt vor die Muͤnche, ſo auch kuͤnſtlich er- bauet, deren an der Zahl 120 ſind, [Spaltenumbruch] Eſp u. haben ein Einkommen von 30000Cronen. Jn der Biblothec liegen uͤber 18000 herrliche Buͤcher ꝛc. Eſel, Ein bekandtes vierfuͤßiges Eſels-Huf, Heiſſet man an einem Pferde, Eſhanché, cheval eshanché, Jſt ein Pferd, welches ſich ſo Eſpace, Spatium, Jn der Muſic iſt der Zwiſchen- l’ Eſprit du cheval, Verſtand des Pferdes, iſt die natuͤr-
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Eſc
Eſp
uͤber der Kirchen-Thuͤr ſtehen 6
Marmorſteinerne Bilder mit guͤl-
denen Cronen und Scepter; in
der Kirche ſind 8 Orgeln. Das
Pult, darauf das Geſang-Buch
liegt, iſt von Meßing, und ſoll 14
Centner wiegen. Jm Thurn han-
gen 19 Glocken, ſo muſicaliter zu-
ſammen ſtimmen. Sie geben ei-
nen ſo lieblichen Klang von ſich,
als ob 8 Choͤre in einander ſtim-
meten. Der hohe Altar iſt ein
aus dermaſſen ſchoͤnes Stuͤckwerck,
von Jaſpis und Marmorſtein,
und mit ſehr kuͤnſtlichen und koͤſt-
lichen Tafeln gezieret. Jn der
Sacriſtey ſiehet man den aller-
koſtbarſten Kirchen-Ornat, ſo ſchier
in Europa zu finden ſeyn mag.
Das Bruſt-Gewand wird auf
50000 geſchaͤtzet. Das Koͤnigliche
Begraͤbniß wird einem aus den 7
Wunderwercken der Welt vergli-
chen. Die Materialien ſind von
Alabaſter und andern koſtbaren
Steinen. Diß Begraͤbniß haͤlt
im Umkreis 113 Schuhe, in der
Breite 36, und in der Hoͤhe 78.
Es ſind in 6 unterſchiedenen Plaͤ-
tzen 24 Graͤber von ſchwartzem
Marmor, um darein ſo viel Coͤr-
per zu legen. An einem andern
Ort ſtehet ein Creutz von Loͤthigen
Gold, in welches die ſchoͤnſten
Perlen verſetzet, darunter 4 ſo
groß ſind, als eine Muſcat-Nuß.
Mehr wird ein Buch geſehen, mit
Gold beſchlagen, ſo auf 4000 Du-
caten geſchaͤtzt wird. Jtem geiſt-
liche Lieder, ſo bey der Leich-Be-
gaͤngniß Kayſers Caroli V ge-
braucht worden, ſie werden auf
50000 Cronen geſchaͤtzt. Und diß
iſt das Gebaͤu vor den Koͤnig und
ſeine Leute. Das andere iſt vor
die Muͤnche, ſo auch kuͤnſtlich er-
bauet, deren an der Zahl 120 ſind,
u. haben ein Einkommen von 30000
Cronen. Jn der Biblothec liegen
uͤber 18000 herrliche Buͤcher ꝛc.
Eſel,
Ein bekandtes vierfuͤßiges
Thier, welches an vielen Orten der
Pferde Stelle in Tragung der La-
ſten vertreten muß, und von wel-
chen man, wenn nemlich Pferde
und Eſel mit einander belegt wer-
den, die Mauleſel erzielet. Jn
Theſſalien, Arabien und in Pa-
laͤſtina ſoll ſich eine wilde Art Eſel
finden, welche geſchwinder oder
doch dem Pferde gleich lauffen
ſoll.
Eſels-Huf,
Heiſſet man an einem Pferde,
wenn es einen hohen Huf und en-
ge Ferſen hat. Dergleichen Pfer-
de pflegen gemeiniglich Zwanghuͤ-
fig zu werden, oder den Hufzwang
zu bekommen, denen dahero die
Waͤnde mit dem Wirck-Meſſer
weit ausgeſchnitten werden muͤſ-
ſen.
Eſhanché, cheval eshanché,
Jſt ein Pferd, welches ſich ſo
ſtarcke Gewalt gethan an den Huͤff-
ten, daß das Band, welches das
Bein zuſammen haͤlt, von einander
gegangen.
Eſpace, Spatium,
Jn der Muſic iſt der Zwiſchen-
Raum zwiſchen den Linien in einem
Syſtemate muſico.
l’ Eſprit du cheval,
Verſtand des Pferdes, iſt die
Gelernig- und Aufmerckſamkeit, ſo
die Abrichtung erleichtert, woraus
zu ſchlieſſen, daß die Pferde auch
einige Erkaͤntniß des guten und
boͤſen etlicher maſſen theilhafftig
ſeyn, welche in vielen Stuͤcken mit
natuͤr-
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