Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch]
Esc Escache, Ein Kappen-Mundstück der Escapade, Jst eine widerwärtige und un- Escavessade, Heißt ein starcker Zug, so mit Eschalotte, Bedeutet das meßingene Blat Esche, Eschenbaum, Aesche, Asche, Jst ein Wald-Baum, welcher Esc der über gewachsene Blätter, de-ren vier oder fünff Paar an einem Zweige stehen, und an desselben Spitze mit einem eintzelnen Blate sich gleichsam schliessen, welches Laub dem Nußbäumenem Laube fast gleich kommet, aber um ein merckliches kleiner und schmalblät- terichter ist, und von dem Rind- Schaf- und Ziegen-Vieh trefflich gerne gefressen wird, weswegen man es zu dörren und denselben im Winter vorzulegen pflegt. Die Blüthe ist rauhhärig, und von weisser Farbe, worauf länglichte und oben zugespitzte Hülsen fol- gen, in denen der Saame, so ein kleiner Kern, fast wie ein Haber- Körnlein gestaltet, verborgen liegt; dieser ist roth, hart, herbe und bit- ter, und wird in den Apothecken Lingua avis genannt, weil er fast so geformet ist. Das Holtz dieses Baumes ist ungemein zähe, wie Leder, weiß, feste und viel härter, als Nußbaumenes, und wird da- hero nicht nur von den Wagnern starck verarbeitet, sondern auch von denen Tischern zu allerhand Haus-Geräthe, und weil es wegen der schönen wässerigten Adern oder Jahrwachses, überaus wohl ins Gesichte fället, auch von dem Holtz- Wurm nicht angegriffen wird, gerne zu Austäffelung vornehmer Zimmer verbraucht. Dieses Holtz giebt im Brennen einen guten Ge- ruch, brennet sittsam und dampffet nicht sehr, daher es in grosser Herren Caminen gebraucht wird. So giebt es auch gute Kohlen, da- rinnen sie fast kein Holtz übertrifft. Uiber dieses werden demselben so- wol den Blättern und der Rinde, viele und fast unglaubliche medi- cinalische Tugenden zugeschrieben, welche man auf ihrem Werth und Un-
[Spaltenumbruch]
Eſc Eſcache, Ein Kappen-Mundſtuͤck der Eſcapade, Jſt eine widerwaͤrtige und un- Eſcaveſſade, Heißt ein ſtarcker Zug, ſo mit Eſchalotte, Bedeutet das meßingene Blat Eſche, Eſchenbaum, Aeſche, Aſche, Jſt ein Wald-Baum, welcher Eſc der uͤber gewachſene Blaͤtter, de-ren vier oder fuͤnff Paar an einem Zweige ſtehen, und an deſſelben Spitze mit einem eintzelnen Blate ſich gleichſam ſchlieſſen, welches Laub dem Nußbaͤumenem Laube faſt gleich kommet, aber um ein merckliches kleiner und ſchmalblaͤt- terichter iſt, und von dem Rind- Schaf- und Ziegen-Vieh trefflich gerne gefreſſen wird, weswegen man es zu doͤrren und denſelben im Winter vorzulegen pflegt. Die Bluͤthe iſt rauhhaͤrig, und von weiſſer Farbe, worauf laͤnglichte und oben zugeſpitzte Huͤlſen fol- gen, in denen der Saame, ſo ein kleiner Kern, faſt wie ein Haber- Koͤrnlein geſtaltet, verborgen liegt; dieſer iſt roth, hart, herbe und bit- ter, und wird in den Apothecken Lingua avis genannt, weil er faſt ſo geformet iſt. Das Holtz dieſes Baumes iſt ungemein zaͤhe, wie Leder, weiß, feſte und viel haͤrter, als Nußbaumenes, und wird da- hero nicht nur von den Wagnern ſtarck verarbeitet, ſondern auch von denen Tiſchern zu allerhand Haus-Geraͤthe, und weil es wegen der ſchoͤnen waͤſſerigten Adern oder Jahrwachſes, uͤberaus wohl ins Geſichte faͤllet, auch von dem Holtz- Wurm nicht angegriffen wird, gerne zu Austaͤffelung vornehmer Zimmer verbraucht. Dieſes Holtz giebt im Brennen einen guten Ge- ruch, brennet ſittſam und dampffet nicht ſehr, daher es in groſſer Herren Caminen gebraucht wird. So giebt es auch gute Kohlen, da- rinnen ſie faſt kein Holtz uͤbertrifft. Uiber dieſes werden demſelben ſo- wol den Blaͤttern und der Rinde, viele und faſt unglaubliche medi- cinaliſche Tugenden zugeſchrieben, welche man auf ihrem Werth und Un-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0368"/> <cb n="695"/> </div> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Eſc</hi> </hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Eſcache,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Ein Kappen-Mundſtuͤck der<lb/> Pferde, ſo von dem Canon un-<lb/> terſchieden, indem es mehr oval<lb/> iſt, dahingegen das Canon oder<lb/> Hollbiß gantz rund iſt, und gehoͤrt<lb/> in weite Maͤuler.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Eſcapade,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Jſt eine widerwaͤrtige und un-<lb/> gewiſſe Bewegung des Pferdes,<lb/> welches allen Zumuthungen wider-<lb/> ſtrebet, ungehorſam iſt, und lauter<lb/> irregulaire falſche Spruͤnge macht.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Eſcaveſſade,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Heißt ein ſtarcker Zug, ſo mit<lb/> dem Rucken des Kapzaum-Zuͤgels<lb/> geſchiehet, das Pferd damit zu<lb/> ſtraffen, wenn es mit dem Kopff<lb/> ſchnellet, oder ſonſten der Fauſt<lb/> widerſtrebet, damit es gelind und<lb/> ſtet wird.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Eſchalotte,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Bedeutet das meßingene Blat<lb/> oder Blechlein an dem Mundſtuͤ-<lb/> cke der ſogenannten Schnarr-Re-<lb/> giſter in Orgeln und Poſitiven, als<lb/> der Poſaune, Trompete, Cornet<lb/> und Regal.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Eſche, Eſchenbaum, Aeſche,<lb/> Aſche,</hi> </head><lb/> <p>Jſt ein Wald-Baum, welcher<lb/> aller Orten, ſowol auf Bergen,<lb/> als in der Ebene, in warmen und<lb/> kalten Lande, befonders aber in<lb/> denen ſumpffigten und waͤſſerigten<lb/> Oertern, und inſonderheit da<lb/> waͤchſet, wo er ſeine dicke und ſtar-<lb/> cke Wurtzeln wohl auszubreiten<lb/> Raum hat. Er wird zu einem<lb/> geraden, ſtarcken und hohen<lb/> Stamm, und treibet ſehr lange<lb/> und Schnur-gerade Aeſte, hat<lb/> lange und paarweis gegen einan-<lb/><cb n="696"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Eſc</hi></hi></fw><lb/> der uͤber gewachſene Blaͤtter, de-<lb/> ren vier oder fuͤnff Paar an einem<lb/> Zweige ſtehen, und an deſſelben<lb/> Spitze mit einem eintzelnen Blate<lb/> ſich gleichſam ſchlieſſen, welches<lb/> Laub dem Nußbaͤumenem Laube<lb/> faſt gleich kommet, aber um ein<lb/> merckliches kleiner und ſchmalblaͤt-<lb/> terichter iſt, und von dem Rind-<lb/> Schaf- und Ziegen-Vieh trefflich<lb/> gerne gefreſſen wird, weswegen<lb/> man es zu doͤrren und denſelben<lb/> im Winter vorzulegen pflegt. Die<lb/> Bluͤthe iſt rauhhaͤrig, und von<lb/> weiſſer Farbe, worauf laͤnglichte<lb/> und oben zugeſpitzte Huͤlſen fol-<lb/> gen, in denen der Saame, ſo ein<lb/> kleiner Kern, faſt wie ein Haber-<lb/> Koͤrnlein geſtaltet, verborgen liegt;<lb/> dieſer iſt roth, hart, herbe und bit-<lb/> ter, und wird in den Apothecken<lb/><hi rendition="#aq">Lingua avis</hi> genannt, weil er faſt<lb/> ſo geformet iſt. Das Holtz dieſes<lb/> Baumes iſt ungemein zaͤhe, wie<lb/> Leder, weiß, feſte und viel haͤrter,<lb/> als Nußbaumenes, und wird da-<lb/> hero nicht nur von den Wagnern<lb/> ſtarck verarbeitet, ſondern auch<lb/> von denen Tiſchern zu allerhand<lb/> Haus-Geraͤthe, und weil es wegen<lb/> der ſchoͤnen waͤſſerigten Adern oder<lb/> Jahrwachſes, uͤberaus wohl ins<lb/> Geſichte faͤllet, auch von dem Holtz-<lb/> Wurm nicht angegriffen wird,<lb/> gerne zu Austaͤffelung vornehmer<lb/> Zimmer verbraucht. Dieſes Holtz<lb/> giebt im Brennen einen guten Ge-<lb/> ruch, brennet ſittſam und dampffet<lb/> nicht ſehr, daher es in groſſer<lb/> Herren Caminen gebraucht wird.<lb/> So giebt es auch gute Kohlen, da-<lb/> rinnen ſie faſt kein Holtz uͤbertrifft.<lb/> Uiber dieſes werden demſelben ſo-<lb/> wol den Blaͤttern und der Rinde,<lb/> viele und faſt unglaubliche medi-<lb/> cinaliſche Tugenden zugeſchrieben,<lb/> welche man auf ihrem Werth und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Un-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0368]
Eſc
Eſc
Eſcache,
Ein Kappen-Mundſtuͤck der
Pferde, ſo von dem Canon un-
terſchieden, indem es mehr oval
iſt, dahingegen das Canon oder
Hollbiß gantz rund iſt, und gehoͤrt
in weite Maͤuler.
Eſcapade,
Jſt eine widerwaͤrtige und un-
gewiſſe Bewegung des Pferdes,
welches allen Zumuthungen wider-
ſtrebet, ungehorſam iſt, und lauter
irregulaire falſche Spruͤnge macht.
Eſcaveſſade,
Heißt ein ſtarcker Zug, ſo mit
dem Rucken des Kapzaum-Zuͤgels
geſchiehet, das Pferd damit zu
ſtraffen, wenn es mit dem Kopff
ſchnellet, oder ſonſten der Fauſt
widerſtrebet, damit es gelind und
ſtet wird.
Eſchalotte,
Bedeutet das meßingene Blat
oder Blechlein an dem Mundſtuͤ-
cke der ſogenannten Schnarr-Re-
giſter in Orgeln und Poſitiven, als
der Poſaune, Trompete, Cornet
und Regal.
Eſche, Eſchenbaum, Aeſche,
Aſche,
Jſt ein Wald-Baum, welcher
aller Orten, ſowol auf Bergen,
als in der Ebene, in warmen und
kalten Lande, befonders aber in
denen ſumpffigten und waͤſſerigten
Oertern, und inſonderheit da
waͤchſet, wo er ſeine dicke und ſtar-
cke Wurtzeln wohl auszubreiten
Raum hat. Er wird zu einem
geraden, ſtarcken und hohen
Stamm, und treibet ſehr lange
und Schnur-gerade Aeſte, hat
lange und paarweis gegen einan-
der uͤber gewachſene Blaͤtter, de-
ren vier oder fuͤnff Paar an einem
Zweige ſtehen, und an deſſelben
Spitze mit einem eintzelnen Blate
ſich gleichſam ſchlieſſen, welches
Laub dem Nußbaͤumenem Laube
faſt gleich kommet, aber um ein
merckliches kleiner und ſchmalblaͤt-
terichter iſt, und von dem Rind-
Schaf- und Ziegen-Vieh trefflich
gerne gefreſſen wird, weswegen
man es zu doͤrren und denſelben
im Winter vorzulegen pflegt. Die
Bluͤthe iſt rauhhaͤrig, und von
weiſſer Farbe, worauf laͤnglichte
und oben zugeſpitzte Huͤlſen fol-
gen, in denen der Saame, ſo ein
kleiner Kern, faſt wie ein Haber-
Koͤrnlein geſtaltet, verborgen liegt;
dieſer iſt roth, hart, herbe und bit-
ter, und wird in den Apothecken
Lingua avis genannt, weil er faſt
ſo geformet iſt. Das Holtz dieſes
Baumes iſt ungemein zaͤhe, wie
Leder, weiß, feſte und viel haͤrter,
als Nußbaumenes, und wird da-
hero nicht nur von den Wagnern
ſtarck verarbeitet, ſondern auch
von denen Tiſchern zu allerhand
Haus-Geraͤthe, und weil es wegen
der ſchoͤnen waͤſſerigten Adern oder
Jahrwachſes, uͤberaus wohl ins
Geſichte faͤllet, auch von dem Holtz-
Wurm nicht angegriffen wird,
gerne zu Austaͤffelung vornehmer
Zimmer verbraucht. Dieſes Holtz
giebt im Brennen einen guten Ge-
ruch, brennet ſittſam und dampffet
nicht ſehr, daher es in groſſer
Herren Caminen gebraucht wird.
So giebt es auch gute Kohlen, da-
rinnen ſie faſt kein Holtz uͤbertrifft.
Uiber dieſes werden demſelben ſo-
wol den Blaͤttern und der Rinde,
viele und faſt unglaubliche medi-
cinaliſche Tugenden zugeſchrieben,
welche man auf ihrem Werth und
Un-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |