Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Eng gleichsam eine Vermischung vonallerhand Pferde-Arten. Die besten Pferde, so man zur Reit- Schule finden kan, sind diejeni- gen, welche man als Karren- und Wagen-Pferde verkaufft, wenn sie nur schön vom Gewächse, zart und weichmäulig sind; denn man darff sich nicht einbilden, ein so geschmeidiges Pferd zu bekommen, als in der Barbarey und in Spa- nien; denn die Englischen Pferde sind insgemein besser geformet als die Deutschen. Man erwehle sich nur ein kurtzes und wohlgedruck- tes Pferd, (un cheval court de reins & loyal) welches wohlge- formte Füsse und Schenckel habe; frisch, lustig und Sporn-scheu sey: Wenn es für sich selbsten springet, ist es um so viel besser, wenn der Stallmeister vernünfftig genung ist, dergleichen auszusu- chen; denn sie werden auf der Reit Schule nicht fehlen können, und nicht allein im Redopp, son- dern in allen andern Dingen wohl gerathen; doch will der Hertzog von Newcastle keinen Bescheller daraus machen. Englische Stuten, Von denselben heisset es fol. Eng und breit seyn, die Augen gut undder Leib groß, damit die Füllen Platz haben, auch sollen sie schön und gut von Füssen seyn, das heißt, starcke Hufe haben, der Rückgrat soll kurtz geschlossen, und insonderheit die Schultern auf den Hüften sehr breit seyn, daß die Rippen einen weiten Umkreis ma- chen. Dieses ist das beste Mo- dell von Schul-Pferden, nach welcher Richtschnur man die Stu- ten erwehlen soll; von was Farbe sie seyn, daran ist wenig gelegen: Auch mögen sie Mähn, Schweiffe und Zeichen haben, wie sie wollen, wenn sie nur starckes Hertz und Muth haben, und nicht über 6 und 7 Jahre alt sind, wenn man sie in die Stuterey lässet, so ist es schon genung; denn wenn sie äl- ter sind, so sind nicht allein weni- ger, sondern auch nicht so gute Füllen zu hoffen. Woferne man zwo Deutsche oder Niederländi- sche wohlgestalte Stuten von einem Spanischen Hengste belegen lässet, so wird man sehr schöne Schul- Pferde bekommen; und ein Spa- nischer Hengst mit einer vorher be- schriebenen Englischen Stute brin- gen Pferde zuwege, die nicht al- lein auf die Schule, sondern al- lenthalben hin taugen. Verlan- get man Mutter-Pferde, von welchen man Läuffer ziehen will, so sollen sie folgender Gestalt be- schaffen seyn: Erstlich so gering als es immer möglich ist, hoch und ziemlich lang vom Leibe, von weiten Flancken, und der Rücken darf nicht kurtz seyn, weil man den Leib lang begehret hat, auch soll die Stute hoch gefüsset und schmal von Brust seyn, weil sie dadurch leichter wird, und besser zum Lauf- fen und Wettrennen tauget, ie ge-
[Spaltenumbruch] Eng gleichſam eine Vermiſchung vonallerhand Pferde-Arten. Die beſten Pferde, ſo man zur Reit- Schule finden kan, ſind diejeni- gen, welche man als Karren- und Wagen-Pferde verkaufft, wenn ſie nur ſchoͤn vom Gewaͤchſe, zart und weichmaͤulig ſind; denn man darff ſich nicht einbilden, ein ſo geſchmeidiges Pferd zu bekommen, als in der Barbarey und in Spa- nien; denn die Engliſchen Pferde ſind insgemein beſſer geformet als die Deutſchen. Man erwehle ſich nur ein kurtzes und wohlgedruck- tes Pferd, (un cheval court de reins & loyal) welches wohlge- formte Fuͤſſe und Schenckel habe; friſch, luſtig und Sporn-ſcheu ſey: Wenn es fuͤr ſich ſelbſten ſpringet, iſt es um ſo viel beſſer, wenn der Stallmeiſter vernuͤnfftig genung iſt, dergleichen auszuſu- chen; denn ſie werden auf der Reit Schule nicht fehlen koͤnnen, und nicht allein im Redopp, ſon- dern in allen andern Dingen wohl gerathen; doch will der Hertzog von Newcaſtle keinen Beſcheller daraus machen. Engliſche Stuten, Von denſelben heiſſet es fol. Eng und breit ſeyn, die Augen gut undder Leib groß, damit die Fuͤllen Platz haben, auch ſollen ſie ſchoͤn und gut von Fuͤſſen ſeyn, das heißt, ſtarcke Hufe haben, der Ruͤckgrat ſoll kurtz geſchloſſen, und inſonderheit die Schultern auf den Huͤften ſehr breit ſeyn, daß die Rippen einen weiten Umkreis ma- chen. Dieſes iſt das beſte Mo- dell von Schul-Pferden, nach welcher Richtſchnur man die Stu- ten erwehlen ſoll; von was Farbe ſie ſeyn, daran iſt wenig gelegen: Auch moͤgen ſie Maͤhn, Schweiffe und Zeichen haben, wie ſie wollen, wenn ſie nur ſtarckes Hertz und Muth haben, und nicht uͤber 6 und 7 Jahre alt ſind, wenn man ſie in die Stuterey laͤſſet, ſo iſt es ſchon genung; denn wenn ſie aͤl- ter ſind, ſo ſind nicht allein weni- ger, ſondern auch nicht ſo gute Fuͤllen zu hoffen. Woferne man zwo Deutſche oder Niederlaͤndi- ſche wohlgeſtalte Stuten von einem Spaniſchen Hengſte belegen laͤſſet, ſo wird man ſehr ſchoͤne Schul- Pferde bekommen; und ein Spa- niſcher Hengſt mit einer vorher be- ſchriebenen Engliſchen Stute brin- gen Pferde zuwege, die nicht al- lein auf die Schule, ſondern al- lenthalben hin taugen. Verlan- get man Mutter-Pferde, von welchen man Laͤuffer ziehen will, ſo ſollen ſie folgender Geſtalt be- ſchaffen ſeyn: Erſtlich ſo gering als es immer moͤglich iſt, hoch und ziemlich lang vom Leibe, von weiten Flancken, und der Ruͤcken darf nicht kurtz ſeyn, weil man den Leib lang begehret hat, auch ſoll die Stute hoch gefuͤſſet und ſchmal von Bruſt ſeyn, weil ſie dadurch leichter wird, und beſſer zum Lauf- fen und Wettrennen tauget, ie ge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0326"/><cb n="611"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Eng</hi></hi></fw><lb/> gleichſam eine Vermiſchung von<lb/> allerhand Pferde-Arten. Die<lb/> beſten Pferde, ſo man zur Reit-<lb/> Schule finden kan, ſind diejeni-<lb/> gen, welche man als Karren- und<lb/> Wagen-Pferde verkaufft, wenn<lb/> ſie nur ſchoͤn vom Gewaͤchſe, zart<lb/> und weichmaͤulig ſind; denn man<lb/> darff ſich nicht einbilden, ein ſo<lb/> geſchmeidiges Pferd zu bekommen,<lb/> als in der Barbarey und in Spa-<lb/> nien; denn die Engliſchen Pferde<lb/> ſind insgemein beſſer geformet als<lb/> die Deutſchen. Man erwehle ſich<lb/> nur ein kurtzes und wohlgedruck-<lb/> tes Pferd, (<hi rendition="#aq">un cheval court de<lb/> reins & loyal</hi>) welches wohlge-<lb/> formte Fuͤſſe und Schenckel habe;<lb/> friſch, luſtig und Sporn-ſcheu<lb/> ſey: Wenn es fuͤr ſich ſelbſten<lb/> ſpringet, iſt es um ſo viel beſſer,<lb/> wenn der Stallmeiſter vernuͤnfftig<lb/> genung iſt, dergleichen auszuſu-<lb/> chen; denn ſie werden auf der<lb/> Reit Schule nicht fehlen koͤnnen,<lb/> und nicht allein im Redopp, ſon-<lb/> dern in allen andern Dingen wohl<lb/> gerathen; doch will der Hertzog<lb/> von Newcaſtle keinen Beſcheller<lb/> daraus machen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Engliſche Stuten,</hi> </head><lb/> <p>Von denſelben heiſſet es fol.<lb/> 49 <hi rendition="#aq">ſq.</hi> eben daſelbſt alſo: Zur<lb/> Pferdezucht koͤnnen keine beſſere<lb/> Stuten gefunden werden als die<lb/> Engliſchen, man muß ſie aber aus-<lb/> ſuchen, nachdem man die Fuͤllen<lb/> davon zu haben begehrt, z. E.<lb/> Wenn man Schul-Pferde verlan-<lb/> get, ſollen die Stuten nicht gar zu<lb/> klein vom Schafft, wohlgeſtaltet<lb/> vom Kopffe, und der Hals ſchoͤn<lb/> hoch gewachſen und alſo beſchaf-<lb/> fen ſeyn, daß er weder geſtreckt,<lb/> noch gar zu ſehr gekruͤmmet aus-<lb/> ſehe, die Bruſt ſoll ſchoͤn offen<lb/><cb n="612"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Eng</hi></hi></fw><lb/> und breit ſeyn, die Augen gut und<lb/> der Leib groß, damit die Fuͤllen<lb/> Platz haben, auch ſollen ſie ſchoͤn<lb/> und gut von Fuͤſſen ſeyn, das<lb/> heißt, ſtarcke Hufe haben, der<lb/> Ruͤckgrat ſoll kurtz geſchloſſen, und<lb/> inſonderheit die Schultern auf den<lb/> Huͤften ſehr breit ſeyn, daß die<lb/> Rippen einen weiten Umkreis ma-<lb/> chen. Dieſes iſt das beſte Mo-<lb/> dell von Schul-Pferden, nach<lb/> welcher Richtſchnur man die Stu-<lb/> ten erwehlen ſoll; von was Farbe<lb/> ſie ſeyn, daran iſt wenig gelegen:<lb/> Auch moͤgen ſie Maͤhn, Schweiffe<lb/> und Zeichen haben, wie ſie wollen,<lb/> wenn ſie nur ſtarckes Hertz und<lb/> Muth haben, und nicht uͤber 6<lb/> und 7 Jahre alt ſind, wenn man<lb/> ſie in die Stuterey laͤſſet, ſo iſt es<lb/> ſchon genung; denn wenn ſie aͤl-<lb/> ter ſind, ſo ſind nicht allein weni-<lb/> ger, ſondern auch nicht ſo gute<lb/> Fuͤllen zu hoffen. Woferne man<lb/> zwo Deutſche oder Niederlaͤndi-<lb/> ſche wohlgeſtalte Stuten von einem<lb/> Spaniſchen Hengſte belegen laͤſſet,<lb/> ſo wird man ſehr ſchoͤne Schul-<lb/> Pferde bekommen; und ein Spa-<lb/> niſcher Hengſt mit einer vorher be-<lb/> ſchriebenen Engliſchen Stute brin-<lb/> gen Pferde zuwege, die nicht al-<lb/> lein auf die Schule, ſondern al-<lb/> lenthalben hin taugen. Verlan-<lb/> get man Mutter-Pferde, von<lb/> welchen man Laͤuffer ziehen will,<lb/> ſo ſollen ſie folgender Geſtalt be-<lb/> ſchaffen ſeyn: Erſtlich ſo gering<lb/> als es immer moͤglich iſt, hoch<lb/> und ziemlich lang vom Leibe, von<lb/> weiten Flancken, und der Ruͤcken<lb/> darf nicht kurtz ſeyn, weil man den<lb/> Leib lang begehret hat, auch ſoll<lb/> die Stute hoch gefuͤſſet und ſchmal<lb/> von Bruſt ſeyn, weil ſie dadurch<lb/> leichter wird, und beſſer zum Lauf-<lb/> fen und Wettrennen tauget, ie<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0326]
Eng
Eng
gleichſam eine Vermiſchung von
allerhand Pferde-Arten. Die
beſten Pferde, ſo man zur Reit-
Schule finden kan, ſind diejeni-
gen, welche man als Karren- und
Wagen-Pferde verkaufft, wenn
ſie nur ſchoͤn vom Gewaͤchſe, zart
und weichmaͤulig ſind; denn man
darff ſich nicht einbilden, ein ſo
geſchmeidiges Pferd zu bekommen,
als in der Barbarey und in Spa-
nien; denn die Engliſchen Pferde
ſind insgemein beſſer geformet als
die Deutſchen. Man erwehle ſich
nur ein kurtzes und wohlgedruck-
tes Pferd, (un cheval court de
reins & loyal) welches wohlge-
formte Fuͤſſe und Schenckel habe;
friſch, luſtig und Sporn-ſcheu
ſey: Wenn es fuͤr ſich ſelbſten
ſpringet, iſt es um ſo viel beſſer,
wenn der Stallmeiſter vernuͤnfftig
genung iſt, dergleichen auszuſu-
chen; denn ſie werden auf der
Reit Schule nicht fehlen koͤnnen,
und nicht allein im Redopp, ſon-
dern in allen andern Dingen wohl
gerathen; doch will der Hertzog
von Newcaſtle keinen Beſcheller
daraus machen.
Engliſche Stuten,
Von denſelben heiſſet es fol.
49 ſq. eben daſelbſt alſo: Zur
Pferdezucht koͤnnen keine beſſere
Stuten gefunden werden als die
Engliſchen, man muß ſie aber aus-
ſuchen, nachdem man die Fuͤllen
davon zu haben begehrt, z. E.
Wenn man Schul-Pferde verlan-
get, ſollen die Stuten nicht gar zu
klein vom Schafft, wohlgeſtaltet
vom Kopffe, und der Hals ſchoͤn
hoch gewachſen und alſo beſchaf-
fen ſeyn, daß er weder geſtreckt,
noch gar zu ſehr gekruͤmmet aus-
ſehe, die Bruſt ſoll ſchoͤn offen
und breit ſeyn, die Augen gut und
der Leib groß, damit die Fuͤllen
Platz haben, auch ſollen ſie ſchoͤn
und gut von Fuͤſſen ſeyn, das
heißt, ſtarcke Hufe haben, der
Ruͤckgrat ſoll kurtz geſchloſſen, und
inſonderheit die Schultern auf den
Huͤften ſehr breit ſeyn, daß die
Rippen einen weiten Umkreis ma-
chen. Dieſes iſt das beſte Mo-
dell von Schul-Pferden, nach
welcher Richtſchnur man die Stu-
ten erwehlen ſoll; von was Farbe
ſie ſeyn, daran iſt wenig gelegen:
Auch moͤgen ſie Maͤhn, Schweiffe
und Zeichen haben, wie ſie wollen,
wenn ſie nur ſtarckes Hertz und
Muth haben, und nicht uͤber 6
und 7 Jahre alt ſind, wenn man
ſie in die Stuterey laͤſſet, ſo iſt es
ſchon genung; denn wenn ſie aͤl-
ter ſind, ſo ſind nicht allein weni-
ger, ſondern auch nicht ſo gute
Fuͤllen zu hoffen. Woferne man
zwo Deutſche oder Niederlaͤndi-
ſche wohlgeſtalte Stuten von einem
Spaniſchen Hengſte belegen laͤſſet,
ſo wird man ſehr ſchoͤne Schul-
Pferde bekommen; und ein Spa-
niſcher Hengſt mit einer vorher be-
ſchriebenen Engliſchen Stute brin-
gen Pferde zuwege, die nicht al-
lein auf die Schule, ſondern al-
lenthalben hin taugen. Verlan-
get man Mutter-Pferde, von
welchen man Laͤuffer ziehen will,
ſo ſollen ſie folgender Geſtalt be-
ſchaffen ſeyn: Erſtlich ſo gering
als es immer moͤglich iſt, hoch
und ziemlich lang vom Leibe, von
weiten Flancken, und der Ruͤcken
darf nicht kurtz ſeyn, weil man den
Leib lang begehret hat, auch ſoll
die Stute hoch gefuͤſſet und ſchmal
von Bruſt ſeyn, weil ſie dadurch
leichter wird, und beſſer zum Lauf-
fen und Wettrennen tauget, ie
ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |