Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Dre und an einer Hecke, Zaun, Baumoder Gebüsche, wo man einen Haasen, Fuchsen oder ander Thier durchgekrochen zu seyn spüret, vor- gestellet und befestiget wird, daß also, wenn ein solches Thier, das den Wechsel hindurch hat, die Schlinge paßiren will, sogleich der Drat sich zusammen ziehet, und solcher Gestalt das Thier ge- fangen hält. Ehe man die Drat- Schlingen stellet, muß man vor- hero die Hände waschen, und die- selben sowol, als die Schlingen mit Gras, Laub oder Erde reiben; wenn man aber zu stellen aufhö- ret, hänget man diese Drat-Schlin- gen in ein rein leinenes Säcklein an die Lufft. Einige löschen den glüenden Drat in einer Füchsin oder Häsin Blasen-Urin ab, worzu sie hernach dieselben Schlingen brauchen wollen, desselben Thieres Losung werffen sie hin oder schmie- ren solche zur Witterung daran. Dreßden, Die alte Churfürstlich-Sächsische Dre 36 Cammern mit allerhand Reich-thum, köstlichem Geschirr, Sat- tel und Zeug, gestickten Schabra- cken, daß einem die Augen verge- hen, prächtigen Schlitten, Lantzen, Turnier-Zeug und vielen andern schönen Sachen angefüllet. Aber dieses alles übertrifft noch die Schatz- und Kunst-Cammer, da siehet man in sieben Zimmern die schönsten Raritäten, so daß, wer in Sachsen Dreßden nicht gese- hen, der hat nichts gesehen. Erst- lich ist eine Cammer, darinnen al- le Jnstrumente der vornehmsten Künste sind, insonderheit der Wund-Aertzte. Dabey in andern Cammern siehet man alle Stücke der Uhrmacherey, allerhand Ge- fässe von Crystall wunderbarlich geschnitten, und Gemählde von be- sten Meistern; das Gold und Sil- ber, das Edelgesteinwerck, geben auf allen Seiten einen grossen Glantz von sich, man siehet so viel Sachen auf einmal, daß man nicht weiß, wo man die Augen hinrichten soll. Unter andern er- blicket man ein reiches Einhorn, welches mit einer güldenen Ketten gar wunderlich angehängt ist. Man bleibet gewöhnlich 3 Stun- den diese Sachen zu sehen, da man doch wohl 3 Jahr vonnöthen hät- te, wenn man ein iedes Ding recht besehen wolte. Die Hof- Capelle ist ein lobwürdiges und zierliches Gebäu, in welcher eine Orgel von etlichen 40 Registern. Die Bibliothec ist prächtig, und mit raren Büchern und Manu- scripten versehen, daß sie nicht viel ihres gleichen hat. Das Schloß ist groß und unvergleichlich, allei- ne es hat dieser vortreffliche Pal- last vor einigen Jahren durch den Brand einen grossen Schaden ge- litten Ritter-Lexic. S
[Spaltenumbruch] Dre und an einer Hecke, Zaun, Baumoder Gebuͤſche, wo man einen Haaſen, Fuchſen oder ander Thier durchgekrochen zu ſeyn ſpuͤret, vor- geſtellet und befeſtiget wird, daß alſo, wenn ein ſolches Thier, das den Wechſel hindurch hat, die Schlinge paßiren will, ſogleich der Drat ſich zuſammen ziehet, und ſolcher Geſtalt das Thier ge- fangen haͤlt. Ehe man die Drat- Schlingen ſtellet, muß man vor- hero die Haͤnde waſchen, und die- ſelben ſowol, als die Schlingen mit Gras, Laub oder Erde reiben; wenn man aber zu ſtellen aufhoͤ- ret, haͤnget man dieſe Drat-Schlin- gen in ein rein leinenes Saͤcklein an die Lufft. Einige loͤſchen den gluͤenden Drat in einer Fuͤchſin oder Haͤſin Blaſen-Urin ab, worzu ſie hernach dieſelben Schlingen brauchen wollen, deſſelben Thieres Loſung werffen ſie hin oder ſchmie- ren ſolche zur Witterung daran. Dreßden, Die alte Churfuͤrſtlich-Saͤchſiſche Dre 36 Cammern mit allerhand Reich-thum, koͤſtlichem Geſchirr, Sat- tel und Zeug, geſtickten Schabra- cken, daß einem die Augen verge- hen, praͤchtigen Schlitten, Lantzen, Turnier-Zeug und vielen andern ſchoͤnen Sachen angefuͤllet. Aber dieſes alles uͤbertrifft noch die Schatz- und Kunſt-Cammer, da ſiehet man in ſieben Zimmern die ſchoͤnſten Raritaͤten, ſo daß, wer in Sachſen Dreßden nicht geſe- hen, der hat nichts geſehen. Erſt- lich iſt eine Cammer, darinnen al- le Jnſtrumente der vornehmſten Kuͤnſte ſind, inſonderheit der Wund-Aertzte. Dabey in andern Cammern ſiehet man alle Stuͤcke der Uhrmacherey, allerhand Ge- faͤſſe von Cryſtall wunderbarlich geſchnitten, und Gemaͤhlde von be- ſten Meiſtern; das Gold und Sil- ber, das Edelgeſteinwerck, geben auf allen Seiten einen groſſen Glantz von ſich, man ſiehet ſo viel Sachen auf einmal, daß man nicht weiß, wo man die Augen hinrichten ſoll. Unter andern er- blicket man ein reiches Einhorn, welches mit einer guͤldenen Ketten gar wunderlich angehaͤngt iſt. Man bleibet gewoͤhnlich 3 Stun- den dieſe Sachen zu ſehen, da man doch wohl 3 Jahr vonnoͤthen haͤt- te, wenn man ein iedes Ding recht beſehen wolte. Die Hof- Capelle iſt ein lobwuͤrdiges und zierliches Gebaͤu, in welcher eine Orgel von etlichen 40 Regiſtern. Die Bibliothec iſt praͤchtig, und mit raren Buͤchern und Manu- ſcripten verſehen, daß ſie nicht viel ihres gleichen hat. Das Schloß iſt groß und unvergleichlich, allei- ne es hat dieſer vortreffliche Pal- laſt vor einigen Jahren durch den Brand einen groſſen Schaden ge- litten Ritter-Lexic. S
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Dre
Dre
und an einer Hecke, Zaun, Baum
oder Gebuͤſche, wo man einen
Haaſen, Fuchſen oder ander Thier
durchgekrochen zu ſeyn ſpuͤret, vor-
geſtellet und befeſtiget wird, daß
alſo, wenn ein ſolches Thier, das
den Wechſel hindurch hat, die
Schlinge paßiren will, ſogleich
der Drat ſich zuſammen ziehet,
und ſolcher Geſtalt das Thier ge-
fangen haͤlt. Ehe man die Drat-
Schlingen ſtellet, muß man vor-
hero die Haͤnde waſchen, und die-
ſelben ſowol, als die Schlingen
mit Gras, Laub oder Erde reiben;
wenn man aber zu ſtellen aufhoͤ-
ret, haͤnget man dieſe Drat-Schlin-
gen in ein rein leinenes Saͤcklein
an die Lufft. Einige loͤſchen den
gluͤenden Drat in einer Fuͤchſin
oder Haͤſin Blaſen-Urin ab, worzu
ſie hernach dieſelben Schlingen
brauchen wollen, deſſelben Thieres
Loſung werffen ſie hin oder ſchmie-
ren ſolche zur Witterung daran.
Dreßden,
Die alte Churfuͤrſtlich-Saͤchſiſche
Reſidentz, liegt an der lincken
Seiten der Elbe, und iſt eine von
den ſchoͤnſten und ſtaͤrckeſten Staͤd-
ten, ſie iſt vortreffllich befeſti-
get mit guten Mauren, breiten
Waſſer-Graͤben, und hat ſehr
ſchoͤne Bollwercke, die Gaſſen da-
rinnen ſind gerader Linie, die Haͤu-
ſer praͤchtig. Jn dem groſſen Hof
kan man 1000 Mann in Schlacht-
Ordnung ſtellen. Es hat vier
Seiten von unglaublicher Hoͤhe,
und von kunſtreichem Bauwerck,
nicht weniger iſt der Marſtall,
gleich einem Saal koͤſtlich erbauet;
gleich dabey iſt die Traͤncke mit
ſchoͤnem Steinwerck Schnecken-
weiſe gebauet. Uiber dieſem groſ-
ſen Gebaͤu ſiehet man wol in die
36 Cammern mit allerhand Reich-
thum, koͤſtlichem Geſchirr, Sat-
tel und Zeug, geſtickten Schabra-
cken, daß einem die Augen verge-
hen, praͤchtigen Schlitten, Lantzen,
Turnier-Zeug und vielen andern
ſchoͤnen Sachen angefuͤllet. Aber
dieſes alles uͤbertrifft noch die
Schatz- und Kunſt-Cammer, da
ſiehet man in ſieben Zimmern die
ſchoͤnſten Raritaͤten, ſo daß, wer
in Sachſen Dreßden nicht geſe-
hen, der hat nichts geſehen. Erſt-
lich iſt eine Cammer, darinnen al-
le Jnſtrumente der vornehmſten
Kuͤnſte ſind, inſonderheit der
Wund-Aertzte. Dabey in andern
Cammern ſiehet man alle Stuͤcke
der Uhrmacherey, allerhand Ge-
faͤſſe von Cryſtall wunderbarlich
geſchnitten, und Gemaͤhlde von be-
ſten Meiſtern; das Gold und Sil-
ber, das Edelgeſteinwerck, geben
auf allen Seiten einen groſſen
Glantz von ſich, man ſiehet ſo viel
Sachen auf einmal, daß man
nicht weiß, wo man die Augen
hinrichten ſoll. Unter andern er-
blicket man ein reiches Einhorn,
welches mit einer guͤldenen Ketten
gar wunderlich angehaͤngt iſt.
Man bleibet gewoͤhnlich 3 Stun-
den dieſe Sachen zu ſehen, da man
doch wohl 3 Jahr vonnoͤthen haͤt-
te, wenn man ein iedes Ding
recht beſehen wolte. Die Hof-
Capelle iſt ein lobwuͤrdiges und
zierliches Gebaͤu, in welcher eine
Orgel von etlichen 40 Regiſtern.
Die Bibliothec iſt praͤchtig, und
mit raren Buͤchern und Manu-
ſcripten verſehen, daß ſie nicht viel
ihres gleichen hat. Das Schloß
iſt groß und unvergleichlich, allei-
ne es hat dieſer vortreffliche Pal-
laſt vor einigen Jahren durch den
Brand einen groſſen Schaden ge-
litten
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