Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Cou Tanz, und erfodert Zeit, Müheund Fleiß, ehe man denselben mit netten und accurat nach dem Tact eingerichteten Schritten, wie auch mit einer gefälligmachenden Air wegtantzen lernet. Ja weil die aller besten Fundamente und Re- qvisita der gantzen Tantz-Uibung in der Courante enthalten sind, so ist sie die beste Probe und gleichsam das Meisterstück eines geschickten Täntzers. Jhr gebüh- ret der Vorzug vor den beyden übrigen Fundamental-Täntzen, weil durch dieselbe der steiffe und gebogene Schritt, und viel ande- re Haupt-Bewegungen am besten gezeiget und beygebracht werden können. Denn die Courante leh- ret, wie man bey iedem Schritte die Füsse wohl auswerts setzen, die Beine oben und unten wohl schlies- sen, den Leib unvermerckt von ei- nem Beine auf das andere in gu- tem Gleichgewichte fortführen müsse; ferner wie die Beine bey iedem Pas zierlich auf die Seite weggezogen, von sich gestreckt, wie- der an sich gezogen, und sauber ge- bogen werden müssen, auch wie man sich unten auf den Füssen wieder gut und ungezwungen aus den Beugungen heben soll. Sie ist ein solches Fundament bey der galanten und theatralischen Tantz- Kunst; daß derjenige, welcher die Courante recht verstehet und tan- tzet, mit gar leichter Mühe alle andre Täntze, ja, wenn er die na- türlichen Kräffte und Geschicklich- keit sich zu heben hat, eine galante Capriole und Entrechat wird ler- nen und machen können. Die Courante ist der Schlüssel zu al- len andern Täntzen, und das Fun- dament, darauf alle andere Tän- tze beruhen, und daraus sie ent- [Spaltenumbruch] Cou springen. Sie wird eingetheiletin die Courante simple und Fi- guree. Courante simple, Bey derselben sind zu beobach- her-
[Spaltenumbruch] Cou Tanz, und erfodert Zeit, Muͤheund Fleiß, ehe man denſelben mit netten und accurat nach dem Tact eingerichteten Schritten, wie auch mit einer gefaͤlligmachenden Air wegtantzen lernet. Ja weil die aller beſten Fundamente und Re- qviſita der gantzen Tantz-Uibung in der Courante enthalten ſind, ſo iſt ſie die beſte Probe und gleichſam das Meiſterſtuͤck eines geſchickten Taͤntzers. Jhr gebuͤh- ret der Vorzug vor den beyden uͤbrigen Fundamental-Taͤntzen, weil durch dieſelbe der ſteiffe und gebogene Schritt, und viel ande- re Haupt-Bewegungen am beſten gezeiget und beygebracht werden koͤnnen. Denn die Courante leh- ret, wie man bey iedem Schritte die Fuͤſſe wohl auswerts ſetzen, die Beine oben und unten wohl ſchlieſ- ſen, den Leib unvermerckt von ei- nem Beine auf das andere in gu- tem Gleichgewichte fortfuͤhren muͤſſe; ferner wie die Beine bey iedem Pas zierlich auf die Seite weggezogen, von ſich geſtreckt, wie- der an ſich gezogen, und ſauber ge- bogen werden muͤſſen, auch wie man ſich unten auf den Fuͤſſen wieder gut und ungezwungen aus den Beugungen heben ſoll. Sie iſt ein ſolches Fundament bey der galanten und theatraliſchen Tantz- Kunſt; daß derjenige, welcher die Courante recht verſtehet und tan- tzet, mit gar leichter Muͤhe alle andre Taͤntze, ja, wenn er die na- tuͤrlichen Kraͤffte und Geſchicklich- keit ſich zu heben hat, eine galante Capriole und Entrechat wird ler- nen und machen koͤnnen. Die Courante iſt der Schluͤſſel zu al- len andern Taͤntzen, und das Fun- dament, darauf alle andere Taͤn- tze beruhen, und daraus ſie ent- [Spaltenumbruch] Cou ſpringen. Sie wird eingetheiletin die Courante ſimple und Fi- gurée. Courante ſimple, Bey derſelben ſind zu beobach- her-
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Cou
Cou
Tanz, und erfodert Zeit, Muͤhe
und Fleiß, ehe man denſelben mit
netten und accurat nach dem Tact
eingerichteten Schritten, wie auch
mit einer gefaͤlligmachenden Air
wegtantzen lernet. Ja weil die
aller beſten Fundamente und Re-
qviſita der gantzen Tantz-Uibung
in der Courante enthalten ſind,
ſo iſt ſie die beſte Probe und
gleichſam das Meiſterſtuͤck eines
geſchickten Taͤntzers. Jhr gebuͤh-
ret der Vorzug vor den beyden
uͤbrigen Fundamental-Taͤntzen,
weil durch dieſelbe der ſteiffe und
gebogene Schritt, und viel ande-
re Haupt-Bewegungen am beſten
gezeiget und beygebracht werden
koͤnnen. Denn die Courante leh-
ret, wie man bey iedem Schritte
die Fuͤſſe wohl auswerts ſetzen, die
Beine oben und unten wohl ſchlieſ-
ſen, den Leib unvermerckt von ei-
nem Beine auf das andere in gu-
tem Gleichgewichte fortfuͤhren
muͤſſe; ferner wie die Beine bey
iedem Pas zierlich auf die Seite
weggezogen, von ſich geſtreckt, wie-
der an ſich gezogen, und ſauber ge-
bogen werden muͤſſen, auch wie
man ſich unten auf den Fuͤſſen
wieder gut und ungezwungen aus
den Beugungen heben ſoll. Sie
iſt ein ſolches Fundament bey der
galanten und theatraliſchen Tantz-
Kunſt; daß derjenige, welcher die
Courante recht verſtehet und tan-
tzet, mit gar leichter Muͤhe alle
andre Taͤntze, ja, wenn er die na-
tuͤrlichen Kraͤffte und Geſchicklich-
keit ſich zu heben hat, eine galante
Capriole und Entrechat wird ler-
nen und machen koͤnnen. Die
Courante iſt der Schluͤſſel zu al-
len andern Taͤntzen, und das Fun-
dament, darauf alle andere Taͤn-
tze beruhen, und daraus ſie ent-
ſpringen. Sie wird eingetheilet
in die Courante ſimple und Fi-
gurée.
Courante ſimple,
Bey derſelben ſind zu beobach-
ten erſtlich ihre Pas, wie ſie eigent-
lich gemacht, ordentlich verbunden,
und genau nach dem Tacte einzu-
theilen ſeyn; deren Figur, wo man
dabey zutantzen ſolle, und endlich
die gute Air, ſo man ſich dabey
durch den gantzen Leib und alle
Glieder zu geben habe. Die Pas
belangend, finden ſich bey der Cou-
rante der Pas ordinaire, grave,
coupé und demi-coupé. So
tantzt man nach der Reverentz ge-
rade aufwerts acht Pas ſimples,
davon ein iegliches, auch die gan-
tze Coupé mit ihrem Pas gliſſé in
einem Drey-Viertel-Tacte ge-
endiget wird, und gehen in folgen-
der Ordnung: Ein ſteiffer Pas mit
dem lincken Beine; ein Tems de
Courante mit dem rechten Beine;
eine halbe Coupé mit dem lincken
Beine; eine gantze Coupé mit dem
rechten Beine; das dazu gehoͤrende
Pas gliſſé mit dem lincken Beine;
eine halbe Coupé mit dem rechten
Beine; eine gantze Coupé mit dem
lincken Beine und das dazu gehoͤ-
rende Pas gliſſé mit dem rechten
Beine. Oben wendet man ſich
mit dem letzten Striche auf dem
rechten Beine ein wenig nach der
lincken Seite, und nach und nach
gegen den Ort zu, wo man ange-
fangen hat. Einige halten hier
die Piroüette fuͤr gut, und ſie iſt
auch gut; Denn man kan dabey
zuletzt mit dem rechten Fuſſe voll-
kommen gerade ausſtreichen, und
ſich hernach darauf und zwar auf
dem Abſatze, den lincken auf der
Spitze haltend, mit guter Manier
her-
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