Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Che geharnischten Reuter, bey grosserHerren und Generals Beerdigung geritten wird. Wodurch denn dreyerley vorgebildet wird: 1) die Freudigkeit des im Leben ge- wesenen Ritters, und desselben grosser Muth, die man gleichsam noch einmal bey der Leich-Be- gängniß vorstellen will; 2) des verstorbenen Monarchens hell- gläntzende und immer im Ge- dächtniß bleibende Renommee und Gloire aller seiner Ritterlichen Thaten, so mit demselben nicht abgestorben, sondern noch vor Au- gen schweben, als das Freuden- Pferd prächtig vor den Augen al- ler Menschen einher stoltzieret. 3) Wird auch zugleich dessen Succes- sor dadurch aufgemuntert, in sei- nes hohen Antecessoris Fußtapf- fen zu treten, und gleichsam eine lebendige Statuam, welche den Verstorbenen in sich neu belebet, präsentiret oder darstellet. Cheval donne, Nennet man ein geschencktes Cheval Zain, s. Zain. Chevaler, cheval qui chevale, Heißt ein Pferd, das wenn es Che Chevalet, Der Steg auf einer Geige oder Chevalier, Ein Ritter, so wol von wegen Chevaux farouches, Wildfänge, werden genennet Chevilles, Die Wirbel an denen musicali- Chiamata, Der Trompeten- und Paucken- Chiamata, Jst ein Terminus auf dem Fecht- ren L 5
[Spaltenumbruch] Che geharniſchten Reuter, bey groſſerHerren und Generals Beerdigung geritten wird. Wodurch denn dreyerley vorgebildet wird: 1) die Freudigkeit des im Leben ge- weſenen Ritters, und deſſelben groſſer Muth, die man gleichſam noch einmal bey der Leich-Be- gaͤngniß vorſtellen will; 2) des verſtorbenen Monarchens hell- glaͤntzende und immer im Ge- daͤchtniß bleibende Renommée und Gloire aller ſeiner Ritterlichen Thaten, ſo mit demſelben nicht abgeſtorben, ſondern noch vor Au- gen ſchweben, als das Freuden- Pferd praͤchtig vor den Augen al- ler Menſchen einher ſtoltzieret. 3) Wird auch zugleich deſſen Succeſ- ſor dadurch aufgemuntert, in ſei- nes hohen Anteceſſoris Fußtapf- fen zu treten, und gleichſam eine lebendige Statuam, welche den Verſtorbenen in ſich neu belebet, praͤſentiret oder darſtellet. Cheval donné, Nennet man ein geſchencktes Cheval Zain, ſ. Zain. Chevaler, cheval qui chevale, Heißt ein Pferd, das wenn es Che Chevalet, Der Steg auf einer Geige oder Chevalier, Ein Ritter, ſo wol von wegen Chevaux farouches, Wildfaͤnge, werden genennet Chevilles, Die Wirbel an denen muſicali- Chiamata, Der Trompeten- und Paucken- Chiamata, Jſt ein Terminus auf dem Fecht- ren L 5
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Che
Che
geharniſchten Reuter, bey groſſer
Herren und Generals Beerdigung
geritten wird. Wodurch denn
dreyerley vorgebildet wird: 1)
die Freudigkeit des im Leben ge-
weſenen Ritters, und deſſelben
groſſer Muth, die man gleichſam
noch einmal bey der Leich-Be-
gaͤngniß vorſtellen will; 2) des
verſtorbenen Monarchens hell-
glaͤntzende und immer im Ge-
daͤchtniß bleibende Renommée und
Gloire aller ſeiner Ritterlichen
Thaten, ſo mit demſelben nicht
abgeſtorben, ſondern noch vor Au-
gen ſchweben, als das Freuden-
Pferd praͤchtig vor den Augen al-
ler Menſchen einher ſtoltzieret. 3)
Wird auch zugleich deſſen Succeſ-
ſor dadurch aufgemuntert, in ſei-
nes hohen Anteceſſoris Fußtapf-
fen zu treten, und gleichſam eine
lebendige Statuam, welche den
Verſtorbenen in ſich neu belebet,
praͤſentiret oder darſtellet.
Cheval donné,
Nennet man ein geſchencktes
Pferd, allermaſſen ein ſchoͤnes
wohldreßirtes großmuͤthiges Pferd
in ſolchem hohen Werth iſt, daß,
wenn groſſe hohe Potentaten ein-
ander wollen ein Praͤſent machen,
ſo ſind Jubelen und Edelgeſteine
faſt nicht zulaͤnglich darzu, ſon-
dern ſie ſchencken gemeiniglich ein-
ander ein ſchoͤnes nobles Pferd,
ſo mit reichem Sattel und Zeug
wohl geputzt und ausſtaffirt iſt,
das aͤſtimiren ſie dann hoͤher als
Gold und Kleinodien.
Cheval Zain, ſ. Zain.
Chevaler, cheval qui chevale,
Heißt ein Pferd, das wenn es
einen Trab oder Schritt gehet,
allezeit mit den vordern Schen-
ckeln Creutzweis gehet.
Chevalet,
Der Steg auf einer Geige oder
anderen Jnſtrumenten; als Che-
valet d’ Epinette, der Steg auf ei-
nem Spinett; Chevalet mobile,
der bewegliche Steg auf dem
Monochordo; Chevalet à croc,
ein krummer, gebogener Steg.
Chevalier,
Ein Ritter, ſo wol von wegen
ſeiner Geburt, als auch von we-
gen eines Ordens.
Chevaux farouches,
Wildfaͤnge, werden genennet
diejenigen wilden und unbaͤndigen
Pferde, ſo in freyen Feldern und
Waͤldern unter einer groſſen Heer-
de zur Welt kommen, und unter
freyem Himmel erwachſen, Som-
mer und Winter ſich ſelbſten (mit
dem jungen Strauchholtz) weiden,
bis ſie auf ſonderliche Art gefan-
gen, baͤndig und zu dem menſch-
lichen Gebrauch nach und nach
thaͤtig gemacht werden.
Chevilles,
Die Wirbel an denen muſicali-
ſchen Jnſtrumenten.
Chiamata,
Der Trompeten- und Paucken-
Schall bey Auffoderung einer
Stadt.
Chiamata,
Jſt ein Terminus auf dem Fecht-
boden, und bedeutet ſo viel, wie
man ſeinen Gegner betruͤgen, und
ihm eine falſche Bloͤſſe geben ſoll,
z. E. lieget einer mit langer Klin-
ge vor euch, ſo ſtringiret ihm ſei-
ne Klinge innerhalb, battiret als-
denn geſchwind mit dem rechten
Fuß, und machet ihm eine Chia-
mata unter ſeiner Klingen, und
gebt euch bloß auſſerhalb uͤber eu-
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