Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch]
Cha Chanter a livre ouvert, Die vorgelegte Stimme oder Chanter sur le livre, Einen Choral oder schlechten Chanterelle, Heißt die kläreste Saite auf den Chantre, Jst sowol in den Klöstern als Chapelet, Sind ein paar Steigbügel- Chapelle, Capella, Capelle bedeutet 1) in grosser Cha fällt, den man Lateinisch Chorumadscititium nennen könnte, weil er aus den andern concertirenden Stimmen genommen und heraus gezogen wird. Wobey es denn wol eine ausgemachte Sache ist, daß, wenn viele Vocal- und Jn- strumental-Stimmen einerley ac- curat zusammen heraus bringen sollen, die Composition auch so beschaffen seyn müsse, damit solches füglich geschehen könne. Diesem nach findet man, daß gute und ge- wiegte Meister nur gantze, halbe und Viertel-Tact-Noten im Alla- breve-Tact brauchen, aber in sol- cher grosse Kunst und Geschicklich- keit auf allerhand Art anbringen; welche ernfihaffte Schreib. Art so- denn eigentlich a oder da Capella heisset. Von der Einrichtung der Päbstlichen Capelle wollen wir aus Missons Reise-Beschreibung, und zwar aus dem 37ten Schreiben, folgendes beybringen: Was die päbstliche Music anlanget, so hält der Pabst gemeiniglich 32 Musican- ten, und wenn einer von denselben stirbet, lässet der Capellmeister an allen Ecken der Strassen (zu Rom) Placate anschlagen, wodurch er denjenigen, welche nach solcher Stelle streben, den Ort und die Stunde bedeutet, wo und wenn sie erscheinen sollen. Allda müssen sie sich in Beyseyn aller päbstli- chen Musicanten hören lassen, und alsdenn nehmen sie den tüchtigsten davon heraus, und wenn er 25 Jahre gedienet hat, so bekommt er seinen Lohn, ob er gleich keine Dienste mehr thut. Jndessen ist die päbstliche Music von andern darinnen unterschieden, daß man dabey keine Orgeln oder andere Jnstrumenten brauchet, sondern die Stücke nur hersinget: Hin- gegen
[Spaltenumbruch]
Cha Chanter à livre ouvert, Die vorgelegte Stimme oder Chanter ſur le livre, Einen Choral oder ſchlechten Chanterelle, Heißt die klaͤreſte Saite auf den Chantre, Jſt ſowol in den Kloͤſtern als Chapelet, Sind ein paar Steigbuͤgel- Chapelle, Capella, Capelle bedeutet 1) in groſſer Cha faͤllt, den man Lateiniſch Chorumadſcititium nennen koͤnnte, weil er aus den andern concertirenden Stimmen genommen und heraus gezogen wird. Wobey es denn wol eine ausgemachte Sache iſt, daß, wenn viele Vocal- und Jn- ſtrumental-Stimmen einerley ac- curat zuſammen heraus bringen ſollen, die Compoſition auch ſo beſchaffen ſeyn muͤſſe, damit ſolches fuͤglich geſchehen koͤnne. Dieſem nach findet man, daß gute und ge- wiegte Meiſter nur gantze, halbe und Viertel-Tact-Noten im Alla- breve-Tact brauchen, aber in ſol- cher groſſe Kunſt und Geſchicklich- keit auf allerhand Art anbringen; welche ernfihaffte Schreib. Art ſo- denn eigentlich à oder da Capella heiſſet. Von der Einrichtung der Paͤbſtlichen Capelle wollen wir aus Miſſons Reiſe-Beſchreibung, und zwar aus dem 37ten Schreiben, folgendes beybringen: Was die paͤbſtliche Muſic anlanget, ſo haͤlt der Pabſt gemeiniglich 32 Muſican- ten, und wenn einer von denſelben ſtirbet, laͤſſet der Capellmeiſter an allen Ecken der Straſſen (zu Rom) Placate anſchlagen, wodurch er denjenigen, welche nach ſolcher Stelle ſtreben, den Ort und die Stunde bedeutet, wo und wenn ſie erſcheinen ſollen. Allda muͤſſen ſie ſich in Beyſeyn aller paͤbſtli- chen Muſicanten hoͤren laſſen, und alsdenn nehmen ſie den tuͤchtigſten davon heraus, und wenn er 25 Jahre gedienet hat, ſo bekommt er ſeinen Lohn, ob er gleich keine Dienſte mehr thut. Jndeſſen iſt die paͤbſtliche Muſic von andern darinnen unterſchieden, daß man dabey keine Orgeln oder andere Jnſtrumenten brauchet, ſondern die Stuͤcke nur herſinget: Hin- gegen
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Cha
Cha
Chanter à livre ouvert,
Die vorgelegte Stimme oder
Partie wegſingen, oder wegſpie-
len, ohne ſie vorher zu probiren.
Chanter ſur le livre,
Einen Choral oder ſchlechten
Geſang mit allerhand Manieren
und Coloraturen ausſchmuͤcken.
Chanterelle,
Heißt die klaͤreſte Saite auf den
Saiten-Jnſtrumenten, ſonderlich
auf der Laute und Viol d’ amour.
Chantre,
Jſt ſowol in den Kloͤſtern als
andern Kirchen ein Ehren-Amt,
welches theils in Direction der
Muſic, als Vorſingung der Lieder
beſtehet. Unter den Canonicis
fuͤhret auch einer dieſen Titel.
Chapelet,
Sind ein paar Steigbuͤgel-
Riemen, mit ein paar Steigbuͤ-
geln verſehen, oben ſind ſie mit
einem ledernen Bande oder Ringe
zuſammen gemacht, welches man
la tête du chapelet nennet. Die-
ſe befeſtiget man oben am Sattel-
Knopff, nachdem man ſie fuͤr den
Scholar zu rechte gemacht, und weil
ſolches wegen ſteter Abwechſelung
der Pferde auf den Reitſchulen zu
viel Muͤhe machen wuͤrde, die Buͤ-
gel allzeit zu verſchnallen, ſo ſind
die Schleifbuͤgel daſelbſt uͤblich.
Chapelle, Capella,
Capelle bedeutet 1) in groſſer
Herren Hof-Kirchen den Ort, wo
muſiciret wird; 2) das gantze Cor-
pus der daſelbſt Muſicirenden, da-
von die Mitglieder Capelliſten
heiſſen; 3) denjenigen beſondern
oder groſſen Chor, welcher in ei-
nem muſicaliſchen Stuͤcke nur bis-
weilen zur Verſtaͤrckung mit ein-
faͤllt, den man Lateiniſch Chorum
adſcititium nennen koͤnnte, weil er
aus den andern concertirenden
Stimmen genommen und heraus
gezogen wird. Wobey es denn
wol eine ausgemachte Sache iſt,
daß, wenn viele Vocal- und Jn-
ſtrumental-Stimmen einerley ac-
curat zuſammen heraus bringen
ſollen, die Compoſition auch ſo
beſchaffen ſeyn muͤſſe, damit ſolches
fuͤglich geſchehen koͤnne. Dieſem
nach findet man, daß gute und ge-
wiegte Meiſter nur gantze, halbe
und Viertel-Tact-Noten im Alla-
breve-Tact brauchen, aber in ſol-
cher groſſe Kunſt und Geſchicklich-
keit auf allerhand Art anbringen;
welche ernfihaffte Schreib. Art ſo-
denn eigentlich à oder da Capella
heiſſet. Von der Einrichtung der
Paͤbſtlichen Capelle wollen wir aus
Miſſons Reiſe-Beſchreibung, und
zwar aus dem 37ten Schreiben,
folgendes beybringen: Was die
paͤbſtliche Muſic anlanget, ſo haͤlt
der Pabſt gemeiniglich 32 Muſican-
ten, und wenn einer von denſelben
ſtirbet, laͤſſet der Capellmeiſter an
allen Ecken der Straſſen (zu Rom)
Placate anſchlagen, wodurch er
denjenigen, welche nach ſolcher
Stelle ſtreben, den Ort und die
Stunde bedeutet, wo und wenn
ſie erſcheinen ſollen. Allda muͤſſen
ſie ſich in Beyſeyn aller paͤbſtli-
chen Muſicanten hoͤren laſſen, und
alsdenn nehmen ſie den tuͤchtigſten
davon heraus, und wenn er 25
Jahre gedienet hat, ſo bekommt er
ſeinen Lohn, ob er gleich keine
Dienſte mehr thut. Jndeſſen iſt
die paͤbſtliche Muſic von andern
darinnen unterſchieden, daß man
dabey keine Orgeln oder andere
Jnſtrumenten brauchet, ſondern
die Stuͤcke nur herſinget: Hin-
gegen
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