Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Can Zunge ihre Lager-Stat hat, undvon beyden Theilen durch die La- den umgeben wird, und sich an den Kinnbacken-Zähnen endiget, in welchem Canal auch die Bärt- lein wachsen. Canarie, Jst eine Art Giquen, und ein Canarien-Vogel, Serin de Canarie, Kömmt ursprünglich aus den Can sind den Canarien-Vögeln dieAmeisen-Eyer die beste Speise, sonst giebt man ihnen auch Hanff- Körner und Kraut, Hüner-Darm (oder Salbe) genannt. Jhre Kranckheit bestehet mehrentheils darinnen, daß sie am Kopf Beu- len bekommen, die man mit But- ter, oder Hüner-Schmaltz, einige mal schmieren muß. Wenn nun das Geschwür zeitig ist, so druckt man es, und schmiert es so lange, bis es heil ist. Vor die Läuse giebt man ihnen Melonen-Kerne, und bespritzet sie wöchentlich 2 oder 3 mal mit Wein, und zwar bey gu- tem Sonnenschein, damit sie sich bald wieder mögen abtrocknen können. Die Männlein, die klein vom Leibe und lang vom Schweiff sind, sollen am schönsten singen lernen. Cancellen, Sind die Höhlungen und Ab- Canere fidibus, Auf besaiteten Jnstrumenten Canere foris & intus, Das erstere bedeutet, mit der Cannevas de chanson, Nennen die Frantzosen die er- gemacht J 3
[Spaltenumbruch] Can Zunge ihre Lager-Stat hat, undvon beyden Theilen durch die La- den umgeben wird, und ſich an den Kinnbacken-Zaͤhnen endiget, in welchem Canal auch die Baͤrt- lein wachſen. Canarie, Jſt eine Art Giquen, und ein Canarien-Vogel, Serin de Canarie, Koͤmmt urſpruͤnglich aus den Can ſind den Canarien-Voͤgeln dieAmeiſen-Eyer die beſte Speiſe, ſonſt giebt man ihnen auch Hanff- Koͤrner und Kraut, Huͤner-Darm (oder Salbe) genannt. Jhre Kranckheit beſtehet mehrentheils darinnen, daß ſie am Kopf Beu- len bekommen, die man mit But- ter, oder Huͤner-Schmaltz, einige mal ſchmieren muß. Wenn nun das Geſchwuͤr zeitig iſt, ſo druckt man es, und ſchmiert es ſo lange, bis es heil iſt. Vor die Laͤuſe giebt man ihnen Melonen-Kerne, und beſpritzet ſie woͤchentlich 2 oder 3 mal mit Wein, und zwar bey gu- tem Sonnenſchein, damit ſie ſich bald wieder moͤgen abtrocknen koͤnnen. Die Maͤnnlein, die klein vom Leibe und lang vom Schweiff ſind, ſollen am ſchoͤnſten ſingen lernen. Cancellen, Sind die Hoͤhlungen und Ab- Canere fidibus, Auf beſaiteten Jnſtrumenten Canere foris & intus, Das erſtere bedeutet, mit der Cannevas de chanſon, Nennen die Frantzoſen die er- gemacht J 3
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Can
Can
Zunge ihre Lager-Stat hat, und
von beyden Theilen durch die La-
den umgeben wird, und ſich an
den Kinnbacken-Zaͤhnen endiget,
in welchem Canal auch die Baͤrt-
lein wachſen.
Canarie,
Jſt eine Art Giquen, und ein
ſehr geſchwinder und kurtzer, aus
Drey-Achtel-Tact und zwo kur-
tzen Repriſen beſtehender Tantz;
die erſte Note eines ieden Tactes
hat mehrentheils einen Punct hin-
ter ſich. Er hat vermuthlich aus
den Canarien-Jnſeln ſeinen Ur-
ſprung.
Canarien-Vogel, Serin de
Canarie,
Koͤmmt urſpruͤnglich aus den
Canariſchen Jnſeln her, iſt vom
Leibe etwan wie ein Stieglitz, gelb
am Bauche, die Ruͤck- und Fluͤgel-
Federn ſind zwar auch gelb, doch
mit etwas grau vermengt. Man
hat auch weiſſe und buntfaͤrbige,
ſo Dollen oder Hauben auf dem
Kopf haben, welche ſehr rar ſind.
Er iſt einer der ſchoͤnſten Sang-
Voͤgel, wenn er auch nur ſeinen
wilden Geſang behaͤlt; will man
ihn aber abrichten, ſo iſt er faͤhig,
alles was man ihm vorpfeifft,
(oder auf einer kleinen Dreh-Orgel
vorleyert) nach zuſingen. z. E. Man
pfeift ihrer zweyen leichte Trom-
peter-Stuͤckgen vor, ſo Tertzweiſe
geher, und ſtellet ſie von einander,
bis ieder ſein Stuͤckgen perfect
kan, alsdenn bringet man ſie wie-
der zuſammen, ſo muſiciret ieder
ſein Stuͤckgen vor ſich, und lautet
doch lieblich, weil es Tertzweiſe
geſetzt iſt. Man hat der Canarien-
Voͤgel in Deutſchland ietzo ſo viel,
daß man faſt aller Orten Hecken da-
von findet. Jn der Hecke-Zeit
ſind den Canarien-Voͤgeln die
Ameiſen-Eyer die beſte Speiſe,
ſonſt giebt man ihnen auch Hanff-
Koͤrner und Kraut, Huͤner-Darm
(oder Salbe) genannt. Jhre
Kranckheit beſtehet mehrentheils
darinnen, daß ſie am Kopf Beu-
len bekommen, die man mit But-
ter, oder Huͤner-Schmaltz, einige
mal ſchmieren muß. Wenn nun
das Geſchwuͤr zeitig iſt, ſo druckt
man es, und ſchmiert es ſo lange,
bis es heil iſt. Vor die Laͤuſe giebt
man ihnen Melonen-Kerne, und
beſpritzet ſie woͤchentlich 2 oder 3
mal mit Wein, und zwar bey gu-
tem Sonnenſchein, damit ſie ſich
bald wieder moͤgen abtrocknen
koͤnnen. Die Maͤnnlein, die klein
vom Leibe und lang vom Schweiff
ſind, ſollen am ſchoͤnſten ſingen
lernen.
Cancellen,
Sind die Hoͤhlungen und Ab-
theilungen in einer Orgel-Wind-
lade, wodurch nach aufgehobenen
Ventilen und Regiſtern der Wind
in die Pfeiffen blaſen muß; ſie
ſind vermittelſt eichener Schenckel
oder Qver-Hoͤltzer gemacht, und
uͤber die Helffte wiederum zuge-
ſpuͤndet.
Canere fidibus,
Auf beſaiteten Jnſtrumenten
ſpielen.
Canere foris & intus,
Das erſtere bedeutet, mit der
rechten Hand den Bogen fuͤhren,
und damit die Saiten beruͤhren.
Das letzte aber, mit der lincken
Hand die Saiten eines Jnſtrumen-
tes klingend machen.
Cannevas de chanſon,
Nennen die Frantzoſen die er-
ſten Worte, welche zu einem Liede
gemacht
J 3
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