Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Bür lich vor Hunde auf denen Müh-len, Schäfereyen, Vorwergen und Meistereyen liegen haben, wie sie mit Nahmen heissen, was ab- gegangen und was jung worden, solches alles sich auch specificiren lassen; über die im Jäger-Hofe vorhandene Hunde, und was täg- lich bey der Fütterung an Brot, Haber-Schrot, Stroh und der- gleichen aufgehet, muß er richtige Rechnung führen, alles benöthig- te darzu bey Zeiten anordnen, und solches anschaffen lassen, damit nirgend kein Mangel erfunden werde. Daferne zur Tafel oder Hof-Stat, ingleichen zum Depu- tat-Wildpret für die vornehmen Ministers etwas soll geschossen und geliefert werden, muß er seine Bursche zu bürschen beordern und ausschicken, auch öffters wohl be- dürffenden Falls sie auf etliche Meilen durchs gantze Land, in alle Wildmeistereyen vertheilen. An theils Höfen pfleget der Bürsch- Meister auch zugleich des Ober- Jägers Function und Dienst mit zu verrichten. Bürsch-Rohr, Bürsch- Büchse, Jst ein gezogenes Rohr oder Bür Röhre mit deutschen Schlössernbrauchen unsere deutschen Jäger noch bis itzo aus folgenden Ursa- chen: Ein deutscher Anschlag, weil er kurtz und nach dem Backen ge- schnitten ist, wird sich geschwinder und besser anschliessen, auch fester im Lager liegen als ein anderer, so nicht von dergleichen Art ist. Ein deutsches Feuer-Schloß, obwol das Spannen und Losspannen des Rades in etwas beschwerlich ist, kan nicht eher los gehen, bis der Stein aufgesetzet worden, und wenn zwischen dem Stein und der Pfanne ein Tuch-Lappe geleget wird, bleibet Pulver, Rad und Stein trocken, und kan man nach abgezogenem Lappen gleich losdrü- cken. So kan auch ein Schütz in freyer Faust, so meistens vor- fället, nach einem Wild unange- leget bürschen; weil an dem deut- schen Schlosse das Rad mit Schär- fung des Steins unverrücket des Ziels weit leichter und unvermer- cket los gehet. Bürsch-Wagen, Pürsch- Wagen, Jst bey der Jägerey ein beson- vier
[Spaltenumbruch] Buͤr lich vor Hunde auf denen Muͤh-len, Schaͤfereyen, Vorwergen und Meiſtereyen liegen haben, wie ſie mit Nahmen heiſſen, was ab- gegangen und was jung worden, ſolches alles ſich auch ſpecificiren laſſen; uͤber die im Jaͤger-Hofe vorhandene Hunde, und was taͤg- lich bey der Fuͤtterung an Brot, Haber-Schrot, Stroh und der- gleichen aufgehet, muß er richtige Rechnung fuͤhren, alles benoͤthig- te darzu bey Zeiten anordnen, und ſolches anſchaffen laſſen, damit nirgend kein Mangel erfunden werde. Daferne zur Tafel oder Hof-Stat, ingleichen zum Depu- tat-Wildpret fuͤr die vornehmen Miniſters etwas ſoll geſchoſſen und geliefert werden, muß er ſeine Burſche zu buͤrſchen beordern und ausſchicken, auch oͤffters wohl be- duͤrffenden Falls ſie auf etliche Meilen durchs gantze Land, in alle Wildmeiſtereyen vertheilen. An theils Hoͤfen pfleget der Buͤrſch- Meiſter auch zugleich des Ober- Jaͤgers Function und Dienſt mit zu verrichten. Buͤrſch-Rohr, Buͤrſch- Buͤchſe, Jſt ein gezogenes Rohr oder Buͤr Roͤhre mit deutſchen Schloͤſſernbrauchen unſere deutſchen Jaͤger noch bis itzo aus folgenden Urſa- chen: Ein deutſcher Anſchlag, weil er kurtz und nach dem Backen ge- ſchnitten iſt, wird ſich geſchwinder und beſſer anſchlieſſen, auch feſter im Lager liegen als ein anderer, ſo nicht von dergleichen Art iſt. Ein deutſches Feuer-Schloß, obwol das Spannen und Losſpannen des Rades in etwas beſchwerlich iſt, kan nicht eher los gehen, bis der Stein aufgeſetzet worden, und wenn zwiſchen dem Stein und der Pfanne ein Tuch-Lappe geleget wird, bleibet Pulver, Rad und Stein trocken, und kan man nach abgezogenem Lappen gleich losdruͤ- cken. So kan auch ein Schuͤtz in freyer Fauſt, ſo meiſtens vor- faͤllet, nach einem Wild unange- leget buͤrſchen; weil an dem deut- ſchen Schloſſe das Rad mit Schaͤr- fung des Steins unverruͤcket des Ziels weit leichter und unvermer- cket los gehet. Buͤrſch-Wagen, Puͤrſch- Wagen, Jſt bey der Jaͤgerey ein beſon- vier
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Buͤr
Buͤr
lich vor Hunde auf denen Muͤh-
len, Schaͤfereyen, Vorwergen
und Meiſtereyen liegen haben, wie
ſie mit Nahmen heiſſen, was ab-
gegangen und was jung worden,
ſolches alles ſich auch ſpecificiren
laſſen; uͤber die im Jaͤger-Hofe
vorhandene Hunde, und was taͤg-
lich bey der Fuͤtterung an Brot,
Haber-Schrot, Stroh und der-
gleichen aufgehet, muß er richtige
Rechnung fuͤhren, alles benoͤthig-
te darzu bey Zeiten anordnen, und
ſolches anſchaffen laſſen, damit
nirgend kein Mangel erfunden
werde. Daferne zur Tafel oder
Hof-Stat, ingleichen zum Depu-
tat-Wildpret fuͤr die vornehmen
Miniſters etwas ſoll geſchoſſen
und geliefert werden, muß er ſeine
Burſche zu buͤrſchen beordern und
ausſchicken, auch oͤffters wohl be-
duͤrffenden Falls ſie auf etliche
Meilen durchs gantze Land, in alle
Wildmeiſtereyen vertheilen. An
theils Hoͤfen pfleget der Buͤrſch-
Meiſter auch zugleich des Ober-
Jaͤgers Function und Dienſt mit
zu verrichten.
Buͤrſch-Rohr, Buͤrſch-
Buͤchſe,
Jſt ein gezogenes Rohr oder
Kugel-Buͤchſe mit einem deutſchen
Schloſſe, und tuͤchtigen gemeinig-
lich mit Elfenbein oder Perlen-
Mutter ausgelegten Schaffte,
welcher einen kurtzen und hohlen
nach dem Backen ausgeſchnitte-
nen Anſchlag, und darinnen ein
Beykaͤſtgen hat, worinnen Lad-
Maß, Kraͤtzer und etliche Kugeln
mit Pflaſter liegen koͤnnen. Alles
Eiſenwerck an ſelbigen muß nicht
blanck und glaͤntzend, ſondern blau-
licht oder matt im Feuer ange-
lauffen ſeyn. Dergleichen Buͤrſch-
Roͤhre mit deutſchen Schloͤſſern
brauchen unſere deutſchen Jaͤger
noch bis itzo aus folgenden Urſa-
chen: Ein deutſcher Anſchlag, weil
er kurtz und nach dem Backen ge-
ſchnitten iſt, wird ſich geſchwinder
und beſſer anſchlieſſen, auch feſter
im Lager liegen als ein anderer, ſo
nicht von dergleichen Art iſt. Ein
deutſches Feuer-Schloß, obwol
das Spannen und Losſpannen des
Rades in etwas beſchwerlich iſt,
kan nicht eher los gehen, bis der
Stein aufgeſetzet worden, und
wenn zwiſchen dem Stein und der
Pfanne ein Tuch-Lappe geleget
wird, bleibet Pulver, Rad und
Stein trocken, und kan man nach
abgezogenem Lappen gleich losdruͤ-
cken. So kan auch ein Schuͤtz
in freyer Fauſt, ſo meiſtens vor-
faͤllet, nach einem Wild unange-
leget buͤrſchen; weil an dem deut-
ſchen Schloſſe das Rad mit Schaͤr-
fung des Steins unverruͤcket des
Ziels weit leichter und unvermer-
cket los gehet.
Buͤrſch-Wagen, Puͤrſch-
Wagen,
Jſt bey der Jaͤgerey ein beſon-
derer Wagen, darauf das bey ei-
nem ordentlichen Jagen gefaͤllte
oder auch auſſer dem von der Herr-
ſchafft, oder, auf anderen Befehl,
von dem Buͤrſch-Meiſter gebuͤrſch-
te Wild gelegt, und nach Hofe
gefuͤhret wird. Bey groſſen Jaͤ-
gereyen hat man deren mehr als ei-
nen. Jhre Kaſten ſind von Bre-
tern gemacht, hinten und vorne
mit Aufzuͤgen, um das Wildpret
auf- und abzuladen, und mit Oel-
Farben gruͤn angeſtrichen, auch
einige Baͤren, Hirſche, hauende
Schweine, und dergleichen an die-
ſelben abgeſchildert. Vornen ſind
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