Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Wol gefangen, die Wölffinnen trabenund wolffen, wenn sie Junge ha- ben; würgen, sagt man, wenn sie sich mit einander beissen. Wolf, Jst auch eine giftige Pestilen- Wolfs-Garten, Jst ein verschlossener und starck Wol gen erst halb gewachsen, dahingewöhnen; denn also werden sie den Ort, dessen sie von Jugend auf kundig sind, und ihren Fraß daselbst gefunden haben, nicht leichtlich verlassen, auch sich um so weniger einiger Hinter-List be- sorgen, als sie den gantzen Som- mer über die Thore Tag und Nacht offen gefunden, niemals einigen Wind weder von Menschen noch Hunden gespüret, folglich ohne alle Gefahr und Argwohn aus und eingegangen. Wenn nun gegen und in dem Winter die Bälge gut worden, werden die vier Fall-Thüren behörig gestel- let, welche denn die in dem Gar- ten-Haus aufpassende Jäger, wenn sie einen oder etliche Wölffe in der Stallung haben, zugleich fallen lassen, und hierauf die Wölffe nach Belieben schiessen oder lebendig einfangen können: Denn die Wölffe in diesem Gar- ten mit den Hunden zu hetzen, ist darum nicht rathsam, weil die ausserhalb des Gartens befindliche Wölffe durch das Anschlagen und starck erschallenden Laut der Hun- de dergestalt erschrecket, daß sie nicht leicht in den Garten kom- men, sondern sich gar in andere Gehöltze verschlagen; so werden auch die Hunde lange Zeit von den Wölffen gespüret, daß diese, ob sie gleich verbleiben, sich den- noch nicht in den Garn zu kom- men getrauen. Am besten ist, man stelle Netze auf, jage sie mit genugsamer Mannschafft darein, und schlage sie mit wichtigen Prü- geln zu tode. Dieses ist dabey iederzeit fleißig zu beobachten, wenn man das Aas um und in den Garten schleppet, daß solches nicht mit hänffenen Stricken, sondern
[Spaltenumbruch] Wol gefangen, die Woͤlffinnen trabenund wolffen, wenn ſie Junge ha- ben; wuͤrgen, ſagt man, wenn ſie ſich mit einander beiſſen. Wolf, Jſt auch eine giftige Peſtilen- Wolfs-Garten, Jſt ein verſchloſſener und ſtarck Wol gen erſt halb gewachſen, dahingewoͤhnen; denn alſo werden ſie den Ort, deſſen ſie von Jugend auf kundig ſind, und ihren Fraß daſelbſt gefunden haben, nicht leichtlich verlaſſen, auch ſich um ſo weniger einiger Hinter-Liſt be- ſorgen, als ſie den gantzen Som- mer uͤber die Thore Tag und Nacht offen gefunden, niemals einigen Wind weder von Menſchen noch Hunden geſpuͤret, folglich ohne alle Gefahr und Argwohn aus und eingegangen. Wenn nun gegen und in dem Winter die Baͤlge gut worden, werden die vier Fall-Thuͤren behoͤrig geſtel- let, welche denn die in dem Gar- ten-Haus aufpaſſende Jaͤger, wenn ſie einen oder etliche Woͤlffe in der Stallung haben, zugleich fallen laſſen, und hierauf die Woͤlffe nach Belieben ſchieſſen oder lebendig einfangen koͤnnen: Denn die Woͤlffe in dieſem Gar- ten mit den Hunden zu hetzen, iſt darum nicht rathſam, weil die auſſerhalb des Gartens befindliche Woͤlffe durch das Anſchlagen und ſtarck erſchallenden Laut der Hun- de dergeſtalt erſchrecket, daß ſie nicht leicht in den Garten kom- men, ſondern ſich gar in andere Gehoͤltze verſchlagen; ſo werden auch die Hunde lange Zeit von den Woͤlffen geſpuͤret, daß dieſe, ob ſie gleich verbleiben, ſich den- noch nicht in den Garn zu kom- men getrauen. Am beſten iſt, man ſtelle Netze auf, jage ſie mit genugſamer Mannſchafft darein, und ſchlage ſie mit wichtigen Pruͤ- geln zu tode. Dieſes iſt dabey iederzeit fleißig zu beobachten, wenn man das Aas um und in den Garten ſchleppet, daß ſolches nicht mit haͤnffenen Stricken, ſondern
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Wol
Wol
gefangen, die Woͤlffinnen traben
und wolffen, wenn ſie Junge ha-
ben; wuͤrgen, ſagt man, wenn ſie
ſich mit einander beiſſen.
Wolf,
Jſt auch eine giftige Peſtilen-
tialiliſche Feuchtigkeit an einem
Pferde, davor haͤnget man ihm
in einem Saͤcklein eine Kroͤte an
Hals, ſo wirds davon geheilet,
weil die Kroͤte den Gift vom Pfer-
de an ſich ziehet.
Wolfs-Garten,
Jſt ein verſchloſſener und ſtarck
verzaunter Platz, dergleichen man
in groſſen Waͤldern, wo es viel
Woͤlffe giebt, anzulegen pfleget,
ſolche Raub-Thiere darinnen zu
fangen. Er wird mit hohen
Plancken, Stacketen oder Palli-
ſaden rings herum eingefangen,
und auf allen vier Seiten eine
Oeffnung gelaſſen, in welchen ei-
ne Fall-Pforte gebauet wird, da-
von ein Strick in das mitten in
dem Wolfs-Garten gebaute Jaͤ-
ger-Haus gehet, aus welchen
man die vier Stricke oder Leinen
gar leichtlich los- und die Fall-
Pforten niederlaſſen, mithin alſo
den Garten auf einmal beſchlieſ-
ſen kan. Wenn nun im Herbſte
oder Winter die Zeit zu den
Wolfs-Jagden vorhanden, laͤſ-
ſet man erſtlich auſſerhalb des
Gartens in dem Walde hin und
wieder, hernach um den Garten
rings herum, ferner zu den vier
Oeffnungen hinein und wieder her-
aus, auch im Garten Creutz-
weiſe hirum ein Stuͤcke umgefal-
lenes Vieh ſchleppen, und end-
lich ſolches im Garten liegen.
Man muß aber vorhero im Som-
mer die Woͤlffe, wenn die Jun-
gen erſt halb gewachſen, dahin
gewoͤhnen; denn alſo werden ſie
den Ort, deſſen ſie von Jugend
auf kundig ſind, und ihren Fraß
daſelbſt gefunden haben, nicht
leichtlich verlaſſen, auch ſich um
ſo weniger einiger Hinter-Liſt be-
ſorgen, als ſie den gantzen Som-
mer uͤber die Thore Tag und Nacht
offen gefunden, niemals einigen
Wind weder von Menſchen noch
Hunden geſpuͤret, folglich ohne
alle Gefahr und Argwohn aus
und eingegangen. Wenn nun
gegen und in dem Winter die
Baͤlge gut worden, werden die
vier Fall-Thuͤren behoͤrig geſtel-
let, welche denn die in dem Gar-
ten-Haus aufpaſſende Jaͤger,
wenn ſie einen oder etliche Woͤlffe
in der Stallung haben, zugleich
fallen laſſen, und hierauf die
Woͤlffe nach Belieben ſchieſſen
oder lebendig einfangen koͤnnen:
Denn die Woͤlffe in dieſem Gar-
ten mit den Hunden zu hetzen, iſt
darum nicht rathſam, weil die
auſſerhalb des Gartens befindliche
Woͤlffe durch das Anſchlagen und
ſtarck erſchallenden Laut der Hun-
de dergeſtalt erſchrecket, daß ſie
nicht leicht in den Garten kom-
men, ſondern ſich gar in andere
Gehoͤltze verſchlagen; ſo werden
auch die Hunde lange Zeit von
den Woͤlffen geſpuͤret, daß dieſe,
ob ſie gleich verbleiben, ſich den-
noch nicht in den Garn zu kom-
men getrauen. Am beſten iſt,
man ſtelle Netze auf, jage ſie mit
genugſamer Mannſchafft darein,
und ſchlage ſie mit wichtigen Pruͤ-
geln zu tode. Dieſes iſt dabey
iederzeit fleißig zu beobachten,
wenn man das Aas um und in
den Garten ſchleppet, daß ſolches
nicht mit haͤnffenen Stricken,
ſondern
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