Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Wol dünstungen der wilden Thiere,welche von den Spür-Hunden wahrgenommen werden. Wolckenstein, Von dem Ursprunge dieser Wolf, Lupus, Loup, Jst ein arglistiges, reissendes, Wol und fressen ihren Raub mit Hautund Haar, hernach können sie wol etliche Tage fasten. Jm December gehen sie auf die Bruust oder rantzen, welches etwan 12 Tage währet: Sie tragen 2 Mo- nat lang und haben so viel Junge als die Hunde; wenn sie ihren Jungen Speise zutragen wollen, fressen sie sich dicke voll, und ko- tzen oder speyen es in ihren Höh- len wieder heraus. So die Jun- gen aber ein wenig stärcker sind, bringen sie ihnen wol lebendige Gänse, Ferckel, Lämmer und der- gleichen, damit sie solche erwür- gen lernen. Wenn sie in einen Schafstall einbrechen, erwürgen sie zuvor die gantze Heerde, her- nach fressen sie erst davon. An den vördern Füssen haben sie 5 Ze- hen, an den hintern aber nur 4, und im Winter pflegen sie grau- sam zu heulen. Jhr Alter erstre- cket sich auf 12 bis 14 Jahr. Wenn ihn die Jäger schiessen wollen, lu- dern sie ihn zuerst, legen Aas vom Pferde oder Rinde hin, halten dabey des Nachts auf einem Bau- me oder in einer Hütte Wache; wenn er nun kömmt und davon frißt, geben sie ihm den Rest. Sie werden auch in den Wolfs-Gru- ben und Wolfs-Gärten gefangen, mit Hunden gehetzt, und im Win- ter mit Netzen gejagt. Weid- männische Redens-Arten von dem Wolffe sind, der Wolf heu- let, frißt, zerreißt, hetzt, oder läuft, trabet, wird geludert, gehetzt, ge- jagt, gefangen, von Hunden er- bissen, todt geschlagen, hat einen Balg, wird gestreifft. Sein Maul heist ein Gebiß, die Zähne werden Wolffs-Fänge genannt. Seine Füsse heissen Klauen, er wird in Garn oder in der Grube gefan-
[Spaltenumbruch] Wol duͤnſtungen der wilden Thiere,welche von den Spuͤr-Hunden wahrgenommen werden. Wolckenſtein, Von dem Urſprunge dieſer Wolf, Lupus, Loup, Jſt ein argliſtiges, reiſſendes, Wol und freſſen ihren Raub mit Hautund Haar, hernach koͤnnen ſie wol etliche Tage faſten. Jm December gehen ſie auf die Bruuſt oder rantzen, welches etwan 12 Tage waͤhret: Sie tragen 2 Mo- nat lang und haben ſo viel Junge als die Hunde; wenn ſie ihren Jungen Speiſe zutragen wollen, freſſen ſie ſich dicke voll, und ko- tzen oder ſpeyen es in ihren Hoͤh- len wieder heraus. So die Jun- gen aber ein wenig ſtaͤrcker ſind, bringen ſie ihnen wol lebendige Gaͤnſe, Ferckel, Laͤmmer und der- gleichen, damit ſie ſolche erwuͤr- gen lernen. Wenn ſie in einen Schafſtall einbrechen, erwuͤrgen ſie zuvor die gantze Heerde, her- nach freſſen ſie erſt davon. An den voͤrdern Fuͤſſen haben ſie 5 Ze- hen, an den hintern aber nur 4, und im Winter pflegen ſie grau- ſam zu heulen. Jhr Alter erſtre- cket ſich auf 12 bis 14 Jahr. Wenn ihn die Jaͤger ſchieſſen wollen, lu- dern ſie ihn zuerſt, legen Aas vom Pferde oder Rinde hin, halten dabey des Nachts auf einem Bau- me oder in einer Huͤtte Wache; wenn er nun koͤmmt und davon frißt, geben ſie ihm den Reſt. Sie werden auch in den Wolfs-Gru- ben und Wolfs-Gaͤrten gefangen, mit Hunden gehetzt, und im Win- ter mit Netzen gejagt. Weid- maͤnniſche Redens-Arten von dem Wolffe ſind, der Wolf heu- let, frißt, zerreißt, hetzt, oder laͤuft, trabet, wird geludert, gehetzt, ge- jagt, gefangen, von Hunden er- biſſen, todt geſchlagen, hat einen Balg, wird geſtreifft. Sein Maul heiſt ein Gebiß, die Zaͤhne werden Wolffs-Faͤnge genannt. Seine Fuͤſſe heiſſen Klauen, er wird in Garn oder in der Grube gefan-
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Wol
Wol
duͤnſtungen der wilden Thiere,
welche von den Spuͤr-Hunden
wahrgenommen werden.
Wolckenſtein,
Von dem Urſprunge dieſer
Reichs-Grafen kan das Adels-
Lexicon nachgeſehen werden. Jhr
Wappen iſt aus dem obern rech-
ten Winckel wolcken-weiſe durch-
ſchnitten, oben roth, unten Sil-
ber, als das Wolckenſteiniſche
Stamm-Wappen; ein blaues
Feld mit einem rothen Schildes-
Fuß, daraus 3 ſilberne Pfaͤhle
hervorkommen; auf dem Mittel-
Schilde praͤſentiret ſich oben eine
rothe Roſe im ſilbernen, und un-
ten ein ſchwartzer Eber im guͤlde-
nen Felde, wegen der Grafſchafft
Eberſtein. Dieſes Wappen be-
deckt eine Grafen-Krone.
Wolf, Lupus, Loup,
Jſt ein argliſtiges, reiſſendes,
ſchaͤdliches Thier, ſonderlich den
Schafen aufſaͤtzig, in der Groͤſſe
eines ſtarcken Hundes. Jm Win-
ter, wenn er ſehr hungerig, greif-
fet er auch Menſchen an; die
Woͤlffe thun auch ſonſten dem
Wildpret groſſen Schaden. Sei-
ne Staͤrcke beſtehet meiſtentheils
in dem Vordertheile des Leibes,
der Bruſt, Schultern, Halſe und
Kopf, hinten aber iſt er ſchwach,
daß er daſelbſt leicht kan erſchla-
gen werden. Jhren Gang nen-
nen die Jaͤger Traben, und die
Spur das Schnuren. Jhre Jun-
gen bleiben 9 Tage blind, und
verlaſſen die Mutter nicht eher,
als bis ſie jaͤhrig ſind. Jhre Biſſe
haben etwas gifftiges an ſich, und
heilen ungerne. Die Augen glaͤn-
tzen ihnen des Nachts wie ein
Licht. Sie ſind heiß-hungerig,
und freſſen ihren Raub mit Haut
und Haar, hernach koͤnnen ſie
wol etliche Tage faſten. Jm
December gehen ſie auf die Bruuſt
oder rantzen, welches etwan 12
Tage waͤhret: Sie tragen 2 Mo-
nat lang und haben ſo viel Junge
als die Hunde; wenn ſie ihren
Jungen Speiſe zutragen wollen,
freſſen ſie ſich dicke voll, und ko-
tzen oder ſpeyen es in ihren Hoͤh-
len wieder heraus. So die Jun-
gen aber ein wenig ſtaͤrcker ſind,
bringen ſie ihnen wol lebendige
Gaͤnſe, Ferckel, Laͤmmer und der-
gleichen, damit ſie ſolche erwuͤr-
gen lernen. Wenn ſie in einen
Schafſtall einbrechen, erwuͤrgen
ſie zuvor die gantze Heerde, her-
nach freſſen ſie erſt davon. An
den voͤrdern Fuͤſſen haben ſie 5 Ze-
hen, an den hintern aber nur 4,
und im Winter pflegen ſie grau-
ſam zu heulen. Jhr Alter erſtre-
cket ſich auf 12 bis 14 Jahr. Wenn
ihn die Jaͤger ſchieſſen wollen, lu-
dern ſie ihn zuerſt, legen Aas vom
Pferde oder Rinde hin, halten
dabey des Nachts auf einem Bau-
me oder in einer Huͤtte Wache;
wenn er nun koͤmmt und davon
frißt, geben ſie ihm den Reſt. Sie
werden auch in den Wolfs-Gru-
ben und Wolfs-Gaͤrten gefangen,
mit Hunden gehetzt, und im Win-
ter mit Netzen gejagt. Weid-
maͤnniſche Redens-Arten von
dem Wolffe ſind, der Wolf heu-
let, frißt, zerreißt, hetzt, oder laͤuft,
trabet, wird geludert, gehetzt, ge-
jagt, gefangen, von Hunden er-
biſſen, todt geſchlagen, hat einen
Balg, wird geſtreifft. Sein
Maul heiſt ein Gebiß, die Zaͤhne
werden Wolffs-Faͤnge genannt.
Seine Fuͤſſe heiſſen Klauen, er
wird in Garn oder in der Grube
gefan-
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