Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Vor Abtreibung des Schlag-Holtzesvon zweyen Jahren gelassen wer- den, damit sie zu angehenden und Haupt-Bäumen erwachsen. Vorstehender Hund, Chien Couchant, ein Hund, Vor dieselbe soll aber nicht mit einemStock, sondern mit einem Rüt- lein oder Peitsche geschehen, und nicht auf dem Kopf, weniger auf die Nase treffen; doch mag man sie wohl bey den Ohren ziehen. Und weil sie mehr aus Freudig- keit als aus Bosheit fehlen, soll die Bestraffung ihre bescheidene Masse haben, damit sie nicht faul und verdrossen werden. Hinge- gen, wenn sie wohl gethan, soll man nicht vergessen, ihnen schön zu thun. Wenn er also abgerich- tet, daß er den Vogel kennet, und den Tiraß leidet, mag er ins Feld geführet, und wo er gar zu weit ausschweiffen wolte, im Anfang an einem langen Seil gehalten werden. Wenn also ein Hund wohl abgerichtet, ist am besten, daß nur einer, oder aufs höchste zwey mit ihm umgehen, dieweil, wenn er von Leuten, die es nicht recht verstehen, oder seine Weise nicht wissen, ins Feld geführet wird, er irre gemacht und leicht verderbet wird, daß man Mühe hat ihn wieder zurechte zu brin- gen. Daher auch, wer einen ab- gerichteten Hund von einem Fremden kauffet, wohl thut, wenn er mit seinem Meister zwey oder dreymal ins Feld gehet, und wohl in acht nimmt, wie derselbe mit ihm umgehet, damit er bey dersel- ben Weise bleibe. Sie sind von Na- tur treu, und bey einem bekannten williger, als bey einem fremden. Wenn man sie gut erhalten will, soll man ihnen frischen Rebhüner- Koth oft in die Nase reiben, und allezeit das Eingeweide von den Rebhünern und Wachteln zu fres- sen geben. Vorsuchen, Nennet man, wenn man mit einem
[Spaltenumbruch] Vor Abtreibung des Schlag-Holtzesvon zweyen Jahren gelaſſen wer- den, damit ſie zu angehenden und Haupt-Baͤumen erwachſen. Vorſtehender Hund, Chien Couchant, ein Hund, Vor dieſelbe ſoll aber nicht mit einemStock, ſondern mit einem Ruͤt- lein oder Peitſche geſchehen, und nicht auf dem Kopf, weniger auf die Naſe treffen; doch mag man ſie wohl bey den Ohren ziehen. Und weil ſie mehr aus Freudig- keit als aus Bosheit fehlen, ſoll die Beſtraffung ihre beſcheidene Maſſe haben, damit ſie nicht faul und verdroſſen werden. Hinge- gen, wenn ſie wohl gethan, ſoll man nicht vergeſſen, ihnen ſchoͤn zu thun. Wenn er alſo abgerich- tet, daß er den Vogel kennet, und den Tiraß leidet, mag er ins Feld gefuͤhret, und wo er gar zu weit ausſchweiffen wolte, im Anfang an einem langen Seil gehalten werden. Wenn alſo ein Hund wohl abgerichtet, iſt am beſten, daß nur einer, oder aufs hoͤchſte zwey mit ihm umgehen, dieweil, wenn er von Leuten, die es nicht recht verſtehen, oder ſeine Weiſe nicht wiſſen, ins Feld gefuͤhret wird, er irre gemacht und leicht verderbet wird, daß man Muͤhe hat ihn wieder zurechte zu brin- gen. Daher auch, wer einen ab- gerichteten Hund von einem Fremden kauffet, wohl thut, wenn er mit ſeinem Meiſter zwey oder dreymal ins Feld gehet, und wohl in acht nimmt, wie derſelbe mit ihm umgehet, damit er bey derſel- ben Weiſe bleibe. Sie ſind von Na- tur treu, und bey einem bekannten williger, als bey einem fremden. Wenn man ſie gut erhalten will, ſoll man ihnen friſchen Rebhuͤner- Koth oft in die Naſe reiben, und allezeit das Eingeweide von den Rebhuͤnern und Wachteln zu freſ- ſen geben. Vorſuchen, Nennet man, wenn man mit einem
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Vor
Vor
Abtreibung des Schlag-Holtzes
von zweyen Jahren gelaſſen wer-
den, damit ſie zu angehenden und
Haupt-Baͤumen erwachſen.
Vorſtehender Hund,
Chien Couchant, ein Hund,
welcher zum Feldhuͤner- und Wach-
tel-Fang abgerichtet iſt. Es giebt
derſelben unterſchiedliche Arten,
davon eine grau und braun ge-
ſprengt mit etlichen braunen Fle-
cken, fuͤr die beſte geachtet wird.
Eine andere Art, die weiß oder
Aſchen-farb, braun oder Semmel-
farb gefleckt, ſuchet auch gut, iſt aber
beſſer zum Beiſſen als zum He-
tzen, weil ſie kurtz vor dem Mann
ſuchen, welches zum Beiſſen noͤ-
thig iſt, damit, wenn der Hund
etwas ausgeſtoͤbert, der Vogel in
gehoͤriger Weite ausgelaſſen wer-
de. Die andern, ſo zum Tiraßi-
ren abgerichtet, nehmen ein groſſes
Feld ein, und refieren ſchnell hin
und wieder, bis ſie einen Geruch
von Huͤnern bekommen, welches
der Weidmann alſobald vermer-
cket. Wenn man einen vorſte-
henden Hund abrichten will, muß
er von Jugend auf zum Gehor-
ſam gewoͤhnet werden. So oft
man ihm ſein Freſſen giebt, laͤſt
man ihn eine halbe oder gantze
Viertel-Stunde davor liegen und
couche machen, oder allein ſtehen,
welches letztere einigen Jaͤgern
beſſer gefaͤllt, ehe man es ihn an-
greiffen laͤſt. Zuletzt werden ihm
zahme Wachteln und Rebhuͤner
vorgeleget, davor er gleichfalls
ſtehen muß, bis er tiraßiret wird.
Und damit er ihnen keinen Scha-
den thun koͤnne, wird ihm anfaͤng-
lich das Maul verbunden. Weil
ſie von Natur begierig ſind, be-
doͤrffen ſie einer ſcharffen Zucht,
dieſelbe ſoll aber nicht mit einem
Stock, ſondern mit einem Ruͤt-
lein oder Peitſche geſchehen, und
nicht auf dem Kopf, weniger auf
die Naſe treffen; doch mag man
ſie wohl bey den Ohren ziehen.
Und weil ſie mehr aus Freudig-
keit als aus Bosheit fehlen, ſoll
die Beſtraffung ihre beſcheidene
Maſſe haben, damit ſie nicht faul
und verdroſſen werden. Hinge-
gen, wenn ſie wohl gethan, ſoll
man nicht vergeſſen, ihnen ſchoͤn
zu thun. Wenn er alſo abgerich-
tet, daß er den Vogel kennet, und
den Tiraß leidet, mag er ins Feld
gefuͤhret, und wo er gar zu weit
ausſchweiffen wolte, im Anfang
an einem langen Seil gehalten
werden. Wenn alſo ein Hund
wohl abgerichtet, iſt am beſten,
daß nur einer, oder aufs hoͤchſte
zwey mit ihm umgehen, dieweil,
wenn er von Leuten, die es nicht
recht verſtehen, oder ſeine Weiſe
nicht wiſſen, ins Feld gefuͤhret
wird, er irre gemacht und leicht
verderbet wird, daß man Muͤhe
hat ihn wieder zurechte zu brin-
gen. Daher auch, wer einen ab-
gerichteten Hund von einem
Fremden kauffet, wohl thut, wenn
er mit ſeinem Meiſter zwey oder
dreymal ins Feld gehet, und wohl
in acht nimmt, wie derſelbe mit
ihm umgehet, damit er bey derſel-
ben Weiſe bleibe. Sie ſind von Na-
tur treu, und bey einem bekannten
williger, als bey einem fremden.
Wenn man ſie gut erhalten will,
ſoll man ihnen friſchen Rebhuͤner-
Koth oft in die Naſe reiben, und
allezeit das Eingeweide von den
Rebhuͤnern und Wachteln zu freſ-
ſen geben.
Vorſuchen,
Nennet man, wenn man mit
einem
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