Lob und Tugend der Pferde. Das Pferd ist ein mächtig, schön, stoltz, ernstlich und tapfferes Thier, geschwinder und schneller Art, auch trefflicher Stärcke, darzu es von Natur einen wohl erschaffenen schlancken Leib hat, und unter allen vierfüßigen Thieren ist es das alleredelste und allernützlichste. Denn was findet man für ein Thier, das der Mensch zu seiner Nothdurft mehr gebrauchen kan, als die Pferde? Man kan nicht sagen von grossen Kriegen, Schlachten, Pracht, Kurtzweil, Freuden oder dergleichen voll- bringen, wo die Pferde nicht seyn: und was für ein Stand oder Thun findet sich, da man sie nicht noth- wendig bedarf?
Vertueux, un cheval Ver- tueux,
Ein tugendhaftes Pferd soll haben sechzehen entlehnte Tugen- den: 1) drey von einem Haasen, der laufft schnell, springt leicht, und wirfft sich kurtz herum; 2) drey von einem Fuchs, derselbe hat einen kleinen Kopf, kurtze spi- tzige Ohren und einen starcken langen Schweiff; 3) drey von ei- nem Wolff, der hat ein scharff Gesicht, gut Gesräß, und harte dauerhafte Haar; 4) drey von einem Maul-Thier, dasselbe hat einen starcken Rücken, gesunde Beine, und harte dauerhaffte Hüfe; 5) Vier von einer fille de joie, daß es einen stoltzen, freyen Gang habe, breit von Brust und Creutz sey, gerne stille stehe, und gerne aufsitzen läst.
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Via
Vessie,
Harnblase, diese hat in den Pferden ihre Stelle und Lager zwischen dem Bein, welches die Hinterbacken formiret, und in dem Mast-Darm, wie gleichfalls auch in dem Menschen, in den Stuten aber liegt sie zwischen der Gebähr-Mutter und dem Schloß- beine, so auch ein Theil des ge- meldten Beins des Hintern ist; ist einer runden Figur, und fast gleich und eben, unten auf dem Boden fast einem Menschen-Kopf gleich, und sonsten aus zwey Häutlein gemacht und zusammen gesetzt, deren das erste hart, glatt, starck, spannäderig und inwendig mit dreyerley Zäserlein, (den Harn an sich zu ziehen, eine Zeitlang zu behalten, und endlich wiederum von sich zu lassen) begabet.
Vessigon,
Jst eine weiche Geschwulst, so an den Knien der Pferde inwen- dig und auswendig sich ereignet, und Schmertzen verursachet, hat seinen Ursprung von der Feuch- tigkeit, so am Knie zusammen fliessen, und desselben Glieds Ge- schäffte entweder gantz und gar aufheben, oder zum Theil verhin- dern.
Via, via,
Jst eine Ermahnungs-Stimme, ein Pferd in Manieren und Tum- meln zu encouragiren, und durch den Gebrauch der Zunge aufzu- muntern. Uiberhaupt aber wird die Zunge auf dreyerley Arten ge- brauchet, im Schmatzen oder Schnal- tzen, im Wispeln und Pfeiffen, und im Anreden und Zuruffen.
Vices,
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Ver
la Vertu des chevaux,
Lob und Tugend der Pferde. Das Pferd iſt ein maͤchtig, ſchoͤn, ſtoltz, ernſtlich und tapfferes Thier, geſchwinder und ſchneller Art, auch trefflicher Staͤrcke, darzu es von Natur einen wohl erſchaffenen ſchlancken Leib hat, und unter allen vierfuͤßigen Thieren iſt es das alleredelſte und allernuͤtzlichſte. Denn was findet man fuͤr ein Thier, das der Menſch zu ſeiner Nothdurft mehr gebrauchen kan, als die Pferde? Man kan nicht ſagen von groſſen Kriegen, Schlachten, Pracht, Kurtzweil, Freuden oder dergleichen voll- bringen, wo die Pferde nicht ſeyn: und was fuͤr ein Stand oder Thun findet ſich, da man ſie nicht noth- wendig bedarf?
Vertueux, un cheval Ver- tueux,
Ein tugendhaftes Pferd ſoll haben ſechzehen entlehnte Tugen- den: 1) drey von einem Haaſen, der laufft ſchnell, ſpringt leicht, und wirfft ſich kurtz herum; 2) drey von einem Fuchs, derſelbe hat einen kleinen Kopf, kurtze ſpi- tzige Ohren und einen ſtarcken langen Schweiff; 3) drey von ei- nem Wolff, der hat ein ſcharff Geſicht, gut Geſraͤß, und harte dauerhafte Haar; 4) drey von einem Maul-Thier, daſſelbe hat einen ſtarcken Ruͤcken, geſunde Beine, und harte dauerhaffte Huͤfe; 5) Vier von einer fille de joïe, daß es einen ſtoltzen, freyen Gang habe, breit von Bruſt und Creutz ſey, gerne ſtille ſtehe, und gerne aufſitzen laͤſt.
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Via
Veſſie,
Harnblaſe, dieſe hat in den Pferden ihre Stelle und Lager zwiſchen dem Bein, welches die Hinterbacken formiret, und in dem Maſt-Darm, wie gleichfalls auch in dem Menſchen, in den Stuten aber liegt ſie zwiſchen der Gebaͤhr-Mutter und dem Schloß- beine, ſo auch ein Theil des ge- meldten Beins des Hintern iſt; iſt einer runden Figur, und faſt gleich und eben, unten auf dem Boden faſt einem Menſchen-Kopf gleich, und ſonſten aus zwey Haͤutlein gemacht und zuſammen geſetzt, deren das erſte hart, glatt, ſtarck, ſpannaͤderig und inwendig mit dreyerley Zaͤſerlein, (den Harn an ſich zu ziehen, eine Zeitlang zu behalten, und endlich wiederum von ſich zu laſſen) begabet.
Veſſigon,
Jſt eine weiche Geſchwulſt, ſo an den Knien der Pferde inwen- dig und auswendig ſich ereignet, und Schmertzen verurſachet, hat ſeinen Urſprung von der Feuch- tigkeit, ſo am Knie zuſammen flieſſen, und deſſelben Glieds Ge- ſchaͤffte entweder gantz und gar aufheben, oder zum Theil verhin- dern.
Via, via,
Jſt eine Ermahnungs-Stimme, ein Pferd in Manieren und Tum- meln zu encouragiren, und durch den Gebrauch der Zunge aufzu- muntern. Uiberhaupt aber wird die Zunge auf dreyerley Arten ge- bꝛauchet, im Schmatzẽ oder Schnal- tzen, im Wiſpeln und Pfeiffen, und im Anreden und Zuruffen.
Vices,
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Ver
Via
la Vertu des chevaux,
Lob und Tugend der Pferde.
Das Pferd iſt ein maͤchtig, ſchoͤn,
ſtoltz, ernſtlich und tapfferes Thier,
geſchwinder und ſchneller Art, auch
trefflicher Staͤrcke, darzu es von
Natur einen wohl erſchaffenen
ſchlancken Leib hat, und unter
allen vierfuͤßigen Thieren iſt es
das alleredelſte und allernuͤtzlichſte.
Denn was findet man fuͤr ein
Thier, das der Menſch zu ſeiner
Nothdurft mehr gebrauchen kan,
als die Pferde? Man kan nicht
ſagen von groſſen Kriegen,
Schlachten, Pracht, Kurtzweil,
Freuden oder dergleichen voll-
bringen, wo die Pferde nicht ſeyn:
und was fuͤr ein Stand oder Thun
findet ſich, da man ſie nicht noth-
wendig bedarf?
Vertueux, un cheval Ver-
tueux,
Ein tugendhaftes Pferd ſoll
haben ſechzehen entlehnte Tugen-
den: 1) drey von einem Haaſen,
der laufft ſchnell, ſpringt leicht,
und wirfft ſich kurtz herum; 2)
drey von einem Fuchs, derſelbe
hat einen kleinen Kopf, kurtze ſpi-
tzige Ohren und einen ſtarcken
langen Schweiff; 3) drey von ei-
nem Wolff, der hat ein ſcharff
Geſicht, gut Geſraͤß, und harte
dauerhafte Haar; 4) drey von
einem Maul-Thier, daſſelbe hat
einen ſtarcken Ruͤcken, geſunde
Beine, und harte dauerhaffte
Huͤfe; 5) Vier von einer fille
de joïe, daß es einen ſtoltzen, freyen
Gang habe, breit von Bruſt
und Creutz ſey, gerne ſtille ſtehe,
und gerne aufſitzen laͤſt.
Veſſie,
Harnblaſe, dieſe hat in den
Pferden ihre Stelle und Lager
zwiſchen dem Bein, welches die
Hinterbacken formiret, und in
dem Maſt-Darm, wie gleichfalls
auch in dem Menſchen, in den
Stuten aber liegt ſie zwiſchen der
Gebaͤhr-Mutter und dem Schloß-
beine, ſo auch ein Theil des ge-
meldten Beins des Hintern iſt; iſt
einer runden Figur, und faſt gleich
und eben, unten auf dem Boden
faſt einem Menſchen-Kopf gleich,
und ſonſten aus zwey Haͤutlein
gemacht und zuſammen geſetzt,
deren das erſte hart, glatt, ſtarck,
ſpannaͤderig und inwendig mit
dreyerley Zaͤſerlein, (den Harn
an ſich zu ziehen, eine Zeitlang zu
behalten, und endlich wiederum
von ſich zu laſſen) begabet.
Veſſigon,
Jſt eine weiche Geſchwulſt, ſo
an den Knien der Pferde inwen-
dig und auswendig ſich ereignet,
und Schmertzen verurſachet, hat
ſeinen Urſprung von der Feuch-
tigkeit, ſo am Knie zuſammen
flieſſen, und deſſelben Glieds Ge-
ſchaͤffte entweder gantz und gar
aufheben, oder zum Theil verhin-
dern.
Via, via,
Jſt eine Ermahnungs-Stimme,
ein Pferd in Manieren und Tum-
meln zu encouragiren, und durch
den Gebrauch der Zunge aufzu-
muntern. Uiberhaupt aber wird
die Zunge auf dreyerley Arten ge-
bꝛauchet, im Schmatzẽ oder Schnal-
tzen, im Wiſpeln und Pfeiffen,
und im Anreden und Zuruffen.
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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/1158>, abgerufen am 21.12.2024.
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